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Peter Hülsender

Peter Hülsender

Peter Hülsender

*1951
Betrieb mit Peter’s American Gym das erste Bodybuildingstudio im Ruhrgebiet

Die Anfänge des Bodybuildings im Ruhrgebiet sind eng mit dem Oberhausener Peter Hülsender verknüpft. In den 1960er-Jahren erkannte er frühzeitig das wachsende Interesse am Bodybuilding. In seiner Heimatstadt gründete er “Peter’s American Gym”.

Kurzbiografie

  • Geboren 1951
  • 1966 Beginn des Bodybuildings in der Oberhausener Jugendeinrichtung G(anz) O(ffene) T(ür)
  • 1965-1985 Angestellter der Deutschen Babcock in Oberhausen
  • 1977 Studienreise ins kalifornische “Gold’s Gym”
  • 1977 Umbenennung des Fitnesstudios in “Peter’s American Gym”
  • 1985-2009 Vollzeitbetreiber des Studios
  • 1983 und 1984 Veranstalter der Landesmeisterschaft im Bodybuilding in Oberhausen mit 1300 Zuschauern
    (bis heute unerreicht)
  • 2007 Goldmedaille der International Federation of Bodybuilding and Fitness (IFBB)

Peter Hülsender über …

  • … seine Anfänge im Bodybuilding und Kraftsport in Oberhausen

    „Ich bin natürlich in Oberhausen geboren, und dann hatte ich meinen Sport. In Oberhausen habe ich in der Kuhle trainiert. Das hieß früher „Elmar 09“ da hatte ich Fußball gespielt und der Fußball hat mir hinterher keinen Spaß mehr gemacht. Und dann bin ich einmal in einem Kino gewesen und habe mir einen Film angeguckt von Steve Reeves, das war damals ein Bodybuilder, der in Amerika trainierte, und das hat mich dann so inspiriert, dass sich zu diesem Sport gekommen bin. Dann bin ich hingegangen und habe in Oberhausen in einem Jugendheim angefangen mit dem Training. Dann hat die Heimleitung mir Geräte zur Verfügung gestellt, einige habe ich selber dann gebaut und habe dann natürlich angefangen mit dem Training. Das hat mich so inspiriert, dass ich eben auch aussehen wollte wie damals Steve Reeves.
    Also da war nicht viel Platz, da waren ungefähr 80 Quadratmeter. Die hatte ich dann von der Heimleitung zur Verfügung gestellt bekommen. Und dann haben die auch gemerkt, dass es so ein bisschen lief, dass Jugendliche da zu mir kamen. Dann bin ich hingegangen, weil ich auch auf Babcock noch gearbeitet habe. Ich war ja auch noch berufstätig, bin gerade in die Lehre gegangen, als Anstreicher. Und dann habe ich mir hinterher auf Babcock so ein paar Sachen zusammengebaut und habe die natürlich dann bei mir reingestellt.Die Sachen, die hatte ich damals aus einer Zeitschrift gesehen. Die Zeitschriften gibt es ja schon seit 1956 oder 55. Die hießen „Muskel Gym“ und da habe ich mir auch so ein bisschen alles angeschaut. Und danach habe ich mir dann die Geräte so ein bisschen zusammengebaut. Ich habe mir dann Material besorgt, auch von Firmen, und die haben mir das auch teilweise kostenlos zur Verfügung gestellt und dann habe ich mir die provisorisch zusammengebaut. Das war noch nicht alles so, wie es sein sollte, da war alles alt. Und dann bin ich hingegangen, habe ich das alles noch gepolstert und die Geräte alle noch mal ein bisschen lackiert. Das war alles nicht so professionell.“

  • … die wachsende Popularität des Bodybuildings in den 1980er-Jahren

    „In den 70er-Jahren war es noch nicht so populär, in den 80er-Jahren fing das erst mal richtig an, da wurden auch mehr Studios eröffnet, dann wurde das auch viel bekannter als in den 70er-Jahren. In den 70er-Jahren kannte das kaum einer. Da kannte man nur von den ganzen Zeitschriften Arnold Schwarzenegger, Steve Reeves, Gordon Scott und wie sie alle heißen. Das waren ja die Größten, die das überhaupt betrieben haben. Und das sind ja auch alles Nachahmer, die das dann gemacht haben.
    Und dann `80 fing das natürlich an, weil auch viele Studios eröffnet hatten. Es hieß ja früher nicht Fitness, da hieß es ja Bodybuilding. Beim Bodybuilding wusste ja gar keiner, was los war. Es kannte ja gar keiner. In den 70er-Jahren, wenn du einen gefragt hast. Sagte der: ‚Bodybuilding, was ist das denn?‘. Und jetzt heißt es ja nicht mehr Bodybuilding. Jetzt heißt es Fitness.
    Das erste Studio wurde in Oberhausen eröffnet 1980 auf der Mülheimer Straße in Oberhausen. Derjenige, der das Studio da eröffnet hat, der war schon einige Jahre bei mir und hat dann dieses Studio eröffnet. Der hat natürlich gemerkt, wie ich dann reingegangen bin in der Falckensteinstraße, dass das bei mir auch ein bisschen kleiner war und der hat das ein bisschen größer gemacht und hat natürlich auch viele mehr Leute gekriegt. Da fing das an, 1980, mit den Studios. Vorher gab es noch gar nichts.“

  • … seinen größten Erfolg im Bodybuilding

    „Mein größter Erfolg im Bodybuilding war, dass ich 2007 die Goldmedaille gekriegt habe. Die die Goldmedaille habe ich bekommen, weil ich an vielen Meisterschaften teilgenommen habe, weil ich dem Verband geholfen habe. Ich habe die Meisterschaften ausgetragen in Oberhausen mit 1300 Zuschauern, dazu ist es bis heute nicht mehr gekommen. 1300 Zuschauer. Ich bin der Einzige der 1300 Zuschauer hatte, bis heute. Nicht Zuschauer, die jetzt so standen, sondern an Tischen. In die Stadthalle wären wahrscheinlich noch mehr reingegangen, wenn die alle gestanden hätten. Deshalb habe ich die Goldmedaille gekriegt. Die Goldmedaille der IFBB. Das ist die Internationale Federation of Bodybuilding. Das ist der Albert Buzek, das ist der Präsident von dem Ganzen. Und hier in Deutschland, also hier in Nordrhein-Westfalen, ist der Dittmar Hoga. Und da habe ich das verliehen gekriegt. Das hat bisher keine andere Person gekriegt, keiner.“

  • … Ernährung im Bodybuilding

    „Ich habe immer viel Zeitschriften oder Bücher über Ernährung gelesen. Und dann habe ich mir das alles so ein bisschen selber angeeignet. Ich habe morgens schon mein Frühstück mit Haferflocken gegessen, dann meistens mittags Fisch, abends ein bisschen Geflügel und immer darauf geachtet, dass ich keine fettigen Sachen esse. Und vor der Meisterschaft muss man natürlich ganz runtergehen. Dann darf man auch nicht mehr so viel essen. Das heißt nur noch ein bisschen Hühnchenfleisch, Reis und Kartoffeln oder Quark. Und dann diese Eiweißshakes. Und das habe ich mir dann alles so ein bisschen hinterher selber angeeignet.
    Shakes habe ich praktisch nie zu mir genommen. Ich habe mehr Quark zu mir genommen. Also Shakes, auf keinen Fall, die habe ich fast nie genommen. Ich mochte das gar nicht. Aber jeder kam dann zu mir an: ‚Was nimmst du da? Und wieviel nimmst du?‘ Und so weiter. Und dann habe ich immer gesagt: ‚Ja dann hol dir das‘, weil ich das auch gelesen habe aus Zeitschriften und so weiter. Dann haben die Leute das natürlich genommen. Also ich persönlich habe fast nie richtiges Eiweiß genommen, mehr Quark. Bis heute noch nicht.
    Die Leute, die wollten ja Eiweiß nehmen, und die haben ja zu der damaligen Zeit auch nirgendwo Eiweiß hergekriegt. Und jetzt gab es ja in Oberhausen auch mehrere Hersteller und dann habe ich auch ein Hersteller gehabt, der bei mir auch trainiert hat. Und der hat natürlich auch mir immer das Eiweiß vorbeigebracht. Und die Leute haben das dann natürlich gekauft.“

  • … der Wandel vom Bodybuilding hin zum Fitnesstrend

    „Gerade die Fitnessstudioszene in Oberhausen hat sich sehr, sehr entwickelt. Wir haben in Oberhausen, schätze ich mal, zwischen 30 und 40 Fitnessstudios. Auch die großen Fitnessstudios. Früher gab es ja nur eben so kleine. Und die kleinen Studios, die werden heute alle verdrängt. Es gibt in Oberhausen nur noch vielleicht ein, zwei kleine Sportstudios, und sonst sind nur noch diese großen McFit, Xfit und wie die alle heißen. Jetzt soll in Oberhausen noch ein Studio kommen, das heißt „Clever Fit“. Und die großen Studios beherrschen hier den ganzen Markt. Die Kleinen, das ist genau wie früher, der kleine Markt, der ist auch wieder weg. Und so wird das auch in den kommenden Jahren sein, dass die nächsten auch weggehen, die zwei, die noch da sind. Also Bodybuilding ist nicht mehr so attraktiv wie früher, wie in den 90er-Jahren. Heute ist alles nur noch Fitness. Heute sind Laufbänder gefragt, Fahrräder gefragt, Stepper und nicht mehr das Eisen. Das ist traurig…“

Erste Bodybuilding Studios in Oberhausen

Impressionen seiner Amerikareise


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Ludwig Jörder

Ludwig Jörder

Ludwig Jörder

*1946
Hauptgeschäftsführer der Westfallenhallen Unternehmensgruppe Dortmund GmbH

Als Hauptgeschäftsführer modernisierte Ludwig Jörder die Westfallenhallen Unternehmensgruppe Dortmund GmbH. Während seiner Amtszeit beheimateten die Westfalenhallen diverse Weltmeisterschaften und hochkarätige Sportveranstaltungen.

Kurzbiografie

  • Geboren 1946 in Arnsberg
  • 1967-1972 Studium der Rechtswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum
  • 1985-2011 Hauptgeschäftsführer der Westfalenhallen
  • Zwischen 1986 und 2005 Erweiterung und grundlegende Modernisierung der Westfalenhallen:
    Bau der Hallen 6, 7, 8 und Halle 3B; Modernisierung des Kongresszentrums
  • 1995 Beendigung der kommunalen Subventionen + Übernahme der Investitionen und der Bautätigkeiten
  • 1999-2019 Vorsitzender des WDR-Verwaltungsrates
  • 2014-2020 Bezirksbürgermeister Dortmund Innenstadt-Nord

Ludiwg Jörder über …

  • … seinen ersten Medienkontakt im Rahmen der Olympischen Spiele 1960

    „Woran ich mich erinnern kann, da wohnten wir aber schon in Düsseldorf. Mein Vater wurde von Arnsberg nach Düsseldorf versetzt und später von Düsseldorf nach Dortmund. Und da wohne ich ja nun schon seit 1963. Aber 1960, mit ungefähr 14 Jahren, kann ich mich erinnern, dass in der Innenstadt von Düsseldorf, wo wir wohnten, paar Häuser weiter war ein Fernsehgeschäft, und die hatten einen Fernseher im Schaufenster. Wir selber hatten keinen damals. Wie viele Leute nicht. Und ich weiß aber gar nicht mehr, wahrscheinlich war das schwarz-weiß. In diesem Fernsehgeschäft im Schaufenster lief also Olympia, und da stand ich dann oft nach der Schule, nicht ich alleine, da stand dann immer so eine kleine Traube davor und guckte sich die Übertragung an. Und das ist eigentlich der erste und wahrscheinlich auch wirklich von mir erinnerte Medienkontakt, was Sport angeht. Da kann ich mich auch ein bisschen erinnern an Harry und Martin Lauer und Carl Kaufmann. Manfred Germar war, glaube ich, auch schon 1960 dabei. Das sind so die Namen. Später habe ich noch viel Fernsehen gesehen, das ist verständlich. Aber das war schon etwas Besonderes, weil es auch für uns damals total neu war.“

  • … seine Berufung zum Geschäftsführer der Westfalenhallen

    „Mein Weg zu den Westfalenhallen ist sehr ungewöhnlich und überraschend für mich selber gewesen. Ich hatte berufliche Beziehungen dazu, weil ich einige Jahre als Anwalt für das Unternehmen tätig war. Da lernt man einiges kennen was das Unternehmen betrifft, aber nun auch nicht gerade alles. Ich war ja in der Kommunalpolitik, und es ist ein städtisches Unternehmen. Da gab es natürlich auch Berührungspunkte. Und ich war natürlich wie fast jeder Dortmunder dort häufiger zu Besuch. Aber mehr war nicht. Und als dann die Stelle der Hauptgeschäftsführung dort neu besetzt werden musste, gab es dann relativ plötzlich – das Bewerbungsverfahren lief schon und es gab auch schon aussichtsreiche Bewerber – von namhaften Vertretern der Gesellschafter, also der Stadt Dortmund, die da was zu sagen hatten, die Information, sie seien mit dem Bewerberfeld nicht so einverstanden. Und haben mich dann konkret angesprochen. Für mich total überraschend, lag auch nicht auf der Hand. Und ich habe das dann in einen Sommerurlaub, in dem ich auch noch einen Segelschein gemacht habe, mitgenommen. Ich war da zehn Jahre Anwalt, ich war ein Jahr Notar. Da gab es keine Veränderungspläne, das war schon für mich dann ein sehr sehr großer Schritt, den ich mir dann gut überlegt habe. Habe dann sehr viele gute Freunde und Bekannte danach gefragt und kriegte auch unterschiedliche Antworten. Einer sagte: ‚Was willst du denn da? Willst du da die Löwenverleihung von RTL organisieren?‘ Und andere sagten wieder: ‚Pass mal auf, das ist eine hoch spannende Sache.‘
    Und zum Schluss habe ich mich dann entschieden zu sagen: ‚Ja, ich mache das.‘ Und dann hieß es aber noch: ‚Dann musst du dich jetzt auch bewerben.‘ Ich habe dann gesagt: ‚Ihr wollt doch, dass ich das mache?!‘ Daran wäre es fast gescheitert. Ich hatte eigentlich keine Lust, mich zu bewerben, weil die haben mich angesprochen.  ‚Also ja, das Verfahren läuft ja schon. Wir haben ja schon andere Bewerber.‘ Dann habe ich das gemacht. Und dann wurden das auch letztlich streitig gegen andere Bewerber durchgesetzt. Aber ich hatte ja das Backing von den Leuten, die mich angesprochen haben. Aber ganz von alleine ist es dann nicht gelaufen.“

  • … das Ende der Sechstagerennen in der Westfalenhalle

    „Die Sechstagerennen hatten da schon große Probleme. Was man auch daran sehen konnte, dass es sehr krampfhafte Bemühungen gab, das Rahmengeschehen irgendwie aufzuwerten. Da gab es welche, die haben das mehr im oberen Segment versucht. Jetzt muss man sagen, im Grunde genommen gab es damals ja so gut wie gar nicht dieses Rahmengeschehen um Veranstaltung. Eigentlich ins Bewusstsein getreten ist das ja mit Tennis. Das war ja plötzlich ganz erstaunlich, dass ein Direktor da 100 Tische aufbaut und die Leute guckten das Tennis gar nicht in der Halle, sondern guckten das im VIP-Bereich auf dem Bildschirm. Aber das war ja für andere Sportarten noch kaum Thema. Gerade beim Sechstagerennen gab es ja immer schon diese schönen Witze: Interessiert gar nicht, Hauptsache, wir stehen im Innenraum und trinken Bier.
    Es wurde dann versucht, das Niveau anzuheben. Es ist auch nicht so ganz einfach, da das richtige Maß zu treffen. Aber es gab auch andere Sachen, also paar Jahre vor meiner Westfalenhallen-Zeit, aber schon als Anwalt fing das plötzlich an, das „oben-ohne-Kapellen“ im Rahmengeschehen auftauchten. Und ich kann mich an eine Sache als Anwalt erinnern. Es war eine Kapelle aus Dänemark und dann war irgendwie zwischen dänischem und deutschem Recht umstritten, ob die jetzt 18 Jahre alt sein durften oder 21. An genaue Zusammenhänge erinnere ich mich jetzt nicht mehr. Auf jeden Fall wurde das dann kontrolliert vom Jugendamt. Und ich musste die ganzen Pässe da einsammeln. Und dann gab es da auch noch ein Sicherheitsproblem: Was machen jetzt diese nicht mehr ganz nüchternen Massen? Heute würde man da die Achseln zucken.
    Und auf den Bühnen war auch noch eine Trachtenkapelle vorgesehen. Die hatten so Wanderschuhe an, mit genagelten Sohlen. Und die sagten: `Wenn einer hier die Finger auf die Bühne tut, dann kriegt er schon gleich von uns einen drauf.‘ Das war dann also die freiwillige Security-Truppe.
    Ich will damit nur sagen: Das waren schon problematischer Zeiten. Die haben wir dann oder nicht nur wir, auch andere Veranstalter nicht weiterverfolgt. Man hat dann sehr viel investiert in bessere Gastronomie, schönere Logen, schönere Rahmenveranstaltungen, wie man das auch bei anderen Sportarten macht.
    Es hat sich letztlich immer als schwerer rausgestellt. Und so ist dann im Prinzip ein Sechstagerennen nach dem anderen gestorben. Unseres als eines der letzten, aber nicht als das Letzte. Aber es gab eben noch andere Probleme. Einmal war das Problem die Popularität der Fahrer. Oder sagen wir mal so: Einen reinen Bahnfahrer, den kennt das Publikum, wie das bei deutschen oft der Fall ist, wenn der bei der Olympiade eine Medaille gewinnt.
    Spannend sind die großen Namen, die im Sommer Tour de France fahren und im Winter Sechstagerennen. Die gab es aber immer weniger, weil es immer mehr Spezialisten sind. Und weil die großen Rennställe das nicht gerne sahen. Weil wer sich im Januar auf einer Radrennbahn das Schlüsselbein bricht, hat sein Trainingsprogramm für die Tour de France im Eimer. Wirtschaftlich, was die großen Stars ich sage mal mit einem Werbevertrag da verdienen, da lachen die über die Gage bei den Sechstagerennen. Auch wenn das für einen Normalmenschen durchaus eine ganze Stange Geld war. Es gab aber immer welche, die einfach wollten und die sich das auch gegenüber ihren Ställen leisten konnten. Wie zum Beispiel Erik Zabel. Aber es gab auch andere. Und das war natürlich eine super Sache.
    Es gab ganz wenige wie Danny Clark oder so, die als Bahnspezialisten Publikumslieblinge waren. Aber insgesamt war das eben nicht mehr wie in den 60er- oder 70er-Jahren, wo diese Namen eine ganz andere Rolle spielten. Und dann, das kann man ja jetzt schon mit dem Namen Zabel gut zur Überleitung nutzen, gab es natürlich noch ganz andere Probleme. Und die waren dann wirtschaftlich. Aber erst mal ließ das Interesse der Leute nach. War ja auch im Straßensport so gewesen. Und das Thema Sponsoring war natürlich auch stark beschädigt. Wir hatten noch einmal einen Vertrag in Aussicht mit einem sehr großen Unternehmen, die in das Thema Radsport investieren wollten. Ein Unternehmen aus dem Gesundheitsbereich sage ich mal. Die aber dann natürlich gesagt haben: ‚Wir haben aber die und die Klausel.‘ Das Risiko hätten wir gar nicht tragen können, weil man ja immer damit rechnen musste, dass etwas passierte. Und das alles hat dann zum Ende geführt. Und bestimmte Dinge, die einfach so eine Oldtimer-Anmutung haben, die haben andererseits dadurch natürlich immer viele Freunde gehabt. Aber irgendwann wird es auch schwierig.
    Und damit meine ich insbesondere die Steherrennen. Die Steherrennen sind ja schon etwas Rührendes, nahezu, hochinteressant, wahnsinnig, wahnsinnig spannend. Aber es gab dann irgendwann gar keine Weltmeisterschaften mehr, und es gab immer nur noch diese Eigenveranstaltungen. Und es gibt sie ja heute nur noch so als Rahmenveranstaltungen. Aber irgendwann ließ es sich nicht mehr so aufpoppen, dass genügend Leute sich dafür interessiert haben. Es musste der Schlussstrich gezogen werden.“

  • … die Westfalenhallen als Leistungs- und Olympia Stützpunkt

    „Es gab Stützpunkte und Leistungsstützpunkte. In diesem Fall ging es um Eiskunstlauf. Es gab in dem, was eigentlich Messehallen waren oder jedenfalls später waren, in den 70er-Jahren Leistungszentren für Leichtathletik. Da wurde im Winter Tennis gespielt, da gab es Boxen und noch etwas.
    Wirtschaftlich spielte das in der Zeit jetzt nicht so eine große Rolle, weil das ganze Unternehmen sowieso sehr stark von kommunalem Geld, das waren jährlich viele Millionen DM abhängig war. Das floss halt auch da rein, weil dieser Bereich an sich etwas ist, was kommunal finanziert wird.
    Olympiastützpunkte sind finanziert von Bund, Land und Kommune. Aber Kommune waren wir als Unternehmen dann später. Dann hat man das aber schon vor meiner Zeit natürlich erkannt: Mensch, mit diesen Sportarten da, in den dafür nicht so super gut geeigneten Hallen das waren ja eigentlich nur rechteckige Hallen, ist wirtschaftlich eigentlich eine Katastrophe für das Unternehmen. Und man hat dann eben nach Wegen gesucht, um das nach außen zu verlagern. Und auf dem Weg ist dann die Helmut-Körnig-Halle entstanden. Sie wurde 1980 eröffnet und in diesem Jahr super renoviert, als sehr beliebte und anerkannte Leichtathletik Sporthalle. In der man aber unten in den Nebenräumen auch Leistungszentren für ein paar andere Sachen machen konnte. Und so hat man diesen Leistungssport und eben nicht den Veranstaltungs-Sport aus den aus den Hallen rausbekommen. Aber diese Sportstätten blieben beim Unternehmen. Die Körnig-Halle, das Eissportzentrum, blieben bei den Westfalenhallen. Und als ich kam, gab es für den Bereich Sportstätten die Abteilung Sportstätten. Und das war ein Bereich der Verwaltung. Also Verwaltung, Finanzen, Personal. Warum? Weil das ja in der Tat Verwaltung öffentlichen Geldes war und kein Geschäftsbetrieb. Nicht so gesehen wurde und auch keiner sein konnte. Das habe ich dann später in diese Töchterstruktur entwickelt. Da gab es eben die Olympiastützpunkt Westfalen GmbH, weil dann später der Olympiastützpunkt dazukam. Und er kam ja auch nur dazu, weil es diese Sportstätten gab, weil es diese Leistungszentren gab. Wenn es die bei uns nicht gegeben hätte, dann wäre ja kein Mensch auf die Idee gekommen, dass die Westfalenhallen jetzt noch einen Olympiastützpunkt betreiben. Sondern der Leiter dieser Sportstätten sollte dann auch Olympiastützpunktleiter werden. Und so wurde das erst mal bei uns integriert in die Abteilungsstruktur und später dann in die GmbH.
    Diese GmbH war natürlich dann ein maximaler Defizitverursacher. Weil da gab es ja überhaupt nichts zu verdienen, sondern es gab ja immer nur den kommunalen Anteil dort reinzuschießen. Und auch wenn Olympiastützpunkte theoretisch vollfinanziert sind, stimmt das nicht, denn es gibt immer viele Kosten, die der Bund gar nicht erstattet. Also das hat immer viel Geld gekostet. Und ganz zum Schluss meiner Zeit dort hat die Stadt das sozusagen eingesehen. Wir haben das gar nicht aktiv betrieben. Wir haben das hingenommen und außerdem waren die Menschen, die da gearbeitet haben, uns auch lieb und teuer. Und es gab ja ab und zu auch schon mal wieder Verbindungen zu dem kommerziellen Teil, das muss man auch sagen. Über die Sportverbände gab es natürlich Verbindungen in beide Richtungen. Auf jeden Fall hat die Stadt dann ich glaube, das war 2012, diese Sportstätten wieder übernommen. Und die GmbH auch übernommen. Die GmbH war ja vorher 100-prozentig, Westfalenhallen Tochter und ist danach 100-prozentige Stadttochter geworden und gehört dort jetzt zum Geschäftsbereich Sport.“

  • … das Verhältnis Dortmunds zwischen Ruhrgebiet und Westfalen

    „Also ich muss persönlich sagen: Ich bin ein großer Anhänger der Sichtweise, die Dortmund in Westfalen und nicht in erster Linie im Ruhrgebiet sieht. Könnte ich jetzt lange begründen, gehört aber nicht hierhin. […]  
    In Dortmund heißt ja alles Westfalen. Westfalenpark, Westfalenstadion, so eine Sondergeschichte. Aber vor ein paar Jahren hat ein großer Investor aus Süddeutschland einen großen Büroturm an der Einfallstraße in Dortmund gebaut und nennt das Ding Westfalentower – keiner will etwas mit Ruhr machen. In Dortmund gibt es aber solche und solche. Es gibt natürlich auch welche, die mehr ruhrgebietsorientiert sind und dann welche, die das anders sehen. Für meinen Geschmack ist es so: Im Ruhrgebiet ist Dortmund ein und östlicher Vorort genau wie Duisburg ein westlicher Vorort ist. Essen ist die Hauptstadt oder die City. Da können wir nichts gewinnen, und wir brauchen das auch nicht. Aber das sieht zugegebenermaßen nicht jeder so.
    Natürlich ist die Bevölkerungsdichte im Ballungsgebiet von Bedeutung und ist auch ein Pluspunkt. Selbstverständlich habe ich ja vorhin schon mal über die verkehrsgünstige Lage gesprochen. Das ist schon von Bedeutung. Auf der anderen Seite muss man eben auch sehen, dass wir im Ruhrgebiet nicht die Einzigen gewesen wären. Wir waren die Westfalenhallen und sich noch die Westfalenhallen. In Bochum heißt das Ding schon Ruhrlandhalle, Ruhrstadion. Jetzt heißen die Stadien wieder alle anders. Also wir haben uns nach Westfalen orientiert, und schon in Bochum gibt es die nächste kleinere Halle. Die Grugahalle spielt auch im Sport eine große Rolle und auch natürlich sonst. Die Messe Essen ist doppelt so groß wie die Dortmunder. Dann gab es eben später mit Oberhausen eine ganz moderne Veranstaltungshalle. Zumindest zu dem Zeitpunkt, als sie gebaut wurde. Und ans Ruhrgebiet angrenzend im Ballungsgebiet Düsseldorf ist auch eine riesige Halle. Früher war die kleiner als unsere, jetzt ist Köln die größte deutsche Sporthalle. Wenn man jetzt nicht die gedeckten Stadien dazurechnet. Also insofern ist das Ballungsgebiet zwar wichtig, aber führt auch dazu, dass sich um das Ballungsgebiet eine Menge Leute kloppen.“

Konkurrenzkampf und Wettbewerb des Standorts Dortmund

Die Westfalenhallen – Schauplatz hochkarätiger Sportveranstaltungen

Die Westfalenhallen aus wirtschaftlicher Perspektive


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Dagmar Berg

Dagmar Berg

Dagmar Berg

*1938
Vorreiterin des leistungsorientierten Volleyballsportes in Schwerte und Nordrhein-Westfalen

Dagmar Berg gründete in den 1960er-Jahren aus einer Schul-AG eine Volleyball-Trainingsgruppe. Daraus entstand der mehrmalige bundesdeutsche Meister 1.VC Schwerte. Dagmar Berg blickt als Trainerin auf 27 Bundestitel bei “Jugend trainiert für Olympia”.

Kurzbiografie

  • Geboren 1938 in Berlin (als Dagmar Katerbau)
  • 1959 Teilnahme an der Tischtennis WM in Dortmund
  • 1961-1962 Abschluss Diplom-Sportlehrerin (Deutsche Sporthochschule Köln)
  • Ab 1965 Lehrerin am Ruhrtal-Gymnasium in Schwerte
  • 1968-1990 Trainingsleiterin Volleyball
  • 1985 “Schwerter Modell” – 1. VC Schwerte als Teil des “Landesprogrammes Talentsuche und Talentförderung”
  • 1999-2009 Mitglied im Rat der Stadt Schwerte

Dagmar Berg über …

  • … die Flucht aus Berlin und ihre Anfänge im Tischtennis

    1945 sind die Russen gekommen. Mein Vater war Pathologe in Berlin am Krankenhaus und hat sehr früh gewusst, wann die Russen da sein werden. Und er hat gesagt: ‚Dann geht es uns nicht gut.‘ Wir sind dann alle bei Nacht und Nebel auf einem Lastwagen über Hannover nach Oberscheden, einem kleinen Dorf zwischen Hannoversch Münden und Göttingen. Dort war noch eine Zuckerfabrik von meinem Opa. Und dort sind wir dann hin geflüchtet. Es hat gar nicht lange gedauert, dann war ich im TuS Schededörfer 04. Ich weiß nicht, wie alt ich war, aber es muss so sieben-, achtjährig gewesen sein. Und was hat man beim TuS Schededörfer 04 früher gemacht? Laufen, Springen, Werfen und etwas später dann Handball spielen. Mein Bruder hatte einen guten Freund, der spielte gerne Tischtennis, das wurde in dem Ort in einer Gaststätte betrieben. Oben auf der Bühne stand eine Platte. Dann habe ich so lange Papa und Mama gedrängelt, dass wir in der Fabrik eine Platte bekamen, in einem Raum, der nicht gebraucht wurde. Und ich habe meinen Bruder und den Freund genervt bis zum Gehtnichtmehr. Das ging los mit: ‚Ich gebe Dir von den 21 Punkten 20 vor. So konnte ich nicht gewinnen. Aber das ging dann langsam runter und landete dann bei so 15, 16 Punkten. Dann ging es immer weiter. Und dieser junge Mann war technisch unheimlich gut. Ich habe das also von Anfang an sehr gut gelernt.
    Und dann bin ich in Hannoversch Münden in den Verein und habe dann von Anfang an auch recht erfolgreich gespielt. Ich bin dann zu „Hellas Göttingen“. Die haben mich dann angeworben und da habe ich in der ersten Frauenmannschaft gespielt. Da war ich, glaube ich, 15 oder 16 Jahre alt. Und das Schöne war, dass meine Eltern das alles geduldet und erlaubt haben. Denn ich musste mit der Bimmelbahn abends spät nach dem Training von Göttingen nach Oberscheden und morgens wieder in die Schule. Und dann bin ich auch schnell in Hannoversch Münden zur Leichtathletik gekommen.“

  • … ihr sportliches Leistungsethos

    “Mein Aufenthalt in Schwerte ist mir zu Anfang nicht leichtgefallen. Ich war dem Leistungssport verbunden und zu allem anderen habe ich immer gesagt: ‚Die brauchen keine Trainer. Die können das auch alleine machen. Da ein bisschen herumhoppeln, das kann jeder. Ich habe das ja früher auch alleine gemacht.‘ Es ging also von vornherein in Richtung Leistung. Auch schon in der Leichtathletik in dieser Mädelsgruppe – die Uta Nolte ist daraus hervorgekommen. Bei diesen Schulveranstaltungen in den Staffeln waren wir fast immer Sieger von Nordrhein-Westfalen. Es ging für mich immer um das Weiterkommen und um Leistung. Und bei den Spielerinnen, da ging es mir, da bin ich ganz ehrlich, um Disziplin. Wenn Training ist, ist Training, egal ob die Sonne scheint. Und wenn der Trainer da ist, dann haben die Spielerinnen auch da zu sein. Und dann haben die Leichtathletinnen auch da zu sein!
    Und wer das in Schwerte nicht wollte, der war auch nicht lange in der Trainingsgruppe, das war sehr einfach. Der spielte sich einfach raus oder konnte im Training da herumlaufen. Aber das interessierte mich nicht. Ich war da wirklich in der Sache, glaube ich, sehr streng. Aber es wurde von den Elternhäusern akzeptiert. Und nur die, die das akzeptierten, waren dabei. Wir gewannen dann sehr schnell im Volleyball die erste Deutsche Meisterschaft in der Jugend und wurden dann zum ersten Mal bei der Stadt Schwerte zur Ehrung eingeladen. Dann gab es jedes Jahr die Sportlerehrung. Schwerte nannte sich auch Sportstadt – und das war sie auch.”

  • … ihre Anfänge bei Jugend trainiert für Olympia

    „Am Ruhrtal-Gymnasium kam ich eines Tages als Sportlehrerin in Shorts in das Lehrerzimmer. Sodass man schon immer sagte: ‚Huch!? Kommst du wieder in deiner Freizeitkleidung?‘ Und ich sah auf einem Tisch einen Flyer vom ‘Stern’ mit einer Ausschreibung für Berlin: ‘Jugend trainiert für Olympia’. Davon hatte ich noch nie gehört. Da ging es unter anderem um die Sportarten Leichtathletik, Schwimmen, Turnen und Volleyball.Es hat mich sehr erstaunt, dass Volleyball mit in dieser Ausschreibung war. Ich habe den Flyer mit nach Hause genommen, habe ihn in meinem Mann gezeigt und habe gesagt: ‚Du, das ist doch eine interessante Sache?!‘ Und dann habe ich mich erkundigt. Und dann hieß es: Es fängt erst an. Es ist erst das allererste Jahr. Aber sie könnten uns helfen. Wir haben keine Schiedsrichter. Ich sagte: ‚Ach, damit kann ich dienen.‘ Und bin im allerersten Jahr, wo das stattfand, als Schiedsrichterin gemeinsam mit dem Ehepaar Sagert aus Witten, der Mann kam aus der DDR und war geprüfter Schiedsrichter, nach Berlin gefahren. Wir waren die Abordnung für Nordrhein-Westfalen als Schiedsrichter. Jedes Land hatte ein Kontingent. Dort haben wir die erste Veranstaltung als Schiedsrichter mitgemacht.
    Das hat mich so interessiert und auch begeistert, dass ich gesagt habe: ‚Das muss für meine Mädchen eine Veranstaltung werden, an der wir teilnehmen.‘ Und habe dann den Mädchen auch erzählt, dass es so was gibt. Und daraufhin haben wir auch dafür gearbeitet, dann wollten wir nach Berlin kommen. Da waren natürlich auch Gespräche in dem Kreis des Ausschusses der Lehrerinnen für höhere Mädchenschulen. Wie machen wir das?

    Die Ausscheidungsspiele waren zu Anfang noch sehr simpel und sehr einfach. Und Schwerte hatte da natürlich überhaupt keine Probleme – das machten wir so ungefähr mit links. Wir kamen jedes Jahr nach Berlin. Es war auch nach Altersklassen getrennt. Am Anfang waren es zwei Altersklassen, glaube ich. Nachher wurden es drei. Wir konnten in jeder Altersklasse teilnehmen und fuhren von da an wirklich regelmäßig Jahr für Jahr nach Berlin. Das stand schon beim Kollegium im Kalender. Weil sie wussten, dass sie da umstellen mussten und dass Schülerinnen fehlten. Das war dann auch so eine Veranstaltung, die gebucht war und wir fuhren da jedes Jahr hin. Und das war natürlich für Nordrhein-Westfalen, für das Ministerium eine gute Gelegenheit zu sagen: ‚Berg, dann nehmen Sie das doch mal in die Hand. Und sehen Sie zu, dass die alle mit dem Flieger kommen. Und dass die ihre Ausweise haben und dass die alle im Olympiastadion ihre Unterlagen bekommen.‘ Na klar, das habe ich gerne gemacht. Warum auch nicht?“

  • … die Alfred-Berg-Sporthalle

    Und da kam Kultusminister Girgensohn und hielt die Festrede zum zehnjährigen Jubiläum des VC Schwerte. Und beim Mittagessen sagte er so etwas locker zu meinem Mann: ‚Na, was wünschst du dir denn?‘ Und bei meinem Mann sprudelte das raus: Ach, du fragst mich, was ich mir wünsche, ich wünsche mir eine Volleyballhalle.‘ Girgensohn sagte erst mal gar nichts. Und nach einigen Minuten sagte er dann: ‚Berg du bekommst deine Volleyballhalle.‘ Auch wenn es für uns dann später ein unheimlich schwerer und langer Weg war, die Gelder mussten ja irgendwo herkommen. Nordrhein-Westfalen hat viel gestemmt, aber nicht alles. Es wurde dann etwas aus Frankfurt, von der „Deutschen Sporthilfe“ gegeben. Da bin ich dann sehr oft hin. Und es wurde verhandelt, wer wie viel und welche Anteile und und und. Wer dann auch die Halle nutzen kann, ob Schule oder wer. Nordrhein-Westfalen wollte natürlich auch, dass da Schulen mit reinkamen und dass die Wettkampf-Gymnastik, die in Schwerte groß war, auch noch ein Teilchen bekam. Wir wussten aber, dass es unheimlich knapp wird, weil wir auch so viel Jugendarbeit hatten – es war alles nicht einfach. Aber tatsächlich war sie 1981 fertig. Zu seinem neunzigsten Geburtstag wurde in Schwerte vom Bürgermeister aus, eine großen Feier für meinen Mann organisiert. Und die Halle heißt seitdem Alfred-Berg-Sporthalle. Und da war er mit 90-Jahren noch richtig gut in Form. Er hat sich natürlich riesig gefreut. Er hatte es auch verdient, muss ich sagen. Und seitdem spielt man in Schwerte in der Alfred-Berg-Sporthalle.“

Sportliche Neuorientierung

Verselbständigung des Westdeutschen Volleyball-Verbandes

NRW – volleyballsportliches Vorzeigeland

Das “Schwerter Modell”


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format:

Zu den Zeitzeugen Ruhr

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Ludger Claßen

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Ludger Claßen

1953-2023
Leiter Klartext Verlag

„Ludger, Dir gehört der Himmel!“ In seinen 31 Jahren an der Spitze des Essener Klartext Verlags eröffnete Ludger Claßen eine Vielzahl an neuen Perspektiven auf die Kultur- und Sozialgeschichte des Ruhrgebiets – und schoss damit auch den Revierfußball in den (populär-)wissenschaftlichen Betrachtungswinkel.

Kurzbiografie

  • Geboren 1953 in Essen
  • Erstes Staatsexamen für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen sowie Gymnasien in Deutsch und Philosophie
  • 1975-1985 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich für Literatur- u. Sprachwissenschaften der Universität Essen
  • 1981-2010 Aktives Mitglied der Lehrersportgemeinschaft Essen
  • 1985 Dissertation in Germanistik (Titel: Strategien satirischen Erzählens: Exemplarische Untersuchungen zur satirischen Prosa des 20. Jahrhunderts) an der Universität Essen
  • 1985-2016 Leiter des Klartext Verlags in Essen
  • 1988 Publikation von Hans Dieter Baroths: “Jungens, Euch gehört der Himmel” – die Geschichte der Oberliga West
  • 1991-1997 Geschäftsführer der Fachzeitschrift Revier-Sport
  • 2003-2022 Co-Gründer und Geschäftsführer des K-West Verlags
  • 2018 Honorar-Professor für Geschichte und Literaturwissenschaften an der Universität Duisburg-Essen 
  • 2023 Ludger Claßen stirbt im Alter von 70 Jahren in seiner Geburts- und Heimatstadt Essen

Luder Claßen über …

  • … seine sportliche Sozialisation

    „In meiner Kindheit und meiner Jugend hatte ich familiär bedingt schon immer viel mit Sport zu tun. Mein Vater war Volksschullehrer und war auch einer von zwei Koordinatoren für das Sonderturnen in Essen. Und von daher war Sport immer ein Gegenstand der Familie und mein Vater hat neben seiner Arbeit als Lehrer auch jede Gelegenheit genutzt, sich im Rahmen von Fortbildungen auch sportlich zu betätigen.
    Dadurch bin ich als Kind sportlich zunächst mit dem Skilaufen aktiv geworden. Das heißt, wir sind, seitdem ich acht Jahre alt war, im Grunde nie mehr in den Sommerurlaub gefahren, sondern Weihnachten und Ostern zum Skilaufen. Sagen wir mal, was ich von mir jetzt behaupten würde, das Einzige, was ich wirklich kann, ist Skilaufen.
    Mein Vater war gleichzeitig Feldhandballspieler. Mitglied in einem, was damals noch eine Rolle spielte, katholischen Handballverein. Das kann man sich natürlich auch heute nicht mehr vorstellen. Bis Mitte der 1960er-Jahre spielte die konfessionelle Ausrichtung auch im Sport eine große Rolle. Auch die Milieus zwischen Protestanten und Katholiken waren sehr stark getrennt und im Grunde endete das erst mit der Schulreform 1966 und der Auflösung der katholischen und der evangelischen oder der konfessionellen Volksschulen. Mit der Errichtung der Hauptschule und der Grundschulen löste sich das langsam auf. Und durch die Vereinszugehörigkeit und das Handballspiel meines Vaters bin ich auch in den Verein eingetreten und habe so mit 9, 10 dann Feldhandball gespielt. Das hörte dann aber auf, weil das auch gerade für Jugendliche dann eben nicht attraktiv war. Und dann spielte ich so seit 1963, 1964 in der Halle und habe dann aber irgendwann, so mit Beginn der Pubertät dann den Spaß am Handballspielen verloren. Sodass Sport für mich immer eine Rolle gespielt hat, denn nach dem Abitur habe ich dann weiter mit ehemaligen Klassenkameraden zusammen Sport gemacht.

    Vielleicht noch eine Anekdote zur Schule: Ich bin April 1963 ins Gymnasium gekommen, im August startete die Bundesliga. Das erste Tor schoss, wie man weiß, Friedhelm Konietzka, der den Spitznamen „Timo“ hatte und einer unserer Klassenkameraden hieß auch Friedhelm mit Vornamen. Und er war auch ein sehr begnadeter Außenstürmer und der heißt im Grunde seit August 1963 „Timo“ und ist dann auch unter diesem Namen allgemein bekannt gewesen. Und das zeigt so eine sehr starke, nicht nur aktive Seite, sondern auch ein Interesse, was heute die Kinder und Jugendlichen auch noch am Fußball haben. Das hat sich dann im Grunde bis heute einigermaßen gehalten. Und ich habe mich dann während des Studiums einmal in der Woche mit ehemaligen Klassenkameraden getroffen und wir haben dann samstags immer auf der Brehminsel in Werden zwei, drei Stunden gekickt. Dann mit Unikollegen auch mal in so einer Freizeitliga gespielt, da waren Ulli Herbert, Franz Brüggemeier und alle möglichen Koryphäen dabei. Und dann auch in dem Fußballverein, in dem mein Vater spielte, war so eine Lehrer-Sportgemeinschaft. Da habe ich dann auch mitgespielt, auch Punktespiele gemacht. Und das hat sich im Grunde, bis ich 45, 50 war, erhalten. Und dann bin ich bei irgendeinem Betriebssportwettkampf so getreten worden, dass ich dann ein halbes Jahr nicht laufen konnte. Dann habe ich mit dem Fußballspielen aufgehört und fahre jetzt bis heute eher Fahrrad und mache Spaziergänge oder Wanderungen.“

  • … die sportmediale Landschaft der 1970er- und 1980er-Jahre

    „Die Medien, die für uns eine Rolle spielten, das waren natürlich die Tageszeitungen. Bis 1972 gab es den „Sport Beobachter“, der dann 1972 sein Erscheinen einstellen musste, weil der in einer Druckerei hergestellt wurde, die Anfang 1972 abgebrannt ist. Ich weiß das deshalb genau, weil ich nach dem Abitur 1971, da drei Monate in der Fertigmacherei Telefonbücher gestapelt und zum Versand fertiggemacht habe. Ich hatte dann eigentlich vor, in den folgenden Semesterferien, nämlich Februar, März, April in 1972, dann da auch wieder zu arbeiten. Da konnte ich aber nicht als Student arbeiten, weil das Ding abgebrannt war. Und die machten auch den „Sport Beobachter“. Da gab es ja noch keine Computer, denn der „Sport Beobachter“ wurde in Blei gesetzt.
    Durch den Brand waren alle Setzmaschinen und die Druckmaschinen kaputt. Die Druckerei stand dann zwei Jahre still, von daher konnte der „Sport Beobachter“ nicht erscheinen. Das war halt so ein knallhartes Fachblatt, wo es wirklich um Zahlen, Daten, Fakten ging. Ansonsten lasen wir die „WAZ“ und die anderen Regionalzeitungen. In die erste Wohngemeinschaft bin ich Ende 1972 gezogen. Das war dann so, dass wir samstags entweder Autos schraubten oder sonst irgendwas machten und die ganze WG dann die Bundesligaübertragung hörte.
    Die Gründung der Zeitung „Revier-Sport“, die war 1987. Unsere Einschätzung war, dass der regionale, auch insbesondere Ruhrgebietsfußball ebenso keine richtige Entsprechung fand, vor allen Dingen, weil eben auch nur über die erste Liga berichtet wurde und weiter unten nicht mehr.
    Man muss sich auch wieder daran erinnern, die 1980er-Jahre waren eigentlich für den Fußball eine relativ tote Zeit, die Zuschauerzahlen gingen stark zurück. Und der Aufschwung des Fußballs bis hin zum heutigen Showgeschäft, der startete eigentlich erst 1990, als Kaiserslautern Meister wurde und dann diese ewige Bayern-Vorherrschaft gebrochen wurde. Und dann kamen auf einmal auch Frauen als Zuschauerinnen mit zum Spiel. Mittlerweile ist es ja auch, man würde jetzt im Nachhinein sagen, amerikanisiert.“

  • … die Anfänge beim Klartext Verlag

    „Ich habe 1985 beim Klartext Verlag als Lektor angefangen. Der Verlag wurde 1983 gegründet. Vorläufer war eine Stadtzeitung in Essen, die ‚Standorte‘ hieß, wo ich der Chefredakteur war. Wir versuchten mit der Zeitung oder Zeitschrift ‚Standorte‘, die einmal monatlich erschienen, so ein bisschen, ja, damals nannte man das Gegenöffentlichkeit, so ein bisschen Dinge aufzudecken, die sonst in der Stadt zwar vielleicht unter der Hand, aber so nicht öffentlich waren und zur Sprache gebracht wurden. Und das wollten wir eben aufdecken. Aus dieser Motivation heraus hatte sich dann auch der Klartext Verlag gebildet. Mit den Gründern des Verlages war ich auch aufgrund der Zusammenarbeit bei den ‚Standorten‘ verbunden und insofern habe ich beobachtet, was die machten. Die ersten Bücher, die bei Klartext erschienen sind, beschäftigten sich mit der Geschichte der Arbeiterbewegung, also zum Beispiel zwei Bände ‚Rote Fahnen im Vest‘, über die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg im Vest Recklinghausen von Hermann Bogdal. Dann gab es 1983 oder 1984 einen Titel mit einem Vorwort von Günter Wallraff: ‚Wenn Bild lügt, kämpft dagegen‘. Also sozusagen eine kritische Auseinandersetzung mit der Bild-Zeitung. Das war ein sehr erfolgreiches Buch.“

  • … die Kommerzialisierung der Sportwelt

    „Ich denke mal, ab Mitte der 90er-Jahre änderte sich die publizistische Welt insofern, als das das Ganze jetzt auch immer mehr publik wurde, vor allen Dingen der Fußball, aber auch viele andere Sportarten. Das war damals Becker mit seinem Wimbledon-Sieg, da fanden Ereignisse statt, die eben nicht mehr einfach nur Sportereignisse waren, sondern zu einem Bestandteil eines Showgeschäfts wurden, das sich immer weiter ausdehnte. Als Folge nahm es dann auch sowohl im publizistischen, wie aber auch im wirtschaftlichen Bereich immer größere Dimensionen an.
    Mittendrin so ein Organ wie Reviersport, was sozusagen jetzt auch bis heute treu und brav berichtet. Aber da spielte eben die Musik nicht mehr auf unserer Ebene. Wir bekamen dann mit den zunehmenden Jahren nicht mehr exklusiv die Informationen, an die wir vorher vielleicht gekommen wären, weil man sich dann in den Fußballvereinen in anderen Sphären bewegte. Was der Fußball jetzt mit Dortmund und Bayern offenkundig auch tut. Schalke war immer für eine Geschichte gut, im Moment eher für wechselhafte Geschichten.“

  • … das Thema Fußball und Literatur

    „So ist dieses Buch 1988 im November erschienen. Ich habe dem Buch dann den Titel ‚Jungens, Euch gehört der Himmel – die Geschichte der Oberliga West‘ gegeben und das Buch war für unsere Verhältnisse und ich denke auch über unsere Verhältnisse hinaus, ein riesiger Erfolg. Wir haben da in anderthalb Jahren 9000 Exemplare verkauft. Das war für uns der Einstieg. Wir haben das dann ‚Die etwas anderen Fußballbücher‘ genannt. Also sozusagen ein bisschen Zeitgeschichte, Sozialgeschichte und Fußball miteinander verbunden. Und dass die beiden Sphären, also die Sphäre Fußball und auch, die intellektuelle Welt durchaus durchlässig waren, das haben wir dann auf dem Historikertag in Bochum erlebt, wo wir als historischer Verlag einen Stand hatten. Ich weiß nicht genau, ob es 1990 oder 1992 war. Jedenfalls war die Erfahrung, dass wir weitaus mehr von unseren ‚anderen Fußballbüchern‘ verkauft haben als historische Monografien. Was eben zeigte, dass sich der Fußball und auch die Fußballbegeisterung und das Interesse an Fußball jetzt leichter bekennen ließ. Aber auch, dass Fußball sozusagen nicht nur als Meisterschaft und Tore notieren und wie viele Ecken und so weiter, sondern dass die Beschäftigung mit dem Fußball auch ein Teil der Gesellschaftsgeschichte wurde und einfach Interesse erweckte, sich über die bloßen sportlichen Ergebnisse hinaus damit zu beschäftigen. Diesen Einstieg oder diesen Umschwung, den Fußball zu öffnen und als auch Teil von Geschichte und Lebenswelt und so weiter zu betrachten, das würde ich jetzt im Nachhinein für uns in Anspruch nehmen.“

Publizistische Genese des Klartext Verlags

Erweiterung des Publikationsspektrums um Fußballgeschichte

Motive zur Gründung der Fachzeitschrift Revier-Sport

Wandel des Sports und die Folgen für Revier-Sport

Fokusverschiebung des Klartext Verlags


Hier finden Sie das vollständige Interview im PDF-Format:

Zu den Zeitzeugen Ruhr

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