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Autor: Niklas Hack

Heinz “Hein” Mück

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Heinz “Hein” Mück

*1942
Ehrenmitglied des Mittelrheinischen Amateur-Box-Verbandes und Weltmeister im Militärboxen

Im Laufe seiner Karriere im Ring bestritt der Siegburger Jung Heinz Mück 370 Amateurboxkämpfe und errang dabei 325 Siege und diverse nationale- und internationale Titel. Sein boxerisches Können stellte er zwischen Bonn und Bagdad unter Beweis.

Kurzbiografie

  • Geboren 1942 in Siegburg
  • 1951 Eintritt in den 1. BC Siegburg 1921 e. V.
  • Lehre als Maschinenschlosser
  • 1958 erste Mittelrhein-Meisterschaft im Halbweltergewicht
  • 1962 Bundesdeutscher Militärmeister im Weltergewicht
  • 1962-1963 Grundwehrdienst
  • 1962-1963 NATO-Europameister im Mittelgewicht
  • 1963 Militärweltmeister im Mittelgewicht
  • 1967 Bundesdeutscher Meister im Halbmittelgewicht
  • 1969 Ende der aktiven Karriere (Bilanz: 325 Siege, 27 Unentschieden, 18 Niederlagen)
  • 1972-1999 1. Vorsitzender des 1. BC Siegburg 1921 e. V.
  • 1991 Ernennung zum Ehrenmitglied des Mittelrheinischen Amateur-Box-Verbandes

Hein Mück über …

  • … erste Auswärtsfahren mit dem Siegburger Box-Club

    „Es kamen die ersten Busreisen vom Siegburger Box-Club. Ich durfte dann als sogenanntes Maskottchen mitfahren. Nach Betzdorf an der Sieg, Brün, nach Düren. Es war fein für mich, schön fein. Und dann war Folgendes, dann kam damals der Box-Club Kerkrade knapp über der Grenze der Niederlande, erstmals nach Siegburg. Das hat alles wunderbar geklappt. Da hat der Vorsitzende gesagt: ‚Frag mal deine Eltern, ob du jemanden mit zum Schlafen nehmen kannst.‘ Ich konnte den Kämpfer Willi Moerkerk mit nach Hause nehmen. Alles wunderbar. Als wir dann ein halbes Jahr später den Rückkampf gemacht haben, fuhr ich das erste Mal mit dem Bus nach Holland. Willi Moerkerk holte mich schon ab. Es war so wunderbar. Weil der Siegburger Box-Club mit Kerkrade so guten Erfahrungen gemacht hatte. Haben Sie dann ein halbes Jahr später den MSS Maastricht besucht. Eine tolle Mannschaft, eine klasse Mannschaft mit drei niederländischen Meistern und mehreren südholländischen Meistern. Da war das Gleiche. Es hieß wieder: ‚Frag mal zu Hause, ob du jemanden mitnehmen kannst?‘ Als die Veranstaltung vorbei war, bekamen die Kämpfer alle was zu Essen und es wurde getanzt. Und dann haben wir nachts nicht nur ein Pärchen mitgenommen, sondern auch den Schatzmeister mit seiner Frau. Wir wohnten, wie gesagt, ja nicht weit vom Jägerhof entfernt. Zu diesem Paar habe ich heute noch eine Verbindung. Oft bin ich da in den Ferien gewesen oder die bei uns. Wie gesagt, ich habe auch heute noch Korrespondenz mit denen, also es ist wunderbar. Ich habe dann auch, was beim Boxen möglich ist, fünf Kämpfe als Gast für den MSS Maastricht geboxt. Und habe auch alle fünf gewonnen. Das war natürlich schön. Der Boxsport hat mir sehr viel gegeben.“

  • … Kämpfe im Ausland und full house

    „Als Jugendlicher in den Niederlanden oder Belgien, oder Luxemburg was in der Nähe war, da wurde noch nicht mit zehn-, elf-Jährigen gekämpft. Die haben vielleicht auch mittrainiert, aber wir hatten keine Kämpfe. Aber als Junior nachher mit 16, 17 Jahre, da war das anders. Ja, da haben wir auch die Meisterschaften mitgemacht und positiv gewonnen. Und je mehr man gewinnt, desto mehr freut man sich. Mich brauchte man nicht zum Training zu schicken. Also, das war sowieso klar. Aber wie gesagt, nicht nur das Boxen, aber auch Fußball spielen oder Leichtathletik machen, das gehörte einfach dazu. (…)
    In Siegburg, aber auch bei anderen Vereinen, zum Beispiel beim BC Troisdorf oder Faustkämpfer Kalk, die Aurora von Deutz, der SC Colonia oder BC Westen in Köln oder der Bonner Box-Club, die hatten immer full-house. Und wenn dann Länderkämpfe vom Mittelrhein waren, gegen den und den, dann war die Deutzer Halle voll. Das Hauptpublikum, das wirklich Hauptpublikum kam ja aus Köln und Umgebung. Deutz, Kalk, Westen und so. Aber auch wenn es um die Meisterschaft ging. Da kamen auch Siegburger oder Leverkusener, Dormagener, Aachener. Und dementsprechend war auch das Publikum. Es waren nicht nur die Kämpfer, dann kamen die Schlachtenbummler. Vor allen Dingen bei großen internationalen kämpfen. Gegen die Türkei oder Köln-Leningrad. Das war eine russische Auswahl gegen eine westdeutsche Auswahl. Städtekampf Köln-Leningrad, 18 zu zwei für Leningrad. Die zwei Punkte habe ich geholt. War natürlich toll, aber besonders für mich. Das Publikum ist ja sehr viel Wert für einen Kämpfer.“

  • … Gastboxen und Boxen in der Militärzeit

    „Boxen ist ja wohl die einzige Sportart, wo man für fremde Vereine als Gast boxen kann. Dann war das so, dass ich auch öfter für den Bonner Boxclub geboxt habe. Und deren Geschäftsführer Herr Zarek, war im Verteidigungsministerium. Und der Vorsitzende vom Bonner Box-Club, Theo Wenz vom BBC Bonn, der lange Zeit Präsident des Mittelrheins war und Vizepräsident des Deutschen Amateur-Box-Verband, der hat zum Herrn Zarek gesagt: ‚Hör mal, du sitzt doch im Verteidigungsministerium. Kannst du nicht dafür sorgen, dass der Hein Mück wieder hier hinkommt? Damit der uns verstärken kann.‘ Und dann hat das geklappt. Nach einem Vierteljahr in Pinneberg bei der Grundausbildung wurden alle verstreut. Mein lieber Freund Heinz Marcks auch irgendwo nach Betzdorf. Ich wäre bei Heros Hamburg geblieben, aber dann hat das geklappt. Dann hat man mich nach Porz-Wahn zum Fliegerhorst geschickt. Und das war ja nicht weit weg von zu Haus. Und ich konnte dann auch wieder als Gast für den Bonner Box-Club boxen. Und so ist das immer weiter gegangen. Und deshalb habe ich auch im Laufe der Jahre so viele Kämpfe bestritten.“

  • … Vereins- und Talentdichte in Köln

    „Die Kölner Vereine waren immer stark, weil die gute Leute hatten. Oder weil Sportler von anderen Vereinen im Kölner Umland in Richtung Düren, Kerpen ja, wie die Vereine alle heißen, nach Köln strömten. Köln war immer etwas Besonderes. SC Colonia-Köln, Aurora Köln, BC Westen, Faustkämpfer Kalk. Also viele viele Vereine hier in Köln und viele gute Leute.“

Boxanfänge im Jägerhof

Wechsel zu Bayer Leverkusen

Revanche gegen Günther Meier

Begegnungen mit Max Schmeling

Boxen auf der Hochzeitsreise


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Friedrich Hogrefe

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Friedrich Hogrefe

*1941
Ehrenpräsident des Rheinischen Schützenbundes

In seiner jahrzehntelangen Vereins- und Verbandstätigkeit hat Friedrich Hogrefe des Öfteren ins Schwarze getroffen: Von 1990 bis 2001 stand der gebürtige Niedersachse an der Spitze des Rheinischen Schützenbundes (RSB). Als Präsident stiftete er den Wanderpreis der Bezirke um den „Bergischen Schmied“, welcher auch als „Hogrefe-Pokal“ bekannt wurde.

Kurzbiografie

  • Geboren 1941 in Celle
  • 1955 Mitgliedschaft im Schützenverein “Otzenia” Otze (Niedersachsen)
  • 1958-1961 Berufsschule in Celle
  • 1961-1969 Betriebsschlosser und Konstrukteur bei der DEMAG AG in Duisburg
  • 1962-1972 Vereins-, Kreis-, Bezirks-, Landesjugendleiter im Rheinischen Schützenbund
  • 1963 Jugendwart bei der Rheinhauser Schützengilde
  • 1969-1970 RSB-Landesjugendleiter
  • 1984-1990 RSB-Vizepräsident
  • 1990 Erste Auflage des „Hogrefe-Pokals“
  • 2000 Sportplakette des Landes Nordrhein-Westfalen
  • 1990-2001 RSB-Präsident

Friedrich Hogrefe über …

  • … erste Eindrücke aus Duisburg der frühen 1960er-Jahre

    „Durch die Fürsprache eines sehr guten Bekannten aus dem Familienkreis hatte ich die Gelegenheit bekommen, eine Stellung als Betriebsschlosser in Duisburg anzutreten. Wie gesagt: Ende März war meine Lehre abgeschlossen und ich bin am 4. April 1961 mit kleinem Gepäck in den Zug gestiegen. Auf geht’s nach Duisburg. Das war eine Ecke. Und was erwartet dich dort? Was kommt auf dich zu? Ich wusste, dass ich untergebracht werde in einem Ledigenwohnheim, was der Firma gehörte, zu der ich dann kam.
    Aber das Stadtleben war etwas, was mir völlig unbekannt war. Das war gewöhnungsbedürftig. Es war nicht viel Zeit dafür da. Die Lehre hatte zwar eine normale Arbeitszeit, acht, neun Stunden, aber es war schon sehr früh mit Überstunden und Ähnlichem verbunden, auch während der ersten Einarbeitungszeit dort. Und natürlich auch die Gegebenheiten, die sich so zeigen, in der Stadt an sich. Randgebiete, Industrie, die Altstadt war zum großen Teil zerbombt. Es sah nicht allzu schön aus. Aber das störte eigentlich gar nicht so sehr.
    Im Nachhinein muss ich sagen, es muss schon schlimm ausgesehen haben. Denn wenn ich mich erinnere, diese Firma, die DEMAG in Duisburg, lag seinerzeit direkt am Rhein, direkt daneben die sogenannte Kupferhütte. Ich erinnere mich: Nach dem ersten Jahr im Ledigenheim bin ich in Untermiete zu einer älteren Dame gezogen, die mich dann beköstigt hat. Und ich erinnere mich: Jeden Morgen musste eigentlich das Fenster erst mal aufgemacht werden. Und auf der Fensterbank, das war Ruß, das war brauner Kupferstaub, der da drauf war. Ich weiß nicht, wie die Frauen ihre Wäsche sauber bekommen haben. Es war kaum möglich, das draußen hängen zu lassen oder Ähnliches zu tun.
    Vom Rhein habe ich mitgenommen: Immer dieses Tuten der Dampfer zur damaligen Zeit. Oder die Dieselmotorengeräusche, die einen bei Nacht und bei Tag begleitet haben, denn ich wohnte auch ganz in der Nähe der Firma, also am Rhein.
    Mein Berufsleben, wenn ich heute so zurückdenke … mir fiel bei der Suche nach den Unterlagen auch meine erste Rentenversicherungskarte in die Finger. Und da stand drauf: Für die letzten drei Monate im dritten Lehrjahr waren dort 315 DM eingetragen. Das war damals viel Geld. Wenn man heute zurückdenkt, dann kann man diese Unterschiede kaum vernünftig unterbringen. Aber durch Überstunden und ähnliches habe ich dann eigentlich während meiner ersten Arbeitsjahre doch recht gut dazuverdienen können. Da waren Überstunden drin und ähnliches. Es blieb Freizeit, die man auch im Ruhrgebiet, und Duisburg zähle ich nun mit zum Ruhrgebiet, sehr gut verbringen konnte. Es gab vieles zu tun.“

  • … das Schützenwesen in Duisburg-Rheinhausen

    „Ich habe 1963 geheiratet. Meine Frau kam ebenfalls aus dem Bereich meiner Kindheit und wir zogen nach Rheinhausen, direkt gegenüber. In Rheinhausen, wie auch in Duisburg, hatte ich gleich wieder versucht, Anschluss zu finden mit dem Schießsport. Das war das erste, das war ein Anknüpfungspunkt. Da habe ich gedacht: Da gehst du hin, da kannst du was tun. Und man war gleich in etwas drinnen, wo man mitreden konnte oder mitreden durfte. Man fand also wesentlich schneller den Anschluss im Privatleben. Von der Berufsseite her war klar, da war genügend Bekanntschaft, die sich da aus der beruflichen Seite ergab, aber so in das Gefühl der Rheinländer hineinzukommen, das habe ich in den ersten Jahren sowieso nicht geschafft. Das war etwas zu schwierig für mich als Niedersachsen. Aber immerhin, es klappte eigentlich ganz gut.
    Und nachdem ich dann in Reinhausen ebenfalls in den Schützenverein eingetreten war, weiß ich noch, dass ich auch diese Erfahrung aus der Trainingslehre aus der Schießwartausbildung mit rüber nehmen konnte. Das war etwas Neues da.
    ‚Dann machst du doch gleich mal den Jugendbereich hier. Wir haben hier einige, da kannst du doch den Jugendleiter machen.‘ ‚Ja, mache ich ganz gerne.‘
    Jugendleiter auf der einen Seite, auf der anderen Seite Fahnenträger bei der Teilnahme am Rheinischen Schützentag. Das war 1964 in Oberhausen. Auf jeden Fall war das dann so der Anknüpfungspunkt. Da kannst du mit weitermachen. Und das ergab sich dann von alleine, wenn man erst einmal mit einer Jugendgruppe drin war und mit dieser Trainingsgruppe oder mit der ersten Jugendmannschaft, dann konnte man auch an Wettbewerben auf der nächsthöheren Ebene, auf Kreisebene teilhaben. Das war etwas, was eigentlich sehr gutgetan hat oder sehr gut gefallen hat.“

  • … Schützenfeste in Duisburg-Rheinhause der 1960er-Jahre

    „In Rheinhausen selbst hatten wir vier Schützenvereine. Und jeder veranstaltete sein Schützenfest. Jeder Verein hatte aber auch seinen Schießstand. Das waren teilweise Schießstände, die einfach aufgebaut wurden auf der Kegelbahn in einer Gastwirtschaft. Meist war es eine Verbindung zur Gastwirtschaft. Wenn der Gastwirt einen Saal hatte, dann wurde in dem Saal geschossen. Schützenhäuser kamen eigentlich erst gegen Ende der 60er-Jahre, als wieder einigermaßen Geld und Zeit für den Bau zur Verfügung stand. Die erste Zeit war eigentlich auch das Schützenfest auf diese Örtlichkeit der Gastwirtschaft oder des Ortes, wo man sein Schießen veranstaltete, beschränkt. Denn meistens stand dann auch ein Saal zur Verfügung, in dem das Schützenfest abgehalten werden konnte. Andere bauten dann auf einem Dorfplatz oder irgendwo, wo die entsprechende Gelegenheit war, mit Toiletten oder ähnlichem, auch Zelte auf, um in diesen Zelten die Schützenfeste abwickeln zu können.
    Das Vogelschießen wurde meistens veranstaltet an einem Schützenhaus an einem Schützenplatz. Denn da mussten ja doch gewisse Sicherheitsabstände eingehalten werden. Das konnte man nicht irgendwo inszenieren. Es waren damals also schon sehr strenge Regeln, kann ich mich erinnern, die von sogenannten Schießstandssachverständigen beachtet oder aufgedrückt wurden, um tatsächlich auch alles einigermaßen sicher über die Bühne bringen zu können.

    Da waren auch sehr viele Zuschauer da. Da mussten natürlich auch die örtlichen Honoratioren mit eingebunden werden. Der Bürgermeister muss dabei sein, der durfte meistens auch noch den ersten Schuss tun, wenn es nicht noch eine höhergestellte Persönlichkeit war, die als Ehrengast anwesend war, um diesen Dingen nachkommen zu können. Auch damit diesen Ehrengästen oder dem Bürgermeister dann auch als Pendant angeboten werden konnte, dass die Presse mit teilhaben konnte und darüber berichtet werden konnte. Das war ein Geben und Nehmen. Der Bürgermeister war froh, dass er etwas sagen durfte, auf der anderen Seite aber auch sicher sein konnte, dass das, was er sagte, in der Presse wiederum in die Öffentlichkeit kam. Das, was damals im kleinen Kreis so war, ist heute nicht viel anders.
    Die Straßen mussten für den Umzug geschmückt sein. Die wurden geschmückt. Auf dem Land war es so, dass man halt in der Woche vor dem Schützenfest rausfuhr in den Wald und holte Birkengrün oder Ähnliches dazu. Und dieses Birkenreisig wurde dann praktisch vor den einzelnen Häusern einfach abgeladen und verteilt. Die Hausbewohner hatten die Aufgabe, dann auch praktisch mit dem Birkengrün die Straßen einzusäumen und zu verschönern, soweit es eben möglich war.“

  • … Frauen im Schützensport

    „Es entwickelte sich eigentlich aus den Kinder- und Jugendrepräsentanten oder Prinzen und Prinzessinnen, dass da offenbar nicht mehr genügend Jungs waren. Dann waren die Mädchen damals Prinzessin. Und so hat sich das im Laufe der 1970er-Jahre eigentlich auch wesentlich stärker dahingehend entwickelt, dass auch dann gemeinschaftlich um die Würde des Königs und der Königin geschossen wurde. Und damit war es den Frauen ohne Weiteres gestattet, auch dazuzukommen. Bei den Schützenvereinen, die sich aus Bruderschaften entwickelt haben oder die als Bruderschaften bestanden, war über lange Jahre ein wesentlich strengeres Reglement gewesen, dass Frauen da einfach nicht daran teilnehmen durften. Die Frauen waren ausgeschlossen. Sie durften zwar mitarbeiten und mithelfen, aber waren ausgeschossen. Aber die rein bürgerlichen Schützenfeste waren in der Frühzeit, in den 1950er-, 1960er-, 1970er-Jahren schon wesentlich lockerer und wesentlich gemischter. So war es in den 1970er-Jahren also durchaus auch schon gegeben, dass eine Frau Vorsitzende eines Schützenvereins wurde, wenn kein anderer da war, der es übernehmen wollte. Oder weil sie auch so emanzipiert war, dass sie anerkannt wurde: ‚Die können wir gebrauchen, die kann das machen, die entwickelt das für uns richtig.‘“

  • … seinen Weg in das Präsidium des Rheinischen Schützenbundes

    „Über meine Tätigkeit im Verein oder im Kreis und Bezirk hatte ich die Möglichkeit, auch an dem Rheinischen Schützentag, der einmal im Jahr obligatorisch stattfindet, teilzunehmen. Das ist praktisch ein Delegationstag, an dem die obligatorischen Dinge in der Organisationsstruktur abgewickelt werden müssen, wie Wahlen, Kassenberichte und ähnliches über den Sport mit Organisationsmitteilungen und Ähnlichem. Dazu gehört dann auch immer bei den Wahlen die große Fragestellung oder die bloße Vorstellung derjenigen, die die Leitung gerade hatten. Und ich erinnere mich: 1969 auf diesem Schützentag im Süden war der Landesjugendleiter Buchholz, der dort mit seinen, ich glaube, er war seinerzeit schon weit über 60 Jahre alt, über die Jugend im Rheinischen Schützenbund erzählte oder berichtete, was sie vorhaben und was sie tun werden.
    Ich hatte das Gefühl, irgendetwas läuft doch da schief. Der redet über Dinge, die uns als Jugendliche oder als Jugendleiter, die wir ja im Alter zwischen 20 und 30 zu dem Zeitpunkt waren, eigentlich so gar nicht interessiert. Der kann doch nicht einfach bestimmen, was sie da machen wollen. Wo ist denn die Demokratie, von der überall die große Rede ist? Und gerade über die in den vorherigen Jahren abgebildeten staatsbürgerlichen Bildungsmaßnahmen hat man über die guten Ausbildungsmöglichkeiten beim Deutschen Schützenbund, beim Landessportbund, ja so ein bisschen das Gefühl mitbekommen, was sollte uns eigentlich interessieren oder was interessiert die Jugendlichen? Auf jeden Fall bin ich ihm dann in seinen Ausführungen zur Vorstellung des Landesjugendleiterpostens irgendwie in die Parade gefahren und habe ihm gesagt, das interessiere doch keinen Menschen hier. So ungefähr. Auf jeden Fall bin ich unangenehm aufgefallen.
    Drei Tage später kriege ich einen Anruf von der Geschäftsführerin des Rheinischen Schützenbundes, der Frau Gänsemüller: ‚Herr Hogrefe, der Herr Göbbels hätte sie gerne gesprochen.‘ Der Herr Göbbels war Vorsitzender des rheinischen Schützenbundes in Düsseldorf. Am Telefon sagt er: ‚Sie haben da ein paar Worte gefunden, die mich aufhören ließen. Hätten Sie mal Interesse, für uns, auf der Verbandsebene tätig zu werden?‘ Ich habe ‚Ja‘ gesagt.
    Ein Jahr später, auf dem Delegiertentag wurde ich dann Landesjugendleiter und kam somit in das Präsidium des Rheinischen Schützenbundes in Düsseldorf.“

  • … Schießsport und Schützenbruderschaften

    „Die Älteren hängen noch wesentlich stärker am Schützenwesen aus seinen Ursprüngen heraus. Die einen sagen, es kam vom Schießen, die anderen sagen, es kam vom Schutz oder Schützen – wie man auch sagen möchte. Und diese Begebenheiten der Schützen sieht man eigentlich getrennt zwischen den mehr katholisch geprägten Bruderschaften und den evangelisch geprägten anderen Vereinen. Die Bruderschaften sind eigentlich verstärkt vertreten in den katholischen Bereichen. Und auch dort geht es eigentlich mehr auf die Historie und den sozialen Charakter. Damit will ich keineswegs sagen, dass nicht die anderen Schützen, die Sportschützen-Vereine oder auch Schützenvereine, die Sport und Gesellschaft miteinander vereinbaren, dass die weniger sozial sind. Ganz und gar nicht. Denn das Helfen untereinander, ist nach wie vor etwas, was tatsächlich auch dort mit zur Kultur gehört.
    Zurück zu der Frage. Sie fragten ja, ob die Wirkung des Leistungssports vorrangig ist oder es eigentlich der gesellschaftliche Charakter ist, den wir in den Vereinen haben?
    Es gibt reine Sportvereine, die tatsächlich nur Sport treiben. Aber wenn ich die reinen Sportschützen nehme, dann würde ich im Moment schätzen, liegt das bei 40 Prozent. 60 Prozent der Mitglieder sind meines Erachtens immer noch nicht aktiv im Schießsport. Die machen ab und zu mal das Gesellschaftsschießen mit. Aber betreiben nicht direkt den Sport an sich. Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt ja durchaus Gegenden, wie zum Beispiel im Sauerland … Ein Problem des Westfälischen Schützenbundes ist, dass der Sauerländische Schützenbund nicht im Deutschen Schützenbund als Mitglied ist, sondern nur Mitglieder aus dem Sauerländischen Schützenbund sich vereinen, sich als Sportgruppe abspalten und als Sportgruppe dann wieder Mitglied im Westfälischen Schützenbund sind.
    Natürlich ein sehr beachtetes Problem beim Landessportbund hinsichtlich der Einflüsse. Da ist ein Verein, aber die zahlen keine Beiträge an den Landessportbund, obwohl sie vielleicht in dem Verein sind. Aber da ist es eigentlich so geprägt: Die agieren ja eigentlich nur als Schützenfest-Vereine einmal im Jahr, wenn sie ihr großes Schützenfest feiern. Dann sind da offenbar 3000 – 4000 Mitglieder, die als ein Verein aufgetreten. Die feiern ihr großes Schützenfest und fallen danach wieder mehr oder weniger auseinander und sind nicht mehr als direkter Verein ansässig.“

Einstieg in den Schießsport

Bildungsreisen nach West-Berlin nach Mauerbau

Strukturreform im Rheinischen Schützenbund 1983

Neue Disziplinen und neue Probleme


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Josef “Jupp” Kompalla

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Josef “Jupp” Kompalla

*1936
Legendärer Eishockey Schiedsrichter

Jupp Kompalla vollzog den Wandel vom raubeinigen Verteidiger bei Preußen Krefeld zum weltweit anerkannten Schiedsrichter. Seine Souveränität und charismatische Art verhalf ihm zu Einsätzen bei 9 A-Weltmeisterschaften sowie der sogenannten Summit Series zwischen Kanada und der UdSSR 1972 und 1974 – sowie zu einer gemeinsamen Zigarre mit Leonid Breschnew.

Kurzbiografie

  •  Geboren 1939 in Kattowitz
  • 1950er-Jahre Jugendspieler bei Gwardia Kattowitz
  • 1958 Polnischer Eishockeymeister
  • 1958 Übersiedlung nach Krefeld
  • 1958-1969 Spieler bei Preußen Krefeld
  • Ab den 1960er-Jahren stand Kompalla im Dienste der Stadt Krefeld
  • 1972-1986 Schiedsrichter bei insg. neun A-Weltmeisterschaften; Vergleichsspielen Kanada vs. UdSSR 1972 und 1974
  • 1976, 1980 und 1984 Schiedsrichter bei den Olympischen Spielen
  • 1997-2006 Mitglied im Schiedsrichterausschuss des DEB
  • Seit 2003 Mitglied der IIHF Hall of Fame

Jupp Kompalla über …

  • … seine Kindheit in Polen und Anfänge in Krefeld

    „Wir wollten aussiedeln aus Polen nach Deutschland, weil wir Deutsche waren. Ich bin im Kindergarten, erste, zweite und dritte Klasse, in die deutsche Schule gegangen. Und dann kam Polen und ich bin sitzen geblieben, weil ich kein Wort Polnisch sprach. Wir haben zu Hause immer Deutsch gesprochen. Und mein Vater hat gesagt, wenn ich was auf Polnisch sagte: ‚Zuhause wird Deutsch gesprochen!‘ Und Gott sei Dank habe ich das gemacht. Und Russisch habe ich in Polen gelernt. Jeden Tag war eine Stunde in der Schule Russisch. Ich habe gesagt: ‚Will ich nicht!‘ Dann kam die Lehrerin und sagte: ‚Hinter die Tür!‘ Und dann, nach einem halben Jahr, hat sie zu meiner Mutter gesagt: ‚Wenn der Kompalla sich in Russisch nicht verbessert, kommt er nicht weiter.‘ Und dann habe ich gepaukt und dann bin ich weitergekommen, und das kam mir im Sport unheimlich zugute.
    In Deutschland hat mir der Verein Preußen Krefeld Arbeit besorgt. Ich bin gelernter Autoschlosser. Das hab ich nicht verbunden, weil ich so viel wegmusste, wegen der Spiele. Und da haben sie gefragt: ‚Wollen sie Eishockey spielen oder arbeiten?‘ Da habe ich gesagt: ‚Ich will Eishockey spielen.‘ Damals gab es ja kein Geld. Das habe ich nebenbei alles gemacht. Früher habe ich gearbeitet. Abends war ich Barkeeper in einem Nachtlokal in Krefeld. Der Chef war ein begeisterter Eishockey-Fan. Und dann habe ich das Angebot bekommen, nach Südafrika zu gehen. Und dann habe ich gesagt: ‚Ich gehe ein halbes Jahr nach Südafrika.‘ Als ich zurückgekommen bin, habe ich mir etwas anderes gesucht, bei der Stadt.“

  • … den Startschuss für die Karriere als Schiedsrichter

    „1968 bin ich zu den Olympischen Spielen nach Grenoble als Zuschauer gefahren. Dort war ein deutscher Schiedsrichter, den habe ich angeguckt. Ich bin dann mit dem Auto zurück. In der Gaststätte dort in Krefeld war ein Lehrgang. Und da sagt der Schiedsrichter Obmann: ‚Komm doch zum Schiedsrichterlehrgang. Du brauchst keine Tests machen. Praxis, Schlittschuhlaufen und Theorie kannst du alles.‘ Da habe ich mich überreden lassen. Dort waren so 30 oder 20 Teilnehmer damals und ich habe dann bestanden. Nun, dann habe ich meine ersten Spiele bekommen. Erst Knaben, Schüler und so. Und dann sagte ich, ich war 33: ‚Nein, ich spiele noch weiter Eishockey.‘ Da hat mir damals der Obmann aus Landshut, Herr Zeller, einen Brief geschrieben: Jupp, wir haben dich beobachtet. Du hast das Zeug. Spielen kannst du vielleicht noch zwei Jahre. Wie wäre es als Schiedsrichter?
    Da bin ich mal einen Abend im Park gesessen und habe überlegt: Spielen oder Schiedsrichter? Dann habe ich mich entschieden. Ach, mache ich Schiedsrichter. Dann habe ich zugesagt, das war 1970. Und dann habe ich immer schon Juniorenspiele bekommen, dann Regionalliga und 1970 kriegte ich meine internationale Lizenz und habe Europacup gepfiffen.

    Und 1972 kriege ich ein Schreiben vom internationalen Verband. Die Deutschen haben mich eingeladen zur Weltmeisterschaft nach Prag, A-Gruppe. Ich dachte, sind die verrückt geworden? A-Gruppe? Das waren ja nur zwölf Hauptschiedsrichter mit Linesmen. Ich sage: ‚Ich fahre mal hin.‘ Dann habe ich beim ersten Spiel die Scheibe eingeworfen, da zittern mir die Knie. Nun, dann habe ich mich da durchgeschlagen. Der Spiegel schrieb damals: Der Senkrechtstarter aus Krefeld. Ich habe zwölf Spiele, die meisten Spiele gepfiffen. Prag war praktisch mein Start.

    1972 wurde ich nach Kanada eingeladen. Da waren damals die Spiele Russland, Kanada, die Profis, die Spiele des Jahrhunderts. Vier Spiele in Kanada und vier Spiele in Moskau. Da bin ich nach Kanada. Dort sind wir 14 Tage vorher hingefahren, haben am Lehrgang teilgenommen und sie haben uns gedrillt. Dann habe ich mein erstes Spiel gepfiffen in Québec. Beim Face-off gab mir die Scheibe damals der Präsident Trudeau. Dann habe ich eingeworfen, und dann bin ich von Québec nach Ottawa. Dann nach Winnipeg und dann nach Edmonton. Und dann habe ich zwei Exhibition-Games gepfiffen, zwischen zwei kanadischen Mannschaften. In Saskatoon und in Regina. Dann waren wir in Vancouver. Und dann sind wir zurückgeflogen nach Stockholm. Dort habe ich zwei Spiele gepfiffen: Schweden-Kanada in Stockholm. Von dort aus sind wir nach Moskau geflogen. Und in Moskau, bei allen vier Spielen, habe ich das entscheidende Spiel gepfiffen, wo die Kanadier gewonnen haben. Die haben die Serie gewonnen. Da gib es ein berühmtes Bild. Ich stehe als Schiedsrichter vor dem Spieler. Der Spieler will auf mich losgehen mit dem Schläger. Aber er hat nicht zugeschlagen. Und dann war da ein Palaver. Der kanadische Trainer hat die Bank aufs Eis geworfen und ich habe gesagt: ‚Spielt ihr jetzt weiter oder was? Die ganze Welt schaut zu!‘ Das waren die russischen Profis und die Amerikaner, die besten Spieler.“

  • … die Lex Kompalla in Krefeld

    Für Olympische Spiele oder Weltmeisterschaften hat mich die Stadt bezahlt freigestellt. Und außerdem habe ich noch dreißig Tage Urlaub gehabt. Die haben gesagt: ‚Du hast eine Lex Kompalla.‘ Ich habe im Sportamt gearbeitet. Bis ein Uhr am Mittag am Eis, jeden Tag. Darum brauchte ich auch nicht so viel trainieren, weil ich jeden Tag am Eis war. Und am Nachmittag war ich beim Sport. Dann habe ich Tennis gemacht, dann bin ich zum Tennisturnier. Oder etwas, was mit Schulsport zu tun hat, Basketball oder so.“

  • … eine Zigarre mit Breschnew

    „Ich habe bei der Weltmeisterschaft in Sankt Petersburg früher zum Beispiel mit Putin gesprochen. Er hat gesagt: ‚Wir kennen uns. Ich habe Sie gesehen, im Fernsehen.‘ Er spricht sehr gut Deutsch, der Putin. Und zu Breschnew, da wollte ich erzählen: Wir wollten zur Besichtigung, zum Kreml und zum Mausoleum. Das war nicht immer offen, es war zu. Aber vom russischen Sport haben die gesagt: ‚Wir machen das klar mit dir.‘ Der Kreml, der ganze Platz. Ich ging mit einem Soldaten zum Mausoleum. Und da habe ich Lenin gesehen, Stalin hat da auch gelegen. Und dann zurück. Und einmal war ich beim Iswestija-Cup. Da war der Breschnew vorher gestorben. Ich habe ein Jahr vorher mit Breschnew auf der Tribüne, als ich frei hatte, mit ihm eine Zigarre geraucht im Luschniki-Palast. Und ein Jahr, zwei Jahre, später, da war er tot. Da war ich ja auch in Moskau. Ich wollte zum Grab. Weil er dort in der Mauer war. ‚Nun ja, machen wir.‘ Dann bin ich gefahren, mit dem Polizisten zum Mausoleum. Noch alleine am Grab wollte ich fotografieren. Da sagt er: ‚Geht nicht, da sind alles Kameras. Kann ich nicht.‘ Und dann trug ich den Mantel von den Olympischen Spielen mit dem Bundesadler. Und wie ich zurückgekommen bin, durch die Zäune, sagen deutsche Touristen: ‚Kompalla müsste man heißen, dann kommt man überall rein.‘“

  • … Eigenschaften eines erfolgreichen Schiedsrichters

    „Ich bin damit zufrieden, was ich in meinem Leben erreicht habe. Man muss mit dem Herzen dabei sein. Man muss jede Aktion verarbeiten und auch aus Fehlern lernen. Wenn ich mit dem Auto nach Hause gefahren bin, dann bin ich das Spiel im Kopf noch einmal durchgegangen: Warst du zu kleinlich, zu großzügig? Ich habe auch meine Linesmen gefragt: ‚Habt ihr etwas gesehen? Und wenn da was war, dann meldet euch.‘ Ich habe das ja nicht alleine gemacht. Ich habe ja noch Leute, die mir helfen. Ich bin nicht der Kompalla. Ich habe ja noch zwei, die zu meinem Gespann zählen. Wenn die Mist sind, bin ich auch Mist. Ich habe die auch gelobt in der Kabine im Drittel: ‚Gut gemacht!‘ Oder: ‚Das hast du dort nicht gesehen.‘

    Ich hatte wenig mit den Offiziellen zu tun. Wenn jemand mich sprechen wollte, dann habe ich gesagt: ‚Bitte nicht. Nach dem Spiel.‘ Und dasselbe, wenn ein Trainer beim Spiel mich sprechen wollte, dann habe ich gesagt: ‚Später können sie mich sprechen.‘ Denn in dem Moment hat der Wut. Dann hätte er mir was gesagt. Und dann, eine Viertelstunde später, dann sagt er: ‚Nee, es war nichts.‘ Man muss nicht, wo es brennt, noch Feuer reingeben. Man muss löschen. Eishockey, das ist ein Kampfsport, das sind Kämpfer. Die haben eine Waffe, die Schläger, Verletzungen und so. Gut, die Regeln sind jetzt ein bisschen strenger geworden und auch gefährlicher durch die Plastikscheiben. Früher prallte einer gegen die Bande, da ging der Kopf noch rüber und nichts war. Und heute, wenn er dagegen prallt, dann prallt der gegen Plastik und gegen die Wirbelsäule. Es ist schon gefährlich. Man muss immer sagen: Die haben eine Waffe. Beim Fußball, das sind die Spinner. Die fallen wie die Fliegen und haben nichts. Dafür müsste man Gelb zeigen. Gut, beim Fußball wurde durch Video mit dem Abseits geholfen. Aber vielleicht brauchen wir in zehn, zwanzig Jahren keine Schiedsrichter mehr. Alles machen Computer. Oder es sitzt einer oben, der kriegt einen Impuls im Gehirn, wenn es Foulspiel ist.“ 

  • … Haare im Wind und lange Autofahrten

    „Mein Vater spielte Handball. Das wusste ich von Erzählungen. Der war ganz stolz, dass ich Eishockey spielte. Der hat sich hinter der Bande manchmal mit Leuten gezankt. Ich habe ihm gesagt: ‚Wenn du noch mal zum Spiel kommst, dann hältst du die Klappe und zankst dich dort nicht rum!‘ Früher gab es ja kein Plastik, nur so Drahtnetze herum. Aber er war ganz stolz auf mich, wie ich die erste Weltmeisterschaft gepfiffen habe. Da hatte mir Mutter erzählt, dass sie extra einen Fernseher gekauft haben, weil ich dort in Prag zwölf Spiele gepfiffen habe. Das war mein internationaler Grundstein.
    Wir pfiffen auch früher ohne Helme. Das war das Schöne, der Wind, Frisur, kurze Haare. Heute Panzer und Plastik. Heute wissen sie gar nicht, wer pfeift. Früher hatten wir Namen hinten gehabt und Nummern. Ich habe mit der IIHF telefoniert. Die hatten einen Guide rausgebracht und letztens bin ich da noch mit den meisten internationalen Turnieren. Aber ich bin auf dem Teppich geblieben. Ich habe mich immer gefreut auf das nächste Spiel. Ich habe Menschen dadurch kennengelernt, Städte in Deutschland und überall. Es gibt Leute, die kennen nur Krefeld und nichts weiter. Die waren nicht in Berlin, die waren nicht in Frankfurt, nicht in Hamburg.
    Manchmal, um Geld zu sparen, habe ich im Auto geschlafen. Ich bin auf der Autobahn gefahren, Raststätte raus und Nickerchen gemacht. Oder wenn ich kaputt war, dann bin ich auch mal mit dem vorderen Reifen an die Leitplanken. Also auch ein bisschen müde. Ich habe manchmal gearbeitet, dann abends zu Spielen nach Landshut. 600 Kilometer nach Landshut, Spiel gepfiffen, Tasse Kaffee und 600 zurück und dann wieder zur Arbeit.“

Von Kattowitz nach Krefeld

Trainer- oder Schiedsrichtertätigkeit?!

Summit Series 1972

Erfolgsrezept á la Kompalla


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Reinhard Rasch

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Reinhard Rasch

*1949
Langjähriger Leiter des Sport- und Bäderamtes in Paderborn

Als Jugendlicher bestach Reinhard Rasch durch läuferische Qualitäten auf der Mittelstrecke. Auch im Berufsleben blieb er dem Sport erhalten: Der Diplom-Verwaltungswirt leitete für viele Jahre das Sport- und Bäderamt der Stadt Paderborn.

Kurzbiografie

  • Geboren 1949 in Gütersloh
  • 1968 Westfalen-Meister 3×1.000m mit dem Gütersloher TV
  • 1971 1. Platz Westfalenmeisterschaft 4x800m (Westfalenrekord)
  • 1973 Abschluss zum Diplom-Verwaltungswirt, Stadt Gütersloh
  • 1974 Staatlich geprüfter Sportlehrer für Leichtathletik, DSHS Köln
  • 1974 1. Platz 10km, 28.Int. Paderborner Osterlauf
  • 1974-2013 Angestellter der Stadt Paderborn, ab 1980 Leiter Sport- und Bäderamt
  • 1994-2021 Deutsche Gesellschaft für das Badewesen e. V.
  • 1996-2017 Geschäftsführer Förderverein Pro Leistungssport Paderborn e. V.

Reinhard Rasch über …

  • … Erinnerungen an die britische Besatzung und seine Kindheit in Gütersloh

    „Ich bin am 11. Juli 1949 in Gütersloh geboren und habe also die Nachkriegszeit noch in guter Erinnerung. Ich habe mit meinen Eltern im alten Gütersloher Rathaus mitten in der Innenstadt gewohnt. Und kann mich noch daran erinnern, wie Pferdewagen mit dem Milchkanister dahinter durch die Stadt gefahren sind und Milch verkauft haben. Ich kann mich auch daran erinnern, als die englischen Besatzungskräfte ihre Übungen und Manöver innerhalb des Stadtgebietes abgehalten haben. Und bei uns vor dem Schlafzimmerfenster, ich habe es aufgemacht und auf einmal sehe ich da im Grunde genommen einen englischen Soldaten, dann hinter der Hecke liegen, im Anschlag.  Das sind also die Dinge, die irgendwann ich schätze mal um 1952/53, in der in der Zeit gelaufen sind. Ich war im Kindergarten fast genau vor der Haustür. 300 Meter von Zuhause weg und bin dann 1956 in die Grundschule gekommen, damals noch Volksschule. Und habe dort die ersten Kontakte zum Sport gefunden, wie das so üblich ist in dieser Zeit zum Turnen. Die Turnhalle war auch nur 500, 600 Meter von Zuhause weg. Es war eine typische alte Turnhalle, hieß auch Jahn-Turnhalle. War aber so groß wie eine ballspielgerechte Zweifachhalle. Mit altem – ich weiß nicht, ob es Holzleimbinder, dann zu dem Zeitpunkt schon gegeben hat? Aber das Interessante dabei: Es war komplett ein Sägemehlboden. Und nachdem ich also dann im Turnen das eine oder andere an Gaumeisterschaften auch mal mitgemacht habe hat es mir aber nachher keinen Spaß mehr gemacht. Das hat den Grund, durch den Wechsel zur Realschule hatte ich natürlich einen völlig anderen Freundeskreis bekommen, die dann auch der der Leichtathletik gefrönt haben. Und da war für mich die eigentlich die Entscheidung ich will nicht mehr Turnen, sondern ich möchte also lieber Leichtathletik betreiben und zwar das Laufen. Meine Eltern haben gesagt: ‚Du bist und bleibst jetzt im Turnverein, da bist du drin, da hat es dir immer gefallen!‘ Aber die eigenen Neigungen sollten Eltern auch berücksichtigen. Dass man also auch dann das macht, was Spaß macht. Ich durfte also nicht zur Leichtathletik. Ich durfte auch nicht zum Fußball und habe dann den Umweg gewählt über die Sportabzeichen-Abnahmen, die sicherlich etwas weiter außerhalb des Gütersloher Kernstadtbereiches waren. Aber ich dachte auch: Da kannst du doch mitlaufen und kannst dann also auch vielleicht das eine oder andere dann machen. Denn in der Zeit oder bis zu diesem Zeitpunkt habe ich also andere Kinder in der Innenstadt herausgefordert und gesagt: ‚Lass uns doch mal um unsere Martin-Luther-Kirche in der Innenstadt rumlaufen!‘ Und habe dann auch so Rundenläufe gemacht. Und dann auch so Ausscheidungsrennen. Klar, die Veranlagung war dann vorhanden und dadurch hat man natürlich auch diese Läufe gewonnen. War so ein bisschen auch Selbstzweck. Und das Gleiche ist dann auch in den Pausen in der Grundschule gelaufen. Mit dem mit dem ähnlichen sportlichen Erfolg, aber auch mit der Situation, dass ich mehr oder weniger verschwitzt dann im Klassenraum gesessen habe und Lehrer und Lehrerinnen einen natürlich entsprechend angeguckt haben.“

  • … den informellen Sport in Paderborn

    „Ab Anfang der 70er-Jahre war natürlich die Trimm-Aktion in Deutschland, die der Deutsche Sportbund initiiert hatte, entsprechend bekannt. Und da war es natürlich die Zielsetzung, die Inhalte und die Möglichkeiten entsprechend dann auch noch nach außen zu tragen. Wir sind 1974 damit angefangen, dass wir uns beim Deutschen Leichtathletik-Verband haben eintragen lassen, als 66. oder 68. Lauftreff. Den wir dann entsprechend betreut haben mit der LG Paderborn. Es war damals ein großes Problem, dann Übungsleiter zu gewinnen und vor allen Dingen eine große Akzeptanz zu erreichen. Man ist es ja gewohnt, dass man läuft. Nicht draußen auf der Straße oder in Parks, sondern dass man auf der Rundbahn etwas macht. Aber damit kann ich keine Leute begeistern. Und wenn man dann also die Bevölkerungsentwicklung in Paderborn sieht. Das sind also 50 Prozent oder 50.000 Einwohner bis 2014 mehr geworden, seit der Neugliederung. Und das ist immer ein kontinuierlicher Prozess gewesen. Und dann hat man natürlich nicht die entsprechenden normierten Sportanlagen da, sondern muss ja sehen, wie man dann möglicherweise über informelle Sportangebote, hier dem noch nicht in dem Maße vorhandenen Sportbedürfnis der Bevölkerung auch nachgekommen ist. Aber es ist uns auch gelungen, und die Lauftreffs haben sich entsprechender Nachfrage erfreut. Ich habe selbst damals noch in Gütersloh gewohnt und bin mit meiner damaligen Freundin dann samstags dann immer noch von Gütersloh aus nach Paderborn zum Lauftreff gefahren und habe die Gruppen entsprechend dann auch betreut. Und das läuft nach wie vor. Ich kann jetzt nicht sagen, an wievielen Standorten in Paderborn. Das lief aber sehr gut. Und daraus hat sich dann vor allen Dingen auch mit Heinz Nixdorf zusammen, dann entwickelt, dass wir angefangen haben Laufpfade, die wir an den Paderborner Fischteichen fast im Innenstadtbereich haben, beleuchtet haben. Man hat uns für verrückt erklärt, aber uns kam es natürlich auch als Läufer und für die Trainingsgruppen entsprechend zugute, dass wir eine entsprechende Beleuchtungsanlage dann hatten.“

  • … Sponsoring und den Einfluss von Heinz Nixdorf

    „Ende der 1970er-Jahre kam die Sache mit Sponsoring dann auf. Es war nicht einfach, Firmen zu begeistern, weil man dieses Feld von Sponsoring mit seinen Möglichkeiten in dem Maße noch gar nicht richtig überschaut hat. Welche Möglichkeiten bestehen? Heinz Nixdorf ist einer gewesen, der, weil er ja nun auch aus der Leichtathletik kommt, von vornherein gesagt hat: ‚Wir müssen hier was tun!‘ Er hat auch der Kommune entsprechend, dann auf die Füße getreten, also eben: ‚Ihr müsste also was machen!‘ Und er ist derjenige gewesen, der in Paderborn als Mentor viele Dinge dann initiiert hat mit dem Ahornsportpark, mit der der Förderung der Leichtathletik auch. Und da hat es natürlich dann, auch ein großes Problem gegeben. Ich war ja seinerzeit auch in dem Vorstand vom LC Paderborn. Die Schwierigkeit, dass immer dann von anderen Firmen da draufgeschaut worden ist: ‚Wir brauchen ja für euch nichts zu tun. Ihr habt ja Heinz Nixdorf.‘ Heinz Nixdorf hat nie großen Wert daraufgelegt, auf reines Sponsoring, wie wir das heute sehen, sondern das war schon mehr ein Mäzenatentum. Ich sage jetzt mal bewusst von einer privaten und persönlichen Verrücktheit geprägt. Aber ein Idealist und ein Förderer, wie er im Buche steht.
    Wir haben natürlich dann in den Jahren mehr Möglichkeiten, dann auch gemacht. Ich kann mich an einer Sache erinnern, dass wir als Sportamt nicht gesponsert worden sind, aber unterstützt worden sind, indem wir also irgendwann schon Mitte der 90er-Jahre oder in den 92er, 93er-Jahren, eine Ausstattung von einer Firma mit Computern bekommen haben. Und da war die Zielsetzung nur: Mach ein Bild in der Tagespresse mit dem Dezernenten. Und unsere Kämmerei, der Kämmereileiter ging natürlich in die Luft: Wie etwas Derartiges den denn sein könnte, dass wir mit so etwas an die Presse gehen würden. Aber da haben wir im Grunde genommen keine Scheu gehabt. Und wir hatten Anfang der 90er-Jahre auch dann mit dem jetzigen Geschäftsführer des SC Paderborn, der bei uns jahrelang gearbeitet hat, ein Konzept entwickelt sportliche Großveranstaltungen als Teil kommunalen Marketings. Und wenn man also derartige Dinge dann nicht gemeinsam mit Sponsoren und Mitfanziers macht, da hat man natürlich schlechte Karten und kommt nicht rein. Und da ist uns natürlich wirklich das eine oder andere gelungen, mit Hallenhandball, oder Basketball, Supercup. Wir hatten etliche andere Länderspiele. Und das lässt sich über Finanzen der Stadt nicht alleine erreichen. Ein Problem ist natürlich auch, dass man dann innerhalb der Verwaltung natürlich dann entsprechende Neider hat die auf einen schauen: ‚Ihr steht ja schon wieder in der Zeitung.‘ Da steht man dann also mit Michael Stich und Jim Courier, den hatten wir zu einem Schaukampf, dann eingeladen, dann drin. Und dann wird man natürlich entsprechend komisch angeschaut. Aber das hat uns alles wie man so schön sagt, nicht gejuckt. Wir sind unseren Weg gegangen und haben letztendlich den Paderborner Sport auch gemeinsam mit vielen anderen Aktivitäten unterstütz.“

  • … die Bedeutung interkommunaler Zusammenarbeit der Sportämter in Ostwestfalen

    „Wenn man relativ frisch nach Verwaltungsausbildung und nach einer sportfachlichen Ausbildung, dann in die Sportverwaltung kommt. Ist es natürlich ein Bereich, den, denen man nicht lernen, vorher nicht lernen kann. Sondern da kommt es natürlich darauf an, dass die Altvorderen einem entsprechende Tipps und Ratschläge geben, wie man Probleme dann auch angeht. Und mein Vorgänger Heinz Bergmann, der ist also bei einer Sportamtsleitertagung in Bielefeld gewesen, und ich bin dann danach nach Lüneburg und bei jeder Sportamtsleitertagung gewesen und habe dort auch festgestellt, dass man dann in diesem Kreis, der Altvorderen dann sehr positiv als junger Spund aufgenommen worden ist. Und was man dort also an Erfahrungspotenzial für seine eigenen Tätigkeiten mitnehmen kann, dass ist also enorm. Und das hat mich dann also auch dazu bewegt, dass dann die Fragestellung dann kam: Wie geht das denn aus? Wir müssen uns also auch entsprechend klein gegliederter darstellen. Sodass ich also auch dann, wenn auch nicht den Vorsitz, aber dann auch den stellvertretenden übernommen habe in der Arbeitsgruppe der ostwestfälischen Sportamtsleiter. Weil mir also auch vor allen Dingen klar war — Sportentwicklung kann alleine nicht eine lokale Seite sein. Die muss also zumindest auch eine gewisse regionale Seite haben, dass man sich darauf abstimmt, auf bestimmte Aktivitäten. Und natürlich auch entsprechend austauscht. Und dadurch haben wir uns also auch regelmäßig in Ostwestfalen mit den Kollegen und Kolleginnen dann auch ausgetauscht. Das war also auch gut bis hin zu der gesamten Entwicklung, die dann war, was die Förderung der interkommunalen Zusammenarbeit dann auch betrifft. Dass man also auch dann wirklich sportpolitisch für die Region etwas gemacht, da ging das um eine regionale Sportschule. Es ging dann um die Sport- und Gesundheitsregion Ostwestfalen. Bis Paderborn dann eben auch Standort einer regionalen Sportschule wurde. Jetzt mittlerweile mit Sportinternat. Das ist natürlich dann positiv für Paderborn gewesen, aber auch das lässt sich da nur entsprechend interkommunal dann Regeln. Das der eine vom anderen weiß, was los ist. Damit nicht alle nebeneinander her planen und damit auch entsprechende Geld verbrannt werden könnte.“

  • … Bäderentwicklung ab den 1990er-Jahren

    „Mit den ersten Kontakten zum Verein Deutscher Bäderfachmänner, da war erst die Tendenz so Ende der 80er-Jahre: ‚Wir brauchen keine kleinen Bäder mehr.‘ Diese kleinen Schulbäder diese Kisten, die bringen uns überhaupt nichts. Wir müssen also große Bäder haben. Und da haben wir in Paderborn schon die Meinung vertreten, dass wir gerade angesichts der demografischen Veränderungen und des Freizeitverhaltens sehen müssen, dass wir klein gegliederte Bäderbereich haben müssen. Denn die damals entstandenen Freizeitbäder, die hatten im Grunde alle Möglichkeiten, nur nicht zum Schwimmen oder zum Schwimmen lernen. Und das haben wir dann auch entsprechend vertreten. Und dieses Schulschwimm-Hallenbad, das mit 16 2/3 mal acht Meter, das ist mittlerweile zum dritten Mal modernisiert worden. Das ist also irgendwann entstanden, am Ende der 60er-Jahre und erfüllt nach wie vor seinen entsprechenden Zweck. Was will ich mit einem 50 Meter Hallenbad, wo möglicherweise kein Hubboden mehr drin ist, wo es also im Grunde genommen einen festen 80, 90 Zentimeter Nichtschwimmerbereich gibt, der dann zum Schwimmen nicht geeignet ist, dann ist immer die Leine noch dazwischen. Also das sind die Dinge, die dann gewesen sind. Und dann kommt natürlich noch eins drauf, und das sind auch dann die die eigenen Erfahrungen dann auch. Die aber im Nachhinein bundesweit überall festzustellen sind. Wenn man dann angesichts von Bäderentwicklungsplanungen auch Sanierungskonzepte mit integrierter hat, dann hat man also festgestellt: ‚Nein, da haben wir kein Geld für. Das geht nicht! Das machen wir nicht.‘ Und so ist die Situation. Wir sehen es ja heutzutage noch an der Brücke in Lüdenscheid. Es ist also etliches nicht investiert worden für Sanierungsarbeiten. Man hat zwar entsprechende Wirtschaftspläne gehabt, wo auch Abschreibungen mitenthalten waren. Aber die Abschreibungen sind nie in den Bäderbetrieben geblieben, sondern die sind dann mehr oder weniger im Gesamthaushalt verfrühstückt worden, damit der Kämmerer ein entsprechend die Luft für andere Sachen dann hatte. Und ich kann mir in meiner Situation damals so ein bisschen komisch vor, wenn man das Ganze betriebswirtschaftlich dann eigentlich anpackt und betreiben will, dass man dann mehr oder weniger auf sich alleine gestellt ist. Und mir ist danach auch mal gesagt worden: ‚Naja, wir finanzieren das schon. Betriebswirtschaftliche Aspekte spielen nicht unbedingt die Rolle.‘“

Trainingsumfeld im Gütersloher Turnverein

Vom Osterlauf zur beruflichen Passion

Wandlungsprozesse in der Paderborner Bäderlandschaft

Bürgernah und Kellerbar

Leitmotiv der Paderborner Sportstättenentwicklung


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format:

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