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Detlef Englich

Detlef Englich

Detlef Englich

*1946
Dreifacher Polizei-Europameister im Ringen und Vorsitzender des KSV Witten 07

Auch wenn seine Mutter dem Ringen gegenüber vorerst skeptisch war – Heute ist Detlef Englichs Lebenswerk eng mit dessen Förderung verknüpft. Sein Werdegang spricht für sich: Mehrfacher bundesdeutscher Mannschaftsmeister, Polizei-Europameister sowie die langjährige Rolle als Geschäftsführer des KSV Witten 07.

Kurzbiografie

  • Geboren 1948 in Witten
  • Dozent an der Hochschule für Polizei und Öffentliche Verwaltung (HSPV)
  • 1962-1979 Aktives Ringen für den KSV Witten 07
  • 1972-2012 Geschäftsführer und 1. Vorsitzender des KSV Witten
  • 1970, 1971, 1974, 1979 Bundesdeutscher Mannschaftsmeister
  • 1976 Erster Sieg bei einer Polizei-EM
  • 1996-2004 Jugendreferent des Ringerverband NRW
  • 2004-2008 Vizepräsident des Deutschen Ringer-Bundes

Detlef Englich über …

  • … seinen ersten Trainer Karl Brockhoff

    „1962 bin ich zum KSV Witten gekommen. Ich war 14. Ich hatte zu der Zeit Konfirmandenunterricht, und der war ausgerechnet an den Tagen, an denen Training war. Das heißt, ich wäre schon früher hingegangen, konnte aber nicht, weil Konfirmationsunterricht stand für meine Mutter ganz oben an. Da gab es auch keine Diskussion. Habe ich gemacht, bin dann, wenn Ferien waren, ins Training gegangen, aber außerhalb der Ferien war ich wieder dann in der Kirche beim Pastor. Aber dann, als ich 14 und konfirmiert war, da war dann kein Hindernis mehr fürs Training. Und dann habe ich das intensiv da besucht.
    Mein erster Trainer Karl Brockhoff, das war ein glühender Kommunist. Er hat uns immer versucht zu motivieren und hat das auch, dass wir zur Jugendspartakiade nach Leipzig fahren könnten, wenn wir gut wären. Und der war ein hervorragender Pädagoge, auch jetzt fachlich ringkampftechnisch. Aber der kriegte mit, dass meine Mutter nicht so wirklich einverstanden war mit meinem Sport und hat meine Mutter besucht.
    Karl Brockhoff hat dann meine Mutter besucht und der Mann hat ihr so imponiert. Das sie sagte: ‚Alles gut, alles okay.‘ Und ja, da war das Eis gebrochen. Und dann in der Folgezeit, dann kamen auch meine Erfolge.
    Karl Brockhoff war schon ganz ein ganz besonderer Mensch, muss man sagen. Das war der, der im Prinzip den KSV nach dem Krieg aufgebaut hat. Er war Kommunist. Wie gesagt, Karl Brockhoff war mein erster Trainer. Ein Mann, der den Krieg hinter sich hatte, der im Krieg unter einem Pferd begraben war, mehrere Tage. Er hatte ein Schienbein, das war verformt, das war die Verletzung aus dem Krieg. Gleichwohl war es ein Mann, der in der Sporthalle stand, uns angeleitet hat. Ein hervorragender Pädagoge, auch streng, wenn es nicht so gelaufen ist, wie er es sich vorgestellt hatte. Wenn wir Unsinn gemacht haben: ‚Du gehst jetzt raus und braust drei Wochen nicht mehr kommen!‘ Und beim nächsten Mal waren wir wieder da. ‚Darf ich wieder mitmachen?‘ ‚Verhältst du dich jetzt vernünftig?‘ ‚Jawohl!‘ ‚Okay, mach wieder mit.‘ Und Karl Brockhoff war es auch, der meine Mutter überzeugt hat. Der hat sie zu Hause besucht und hat ihr erklärt, was der Ringkampfsport ist, was er leistet, was er macht, welchen pädagogischen Hintergrund er hat. Und das hat meiner Mutter dann so imponiert, dass sie dann keine Einwendungen mehr hatte. Karl Brockhoff war es dann auch, der vor mir dann andere junge Männer schon in die deutsche Spitze geleitet hatte. Klaus Rost, einer davon, der später eine Olympia-Medaille gewonnen hat. Andere, die in der deutschen Spitze zu der Zeit waren mit diesen jungen Leuten er dann die Mannschaft des KSV aufgebaut hat, die dann in die Oberliga einzog, damals die höchste Klasse im Mannschaftsringen und die dann auch später in die Bundesliga kamen. Und von daher also eine Persönlichkeit, die den KSV geprägt hat und wesentlichen Anteil daran hatte, dass der KSV zu dem wurde, was er war und was er immer noch ist.“

  • … das Ruhrgebiet als Zentrum des Kraftsportes

    „Um die Jahrhundertwende 19. bis 20. Jahrhunderts war Ringen war Kraftsport Trendsport. Das heißt, die Menschen, die hart gearbeitet haben, haben versucht, außerhalb ihrer Arbeit, sich sportlich zu betätigen, ihren Körper zu stählen. Körper war dort ja wertvoll für die Arbeit, aber man wollte sich auch körperlich zeigen können. Und das wurde in unserem Buch ‚100 Jahre KSV‘ ja auch sehr deutlich gemacht. Wenn man sieht, wann die Ringervereine gegründet wurden KSV Witten 1907, AC Hörde 1904, Heros Dortmund 1894. Die anderen alle in den Zehner-, 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Da gab es die Zechen, und überall dort war halt Kraftsport beheimatet. Dortmund alleine, die hatten zehn, zwölf Ringerclubs in den Vororten. Und das war natürlich gut in der Folgezeit. Da konnten sich die starken Vereine immer bedienen mit guten Ringern. Der erste deutsche Meister des KSV Witten, der habe ich gehört, habe ich nicht selbst erlebt, der ist dann auch von Heros Dortmund angesprochen worden und nach Dortmund gegangen und hat dort in der Meistermannschaft mitgekämpft. Heros war zehn Mal Deutscher Meister. Das war zu meiner Jugendzeit, als ich so in die Bundesliga reinwuchs, noch ein ernst zu nehmender Konkurrent, mit dem wir uns auseinandergesetzt haben. Heute ist es ein kleiner Verein, der in dem Dortmunder Zentrum beheimatet ist. Also leider Gottes doch ziemlich massiv abgerutscht. Damals waren das große Namen. Und genau so konnte sich der KSV Witten damals eben auch in der Umgebung umschauen, um starke nationale Sportler an sich zu binden. Da war aus Hörde kam Fritz Schrader, aus Dortmund Heros kam Willi Wagner, aus Essen kam Heinz Sperling, aus Oberhausen kam Heinz Eichelbaum. Dann aus dem eigenen Nachwuchs, eben mit jungen Leuten, die aus Witten waren, Günter Kowalewski kam aus Dortmund-Marten auch ein Standort für Ringen. Die kamen also alle aus einem Umkreis von 20, 30, 40 Kilometern. Und da hatte man eine Meistermannschaft, ergänzt mit diesen türkischen Sportlern. Da war das damals die Top Gruppe des deutschen Ringkampfsports.“

  • … seinen Unfall bei der Bundesdeutschen Meisterschaft in Freiburg 1970

    „Ich hatte da in den Jahren noch mal wirklich einen Cut, der meine sportliche Laufbahn fast beendet hätte, auch meine berufliche Laufbahn, vielleicht auch mein Leben. 1970 war es. Ich war 22 Jahre alt, da habe ich an der Deutschen Meisterschaft teilgenommen, in Freiburg, bei den Männern. Es war so eine meiner ersten Männer-Meisterschaften, und ich bin da bombig ins Turnier gestartet. Habe den deutschen Meister, den Titelverteidiger des Vorjahres mit zehn Punkten Unterschied besiegt, habe den nächsten Kampf gewonnen. Und dann, in einem Kampf, wo ich eigentlich auch schon wieder auf der Siegerstraße war, habe ich eine unglückliche Aktion gestartet und habe mir dabei den Hals gebrochen. Das heißt, den Nackenwirbel abgedreht, was zur Folge hatte, dass ich vom Hals abwärts gelähmt war.
    Gelähmt war, hieß: Ich habe meinen Körper nicht mehr gespürt. An die Situation kann ich mich in der Sporthalle in Freiburg noch gut erinnern. Ich hörte ein Schreien. Ein Schreien, was irgendwie so unwirklich war. Ich habe dann irgendwann gemerkt, dass ich das war. Ich habe geschrien, weil ich meinen Körper nicht mehr gespürt habe. Und ja, dann war es ein Glück, ein Vorteil, dass das in Freiburg war. Man hat mich gleich richtig verladen durch die Sanitäter, hat mich in die Uniklinik in Freiburg gebracht, und dort hat man dann gleich das Richtige erkannt. Hat richtig therapiert. Ja, und nach zwölf Wochen war ich wieder zu Hause, konnte mich wieder bewegen. Und eigentlich war für alle klar: Dass ich mit Ringen fertig bin.
    Damals hat ja Friedhelm Ottlinger mir noch ein Blumengebinde geschickt: Mit besten Grüßen der Stadt Witten. Und der Freiburger Bürgermeister hat mich besucht. Es stand groß in Freiburg in der Zeitung. Es kamen regelmäßig Sportsfreunde aus Freiburg, ich lag ja im Bett und konnte mich nicht bewegen. Und dann hat man aber ganz langsam das hingekriegt, dass das Gefühl in den Körper zurückkam. Und nach zwölf Wochen hatte ich das wieder. Man hat mir da einen Bügel angelegt, Löcher in den Kopf gebohrt, damit befestigt, unten Gewicht angebracht, das den Wirbel auseinandergezogen hat. Und es hat geklappt.
    Nach dieser Verletzung war eigentlich für alle klar – insbesondere meine Mutter wieder, die dominant war in der Familie, lieb dominant, muss ich sagen, die konnte sich nicht vorstellen, und andere auch nicht, dass ich jemals wieder Sport betreibe. Ringkampfsport oder Kampfsport überhaupt. Ja, dann hatte ich in der Zwischenzeit meine Frau kennengelernt. Und ja, um was zu machen, habe ich meiner Mutter erzählt: ‚Das ist was ganz anderes, da kann nichts passieren.‘ Habe ich Judo angefangen.“

  • … Tätigketen als Geschäftsführer ab den 1970er-Jahren

    „Der Ringkampfsport ist Anfang der 70er-Jahre professioneller geworden, ohne Zweifel. Ich habe gerade erzählt, dass die Ringer die erste Deutsche Meisterschaft für den KSV gewonnen haben, 1970 aus der Region kamen. Die kamen aus Essen, Dortmund, Duisburg oder Oberhausen. Und verstärkt durch die türkischen Ringer war das eine Topmannschaft. In der Folgezeit war es nicht mehr so möglich, aus der Umgebung top Ringer zu holen. Der KSV hatte sich leistungsmäßig zu weit nach oben gebeamt und die Region ging so langsam mit dem Bergbau, dann auch kampfsportlich nach unten. Das führte dazu, dass wir dann auch die Reichweite etwas erweiterten, aus der wir unsere Sportler holten.
    Nachdem ich den Unfall hatte und man eigentlich davon ausgehen musste, dass ich mich sportlich nicht mehr so engagieren konnte, bin ich Geschäftsführer des KSV geworden. Damals wurde Emil Olsberger jr. Vorsitzender des Vereins, der Sohn des Sponsors. Und der sprach mich an, ob ich die Geschäftsführung übernehmen würde, weil auch für ihn eigentlich absehbar war, dass ich sportlich dann nicht mehr einsteigen würde. Und dann war ich im Prinzip neben meiner sportlichen Laufbahn, Geschäftsführer. Durch den Beruf Kriminalbeamter hatte ich da auch meine Fähigkeiten und habe die eingebracht. Aber das hat mich in der sportlichen Entwicklung so im Nachhinein betrachtet, dann doch etwas eingegrenzt. Hätte ich meine Aktivitäten komplett auf den Ringkampfsport verlagert, dann hätte ich da vielleicht nicht nur 2. und 3. Plätze erreicht. Vielleicht auch mal die ersten. Aber es war alles gut, wie es war. Und dann habe ich gemeinsam mit Emil Olsberger die Konzepte entworfen, mit den Trainern auch. Ja, und dann ging unsere Reichweite bis Lübeck, wo wir dann den auswärtigen Sportler zu uns holten, bis Mainz, wo wir den Olympia-Dritten von 1978, Karl-Heinz Helbing zu uns holten, dann bis nach Bayern, Reichenhall, wo wir die Huber Brüder, Robert Geigel zu uns holen.
    Und das waren dann auch weiterhin Spitzenmannschaften. Ähnliche Aktivitäten hatte dann aber auch die Konkurrenz drauf. Aus dem süddeutschen Bereich vorwiegend. Und dann war es über diese Jahre hinweg immer Konkurrenzkampf: Witten, Schifferstadt, Mainz später kam Ahlen da hinzu. Schorndorf war dabei. Da habe ich teilweise noch selbst gerungen, in dieser Zeit in den Finalkämpfen.
    Und das war eine spannende Zeit. Da waren die Hallen voll. Wir hatten in Witten zu der Zeit zu den Endkämpfen in der Husemann-Halle, wo 1500 Zuschauer zugelassen sind, hatten wir bis zu 4000 Zuschauern. Damals hat das zuständige Sportamt die Augen dicht zugedrückt, dass das überhaupt möglich war. Wir haben Tribünen im Innenraum erstellt, um die Kapazitäten zu erhöhen. Es war eine Hölle. Das Publikum saß bis an die Matte heran, nach allen Seiten die Ränge nach oben, und es herrschte Riesenstimmung. Da waren also Schlachtgesänge: ‚Schrader lass die Löwen los!‘ An der Tagesordnung. Und das war natürlich dann auch Anlass für die Medien, dort präsent zu sein. Wir waren im Fernsehen regelmäßig, sowohl in der Sportschau als auch in den Regionalprogrammen, und da hat man diese Erfolge zur Kenntnis genommen, hat davon berichtet, auch Hintergrundberichte erstellt. Und dadurch war der KSV natürlich sehr präsent.“

  • … die Wittener Stadtschulmeisterschaften im Ringen

    „Ich bin wieder ins Vorstandsamt gerutscht. Ich habe es übernommen in einer Phase, die ein bisschen wackelig war. Ich wollte nicht, dass der KSV abrutscht und habe mich wieder engagiert, nach einer zweijährigen Ämterpause. Ich habe das Ganze dann gleich wieder aufgegriffen. Ich erinnere mich, dass ich nach Malmö gefahren bin, mit dem Auto und dann Verstärkung für die Bundesliga-Mannschaft dort eingeworben habe. Einen Finnen habe ich da akquiriert, einen Schweden habe ich da akquiriert. Das war inzwischen dann so üblich. Einen Ungarn habe ich mitverpflichten können. Den haben wir dann in Budapest am Rande einer Meisterschaft verpflichtet. Also das ging da weiter, aber parallel dazu, und darauf will ich hinaus, haben wir seit den 90er-Jahren erkannt, dass wir im Nachwuchsbereich aktiver sein müssen. Es war damals bei uns ein Trainer aktiv im Nachwuchsbereich, der aus der DDR kam, aus dem Bereich Erfurt. Und der brachte die Idee einer Stadtschulmeisterschaft im Ringen mit. Und dann haben wir das in den Anfangsjahren, nachdem er zu uns kam, Anfang der 90er-Jahre, provisorisch in unserer Trainingshalle begonnen, mit 40, 50 Kindern aus Grundschulen ja, das haben wir dann weiterentwickelt.
    Wir hatten zuletzt vor der Pandemie die 30. Wittener Grundschulmeisterschaft im Ringen und haben jährlich dort bis zu 400 Kinder auf die Matten gebracht. Wir haben in der Husemann-Halle sechs Ringermatten aufgebaut, wo parallel dann die Meisterschaften für Jungen und Mädchen in zwei Altersklassen stattfanden, wo wir innerhalb von sechs bis sieben Stunden 400 Kinder durchgeschleust haben, die Wettkämpfe beendet haben, den Kindern gesunde Verpflegung vermittelt haben, die Kinder mit Sieger-Preisen und Ehrengaben und Geschenken versorgt haben, wo auch die Wittener Wirtschaft massiv mitgewirkt hat, damit wir das auch finanziell in dem Rahmen aufbauen können. Und das hat sich eigentlich bis zuletzt immer als total positiv erwiesen, wenn wir auch nicht immer unmittelbar aus diesem Bereich, dann die Kinder zu uns brachten. Es kamen immer wieder welche. Haben aber doch da so eine positive Öffentlichkeit gehabt, die das gesehen hat. Und auch die Schulen, ich glaube, wir haben 16 Wittener Grundschulen, 14, 15 haben regelmäßig teilgenommen, hatten dann auch den aus den Schulen das Feedback. Und wenn da mal jemand war, der sich für den Kampfsport interessierte, der wurde dann auch weitergeleitet. Und das war dann eigentlich das System der Nachwuchsförderung in diesen Jahren.“

Verpflichtung türkischer Olympiasieger nach 1962

Comeback nach einer Halswirbelverletzung

Internationalisierung und Professionalisierung des KSV Witten


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Klaus Lohmann

Klaus Lohmann

Klaus Lohmann

*1936
Langjähriger Bürgermeister der Stadt Witten und Vorsitzender des Kreissportbundes Ennepe-Ruhr

Klaus Lohmann trägt das Ruhrgebiet im Herzen und auf der Zunge wie kaum ein anderer. Der gelernte Bauingenieur und leidenschaftliche Schachspieler hat seine Heimatstadt Witten und ihre Sportlandschaft als Funktionär, Lokal- und Bundespolitiker nachhaltig geprägt. 

Kurzbiografie

  • Geboren 1936 in Witten
  • 1948 Lohmann wird Mitglied in der sozialistischen Jugendorganisation “Die Falken”
  • 1954-1966 Untertagetätigkeiten auf den Zechen „Mansfeld“ in Bochum-Langendreer und „Minister Achenbach“ in Lünen-Brambauer
  • 1956-1958 und 1960 Ausbildung zum Bergingenieur an der Bergvorschule Witten und der Bergschule Dortmund
  • 1970-1999 Ratsmitglied der Stadt Witten (SPD)
  • 1978-1983 und 1989-2004 Oberbürgermeister der Stadt Witten
  • 1979-2000 Präsident des KSV Witten 07 e. V
  • 1994-1998 Sportpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion

Klaus Lohmann über …

  • … Kriegs- und Nachkriegsjahre

    „Es war dann natürlich so, dass nachdem ich als Kind dann in einer Schule eingeschult worden war, die Angriffe im Krieg auf Witten auch kamen und wir hinterher eine sehr schwer zerstörte Innenstadt hatten, sodass wir „kinderlandverschickt“ wurden. Und ich wurde „kinderlandverschickt“ nach Schopfheim bei Lörrach, unten in der Schweiz. Da gab es eine Brücke nach Basel rüber, da war ich als Kind dann „kinderlandverschickt.“ Das waren die Auswirkungen des Krieges. In dieser Zeit, denke ich, war eigentlich für mich als Kind, als Junge kaum in irgendeiner Form, nun eine sportliche Betätigung möglich. Zumindest kann ich mich daran kaum erinnern. Anders wurde es dann natürlich, als der Krieg vorbei war und wir eben im Grunde, als Kinder in der Nachbarschaft dann die Frage stellten: ‚Wir möchten doch gerne Fußball spielen. Wo haben wir einen Fußball? Wir haben keinen.‘ Das heißt, dann wenn man einen Fußball in der Nachbarschaft hatte, dann war man schon wirklich König unter den Kindern, die wir dort waren. Teilweise haben wir Fußball gespielt. Das heißt, das war dann mehr eine Sache für einen Torwart. Dass man Strümpfe zusammengebunden hatte und dass man geworfen hatte und dergleichen. Jemand, der ein Tennisball hatte, das war auch schon im Grunde einer, der von anderen dann beneidet wurde. Das war also eine äußerst schwierige Zeit. Bei uns war es so, dass wir einen kleinen freien Platz hatten. Und dass wir, da wir ungefähr ein Kilometer von einem Sägewerk entfernt wohnten, in der Lage waren, Holz zu besorgen. Wir sind da runter in das Sägewerk, haben Holz besorgt, haben uns Tore aufgebaut. Aber ich denke mal, nach einer Woche hatte irgendein Nachbar wieder Probleme mit dem Holz für seinen Ofen und dann war das Tor wieder weg. So etwas haben wir dann paarmal gemach. Das vielleicht so die erste Zeit in Bezug auf Fußballspielen. Wobei mein Vater der Meinung war, ich sollte Klavierspielen lernen, weil ich aber da kaum richtige Lust zu hatte, war es dann so, dass ich rauskam und sagte: ‚Leute, wir müssen nicht auf dem Platz spielen, sonst kommt gleich mein Vater und sagt, komm Klavier spielen!‘ Dann gingen wir einen Platz weiter. Da mussten wir dann losgehen. Also es waren schon ziemlich lustige und interessante Geschichten, die wir als Kinder dann erlebt haben.“

  • … das Miteinander im Bergbau

    „Was mich von Anfang an natürlich fasziniert hat, und ich glaube, das ist ja insgesamt auch das, was den Bergbau so auszeichnet, diese Solidarität dieses einstehen für den anderen. Da gab es nie kritische Situationen, sondern immer jeder für den anderen auch. Ich wurde hinterher dann auf der Schachtanlage Minister Achenbach in Lünen-Brambauer Schachtgruppenvorsitzender. Was ganz außergewöhnlich war, dass ein Grubensteiger der Schachtgruppenvorsitzende war. Schachtgruppe heißt, wenn wir eine Abstimmung hatten in Bezug auf Streik oder dergleichen mehr. Und weil auf der Schachtanlage Minister Achenbach so viele aus Selm, aus Lünen, aus Waltrop kamen, da musste man die zusammenschließen. Und deshalb war das für viele einfache gestandene Kumpels schon außergewöhnlich, dass der Steiger der Schachtgruppenvorsitzende war. Was eigentlich einer sein sollte, der von der IG Bergbau richtig verankert war. Das war ich aber trotzdem. Und wenn ich dann sagte: ‚Wilhelm, ich bin doch nicht der Steiger. Du bist Wilhelm. Ich bin Klaus.‘ ‚Nein, das geht nicht Steiger. Du bist der Steiger, und ich bin der Wilhelm, aber ich kann dich nicht Dutzend.‘ Nein, das war so eine Sache. Obwohl hundertprozentig standen wir auch zusammen. Aber das waren so bestimmte Kriterien, die konnte man nicht überschreiten. Also ich sage mal, damals war es natürlich noch so, dass natürlich am Horizont erkennbar wurde, dass es irgendwann weiter runtergehen würde. Das waren ja dann schon die Mitte der 60er-Jahre, wo dann hinterher die Bergbaukrise eben in immer stärkerem Maße zustande kam. Und dann war es ja so, dass ich eben eine Möglichkeit hatte. Das war dann aber ein Sprung in eine politische Situation hinein.“

  • … Sport- und Kulturpolitik auf kommunaler Ebene

    „Um allen gerecht zu werden und überall dabei zu sein, heißt natürlich auch, dass man im Grunde die Familie vernachlässig. Und ich meine, das muss ich auch eingestehen, dass ich ununterbrochen unterwegs war. Im politischen Bereich, aber auch in allen anderen. Also nicht nur politischer Bereich, sondern alles, was in der Stadt lief. Jetzt war ich ja Sportler. Nachdem wir eingekreist worden waren, war es für mich sofort eine Selbstverständlichkeit, dass ich nachfragte: ‚Was ist mit dem Ennepe-Ruhr-Kreis? Wo gibt es da eine sportliche? Und dann hatten wir jemand, das war der Kreissportbund. Das war ein Mann, der hatte einen Ordner, und das war ein ganz Lieber. Und der war der Vorsitzende des Kreissportbundes. Ich habe dann gesagt, weil wir in Witten stärker organisiert waren mit unserem Stadtsportverband: ‚Wir müssen da mehr tun.‘ Und hab mich da dann auch eingebracht. Das war dann eine Kampfabstimmung gegen jemanden aus Hattingen. Aber ich will nur sagen, da haben wir uns bemüht, im Sportbereich. Und für mich war immer wichtig, wenn ich auch der engagierte im sportlichen Bereich bin. Jede Sache im kulturellen Bereich habe ich genauso mitzutragen und mit zu unterstützen. Also ich habe nie in irgendeiner Form jetzt gesagt: ‚Wir nehmen da den Sport nach vorne und stellen Kultur hinten an.‘ Sondern das war für mich eine Selbstverständlichkeit, dass wir auch in diesem Bereich mit gefördert und forciert haben. Ich denke mal daran, dass wir bei uns in der Stadt diese Sache mit dem Wittner Saalbau hatten. Das war so notwendig, so zwingend notwendig, dass wir da die Möglichkeit gegeben haben. Und von daher muss ich sagen, ich war eigentlich immer der, der sich bemüht hat, dass im Bereich Künstler, Kulturschaffende und auch in diesen Vereinen und Verbänden man nie den Eindruck hatte: ‚Zu Lohmann brauchst du gar nicht zu gehen – sondern spricht mit ihm, der wird sich kümmern, und er wird mit denen und denen reden.‘ Dass das sehr oft natürlich auch gerade für einen, der eben als Oberbürgermeister und Bürgermeister, nun einen riesen Bekanntheitskreis hatte, dass es für mich eine Selbstverständlichkeit war, dass ich eben, da geworben habe, wo es eben möglich war. Und von daher denke ich, war das im Grunde auch außerhalb der sportlichen Ebene immer eine große Familie, die wir in Witten gehabt haben. Ich meine, es gibt ja bei uns gab es immer so einen bekannten Spruch: ‚Wenn du nicht mehr weiter weißt, musst du zu SOS gehen. Und SOS in Witten waren die Stadtwerke Ostermann und die Sparkasse. Und bei den Stadtwerken und bei der Sparkasse in den Gremien war ich natürlich dann als Bürgermeister und Oberbürgermeister mit vertreten. Wichtig war, dass man da für einen Ausgleich gesorgt hat und dass man nie den Eindruck hatte, die tun nur was für den einen Bereich, sondern gemeinsam.“

  • … die Rolle von Partnerstädten für die Sportentwicklung

    „Ich bin Präsident des Partnerschaftsvereins Witten, wir haben neun Partnerstädte. Der Punkt für mich war, ich sagte: ‚Leute, wenn wir jetzt in die Partnerstadt fahren‘ – unter anderem sind wir gefahren nach Beauvais. – ‚Dann gucken wir, welche Sportarten betreibt man in unseren Partnerstädten, die wir nicht betreiben?‘ Das müsste man doch überlegen. Dann sind wir in Beauvais das zweite Mal gewesen. Und dann fand da ein Triathlon-Wettkampf statt. Wir hatten in Witten bis dahin mit Triathlon gar nichts zu tun. Was haben wir heute? Wir haben zwei Triathlonvereine. Wenn man die von den Mitgliedern her addiert, dann kommen wir fast auf tausend Mitglieder. Der eine Verein heißt PV Triathlon, Partnerschaftsverein Triathlon. Also so was das denke ich, ist auch ein äußerst wichtiger Punkt gewesen. Wir haben in der Spitzenzeit fast 100 Vereine in Witten gehabt. Manchmal hätte man auch gern, das haben wir dann auch im Stadtsportverband besprochen. Wenn wir den und den und den, wenn wir die zusammenschließen, haben Sie wieder mehr Kraft. Aber das ist dann auch schwierig. Ich war Präsident geworden bei der Fusion von Ballfreunde Ardey und VfL Witten 07, die früher mal in der Oberliga West waren. Da haben wir gesagt: ‚Wenn wir die fünf größten Fußballvereine in Witten zusammenschließen, haben wir eventuell eine Chance, dann doch wieder aus dem Bezirksklassenniveau nach oben zu kommen.‘ Ja und was war? Die Fusionsverhandlungen dann? Sagt der eine: ‚Aber wir haben viel mehr in der Kasse als ihr.‘ Und also dieser Versuch, als Präsident da einzusteigen, das haben hinterher auch andere versucht. Manchmal ist dann natürlich auch eine gewisse Kleinkariertheit leider das zerstörende Moment. Dann ist man traurig und würde eigentlich gern helfen. Aber wenn dann solche Sachen zusammenkommen, dann geht es leider nicht.“

  • … seine Tätigkeit im Sportausschuss des Bundestages

     „Ich habe jetzt einen guten Freund, Friedhelm Julius Beucher. Wir haben uns sofort verstanden. Wir waren im Sportausschuss. Dagmar Freitag aus Iserlohn, die ja auch jetzt nicht mehr kandidiert hat. Wir waren von vornherein ein Team, was sich gut verstanden hat. Für mich war das eigentlich eben durch mein Vorleben in allen Vereinen, allen Verbänden selbstverständlich, dass ich einmal versucht habe, als ich in den Bundestag kam – klar, in die Mannschaft Ruhrgebiet muss man rein. Weil wir die Probleme weiterhin ja hatten in Bezug auf Kohle und Stahl – aber, dass ich sofort versucht habe, in den Sportausschuss zu kommen. Und wir haben da auch, denke ich, und da bin ich wieder der Bergmann, eine so harmonische Gruppe auch gehabt. Es war eine interessante Sache. Wir haben ja vier Hütten in Kärnten. In der kleinen Gemeinde Mallnitz haben wir vier Hütten. Und jede Arbeitsgruppe im Bundestag macht einmal im Jahr eine Klausur. Und dann haben wir den Antrag gestellt: Die Sportarbeitsgruppe der SPD-Bundestagsfraktion möchte ihre Klausur in diesem Jahr in einer Hütte in Mallnitz stattfinden lassen. Daraufhin Reaktion: ‚Was glauben Sie denn, was das kostet?‘ Und wir haben es dann aber durchgekriegt und konnten hinterher dann sagen: ‚Gemessen an anderen Klausuren, die in Deutschland stattfanden, haben wir nur die Hälfte des Preises benötigt.‘ Na also, ich will mal sagen wir waren auch so begeistert. Die waren alle mit, und bis heute sind wir richtig gute Freunde. Ich sage mal, diese Bergbau-Solidarität und die Sport-Solidarität, die wohnt mir inne. Aber die wohnt auch viel in Freunden, die ich da kennenlernen konnte, auch heute noch inne.

    Also eine Sache, die mich und die andere auch bestürzt hat. Wo wir im Nachhinein auch Recht bekommen haben, war damals die Sache Doping. Inwieweit spielte auch Doping hier in Deutschland eine Rolle? Wir waren dann damals im Grunde voll auf der Linie verschiedener leichter Kritiker. Und zum Schluss führte das dazu, dass wir von den anderen Fraktionen dargestellt wurden: ‚Ihr seid die Beschmutzer des deutschen Sports.‘ Das muss man sich mal überlegen. Ich habe jetzt im Nachhinein, als das alles belegt wurde, dass das, was wir damals angerissen hatten und aufgeklärt hatten, dass das stimmte. Aber ich muss sagen. Ich bin auch nicht der, der sagt: ‚Jetzt wollen wir genau nachweisen, dass wir damals recht gehabt haben.‘ Aber leider, leider war das so, das hat mich und uns beschäftigt, das muss ich schon sagen.“

Kohlen für den Klassenlehrer

Entscheidung zum Bergmannsberuf

Beitritt zu den Falken

Die kommunale Gebietsreform


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Klaus Balster

Klaus Balster

Klaus Balster

*1950
Multifunktionär und Anwalt des Kinder- und Jugendsports

Der talentierte Fußballer Klaus Balster gestaltet seit den 1980er-Jahren in diversen Ämtern und Institutionen NRWs den Kinder- und Jugendsport. Zahlreiche Publikationen und Handreichungen sollen es Lehrkräften, Pädagogen und Trainern ermöglichen, Bewegung im Kindesalter zu fördern.

Kurzbiografie

  • Geboren 1950 in Bochum
  • 1968 A-Jugend Westfalenmeister mit Westfalia Herne
  • Ab 1971 Studium an der Deutschen Sporthochschule Köln
  • 1978 Erwerb Diplom-Pädagogik
  • 1981 Dissertation in den Erziehungswissenschaften (Schwerpunkt Psychologie) und Referendariat als Sonderpädagoge
  • 1981-2009 Sonderpädagogische Lehrkraft in Herne
  • 1981-2009 Fachberater für den Schulsport im Regierungspräsidium Arnsberg
  • Seit 1981 div. Ämter und Initiator zahlreicher Projekte im Stadtsportbund Herne
  • 1981-2022 div. Ämter und Initiator zahlreicher Projekte im Fußball und Leichtathletik Verband Westfalen
  • 1990-2018 div. Ämter und Initiator zahlreicher Projekte in der Sportjugend NRW
  • 1997-2018 div. Ämter und Initiator zahlreicher Projekte im LSB NRW
  • 2000-2009 Regionalberater der Bezirksregierung Arnsberg für den „Kompensatorischen Sport“
  • Seit 2000 Initiator zahlreicher Positionspapiere und Fachtagungen im DSB, DOSB
  • 2019 Verdienstkreuz am Bande

Klaus Balster über …

  • … Kindheitserinnerungen an die DJK Adler Riemke in Bochum

    Wir hatten im Straßenbereich eine kleine Fläche, wo wir selbst Tore aus Holz bauten. Erst waren es nur Stangen, hinterher haben wir auch mal eine Querlatte gehabt, weil da irgendein Vater einen Nagel reingestemmt hat, sodass wir auch eine Latte hatten.
    Wir haben sogar, was heute undenkbar ist, Seniorentraining in Fußballvereinen beobachtet, obwohl die Mannschaften gar nicht in oberen Ligen spielten.
    Warum hat mir der Verein so viel gebracht? Ich hatte das Glück, im Schüleralter die DJK kennenzulernen. Und die Deutsche Jugendkraft hat mir eigentlich alles das ermöglicht, was nachher mein Sinnempfinden bezüglich des Sports war. Im ersten Verein, da gab es nur Fußball, vielleicht eine Fahrt zu einem auswärtigen Verein, aber bei der Deutschen Jugendkraft war es so, da lernte ich dann auf einmal andere Sportarten kennen: Tischtennis, Basketball, Handball. Wir sind weggefahren, wir hatten Auslandaufenthalte, ich wusste gar nicht, dass es bis dahin ein Ausland gab, so in Anführungsstrichen.
    Aber es war eine tolle Zeit, weil wir viel gemacht haben und weggefahren sind. Wir waren froh, wenn man dann auf einmal bis Witten gefahren wird. Von Bochum nach Witten ist ja nicht allzu weit, dann war das schon eine Reise, das war ein Erlebnis. Wenn man dann am Wochenende irgendwo in der Jugendherberge war – einfach toll diese Zeit. Weil man vielleicht auch nichts anderes kannte. Das muss man auch sagen, denn wir hatten noch im Anfang des B-Jugend-Jahrganges noch gar kein Fernsehen. Von daher zentrierte sich alles nach draußen. Auch das Spielen fand draußen statt.
    Aber es war wunderschön und die schönste Erinnerung, die ich heute noch gerne erzähle, war folgende: Ich hatte dann die Möglichkeit, als Vierzehnjähriger in der Tischtennis-Seniorenmannschaft zu spielen. Und warum war das so schön? Weil es jedes Mal ein Erlebnis war, denn wir spielten in Kneipen. Und in diesen Kneipen wurden dann zwei Tische aufgestellt, in irgendwelchen Räumen, wo man sich sonst zu Hochzeiten oder Beerdigungen traf. Die waren ja nicht so großräumig. Man stand also mit dem Rücken zur Wand. Wenn dann ein Gast von der Theke zur Toilette musste, dann unterbrachen wir immer das Spiel. Das waren also wunderbare Erlebnisse. Was hat mir der Sport gebracht? Ganz viel! Weil ich diese anderen Erlebnisse des wirklichen Alltags kennengelernt habe. Die bleiben in Erinnerung. Das sind so großartige Erinnerungsinseln, wo ich dann sage: ‚Mensch toll!“

  • … Anfänge bei Westfalia Herne

    „Im Jugendalter war es so, dass ich dann nur noch kurze Zeit bei DJK Adler Riemke spielte. Ich habe dann immer noch ein bisschen Tischtennis mitgespielt – Fußball sowieso. Aber wie gesagt, auch Basketball und Handball im ersten Jugendjahrgang, dann habe ich einen Ruf bekommen. Westfalia Herne, die Jugendabteilung war der Meinung: Der könnte vielleicht bei uns ein bisschen reinpassen. Und dann bin ich im ersten A-Jugend-Jahrgang gewechselt. In der B-Jugend war ich noch bei Adler Riemke und habe da auch gespielt. Wir hatten nachher gar keine B-Jugend mehr. Das war dann nur noch eine Mannschaft. Eigentlich war es die Jugendmannschaft und dann durchsetzt von 15 bis 18-Jährigen.  Ab  der B-Jugend kannte ich nur noch den Sportverein und Schule.
    Danach spielte sich alles ab der A-Jugend bei Westfalia Herne ab. Wir haben dreimal in der Woche trainiert. Und der Erfolg gab uns ja recht. Wir sind 1968 A-Jugend Westfalenmeister und zweiter bei der Westdeutschen Meisterschaft geworden. Damals gab es noch gar keine deutsche Meisterschaft. Wobei die erste Mannschaft damals schon in der 2. Liga spielte. Das war ja von 1963 bis 1974 die Regionalliga West. Danach wurde das ja erst gesplittet mit der 2. Bundesliga- Nord und -Süd. Ich war sehr froh, dies alles erleben zu dürfen!“

  • … sein Studium in Köln und erste Einblicke in den Schuldienst

     „Die Sporthochschule bot 1971 ein Schnell-Studium zum staatlich geprüften Sportlehrer an. Ich hatte damals noch darauf gesetzt, Fußball längere Zeit in der zweiten Liga zu spielen und parallel als Sportlehrer zu wirken, um noch ein bisschen Geld zu bekommen. Das habe ich dann gemacht. In der Sporthochschule gab es damals ein Auswahlverfahren, das ich nach wie vor sehr kurios fand, weil die mehrtägige Aufnahmeprüfung für diesen Schnell-Lehrgang zum staatlich geprüften Sportlehrer bestand nämlich als Erstes da drin, einen Intelligenztest zu machen. Ich fand das genial. Ich habe mich nur gefragt: Warum machen die erst einen Intelligenztest, bevor man dann eine Aufnahmeklausur schrieb? Und dann erst wurde die Vielfalt der Sportarten als Aufnahmekriterien abgerufen. Im Laufe des Studiums habe ich gedacht, ich brauche ein Bein beim Fußball und ein stabiles Standbein im Beruf, etwa in der Schule. Diese Gedanken habe ich dann auch 1973 umgesetzt und begann an einer Schule in Hattingen. Hier suchten sie Sportlehrer. Und hier habe ich dann auch meinen Eingang gefunden für Sonderschulen, so hießen diese damals noch. Man fragte mich, ob ich Lust hätte, an eine Sonderschule zu gehen und dort den Sport aufzubauen. Da gab es gar keinen qualifizierten Sport. Das habe ich dann gerne gemacht, habe dann aber schnell erkannt, ich muss doch noch mal ein richtiges Lehramt studieren und vielleicht auch noch mal ein Diplom nachschieben. Und das und jenes noch. Und so ist dann eigentlich die Karriere weiter gegangen. Ich habe im Jugendbereich schon begonnen eine D-Jugend zu betreuen. Und da war ich dann schon immer interessiert, möglichst alle zu integrieren und mitspielen zu lassen. Denn in meinem Schüleralter, da spielten nur die, die aufgestellt wurden. Und der Rest war dann raus. Das war damals so. Da konnte man gar nicht auswechseln. Dann haben Verletzte noch in Mannschaften bis zum Schluss mitgespielt – also unsinnige Regelung im Gegensatz zu heute. Heute ist es ja eine tolle Welt, dass man auswechseln und die Potenziale der Kinder abrufen kann. Also so kommt es, dass ich sehr früh Zugang zur Schule, insbesondere zu einer Sonderschule für Lernbehinderte, fand. Ich bin sehr froh, für diesen Lebenslauf.“

  • … das Curriculum – Eine Frage der Perspektive

     „In der Sonderschule war ich auch Klassenlehrer, denn das Prinzip in der Sonderschule ist ein Klassenlehrerprinzip. Ich habe dann natürlich ein Teil Sport gemacht, aber auch als Klassenlehrer Deutsch und Mathematik unterrichtet, und auch weitere Fächer. Ich habe  häufig Anfängerschwimmen unterrichtet, weil wir kaum ausgebildete Personen hatten. Das geht teilweise bis heute, dass die Schulen gerade in den jüngeren Jahrgängen darunter leiden. Mein Blick im Sportunterricht ging vom Kind aus. Ziel war es also, einen vom Kind/ Jugendlichen aus orientieren Plan zu entfalten. Dies hieß im Sportunterricht der 81er Richtlinien, die Auswahl der Sportbereiche mit ihren Sportarten vom Schüler/ von der Schülerin aus zu denken und nicht umgekehrt. Leider konnte ich beobachten, dass die verbindlichen, alternativ- und zusätzliche Einheiten häufig der Ausgangspunkt von Unterrichtsplanung waren. Mein Ansatz war also erst auf das Kind zu gucken, was sie für Interessen und Bedürfnisse hatten. Also ich habe nicht in erster Linie genommen, was das Curriculum sagt, sondern ich habe mir das angesehen: Was sagen die Interessen und Bedürfnisse meiner Lerngruppe? Was möchten und können sie? Und wenn diese dann eben in einem verbindlichen Bereich große Schwierigkeiten haben, dann habe ich nachgesehen: Gibt es andere Alternativen, die sie leisten wollen und können.  Ich habe damals darauf geachtet, möglichst immer einen ganzheitlichen Rahmen zu schaffen und nicht nur eine Sportart anzubieten. Dieses Prinzip habe ich nach meiner ersten Sportausbildung in Köln dann auch als Trainer berücksichtigt und immer darauf geachtet, auch mal etwas anderes zu machen und nicht nur Fußball zu spielen. Ich bin sicher, dies war stets der richtige Weg!“

  • … die Kooperation Schule und Verein

    „Wir haben das Jahr des Schulsports 1999/2000 gehabt. Und das ist deshalb auch noch so bedeutsam, weil es da neue Schulrichtlinien für den Sport gab. Mit den neuen Richtlinien und Lehrpläne sollte der Doppelauftrag Entwicklungsförderung durch Bewegung, Spiel und Sport und Erschließung der Bewegungs-, Spiel- und Sportkultur  mithilfe pädagogischer Perspektiven entfaltet werden. Dies hieß, siehe dir erst einmal die pädagogischen Perspektiven an.  Was hilft, den pädagogischen Auftrag des Schulsports zu erfüllen? Wie beispielsweise verbessert man die Wahrnehmung, wie fördert man die Gesundheit? Dann erst wurde gefragt, welche Inhaltsbereiche helfen dabei. So wurde ab 1990 gerade der Gesundheitsaspekt noch stärker in den Fokus gestellt. Ich halte das für genial, dass das so gemacht wurde.
    Im Übrigen unabhängig von der Kamera, 1990 durfte ich die Auftaktveranstaltung moderieren, also auch die Inhalte aussuchen und auch Kurzfilme machen. In Herne war diese damals. Und mit Herrn Schwier noch als Kultusminister oder Sportminister. Das war natürlich schön und erlebnisreich. Die 81er Richtlinien und Lehrpläne waren noch sehr davon geprägt, von verbindlichen und alternativ verbindlichen Sportbereichen und Sportarten den Unterricht aus zu gestalten und  Schüler und Schülerinnen für den Sport zu begeistern. Bei Gegenüberstellung der Richtlinien kann man sagen, dass mit den 2000er Richtlinien  noch stärker die Verbundenheit zum außerschulischen Bereich, insbesondere zu den Sportvereinen, betont wird. Dies spürte ich auch in meinem Ehrenamt beim LSB und der SJ NRW. So hat der organisierte Sport das Jahr des Schulsports 1999/2000 entscheidend mitgetragen. Als starker Partner des Schulsports hat der LSB mit seiner Sportjugend sich klar zur Kooperation Schule –Verein positioniert. Beispielsweise in der Siegener Erklärung zum Schulsport, die ich damals dann in Siegen vortragen durfte – darum Siegener Erklärung. Herr Clement war der Ministerpräsident zu diesem Zeitpunkt und anwesend. Das war dann auch der Ausgangspunkt, dass der LSB/SJ sehr aktiv wurde. So entstanden u.a. ein „Orientierungsrahmen Schulsport“; ein „Aktionsprogramm zur Förderung der Zusammenarbeit von Schulen und Sportvereinen in NRW“, eine Planungshilfen für Vereine „Lobby für den Schulsport“, ein „Ratgeber zur Kooperation von Vereinen und Schulen im Sport“, ein „Positionspapier zum Schulsport“ und ein Qualitätsmanual „Bewegung, Spiel und Sport“, „Sport im Ganztag“. Wir waren in vielen Gremien mit unseren Partner aus den Ministerien und dem Städtetag beteiligt. Wenn Sie meine Vita einmal gesehen haben, meine ehrenamtliche Vita, an welchen Gremien ich beteiligt war und auch Vorsitzender war, so haben wir viel entwickelt und einen hohen Stellenwert erzielt. Die Zusammenarbeit mit Walfried König und auch Rolf-Peter Pack, vom zuständigen Ministerium, war sehr intensiv und konstruktiv. Der organisierte Sport setzte also stets eigene Akzente zum Thema und Probleme angesprochen und Lösungsmöglichkeiten vorgeschlagen und vielerorts in der Praxis umgesetzt. Unser Kern war stets, die individuelle Persönlichkeitsentwicklung von Kindern in Sportvereine zu fördern. Wir versuchten Wege aufzuzeigen, wie Kinder und Jugendliche Wege in den Verein finden. Ich glaube, es ist uns vielerorts gelungen! Ich bin sehr glücklich, dazu beigetragen zu haben“

Von Bahnen und Brausen, Toren und Trikots

Klaus Balster – Freude am Tun

Die Lobby für Kinder

Anerkannte Bewegungskindergärten

Genese des Landessportfests für Förderschüler


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Wilfried Cleven

Wilfried Cleven

Wilfried Cleven

*1943
Langjähriger Dezernent der Stadt Mülheim an der Ruhr, Leiter des Sport- und Bäderamtes sowie des Mülheimer Sportbundes

Wilfried Cleven hielt in 50 Dienstjahren die Treue zur Stadt Mülheim an der Ruhr. Zwischen 1964 und 2021 fungierte er in mehreren Positionen in den Diensten der kommunalen Sportpolitik. Unter anderem förderte er die Kooperation zwischen öffentlicher Sportverwaltung und Sportselbstverwaltung.

Kurzbiografie

  • Geboren 1943 in Winterberg
  • 1958-1961 Ausbildung bei der Stadtverwaltung Mülheim an der Ruhr
  • 1964-1991 Sport- und Bäderamt: Sachbearbeiter, Abteilungsleiter, Amtsleiter
  • 1964-2021 diverse Funktionen im Vorstand des Mülheimer Sport Bundes
  • 1967-1970 Berufsbegleitendes Studium, Dipl.-Verwaltungswirt
  • 1972 Führungsstab der Abteilung zur Koordination des Organisationskomitees für die XX. Olympiade in München
  • 1973-1974 Mitglied Projektgruppe „Bildungsentwicklunsplan“ der Stadt Mülheim an der Ruhr
  • 2021 Silberne Ehrennadel des LSB
  • Seit 2021 Ehrenvorsitzender des Mülheimer Sport Bundes

Interview-Ausschnitte

  • … die Vergabe von öffentlichen Sportstätten

    „Die Zuordnung der Trainingsstunden und Wettkampfstunden, die die Vereine brauchten, das war mein Aufgabenbereich. Und das war einer der Schwierigsten. Denn es allen recht zu machen, ist wirklich nicht einfach. Auch heute noch sehe ich das manchmal so, dass man schon überlegen muss: Wie viele Stunden braucht der Verein? Was braucht er, um den Nachwuchs zu fördern? Was braucht die Sportart? Die Vergabe von Sportstätten ist eine der schwierigsten Aufgaben gewesen. Und wenn wir Neue gebaut hatten, dann war das natürlich schön, dass man was vergeben konnte. Aber ich sage mal, bis man dann auch alle Vereine so eingeordnet hat, dass sie alle gerecht behandelt wurden, das war immer schwierig.
    In den 60er-Jahren war der Auftrag in erster Linie die Vergabe der Sportstätten, und dann kam hinzu, dass also die Mittel, die zur Bewirtschaftung der Sportstätten, die tatsächlich im Etat standen, natürlich nicht immer ausreichend waren. Die Sportstätten kamen ja auch schon in die Jahre, nämlich die älteren Sportstätten, die mussten ja unterhalten werden. Dann kamen Neubauten hinzu. Also es war schwierig, immer den Finanzbedarf zu bekommen, den man dann brauchte, um hundertprozentig die Sportstätten auszustatten, die Bäder vor allen Dingen. Aber man hat es immer irgendwie geschafft. Und man hat natürlich mit den Vereinen dann auch reden müssen. Und es gab ja auch Vereine, die sehr viele vereinseigene Sportanlagen hatten. Und die Schwierigkeit lag darin, wenn sie keine städtischen benutzen konnten, mussten sie eigene haben oder bauen. Und wie finanzieren die diese Sportanlagen? Und wir waren der Auffassung – die haben die Stadt von der Verpflichtung, Sportanlagen zu bauen, ja im Grunde genommen entlastet. Und deshalb müssen sie auch einen gewissen Obolus dafür bekommen für die Unterhaltung der Sportanlagen. Das haben wir dann durchgesetzt. Also wir haben Betriebskostenzuschüsse dann eingerichtet, sodass die Vereine, die vereinseigene Sportanlagen hatten, auch die vernünftig unterhalten können.“

  • … sein Handlungsfeld zwischen öffentlicher Sportverwaltung und dem Mülheimer Sportbund

    „Ich hatte den Vorteil, von 1964 an auch im Mülleimer Sportbund Funktionen einzunehmen. Ich habe als Schriftführer begonnen und bin dann auch stellvertretender Vorsitzender geworden und irgendwann Vorsitzender in den späteren Jahren. Soweit das nicht zu ihm Interessenskonflikten führte, als Dezernent oder als Amtsleiter. In der Zeit war ich dann beratendes Mitglied. Aber vorher schon 1964 war ich also Vorstandsmitglied. Und habe dann die Strukturen des Sports auf beiden Seiten kennenlernt. In der öffentlichen Sportverwaltung, aber auch in der Sportselbstverwaltung. Und diese Kontakte, die man dann überörtlich bekam, Sport im Deutschen Städtetag oder im Städtetag Nordrhein-Westfalen oder Arbeitsgemeinschaft der deutschen Sportämter. Und auf der anderen Seite Landessportbund, Deutscher Sportbund, so hieß er damals. Heute ist es der Deutsche Olympischer Sportbund. Das waren die Gremien, mit denen ich dann auch zu tun hatte. Und ich habe dann auch diese Veranstaltung regelmäßig besucht, und das hat mich natürlich in dem Wissen um den Sport und die Sportentwicklung geprägt.
    Am wichtigsten waren die Gespräche oder die Sitzungen, die wir geführt haben, im Deutschen Städtetag und im Nordrhein-Westfälischen Städtetag. Im Sportausschuss des Landes Nordrhein-Westfalen und Sportausschuss in der Bundesrepublik, da war ich Mitglied und insbesondere, was die operative Arbeit angeht, in der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Sportämter. Da haben wir sehr intensiv uns abgestimmt und hatten natürlich die ganze Bandbreite des Sports in Deutschland vor Augen. Und da lernt man natürlich sehr viel kennen. Man hat gute Beispiele aus anderen Städten dann mitgenommen oder konnte eigene gute Beispiele einbringen. Und dieser Gedankenaustausch war sehr wichtig.“

  • … die 1970er-Jahre als Zäsur für die Sportentwicklung

    „In den 70er-Jahren hat sich sehr viel im Bewusstsein des freiwilligen oder des selbstverwalteten Sports ergeben. Das haben wir also gemerkt im Vorstand. Damals hieß er noch Stadtverband für Leibesübungen. Irgendwann haben wir dann einen Mülheimer Sportbund daraus gemacht. In diesen Bereichen haben wir sehr eng zusammengearbeitet. Das war mir damals sehr wichtig. Das also der selbstverwaltete Sport und der öffentliche Sport einheitlich agierten in dieser Stadt. Und durch handelnde Personen ist das auch erreicht worden. Und das war das Schöne, dass wir nicht gegeneinander gearbeitet haben und immer miteinander gearbeitet haben. Und das ist auch heute noch so. Durch einen Kooperationsvertrag und den Pakt für den Sport und Sport Förderungsrichtlinien, die abgestimmt sind zwischen den beiden Bereichen und von der Politik auch gebilligt werden, macht das Arbeiten dann sehr viel Spaß, wenn man zusammenarbeitet. Und ich glaube und dazu stehe ich, man kann noch so gute Strukturen im Sport haben, es ist wichtig, sie auszufüllen durch Zusammenarbeit. Richtlinien und Verträge sind gut, aber die handelnden Personen müssen sich verstehen, um dann wirklich etwas zu erreichen und die Ziele so umzusetzen, wie man es möchte.“

  • … das Haus des Sports in Mülheim an der Ruhr

    „Es war so, dass wir das Haus des Sports bauen wollten. Und dann haben wir natürlich beim Land gefragt: ‚Ist das förderungsfähig und möglich? Dann ergab sich der glückliche Zufall, dass der Deutsche Badminton-Verband und der Landesverband im Badminton Nordrhein-Westfalen eine Unterkunft brauchten. Und dann haben wir gesagt: ‚Ja gut, wenn wir das Haus des Sports in Mülheim bauen können mit Zuschüssen des Landes und des Bundes, dann würden wir diese beiden Einrichtungen, diese Organisationen dort auch unterbringen.‘ Und das hat letztlich dazu geführt, und da hat Johannes Eulering uns sehr unterstützt und geholfen, dass dies in Mülheim umgesetzt werden konnte. Und das ist heute immer noch ein herausragender Meilenstein der sportlichen Entwicklung in unserer Stadt. Heute sind der Deutsche Badminton-Verband und der Badminton-Landesverband noch unsere Mieter im Haus des Sports. Und wir haben für den Nachwuchs ein Internat dort eingerichtet.“

  • … Haushaltskonsolidierungen und Lösungswege in den 80er- und 90er-Jahren

    „Wir waren in den 80er- und 90er-Jahren überwiegend damit beschäftigt, Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen zu erfinden und umzusetzen. Und wir haben das tun müssen mit Vorgaben. Das mussten alle Fachbereiche in der Verwaltung. Alle Querschnittsaufgaben mussten einsparen, weil die Mittel einfach nicht mehr da waren. Wir haben aber dafür gesorgt, das war das Motto, was wir hatten: ‚Nicht sparen am Sport, sondern durch Sport.‘ Denn das, was der Sport leistet, trägt auch dazu bei, dass man Gesundheitskosten vielleicht nicht in dem Maße hat. Und nach dem Gesichtspunkt sind wir vorgegangen und haben uns dann auch bei den Etatberatungen mit dieser Maßgabe durchgesetzt.
    Wir haben aber Vorschläge gemacht zu Einsparungen, indem wir die Schlüsselverantwortung eingeführt haben. Die städtischen Sportanlagen wurden dann plötzlich nicht mehr von städtischen Mitarbeitern teilweise bis in den Abendstunden belegt. Sondern die Vereine bekamen eine Schlüsselverantwortung, konnten dann die Einrichtungen nutzen. Das hat viel Geld eingespart, Personalkosten insbesondere. Und wir haben viele Vorschläge zur Haushaltskonsolidierung gemacht. Es ist nicht so weit gekommen, dass darunter der Sport insgesamt so weit gelitten hätte, dass er nicht mehr umsetzbar war. Die Vernunft der Politiker hat das dann auch letztlich gewertet, die wichtige Aufgabe, die der Sport zu erfüllen hat. Das ist auch heute noch so. Und heute ist es als Grundlage, als Planungsgrundlage so, dass wir einen Pakt für den Sport haben und einen Kooperationsvertrag. Dort sind Mittel festgelegt, auf die man sich verlassen kann, die dann auch über einen Fünfjahreszeitraum dann vereinbart werden und dann eine Planungssicherheit beinhalten. Und das ist für die Vereine wichtig, aber auch für die Kommune wichtig und auch für den örtlichen Sportbund wichtig, solche Voraussetzungen zu haben.“

Arbeit unter Siegfried Perrey an den Olympischen Spielen 1972

Der integrative Sportentwicklungsplan der Stadt Mülheim

Die Umwandlung des Sport- und Bäderamtes

Berufsweg zum Sportdezernenten

Der gesellschaftliche Höhepunkt in Mülheim


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format:

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