

George (Gideon) Osterer
*1943
Prägte den Wiederanfang des jüdischen Sports in Köln
Als Kleinkind entkam George (Gideon) Osterer über Umwegen dem Holocaust. Nach dem Umzug der Familie nach Israel und ersten Kontakten mit dem Basketballsport lockte das Studium den jungen Mann nach Köln. Dort etablierte er sich anfangs als Jugendleiter der jüdischen Synagogensportgemeinschaft, ehe es 1966 zur Gründung von Makkabi Köln kam. Später reüssierte er als Präsident von Makkabi Deutschland.
Kurzbiografie
- Geboren 1943 in Bukarest
- 1950 Umzug nach Israel
- 1957-1960 Hapoel Dror Tel Aviv
- 1966-1970 Studium Uni Köln; Volkswirtschaft
- Seit 1967 Mitglied Makkabi Köln; Gründungsmitglied des Vereins
- 1971-1973 CC Computer College Köln/ Abschluss EDV Programmierer
- 1973-1986 Diverse Arbeitsstellen z. B.Philips Elektrologica als Systemberater mit interner Ausbildung in Programmanalyse und Organisation
- 1986-2016 Selbstständigkeit mit der Gründung der Fa. ADOR EDV- und Software GmbH bis zur Geschäftsaufgabe (Dez. 2016)
- 1991-1998 Vorsitzender Makkabi Köln
- 1992-2001 Präsidiumsmitglied Makkabi Deutschland
- 2001-2009 Präsident Makkabi Deutschland
- 2009 Leiter der deutschen Delegation während der 18. Makkabiade in Tel Aviv
- 2010 Osterer erhält das Bundesverdienstkreuz
George (Gideon) Osterer über …
„Wie ich nach Israel gekommen bin, das ist eine etwas längere Geschichte. Ich kam aus Rumänien, bin geboren 1943, also mitten im Krieg. Wir sind überhaupt gerettet worden damals, wenn ich mich erinnern kann, durch meinen Großvater. Er war Arzt, und die Legionäre, die sehr auf die Nazis eingestellt waren, haben aufgepasst, dass ihm nichts passiert und seiner Familie auch nicht. Er war der einzige Arzt in dieser ganzen Umgebung. Das hat uns damals geholfen, überhaupt zu überleben.
Wir sind von Bukarest nach Wien. Mein Vater war dann eingestellt in irgendeiner jüdischen Organisation, sofort nach dem Krieg. Und im Jahre 1950 sind wir nach Israel.
Wir sind in den Kibbuz damals gegangen. Das war aber kein richtiger Kibbuz gewesen, das war so ein Dorf. Das nannte sich damals Moshav. Das war ähnlich wie ein Kibbuz, aber es war kein Kibbuz. Und es dauerte so drei Monate, bis ich überhaupt die Sprache mit den Kindern sprechen konnte. Aber das kam relativ schnell. Die Sprache kam schnell und ich habe mich ganz gut integriert bis zum Ende des Jahres 1953. Dann sind wir nach Cholon umgezogen.
Ich habe in der Zeit, wie gesagt, sehr wenig mit Sport zu tun gehabt. Erst im 14. Lebensjahr, dann fing ich in Cholon mit Basketball an. Aber vorher? Da gab es so gut wie keinen richtigen Sport.
Mit 14 Jahren habe ich dann im Rahmen der Schule Basketball gespielt. Der Sportlehrer damals war ein begeisterter Basketballer. In Cholon war eine sehr gute Mannschaft, die in Israel damals in der obersten Liga gespielt hat und die auch mehrere Nationalspieler gestellt hat. Und ich war sehr begeistert von dieser Mannschaft. Dann sind wir nach Tel-Aviv umgezogen und dort bin ich richtig in einen Verein gegangen. Aber bis dahin war das alles mehr oder weniger Schulsport.
Später habe ich Meisterschaften und so mitgespielt. Hapoel Tel Aviv ist bekannt. Meine Mannschaft damals war ein Tochterverein von Hapoel Tel Aviv. Das nannte sich Hapoel Dror Tel Aviv. Da waren nur Jugendliche, eigentlich bis zum 18.-19. Lebensjahr.
Die waren auch relativ erfolgreich. Die waren auch mal Fünfter der Europameisterschaft und einmal Zweiter oder so. Die sind im Basketball bis heute erfolgreich. Eine Mannschaft spielt Europacup und eine Mannschaft Euroleague, natürlich Maccabi Tel Aviv. Und die waren auch schon öfter Europameister der Mannschaften, nicht der Nationalmannschaft.“
„Ein Jahr nachdem ich in Köln war, habe ich schon Kontakt zur jüdischen Gemeinde bekommen. Und ich war auch Jugendleiter in der Gemeinde, parallel zu meinem Studium. Ich war auch der – ich würde nicht sagen ‚nur‘ der Basketballtrainer. Ich habe auch mitgespielt. Ich war sozusagen Spielertrainer bei Makkabi damals.
In der jüdischen Gemeinde gab es damals die jüdische Synagogensportgruppe, also die Sportgruppe der Synagogengemeinde. Damals hieß es noch nicht Makkabi, denn der Verein war noch nicht gegründet. Das war erst im Jahre 1967. Und im Jahr 1966 gab es noch diese Sportgruppe. Da war ich Spieler und Trainer.
Das waren relativ wenige Sportler. Insgesamt waren es vielleicht, wenn es hochkommt, 25. Die haben alles mitgespielt. Die haben sowohl Basketball wie auch Fußball mitgespielt und was es sonst noch für Ballspiele damals gab. Das waren immer die gleichen Leute. Es war auch einfach, denn die Gemeinde war sehr klein. Ich glaube, die gesamte Gemeinde mit den Älteren, die damals aus den KZs gekommen sind – es waren vielleicht 1100-1200 Mitglieder. Mehr waren das nicht. Von den Kindern, die Sport getrieben haben, waren es vielleicht 25–30 im Höchstfall.
Wir haben damals eine Halle bekommen in der Genter-Schule. In dieser Halle hat man dann Basketball trainiert. Fußball hat man mal dort, mal da trainiert.
Damals gab es noch keinen Spielbetrieb. Wir haben, glaube ich, einmal in der Woche trainiert. Später kam noch eine Halle hinzu. Dann hatten wir also zweimal in der Woche Training. Aber im Spielbetrieb waren wir nicht. Wir haben öfter gegen Makkabi in Düsseldorf oder Makkabi in anderen Städten gespielt. Aber an einem richtigen Spielbetrieb haben wir damals nicht teilgenommen. Das waren mehr so Freundschaftsspiele, die man gegen Düsseldorf oder Frankfurt hatte. Die hatten schon etwas bessere Mannschaften gehabt. Die haben auch etwas mehr professionell trainiert. Wir waren eine reine Hobbygruppe.
Man hat damals keinen Beitrag bezahlt. Das hat die Gemeinde getragen. Das Einzige, was gekostet hat – war vielleicht ich, weil ich auch parallel Jugendleiter war und wurde auch für mein Studium ein bisschen mit unterstützt. Also das, was meine Eltern noch gegeben haben, das war’s.
Die Gemeinde und die Sportgruppe sind dann schon größer geworden. Dann ist man auch in den Spielbetrieb eingetreten, also vor allem im Basketball, aber auch im Fußball. Die haben dann mitgespielt, auch im Fußball, im Basketball. Deswegen auch dieses Bild hier. Das war vom Jahr 1979. Diese Basketballmannschaft von 1979: Die haben auch Fußball gespielt. Das waren also schon zwei, drei Abteilungen. Es gab auch eine Tischtennisabteilung, wo auch mein älterer Sohn dann mitgespielt hat.“
„Im Jahre 1992 wurde ich dann zum Vorsitzenden des Makkabi-Vereins hier in Köln. Wir haben uns ziemlich verbreitet, auch im Sport. Wir hatten verschiedene Sportarten dazu genommen. Das war dann Tennis, wobei es Tennis sogar ein bisschen vorher gab. Aber es gab verschiedene Sportarten. Also Judo, Karate und was weiß ich. Es gab noch andere Sportarten, die man dann noch dazu genommen hat. Dadurch ist auch der Verein relativ gut gewachsen. Wir waren plötzlich knapp 300 Mitglieder im Verein, und das war schon sehr viel für uns.
Wir haben unsere Trainingsplätze von der Stadt Köln bekommen. Später haben sich auch Volleyballmannschaften etabliert. Vor allem Anfang der 1990er-Jahre kamen sehr viele jüdische Emigranten aus Russland. Und die haben das auch erweitert mit verschiedenen Sportarten.
Wobei ich Folgendes sagen muss: Wir hatten in dem Verein nicht nur Sportarten als reine Sportarten. Wir hatten Sportarten wie zum Beispiel Schach oder Bridge. Das können Sie auch anders sehen. Aber nennen wir sie ‚geistliche Sportarten‘ und sagen wir mal so, die kamen auch dazu und die waren sehr stark. Die aus Russland damals kamen, die waren sehr stark und die haben auch hier Meisterschaften mitgespielt. Ich glaube sogar, dass die bis heute teilweise noch im Bridgebereich, aber auch im Schachbereich spielen. Das kommt noch hinzu zu den klassischen Sportarten wie Fußball, Basketball, Volleyball.
Heute, schätze ich mal, hat Makkabi Köln über 200 Mitglieder. So genau weiß ich es nicht. Ich bin nicht mehr aktiv. Ich bin zwar noch Mitglied, aber ich bin nicht mehr aktiv.
Ich war viele Jahre, was heute der Alon Meyer ist, Präsident von Makkabi Deutschland. Ich war acht Jahre lang Präsident. Am Anfang wurde ich Mitglied im Präsidium von Makkabi Deutschland und dann, im Jahr 2001, wurde ich zum Präsidenten gewählt. Das war ich bis 2009, bis ich ganz aufgehört habe. Ich bin jetzt raus aus dem Präsidium.
Es gibt immer eine Veränderung mit der Zeit. Und auch da gab es irgendwelche Veränderungen, aber nicht so gravierende. Die Quelle ist geblieben. Warum wir so einen Verband oder Verein brauchen? Diese Fragen sind alle noch geblieben. Es gab dann Änderungen. Vor allem, dass die Vereine sich sehr stark geöffnet haben. Es sind jetzt nicht nur jüdische Sportler. Das ist nicht mehr der Fall. Man hat sich wirklich geöffnet.“
„Nach dem Ende des Krieges war es natürlich, dass da etwas Neues kommt. Aber es war jetzt nicht mit Absicht: ‚Jetzt wollen wir was Neues und vergessen, was war!‘ Nein, ganz im Gegenteil. Also die Tradition des Jüdischen Sports in Köln, die sollten wir schon irgendwie im Hinterkopf haben – und die war reichlich. Das stimmt schon. Das war vor dem Krieg. Die waren – glaube ich – Boxmeister und noch in anderen Sportarten waren die sehr gut. Das hat sich so mit der Zeit dann entwickelt. Das war erst mal hier in Köln dieser Jüdische Turnverein. Der war am Anfang, dann kamen Bar Kochba und Hakoah hinzu, dann haben die sich zur Makkabi zusammengestellt. Das gab es alles schon. Und die waren wirklich sportlich sehr gut. Dann haben die sich mit allen jüdischen Sportvereinen von ganz Deutschland im Schild-Bund zusammengetan. Also, man hat die Tradition bestimmt nicht vergessen. Dass natürlich was Neues kommt, das war so, aber das war nicht jetzt mit einer gewissen Ideologie verbunden, sondern das kam natürlich.
Also, ich habe immer den Sally Kessler erwähnt, der hier auch Stadtabgeordneter war. Der war vor dem Krieg ein Boxer von Hakoah. Sogar seine Nase war damals operiert worden, damit er so eine Boxernase hatte. Man hat schon Funktionäre gehabt, die auch vorher schon sportlich aktiv waren. Nicht viele, aber es gab welche.“