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Lajos Nagy

Lajos Nagy

Lajos Nagy

*1936
Olympiateilnehmer und 7-facher bundesdeutscher Wasserballmeister

Der Wasserballer Lajos Nagy emigrierte 1956 aus Ungarn in die Bundesrepublik. Mit dem SC Rote Erde Hamm erspielte er sich sieben nationale Meistertitel. 1960 und 1968 vertrat der gebürtige Budapester die schwarz-rot-goldenen Farben bei den Olympischen Spielen.

Kurzbiografie

  • Geboren 1936 in Budapest
  • 1956 Emigration in die Bundesrepublik
  • 1958 Eintritt in den SC Rote Erde Hamm e.V.
  • 1959 Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft
  • 1961 Auszeichnung mit dem Silbernen Lorbeerblatt
  • 1959-1973 sieben bundesdeutsche Wasserballmeisterschaften
  • 1964 Medizinisches Staatsexamen an der Universität Münster
  • 1968-2004 Leitung einer Allgemeinpraxis

Lajos Nagy über …

  • … Schwimmen im großväterlichen Schwimmbad in Budapest

    „Der Leiter des Schwimmbades war mein Großvater. So habe ich schon mit vier Jahren gelernt zu schwimmen. Dann kam der Krieg. Es war ganz grausam. Ich habe viel erlebt als Jugendlicher. Nach dem Krieg 1947 waren die Schwimmbäder wieder geöffnet, und ich konnte wieder ins Schwimmbad und da habe ich mich einem Klub angeschossen. Der Besitzer war ein Papierfabrikant. Aber die Fabrik wurde ganz schnell wieder verstaatlicht. Den ganzen Klub hat damals die ungarische Eisenbahn übernommen.
    Das Schwimmen war für mich natürlich Sport Nummer eins. Ich hatte immer freien Eintritt. Mein Großvater war ja Bademeister. In einem ungarischen Schwimmbad herrscht Hierarchie, da ist der Bademeister der Herrgott. Was er sagt, das wird gemacht.
    In diesem Schwimmbad waren dann auch berühmte Persönlichkeiten. Professoren und zwischendurch auch berühmte Schauspieler, wie zum Beispiel Tony Curtis. Mit diesen Leuten bin ich groß geworden. Ich war natürlich ein kleiner Pimpf. Aber ich war das Enkelkind des Bademeisters.
    Das war ein offenes Schwimmbad. Aber interessanterweise hatte es einen Laubengang, und dieser Laubengang wurde im Winter dann zugemacht und es hatte Fußbodenheizung. Man konnte wunderbar auf dem Boden sitzen und lesen und so weiter. Und das Schwimmbad hat auch eine Thermalabteilung mit fast 40 Grad warmem Wasser.
    Die Badekultur in Ungarn ist sehr hoch. Überall findet man Thermalwasser und die Bäder haben einen gewissen Charme und dieses Bad auch. Und da habe ich dann, wie gesagt mit dem Schwimmen angefangen.
    Ich war den ganzen Sommer in dem Schwimmbad. Es ist natürlich wunderschön gewesen. Viele Jugendliche waren da und es war immer klasse. Am Wochenende sind wir oft am Wasser gewesen. Mein Vater hatte ein Ruderboot gehabt. Dann sind wir auf der Donau gerudert. Da wurde auch geschwommen.“

  • … Ankunft in Deutschland und erste Deutsche Meisterschaft mit Hamm 1958

    „Frankfurt ist natürlich eine sehr lebendige Stadt gewesen, voll mit Amerikanern. Frankfurt war damals schon eine reiche Stadt gewesen. Die Amerikaner hatten so viel Geld gehabt. Da habe ich ein halbes Jahr Sprachkurs gemacht. Da musste ich mein Abi verteidigen. Und dann durfte ich studieren. Was sehr gut war, weil ich hatte kein Geld. Aber ich verdiente in den Ferien viel Geld, weil ich gut bezahlte Arbeit gekriegt habe. Ich war zum Beispiel im Max-Planck-Institut Fotolaborant. Mein Vater hatte ein Fotolabor, ich wusste, wie man die Sachen entwickelt. Damals gab es noch keine Fotokopiergeräte, sondern man musste die Seiten fotografieren und entwickeln. Da habe ich pro Stunde acht Mark verdient, steuerfrei. Es war Frankfurt, es war sehr gut.
    Und dann bin ich nach Hamm gekommen, finanziell war es nicht so gut. Aber ich hatte wenigstens mal richtig die Möglichkeit, um Wasserball zu spielen. In Frankfurt haben wir mit unseren sieben Leuten noch einmal oder zweimal Wasserball gespielt. Gegen eine hessische Auswahl haben wir haushoch gewonnen. Dann waren wir eingeladen nach Esslingen für die deutsche Nationalmannschaft. Da habe ich meine früheren Kameraden das erste Mal getroffen, als Trainingspartner. Dann war Schluss mit dem Wasserball. Ich habe im Sommer 1957 und Ende 1958 kein Wasserball gespielt. Aber ich habe ein Probespiel gemacht und es gab keine Schwierigkeiten.
    Als ich das erste Mal mit dem Zug durchs Ruhrgebiet gefahren bin, dachte ich: Ein schöner Anblick ist das nicht. Als ich in Hamm angekommen war, dachte ich: Auch kein schöner Anblick.
    Hamm hat sehr viele Bomben gekriegt, denn es hatte Drahtindustrie. Die Innenstadt liegt um den Bahnhof. Alles war verbaut. Aber ich wurde sehr gut empfangen, das war die Hauptsache. Und ich konnte in Münster gut studieren. Und ich dachte mir: Jetzt hast du so lange trainiert und hattest in Frankfurt nichts davon, also gehst du nach Hamm. Ich wurde sehr gut aufgenommen.
    In Frankfurt hatte ich schon die Anerkennung meiner deutschen Abstammung. Ich habe eine deutsche Mutter, eine geborene Weiß. Ich hatte auch schon diesen Flüchtlingsausweis A bekommen. Und 1958 waren die deutschen Meisterschaften in Hamm. Da sind wir ad hoc Meister geworden. Und damals haben sie gesagt: ‚Den müssen sie für die Nationalmannschaft haben.‘ Willi Weyer war selbst Wasserballer in Hannover und ein gewisser Staatssekretär auch aus, die haben also meine Einbürgerung in einer Sache von vier Wochen erledigt. Dann kam ich in Nationalmannschaft.“

  • … Miteinander im Team und Vergütung als Wasserballer

    „Die Kameradschaft war gut, war nicht übertrieben. Wir hatten einen sehr interessanten Trainer gehabt, Arthur Dewitz. Er hat die Mannschaft sehr gut zusammengehalten. Er war erstens eine Respektsperson, aber mit dem konnte man auch Spaß haben. Und wir haben auch innerhalb der Mannschaft viel Spaß gehabt. Und wir hatten dann auch Erfolg gehabt. Und Erfolge bringen zusammen. An fast jedem Wochenende sind wir unterwegs gewesen. In Holland, Belgien und Frankreich oder irgendwo in Deutschland haben wir gespielt.
    Also für eine Deutsche Meisterschaft haben wir von dem Klub nichts gekriegt. Ein schönes Abendessen haben wir erhalten. Am großartigsten war die Nationalmannschaft, die starben praktisch an Schönheit. Wir haben für jedes Länderspiel drei Mark für die Getränke gekriegt. Können Sie sich das vorstellen? Essen haben wir gekriegt, kostenlos, aber drei Mark für Getränke. Wir waren Amateure. Also finanziell hat es sich für mich nicht ausgezahlt, nur ein einziges Mal. 1968 hatte ich meine Praxis schon, und Neckermann hat dann die Vertretung bezahlt. Das war das einzige Geld, das ich außer diesen drei Mark gekriegt habe.“

  • … die Olympischen Spiele 1968 in Mexiko

    „In Mexiko war es keine schöne Olympiade. Schon bei dem Einmarsch hatte man ein mulmiges Gefühl, da gab’s Unruhen. Das Stadion befand sich einer felsigen Landschaft und oben standen die Soldaten mit Maschinenpistolen. Das war schon irgendwie ein komisches Gefühl. Wir wohnten leider auch nicht in dem Olympischen Dorf, sondern irgendwie in einem Kultur-Dorf. Die haben uns ein bisschen abgeschoben. Unser Trainer war eigentlich ein Jugoslawe. Er hat sich mehr um seine Schönheit gekümmert als um die Mannschaft. Und der damalige Wasserballwart hat nicht richtig eingegriffen.
    Wir haben schon darüber gesprochen, ich war der Mannschaftskapitän, dass wir das Training und alles Übernehmen. Aber das haben wir nicht getan. Wir haben einmal ein bisschen gefeiert, am nächsten Tag stand schon ein Artikel in der Zeitung: Die Wasserballer bringen nichts, aber feiern können sie gut. Und deshalb konnten wir diesen Aufstand nicht veranstalten.
    1968 wollten die irgendwie das Wasserball spielen reformieren. Was haben Sie gemacht? Drei Fouls sind ein Strafstoß. Das heißt innerhalb des Spiels, wenn drei Fouls passiert sind, dann wird ein Fünfmeter geschossen. Das war eine idiotische Erfindung.
    Und jetzt haben sie auch eine neue Regel. Das soll heißen, wenn der Center vorne angespielt werden kann und gefoult wird, dann fliegt der Verteidiger raus. Was machen alle Mannschaften? Bemühen sie sich, den Center vorne anzuspielen? Kein Mensch spielt ein Konterspiel oder lässt von acht bis zehn Metern mal einen Schuss los. Es ist alles ein Sicherheitsspiel geworden. Die Medien tun eine ganze Menge dazu. Wasserball ist verpönt. Die zeigen immer unter Wasser. Es sieht natürlich schon nicht schön aus. Und die zeigen dann nur, wenn ein Mann ausgestellt ist, dass vor dem gegnerischen Tor immer mit dem Ball herumgespielt wird.“

  • … die Entwicklung des SC Rote Erde Hamm

    „Der SC Rote Erde war einmal Meister 1974. Und dann begann der Abstieg des Klubs. Leider ist der Trainer Arthur Dewitz gestorben. Er hat die Zügel gehalten. Er war nur Beisitzer im Vorstand, aber er hatte alle Fäden in der Hand. Und dann kamen Leute, die keine Ahnung hatten. Außerdem spielte das Geld eine immer größere Rolle. In Fünfziger in den 1950er- und 1960er-Jahren hatte der SC Rote Erde fast 2000 Mitglieder, und durch die Meisterschaft haben sie gute Einnahmen gebracht. Davon haben wir nichts gehabt, aber der Klub hatte was davon gehabt. Wir konnten Reisen unternehmen und das hat nachgelassen. Rote Erde hat jetzt 300 Mitglieder und hat sich wieder an TuS 59 Hamm angeschlossen, weil sie keine Administration mehr hatten.
    Also Rote Erde kommt nie mehr hoch. Es sei denn, dass ein Millionär kommt und wieder investiert. Aber zusammengekaufte Mannschaften, die halten nicht lange. Die bleiben so lange, wie sie Geld kriegen, und dann sind sie weg.
    1959 wurde Rote Erde Jugendmeister. Und nachdem ich aufgehört habe, 1973 habe ich drei Jahre die C-Jugend trainiert. Ich wollte was zurückgeben. Die wurden dann dritter Deutscher Meister. Die wurde nur deshalb nicht Meister, weil in der gegnerischen Mannschaft zwei schnell gewachsene Jungs waren. Und zwei Sportler aus meiner Mannschaft sind Europameister. Jürgen Schröder, er wurde in Bonn Europameister. Drei Jahre habe ich sie trainiert, und praktisch als Nichtschwimmer habe ich sie hochgeholt.
    Die kamen alle aus Hamm. Es gab in der Zeitung einen Artikel, dass ich diese Jugendarbeit mache. Am ersten Abend hatte ich 40 Jugendliche. Da musste ich ein bisschen selektieren. Ich hatte ein paar Nichtwischwimmer dabei. Da habe ich gesagt: ‚Geh lieber Fußball spielen, kräftige Beine hast du.‘ Es sind so 20 Leute geblieben. Und die wurden richtig gut.“

Vom Schwimmer zum Wasserballer

Flucht in den Westen

Sportstadt Hamm

Olympische Spiele in Rom 1960


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Helga Masthoff (geb. Niessen)

Helga Masthoff

Helga Masthoff

*1941
Deutsche Tennis-Rekordmeisterin und inoffizielle Olympiasiegerin von 1968

Helga Masthoff ist mit 121 Titeln deutsche Rekordmeisterin im Tennis. Ihr “Weißer Sport” zählte 1968 als Demonstrationswettbewerb zum Olympischen Programm, sodass sich die gebürtige Essenerin im Einzel und Doppel (mit Edda Buding) jeweils eine Goldmedaille erspielte.

Kurzbiografie

  • Geboren 1941 in Essen-Kray (als Helga Niessen)
  • Ab 1961 Mitglied des Essener Turn- und Fechtklubs e. V. (ETuF)
  • 1965-1977 33 Einsätze im Federation Cup und damit Rekordspielerin des Deutschen Tennis Bundes 
  • 1968 (Inoffizielle) Olympiasiegerin im Einzel- und Doppelwettbewerb mit Edda Buding sowie Zweitplatzierte im Mixed mit Jürgen Faßbender (Tennis als Demonstrationssportart)
  • 1969-1974 Sechsfache Siegerin der “Internationalen Tennismeisterschaften von Deutschland” am Hamburger Rothenbaum (im Einzel 1972-1974 sowie im Doppel 1969, 1972 und 1973)
  • 1970 Silbernes Lorbeerblatt
  • 1970 und 1976 Endspielteilnahmen im Einzel (1970) sowie im Doppel (1976) bei den French Open
  • 1973 Halbfinalteilnahme US Open (Einzelwettbewerb)
  • 1979-2007 Betrieb des “Helga Masthoff Park & Sport Hotels” auf Gran Canaria
  • 1991 Endgültiger Rückzug vom Wettkampfsport der Seniorinnen
  • 2001 Verdienstorden des Landes NRW

Helga Masthoff über …

  • … ihre ersten internationalen Wettkämpfe

    „Zuerst war ich natürlich nicht so ehrgeizig, aber mein Vater hat mich schon ein bisschen gepusht. Und dann habe ich natürlich auch sehr viel Spaß bekommen. Wir waren ja eine nette jugendliche Gruppe damals, da gab es die Jugendmeisterschaften immer in Mönchengladbach, das war alles sehr nett. Und da habe ich natürlich auch Ehrgeiz bekommen. Ich war dann im Finale, ob ich gewonnen habe, das weiß ich schon gar nicht mehr. Aber da wurde ich besser und besser.
    Dann kamen Einladungen. Die ersten Einladungen kamen aus Sizilien, da spielte man die ersten Turniere in Palermo, Catania, Reggio Calabria, Neapel und Rom – so fing es an.
    Aber wissen Sie, da wohnte man ja sehr spartanisch in kleinen Pensionen und musste sich ums Essen selber kümmern. Aber das war sehr schön. Man lernte schon in jungen Jahren, da war ich ja vielleicht 21, also schon das Ausland kennen. Und dann gewann ich da unten auch. Palermo und Catania habe ich gewonnen und Neapel auch und dann wurde es natürlich interessanter. Und dann kamen Einladungen an die Cote d’Azur. Das war immer im Frühjahr die schönste Kette. Da fing es an Nizza, Monte Carlo, Juan-les-Pins und Cannes. Das war schön. Da haben Sie sich ja alle darum gerissen um diese Turniere. Monte Carlo habe ich dann auch dreimal gewonnen. Ja, und so kam es, dass man auch Einladungen bekam nach Amerika und Südamerika. Meine schönsten Erinnerungen sind Buenos Aires, Chile und Brasilien.“

  • … wichtige Persönlichkeiten rund um den ETuF

    „Berthold Beitz war derjenige, der unseren Rudi Drust, also den Ringrichter einstellte. Den hatte er auf Sylt kennengelernt und hat sich mit dem wunderbar verstanden. Drust hat ihn auch trainiert. Und Beitz war ja nun ein großer in der Wirtschaft bei Krupp, und dann hat er ihn für sich engagiert, aber er hatte gar nicht genug Zeit. Und dann hat der ETuF ihn übernommen. Und Rudi war dann für die Fechter, für die Hockeyspieler, für die Ruderer und für die Tennis-Mannschaften zuständig. Und er war immer hinter uns her. Er rief immer an: ‚Also Helga, du musst kommen! Es wird trainiert!‘ Ich habe ihn dann ja auch hinterher zu den großen Reisen mitgenommen. Er war alleinstehend, er hatte Zeit und es interessierte ihn wahnsinnig, wo ich überall hinfuhr. Und er konnte dann auch viel erzählen. Er hat den Kampf von Bubi Scholz um die Europameisterschaft geleitet und den von Schmeling und was er uns alles erzählt hat. Aber für Boxen habe ich mich nicht so interessiert.

    Berthold Beitz bin ich im ETuF persönlichen begegnet, als wir die Halle eingeweiht haben. Eine Tennishalle. Da war er auch da, und da habe ich ein Bild mit ihm gemacht. Das hängt heute noch im ETuF. Aber oft habe ich ihn nicht gesehen. Also Dr. Stauder, der war natürlich für den Sport zuständig. Er war ja auch unser Präsident und war Präsident vom Niederrhein und dann vom DTB. Mit ihm habe ich mich natürlich öfter getroffen.“

  • … Tenniswettkämpfe der 1960er- und 1970er-Jahre

    „Mein Lieblingsturnier, das war natürlich damals Monte Carlo in Monaco. Das war wunderschön. Wir spielten ja in diesem königlichen Klub. Grace Kelly machte die Siegerehrung, aber bei mir nicht, sondern nur bei den Herren. Aber hinterher sah ich sie ja im Klubhaus sitzen, und da habe ich sie mir natürlich von nahem angeschaut. Und Monte Carlo war ja damals das Spielcasino. Dann durfte ich in diesem schönen Hotel wohnen, das war ja schon alles sehr prächtig. Und das war mein Lieblingsturnier. Da war ich ja auch drei Mal, was ich gewonnen habe.
    Hamburg am Rothenbaum hat mir auch gut gefallen. Und Buenos Aires muss ich sagen, weil das auch so eine schöne Atmosphäre war. Aber das war ja noch am Anfang meiner Karriere. Da gab es eine Straße, die hieß Florida 70 und da war ein Pelzgeschäft. Da habe ich mir einen Jaguarmantel gekauft damals. Der Besitzer, der warf die Pelzmäntel auf die Erde und da habe ich dann immer Pelzmäntel gekauft, hinterher auch für meine Mutter. Und dann waren Freunde da, die wollten auch einen Nerz haben. Also das war auch schon ein Lieblingsturnier. Das war die für damalige Verhältnisse, das war ja 1964/65 etwas Großes.
    Da wohnten wir auch privat, aber sehr schön. Und dann haben wir auch viel gesehen. In Kitzbühel habe ich ja auch noch gespielt. Kitzbühel habe ich 1970 gewonnen. Das war auch ein ganz nettes Erlebnis. Da bin ich spazieren gegangen und auf einmal in einer Pension hing ein Smoking draußen, der wurde gelüftet. Und dann stellte ich fest, dass Udo Jürgens dort wohnte. Er hatte dann ein Konzert am nächsten Tag. Es war ganz interessant. Das hätte ich nie erahnt, dass er es war und er in einer kleinen Pension wohnt.
    Ich bin ihm hinterher begegnet und zwar war er in Gran Canaria und hat ein Konzert gegeben. Und dann gab es einen wohlhabenden Bob-Weltmeister, der hatte ein großes Haus auf Gran Canaria. Der hat dann Udo Jürgens hinterher mit allen eingeladen und mich auch. Seine Freundin, die kam auch aus Essen. So habe ich dann mit ihm und der Freundin auch ein bisschen gesprochen. Auf Gran Canaria, da war er öfter, in seiner Glanzzeit war das ja. Da habe ich ihn kennengelernt.“

  • … ihr Tennismatch gegen Sepp Maier in der Grugahalle

    „Das kann ich noch erzählen. Und zwar habe ich in der Grugahalle gegen den Fußballer Sepp Maier gespielt. Das kam nämlich daher, als die Billie Jean King gegen den Bobby Riggs gespielt hat. Ich weiß nicht, wer auf die Idee kam. Ich sollte in der Grugahalle spielen. Da kamen 4000 Leute und ich habe gegen Sepp Maier gespielt, der Müller war auch dabei. Wir haben auch ein Doppel gespielt. Das habe ich noch in Erinnerung, das war auch ziemlich früh.
    Ich habe gegen Sepp Maier gewonnen. Der war immer ein begeisterter Tennisspieler. Dann kamen die beiden, und das war voll da. Aber das war, weil die King das gegen Riggs gemacht hat. Der ETuF oder der Tennis-Verband Niederrhein haben das damals organisiert. Ich weiß nicht mehr genau, aber mit Stauder hatte das auch zu tun, Huber oder Stauder.
    Sepp Maier war ein ordentlicher Tennisspieler und er konnte laufen. Und er war lustig. Es war ja auch schön für das Publikum. Er machte seine Späße, es war ja nicht so ernst gemeint. Aber gewinnen wollte ich doch. Sie wissen ja, der Ehrgeiz der Männer, wie der ist. Und dann habe ich ihn auch in zwei Sätzen geschlagen.“

Tennisanfänge in Essen-Kray

Eindrücke aus Wimbledon

Sieg gegen Martina Navratilova 1974

Bundesdeutsche Meisterschaften

Helga Masthoff Park & Sport Hotel


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Peter Krüsmann

Peter Krüsmann

Peter Krüsmann

*1947
Basketballspieler- und trainer (v. a. SSV / Brandt Hagen)

Die Entwicklung der Stadt Hagen zu einer Basketballhochburg ist eng mit Peter Krüsmann verknüpft: Als Spieler des SSV Hagen wurde er bundesdeutscher Meister und Pokalsieger. Auch als Trainer reüssierte der gebürtige Bochumer in Hagen, Dortmund und Köln.

Kurzbiografie

  • Geboren 1947 in Bochum
  • Lehramtsstudium Soziologie und Sport
  • 1971 Beginn der Karriere beim SSV Hagen
  •  1974 Bundesdeutscher Meister und Pokalsieger 1975 (jeweils SSV Hagen) – als Spieler
  •  1983 Bundesdeutscher Pokalsieger (BSC Saturn Köln) und 1994 (Brandt Hagen), 1990 Zweit- und 1992 Erstligaaufstieg (jeweils SV Derne 49 Dortmund) – als Trainer
  • 1978, 1984 und 1993 je drei Amtszeiten als Trainer in Hagen
  • 1994 Auszeichnung zum Trainer des Jahres in Deutschland
  • 2002 Co-Gründer und Leiter des Sporteilzeitinternats am Hagener Theodor-Heuss-Gymnasium. Als Schultrainer erreicht Krüsmann mehrmals das Bundesfinale bei “Jugend trainiert für Olympia”

Peter Krüsmann über …

  • … seine Anfänge als Basketballer in Bochum

    „Da sagt mein Freund zu mir: ‚Peter, pass mal auf! In der Goethe-Schule haben die eine kleine Turnhalle. Da spielen die Basketball, aber die letzten 20 Minuten spielen sie immer Fußball. Da gehen wir hin!‘ Also sind wir beiden dahin und haben uns mit dem Basketball gut angefreundet, obwohl der Basketball kein Basketball war. Das war so ein großer Gummiball – den als Basketball zu bezeichnen, war schon eine Frechheit. Naja, und dann haben wir festgestellt: ‚Ach, Basketball, können wir ja bald besser als die Alten, die da sind.‘ Und dann sind wir da öfter hingegangen und haben uns an den Basketball rangetastet – und das sehr erfolgreich.“

  • … die Entwicklung Hagens zu einer nordrhein-westfälischen Basketballhochburg

    „An den Hebeln waren ein paar wichtige Leute – und zwar der jugoslawische Trainer Branimir Volfer, der gleichzeitig Lehrer war. Ernst Michalowski war auch Lehrer am Albrecht-Dürer-Gymnasium. Da haben wir schon zwei basketballverrückte Lehrer an den Schulen. Die haben den Sport gefördert. Durch AGs zum Beispiel wurden zwei Nationalspieler groß: Günther Silvas und Doktor Langhoff. Silvas ist Latein- und Sportlehrer am Fichte-Gymnasium in Hagen gewesen und Langhoff ist Arzt in Heidelberg geworden. Die beiden waren schon sehr gut und dadurch kamen die Mannschaften. Sie wurden zweimal westdeutscher Jugendmeister und auf einmal blühte der Basketball in Hagen auf. Dann haben sich auch andere Clubs angesiedelt. Wir haben jetzt ein breit gefächertes Band von vielleicht 14, 15 verschiedenen Clubs in Hagen. Hagen wurde dann auch erfolgreich, zum Beispiel Deutscher Meister. Da haben wir vorher ja nie dran gedacht!“

  • … die Konkurrenz des Fußballs zu seiner Trainerzeit in Dortmund

    „Mein Wanderweg führte mich zum SV Derne 49 nach Dortmund. Und dann sind wir in 3 Jahren von der Regional- bis in die Bundesliga durchmarschiert. In der Zeit um 1992 wurde Borussia Dortmund plötzlich gut und auf einmal war Schwarz-Gelb in der Stadt dominierend. Alle Sponsoren gingen in Richtung Schwarz-Gelb! Und dann wurde mir gesagt: ‚Peter, hör mal! Es ist schwer, hier Großsponsoren zu finden, die wollen alle bei Schwarz-Gelb im VIP-Raum sitzen. Die wollen alle gesehen und wahrgenommen werden. Und die können da bessere Geschäfte machen!‘ Naja, dann war das mit dem Erstliga-Basketball in Dortmund erledigt.“

  • … den Schulsportwettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“

    „Mit zwei anderen Kollegen habe ich die Leitung des Sport-Teilinternates des Theodor-Heuss-Gymnasiums in Hagen übernommen, mit den Schwerpunkten Basketball, Fußball und Tischtennis. Im Basketball hatten wir damals 32 Grundschul-AGs in der kleinen Stadt Hagen, die von uns betreut wurden. Jeder Profi hatte zwei AGs, die Trainer hatten zwei AGs, sodass sich die Kinder mit den Spielern identifizierten. Das trug dazu bei, dass die Basketball-Familie so zusammenwuchs und wir auch im Schulsport erfolgreich sein konnten. Wir waren auch die einzige Schule, die beim Bundesfinale in Berlin überhaupt erfolgreich war. Sonst waren dort nur Sportinternate, die Schulen angegliedert waren. Wir hatten ja keine Internate. Wir waren eine ganz normale Schule und wir konnten nur die Schüler rekrutieren, die bei uns waren – während die Internate sich von überall die Schüler geholt haben. Das war ein unfairer Wettbewerb an und für sich.
    Aber wir waren trotzdem ganz erfolgreich. Ich glaube, persönlich war ich sechs Mal im Endspiel. Aber die Berliner kamen da mit ihren Großinternaten und dann kam der ehemalige Osten mit seinen Großinternaten, da hatte man gar keine Chance, sich oben zu etablieren. Zum letzten Mal hat das Theodor-Heuss-Gymnasium vor fünf Jahren gewonnen, in der Wettkampfklasse I.“

„Brutale” Bedingungen – Die alte Hagener Sporthalle „am Höing”

Aufschwung des Hagener Basketballs um 1974

Bedeutung der Zuschauereinnahmen

Anfänge der Trainerkarriere


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Zu den Zeitzeugen Ruhr

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Marina Kielmann

Marina Kielmann

Marina Kielmann

*1968
Nationale Meisterin im Eis- und Rollkunstlaufen sowie Universiade-Siegerin 1989

Marina Kielmann erwarb sich im Eis- und Rollkunstlaufen jeweils den Ruf einer internationalen Spitzensportlerin. Ihre Künste gereichten ihr zu den Ehren einer (bundes-)deutschen Meisterin oder auch zur Goldmedaille auf Kufen bei der Winter-Universiade 1989.

Kurzbiografie

  • Geboren 1968 in Dortmund
  • 1981 bundesdeutsche Vizemeisterin im Eiskunstlauf
  • 1988-1992 Ausbildung zur Bürokauffrau in der Pressestelle der Westfalenhallen Dortmund GmbH
  • 1988 Olympische Spiele Calgary 10. Platz im Eiskunstlauf
  • 1989 Gold bei der Winter-Universiade in Sofia
  • 1990 Vize-Weltmeisterin (in der Kombination) im Rollkunstlauf
  • 1991 Erste gesamtdeutsche Meisterin im Eiskunstlauf
  • 1992 Vize-Europameisterin im Eiskunstlauf
  • 1992 Olympische Spiele in Barcelona 10. Platz im Eiskunstlauf
  • 1995-1997 professionelle Eiskunstläuferin bei Holiday on Ice

Marina Kielmann über …

  • … das Training auf der offenen Eisbahn in Dortmund

     „Das Treiben auf der Eisbahn habe ich fast wie vorgestern vor Augen. Die guten durften beim Pflichtlaufen immer in der Mitte sei. Und dann, je schlechter man war, desto weiter wurde man nach außen sortiert. Ich habe entsprechend dann ganz in der Ecke angefangen, aber ich war froh, dass ich überhaupt trainieren durfte. Denn das waren immer schon heterogene Trainingsgruppen mit verschiedenen Trainern. Es war nie nur ein Leistungsstand auf dem Eis, sodass man immer auch Vorbilder sehen konnte oder sich aus den Läufern, die da waren, Vorbilder suchen konnte. Für mich war es natürlich großartig, damals auf einer Fläche zu trainieren, mit Dagmar Lurz und Rudi Cerne. Die Dagmar ist ja auch aus Dortmund und Rudi aus Herne. Die kamen nach Dortmund, weil da die besseren Trainingsmöglichkeiten waren. Und das mit unserer eigentlich doch alten offenen Eishalle. Das galt damals als tolle Trainingsbedingung. Und ich durfte da als kleiner Knirps rumlaufen und erinnere mich an ganz schöne Szenen mit Rudi, der dann anlief und Dreifach-Toeloop springen wollte. Und ich hatte irgendetwas für mich damals Schwieriges versucht und bin dabei gestürzt und lag jetzt so quasi in seiner Anlaufbahn. Und dann rief er nur kurz: ‚Ich habe dich gesehen, bleib sitzen!‘ Und er lief weiter und sprang seinen Dreifachsprung, und das hat mich so beeindruckt, weil ich dachte: Man, so ein gut erzogener junger Mann, so ein Gentleman.
    Man kennt das ja auch von anderen Trainingshallen, wo dann geschrien wir: ‚Achtung! Nimmt einer das Kind aus dem Weg!‘ Aber das war so ein fairer, freundlicher Umgang. Und das habe ich mir auch ein bisschen als Vorbild genommen. Dass ich auch jetzt meinen Sportlern noch beibringen, dass man sagt: ‚Achtung bitte oder Vorsicht!‘ Und nicht da, die kleinen anbrüllt, die ja auch völlig unverschuldet manchmal da liegen und froh sind, dass sie überhaupt trainieren dürfen. Weil den Nachwuchs brauchen wir ja nun mal in jeder Generation.“

  • … die Doppelbelastung im Roll- und Eiskunstlaufen

     „Der Trainingsumfang damals, das war eigentlich immer eine Sieben-Tage-Woche. Am Anfang dadurch, dass meine Mutter mich mitgenommen hat und die Sportler sieben Tage trainiert haben. Später war es dann Sommer wie Winter im Eis- und im Rollkunstlaufen für mich eine Sieben-Tage-Woche. Ganz klar, wir wissen heute, dass man auch mal einen Ruhetag braucht. Aber wir haben ihn damals nicht geplant, weil es fiel immer mal was aus. Dann war irgendeine Reparatur am Eisstadion. Oder es war plötzlich ein Eishockeyspiel angesetzt. Im Sommer hat es mal geregnet oder es war so schlechtes Wetter, dass es reingeregnet hat oder so kalt war. Sodass wir keinen freien Tag geplant hatten, weil immer mal irgendetwas ausfiel. Wir haben Sommer wie Winter durchtrainiert. Hatten aber ganz klar die Vorgabe meines Vaters: Zwei Wochen Sommerurlaub mit der Familie, keine Rollschuhe, keine Schlittschuhe, nur die Familie.

    […] Wie haben wir trainiert? Im Winter hatten wir die festgelegten Trainingszeiten. Das war nicht viel. Das war einmal anderthalb-, zwei Stunden am Tag, damals noch für Pflicht und Kür. Und wenn man überlegt, dass ein Training um Viertel nach eins mittags begann. Wir hatten bis Viertel nach eins Schule. Dann wurden wir mit laufendem Motor schon an der Schule erwartet. Ich ging immer recht schnell, damit ich schnell zum Training konnte. Mein Bruder hat immer ein bisschen getrödelt, aber auch er war dann zügig da. Und wir haben dann die Zeit wieder rausgeholt, die wir später kamen, indem wir einfach intensiv trainiert haben und konzentriert auch die Zeit genutzt haben, die uns dann letztendlich noch zur Verfügung stand. Und manche Jahre hatten wir auch, als es dann schon Wettbewerbe gab – ich kann mich erinnern, ich war auf nationaler Ebene ab 1977 im Paarlaufen und 1978 dann im Eiskunstlaufen in der Dortmunder Westfalenhalle – ein Riesenereignis. Ich stand da als 9-jähriges Kind in der riesengroßen Westfalenhalle fast alleine mit meinem Partner auf dem Eis. Das ist schon beeindruckend. Und ja, dann kam 1980 die erste Junior-Europameisterschaft im Rollkunstlaufen und im Paarlaufen dazu. Da mussten wir dann bis in den Oktober, November trainieren. Da hatten wir ja längst schon keine Rollschuhbahn mehr, weil wir wieder Eis hatten. Das heißt, da haben wir dann doppelt trainiert, mittags bis viertel vor drei auf Schlittschuhen. Dann hatten wir das große Glück, dass wir in den Messehallen der Dortmunder Westfalenhallen trainieren durften, wenn da gerade Umbau war. Da hat man dann extra schnell für uns die Hallen gereinigt, dass wir uns da auf die Junioren-Europameisterschaft im italienischen Gorizia vorbereiten durften. Da konnten wir nun zusätzlich Rollkunstlaufen trainieren. Da kam auch extra der Bundestrainer angereist, um uns noch mal extra eine Stunde zu betreuen und zu trainieren, damit wir für den ersten internationalen Wettbewerb top vorbereitet sind. Damals war ich zwölf.“

  • … die verwehrte Teilnahme ihrer Mutter als Trainerin an den Olympischen Spielen 1988

     „Im Wintersport war ich 1988, glaube ich, die einzige Dortmunder Teilnehmerin, wir hatten noch einen Funktionär dabei. Meine Mutter durfte 1988 nicht mitfahren. Das war für uns damals schon ein großes Drama, als es dann hieß: ‚Deine Mutter darf aber nicht mitfahren zu den Olympischen Spielen.‘ Man hat das damals so begründet, dass man auf die Schnelle keine Akkreditierung für sie bekommen würde, weil ja ein anderer Trainer geplant war. Der Trainer von Claudia Leistner, der dann seine zweite Sportlerin mitbetreut hätte. Und dass ich mich jetzt so überraschend qualifiziert hatte, damit hatte man ja nicht gerechnet. Und da könnte man jetzt für die Mutter, also die Trainerin, keine Akkreditierung mehr bekommen. Und deshalb war das nicht möglich. Wir haben dann versucht, das Beste daraus zu machen. Und (lacht) teurer Spaß im Nachhinein. Ich habe nämlich dann nach dem Training in Kanada immer per R-Gespräch zu Hause angerufen. Ich habe dann erzählt, wie es im Training gelaufen ist, was das für Fehler ich hatte, wenn was nicht geklappt hat und meine Mutter hat mir dann per Fernkorrektur die richtigen Anweisungen gegeben, weil ich damals gesagt habe: ‚Wenn mich dann vor Ort jemand betreut, dann ist es unser damaliger Sportdirektor, der Herr Krick.‘ Weil da jeder weiß, das ist garantiert nicht ihr Trainer. Und wenn der dann in der Trainerecke neben mir sitzt, dann fragt jeder, der sich auskennt: Wo ist der Trainer? Was ist da los? Und denkt vielleicht mal drüber nach. Und deswegen habe ich gesagt: ‚Nur der betreut mich. Auch bei den Trainingseinheiten.‘ Weil der andere Trainer der mit war, hat ja meine Konkurrentin trainiert. Das kam für mich nicht infrage. Ich gehe zu keinem Trainer als Nummer zwei. Das hatte ich später dann auch ganz deutlich geäußert.
    Für mich war es wichtig, meinen Trainer zu haben, und da bin ich die unumstrittene Nummer eins, da habe ich volle Aufmerksamkeit. Und letztendlich ist es ja auch so, wenn man dann vom Eis kommt in diese Trainerecke, der Trainer der dann da steht, ist die einzige Bezugsperson die man dann hat und dem fällt man auch um den Hals. Und das konnte ich mir bei einem fremden Trainer überhaupt nicht vorstellen. Und deshalb hat damals dann der Sportdirektor dagesessen und hat mich betreut, weil meine Mutter ja zu Hause vor dem Fernseher sitzen musste. Ich habe übrigens später mal den Herrn Tröger auf dem Sportpresseball darauf angesprochen. Der wusste dann auch nicht, wie ihm geschieht. Weil ich dann quasi mit Vorwürfen kam wie: Er hätte dafür gesorgt, dass meine Mutter nicht mitkam. Und dann sagt er: ‚Mädchen, lass uns mal eben rausgehen. Das ist ja jetzt ein Gespräch, das müssen wir in Ruhe führen.‘ Und dann hat er mir aber erzählt, dass mein Fachverband gesagt hat: ‚Wir möchten die Trainerin nicht dabei haben. Sie bräuchte keine Akkreditierung. Sie nehmen den Mannschaftsführer und Delegationsleiter mit, aber meine Trainerin führe nicht mit.‘ Und das war für mich dann so der Moment, wo ich dachte: Das ist eine völlig andere Version als die, die ich bis dahin kannte. Das hat mich auch sehr traurig gemacht.
    Meine Mutter hat das nie erfahren. Aber das bestätigt mich darin, dass es immer verschiedene Versionen von irgendwelchen Geschichten gibt. Und man sollte sich oftmals dann beide Seiten anhören, bevor man ein Urteil fällt.“

  • … deutsch-deutsche Beziehungen im Eiskunstlaufen

     „Damals habe ich mir über die zwei deutschen Mannschaften überhaupt keine Gedanken gemacht. Bei Europa- und Weltmeisterschaften kannten wir die ostdeutschen Sportlerinnen schon. Die erste, die mich freundlich begrüßt hatte, als ich 1988 bei den Europameisterschaften in die Umkleidekabine kam, war Katharina Witt, die dann so was sagte wie: ‚Herzlich willkommen in der internationalen Eislauf-Familie.‘ Das war für mich natürlich ein Ereignis. Ich kam neu dazu. Sie war ja schon Olympiasiegerin, und die begrüßt mich. Nicht ich bin gekommen und habe gesagt: ‚Hallo.‘ Sondern sie hat mich begrüßt, als Neuling. Und das fand ich ganz toll. Wir durften zwar offiziell nicht miteinander sprechen, also wir hätten sprechen dürfen, aber es gab Zeiten, da durften die ostdeutschen Sportler nicht mit uns sprechen. Das war zum Beispiel 1988 in der Umkleide überhaupt nicht der Fall. Die Frau Müller war dabei, da war also ein Offizieller dabei. Es war ein geschützter Raum, da passierte nicht viel. Natürlich wurde nach außen oft der Schein gewahrt, dass man dann aneinander vorbeiging. Und das Katharina auch mal sagte: ‚Ich darf jetzt nicht mit euch Sprechen.‘ Das war halt so. Wir waren Konkurrenten. Als Konkurrenten unterhält man sich aber auch mal. Letztendlich sind wir alle Sportler. Alle haben das Ziel die Besten ihres Landes zu sein. Gott sei Dank waren es zwei Länder. Wir konnten beide die Beste sein. Oder es gab mehrere Meister, wenigstens das. Bei den Olympischen Spielen ist man dann noch mal in seiner Olympiakleidung. Das heißt, es ist ganz klar zu sehen, wer woher kommt. Und da war für uns der Wettkampf ganz normal. Aber man repräsentiert sein Land und jeder war stolz darauf.

    Das Interessante für mich, ich habe ja beides erlebt. Ich habe ja 1988 erlebt, dass es zwei deutsche Mannschaften gibt. Und ich habe auch 1992 erlebt, dass wir eine Mannschaft waren. Und ich bin ja auch in dem Buch von Jutta Müller zitiert, dass ich damals gesagt habe: ‚Deutsche Einheit ja, aber nur, wenn uns keine Startplätze verloren gehen.‘ Das ist in der Kernaussage richtig. Aber es ist total zusammengeschnitten. Letztendlich habe ich gesagt: Zwei so starke Länder wie die Bundesrepublik und die DDR, wir hatten ja beide drei Startplätze für die Damen. Das heißt, wir hatten die höchste Quote, die man schicken darf. Und wenn man jetzt gesagt hätte: ‚Ihr seid jetzt plötzlich nur noch ein Land.‘ Und: ‚Die dürften nur noch drei schicken.‘ Das hätte die Hälfte der Teilnehmer bedeutet. Das hätte ja diese Drucksituation, die ja ohnehin schon auf uns lastete noch einmal unnötig verschärft. Und da habe ich damals gesagt: ‚Also, da muss man vielleicht eine Übergangsregelung finden.‘ Dass man nicht gleich sagt: ‚So aus zwei mach eins, und die Startplätze sind dann dahin.‘ Also durfte man ja dann übergangsweise fünf Sportler schicken. Nicht sechs, aber fünf, immerhin. Und dann noch einmal vier, also das war auf jeden Fall reduziert und ging nicht gleich auf drei. Uns war natürlich schon klar: Wenn jetzt die DDR-Sportler dazukommen. Die haben ja ganz andere Trainingsbedingungen gehabt. Das haben wir damals geahnt. Heute wissen wir dadurch, dass wir die Einrichtungen kennen, an der DHfK ist das IAT direkt angeschlossen. Wir wissen, dass die tolle Bedingungen hatten. Wir wissen auch, dass die Sportklassen hatten, dass wir von acht bis 13 Uhr in die Schule gegangen sind, und danach mussten wir gucken wie wir zur Eishalle kommen. Und umso bemerkenswerter ist es ja, wie gut wir mitgehalten haben. Und das sagen ja einige ehemalige Konkurrentinnen auch jetzt: ‚Was ihr unter den Bedingungen, die ja doch deutlich schlechter waren als das, was in der DDR an Sportförderung war, dass ihr so gut mitgehalten habt, dass ihr so dicht an uns dran wart. Das ist schon bemerkenswert.‘ Das zeigt aber auch, dass wir ein großartiges Sportsystem hatten. Was jetzt nicht das Nonplusultra war, weil es ging ja noch besser, aber das wir gute Grundlagen hatten, um richtig tolle Sportler auszubilden.“

  • … ihre besondere Verbindung zu den Westfalenhallen

    „Die Westfalenhalle in Dortmund ist für mich ein ganz spezieller Ort. Der hat ja so viele Bedeutungen. Das zusammenzufassen ist ganz schön schwierig. Also, wenn man mal so drüber nachdenkt. Meine erste Deutsche Meisterschaft im Eiskunstlaufen habe ich in der Westfalenhalle gelaufen 1978. Da war bestimmt auch schon eine großartige Stimmung. Das habe ich aber gar nicht so wahrgenommen. Ich war die jüngste Teilnehmerin. Ich war bei einer deutschen Meisterschaft, das war ganz toll. Und ich habe mich wirklich nur auf diesen Moment konzentriert. Natürlich auch auf meinen Partner, dass wir beide das gleiche Programm laufen, an dem Tag, was ja nicht immer so war. Und dann habe ich ja später meine Ausbildung zur Bürokauffrau bei den Westfalenhallen Dortmund absolviert. Das heißt, ich habe dort gearbeitet. Das war mein Arbeitsplatz. Also nicht nur Trainingsfläche, weil ja das ganze Areal inklusive Eis- und Reitsportanlage zu den Komplexen der Westfalenhallen gehört. Also es war wirklich mein Arbeitsplatz, mein Hobbyraum, mein Wohnzimmer, meine Freizeitanlage. Und dass ich dann auf meinen Botengängen im Rahmen der Ausbildung durch die leere Westfalenhalle, immer im Umbau zwischen Sportveranstaltung und Konzert, durchgegangen bin. Ich habe wirklich diese leere Halle genossen und eben auch diese Atmosphäre, wenn die ausverkauft ist.

    1995 Europameisterschaften, da passte keine Maus mehr rein. Da hat die Luft gebrannt. Es war ein großartiges Gefühl, und ich wusste aber auch von allen Menschen, die mir wichtig waren, wo genau die sich in dieser Halle aufgehalten haben. Da war jedes Mal der Blickkontakt, bevor ich mich dann komplett auf meinen Lauf konzentriert habe. Und ich habe diese Atmosphäre aufgesogen. Das macht es natürlich noch einmal besonders, wenn man als Zuschauer in diese Halle kommt und sieht ein völlig anderes Spektakel. Sei es jetzt ein Handballspiel vor ausverkauftem Haus oder eine gut besuchte Holiday on Ice Veranstaltungen. Wo man denkt: Wow, was ist hier in dieser Halle für eine Stimmung? Und dann der Moment, an dem man sich selber erinnert. Oder eben eine Erinnerung der Freunde, dass die da sagen: ‚Mensch. Du bist doch hier auch gelaufen!‘ Das man sich bewusst macht, wie toll diese Atmosphäre in so einer Halle ist, in so einer Sportstätte, das ist schon etwas ganz Großartiges. Und das kann auch nicht jede Sportstätte bieten.

    Für mich hat die Westfalenhalle sowieso etwas Typisches und auch was Magisches, denn das ist eine der älteren Sportanlagen. Sie ist jetzt nicht auf dem neuesten Stand, war sie auch damals nicht. Aber sie ist sehr gut funktionierend. Und dazu kommen natürlich, abgesehen von dem begeisterten Eiskunstlauf-Publikum, was man weltweit haben kann, die Menschen im Ruhrgebiet vielleicht sogar auch in ganz NRW. Die sind begeisterungsfähig, die sind sportbegeistert. Und die bringen noch mal eine ganz andere Atmosphäre. Meiner Meinung nach ist das so eine so eine ehrliche Atmosphäre. Also, es ist jetzt nicht so ein höfliches Klatschen (klatscht), sondern das ist eine Begeisterung. Wenn der Westfale, wenn der Ruhrpottler für irgendetwas brennt, dann drückt er seine Begeisterung aus. Dann macht er nicht höflich so: ‚Hm hm ja, ich freue mich jetzt.‘ Sondern der freut sich! Und der freut sich auch lauter. Das ist natürlich etwas, was der Sportler dann spürt, ob das eine ehrliche Begeisterung ist oder ob das ein zaghaftes Klatschen ist. Und ich glaube, dass diese Sportbegeisterung hier im Ruhrgebiet einfach besonders ist. Ja, die Begeisterungsfähigkeit der NRWler ist etwas Besonderes.“

     

     

Mutter-Tochter-Verhältnis

Musikauswahl und Kleiderkritik

Universiade Sieg 1989

Deutsche Meisterschaft in Herne 1994


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