Skip to main content

Autor: Niklas Hack

Wortmann, Sönke

DSCF1655

Sönke Wortmann

*1959
Ehemaliger Oberliga-Fußballer sowie Film- und Fernsehregisseur

1980 schoss Sönke Wortmann die Spielvereinigung Erkenschwick in die 2. Fußball-Bundesliga Nord. Alsbald tauschte der Bergmannssohn aus Marl Rasenplatz gegen Regiestuhl, um nicht nur millionenfach bewegten Männern fortan von Berner Wundern und Sommermärchen zu erzählen.

Kurzbiografie

  • Geboren 1959 in Marl
  • 1980 Aufstieg in die 2. Bundesliga mit SpVgg Erkenschwick
  • 1983-1989 Studium der Regie an der Hochschule für Fernsehen und Film München
  • 1998 Gründung seiner eigenen Produktionsfirma Little Shark Entertainment GmbH
  • 2003 Veröffentlichung des Kinofilms „Das Wunder von Bern“
  • 2006 Veröffentlichung des Kinofilms „Deutschland ein Sommermärchen“

Sönke Wortmann über …

  • … den ersten Stadionbesuch und Anfänge beim TSV Marl-Hüls

    „Mein Vater hat mich zu meinem ersten Stadionbesuch mitgenommen und komischerweise hat sich das eingebrannt. Ich weiß noch, dass es gegen Schwarz-Weiß Essen war. Ich weiß noch, dass wir 3:1 gewonnen haben. Ich weiß auch noch, wer die Tore geschossen hat. Ich war sechs Jahre alt, also es ist ewig her. Es muss etwas sehr Besonderes gewesen sein, sonst würde ich mich nicht heute noch daran erinnern. Und ja, ich bin dann auch in den Verein eingetreten. Eine E-Jugend, die gab es damals noch nicht. Ich habe in der D-Jugend angefangen, war aber ein Jahr jünger und habe die nächsten 15 Jahre sehr intensiv Fußball gespielt. Das fing beim TSV Marl-Hüls an.
    Ich kann mich an alles erinnern, auch wenn es noch so lange her ist. Ich war auch anfangs immer der Kleinste und dann war ich nicht in der Aufstellung. Es gab natürlich kein Internet und Telefon, zumindest bei uns nicht. Wir mussten dann immer zum Vereinsheim fahren. Das war circa fünf Kilometer mit dem Fahrrad und dann am Freitagabend gucken. Und da stand immer die Aufstellung angeschlagen, wer spielte. Und eines Tages stand mein Name auch drauf – ich war überglücklich. Ich weiß nicht mehr, ob es mein erstes Spiel war. Aber ich kann mich an ein Spiel erinnern, wo ich meine ersten Tore geschossen habe gegen VfL Drewer und wir 4:0 gewonnen haben. Ich habe tatsächlich zwei Tore geschossen. Dieses Bild wie zum ersten Mal ein von mir geschossener Ball im Tornetz landet, das habe ich auch immer noch sehr gegenwärtig. Ein unglaubliches Glücksgefühl.“

  • … Fußball, Sport und Schulzeit

    „Ich glaube, den Mitschülern war das relativ egal, dass ich Fußball spielte. Es waren eher die Lehrer, die es gut fanden. Meine Mitschüler wussten es oft gar nicht, es gab ja kein Internet. Man konnte nicht googeln: Ahh da hat er ein Tor geschossen. Oder sich auch noch Videos angucken oder Live-Stream. Da stand dann was am Montag in der Zeitung oder auch nicht. Und die, die sich dafür interessiert haben, die haben das gelesen, aber die meisten haben es auch nicht gelesen. Also ich war jetzt nicht so ein Shootingstar auf meiner Schule.
    Eine Schulmannschaft gab es auch. Und da habe ich auch tatsächlich gespielt. Und da sind wir auch mal sehr weit gekommen. Da waren wir mal fast Westfalenmeister, weil wir ein Spiel verloren haben. Aber in der Schule ist es natürlich schwierig. Du kannst natürlich nur die Leute nehmen, die an der Schule sind und wir hatten einfach keinen Torwart. Wenn wir einen gehabt hätten, wären wir vielleicht auch Westfalenmeister der Schulen geworden.
    So ein bisschen Erinnerungen habe ich schon an den Schulsport. Ich habe mir gemerkt, wie wenig mir das alles Spaß gemacht hat, außer wenn ein Ball im Spiel war. Ich fand diese Langläufe schrecklich. Die 100-Meter-Läufe, da war ich nicht so schnell, wie ich das gerne hätte und dann so Disziplinen wie Weitsprung, Hochsprung, das war alles gruselig. Noch schlimmer war allerdings Geräteturnen, das konnte ich überhaupt nicht, dafür aber alles, was mit einem Ball zu tun hatte.“

  • … die Entscheidung in München zu studieren

    „Ich hatte trotz allem das Gefühl, trotz zweiter Liga, dass ich einfach nicht gut genug bin, um es wirklich in die Bundesliga zu schaffen. Und deshalb habe ich gerne noch mal ein Jahr bei Westfalia Herne gespielt. Und dann hatte ich andere Interessen. Ich wollte mal weg aus der Gegend, wo ich groß geworden bin, also aus dem Ruhrgebiet. So sehr ich das immer toll fand und heute noch toll finde. Aber ich wollte mal was anderes von der Welt sehen und bin dann in München gelandet. Was ich einfach als einen totalen Gegensatz damals zum Ruhrgebiet empfunden habe. Ich wäre auch fast nach Paris gegangen. Dann wurde es aber München und ich habe mich dann auch schnell wohlgefühlt. Und es hat dann auch was genutzt, weil in München habe ich dann entdeckt, dass es eine Hochschule für Fernsehen und Film gibt, wo ich theoretisch das lernen könnte, was ich in meiner Freizeit gerne gemacht habe, nämlich ins Kino zu gehen, also zu lernen, wie man Filme dreht. Dann habe ich mich nach zwei Jahren rumschleichen um die Schule, getraut mich zu bewerben. Das war nicht so leicht, denn die nehmen nicht so viele, also irgendwie 15 von 800 oder so war damals die Quote.
    Also man bewirbt sich dort. Man kriegt dann Bewerbungsaufgaben, die versucht man dann zu lösen oder herzustellen, was die da gerne möchten. Von den Bewerbern waren, glaube ich, 60 in der zweiten Runde, wo man dann auch Gespräche mit den Professoren hat. Und so wird man dann noch mal geprüft und interviewt vor allem aber auf den Zahn gefühlt. Von den 60 blieben am Ende 14 übrig und ich habe echt gestaunt, dass ich dabei war. Das hat mich wahnsinnig gefreut. Und es hat sich ja dann im Nachhinein gelohnt, anstatt beim Fußball zu bleiben. Dann wäre ich jetzt wahrscheinlich ein fünfmal entlassener Trainer. Und so kann ich immer noch an dem arbeiten, was mir Spaß macht.“

  • … Drehorte und Spezialeffekte zum „Wunder von Bern“

    „Die Geschichte spielt im Ruhrgebiet, das ist ein Teil von NRW. Und natürlich haben wir uns auch bemüht, hier Drehorte im Ruhrgebiet zu finden, die auch das Ruhrgebiet erzählen. Das wurde aber immer schwieriger. Das war damals noch eine Zeit, da gab es noch hier und da Ecken, die so ein bisschen nachkriegsähnlich aussahen. Aber heute, 20 Jahre später, wäre es eigentlich unmöglich gewesen. Wir haben in Köln gedreht, wir haben in Duisburg gedreht, in Oberhausen, in Essen, auch in Recklinghausen. Wir sind also quer durchs Ruhrgebiet gefahren, um diese wenigen Drehorte, die die noch 50er-Jahre waren, zu finden und ein bisschen Schweiz und Thunersee – der Geist von Spiez.

    Es war eine riesige Herausforderung, die Stadionszenen zu drehen. Alle wissen ja, es war ein volles Stadion in Bern, mit 40.000-50.000 Zuschauer oder so. Auf jeden Fall war es voll und es hat geregnet. Du kannst jetzt nicht 50.000 Komparsen historisch anziehen und die ins Stadion lassen. Es ist völlig unvorstellbar, was das kostet über fünf Tage kostet. Dann haben unsere Techniker gesagt: ‚Ja, wenn wir dann eine grüne Leinwand bauen, dann können wir die Zuschauer da rein produzieren.‘ Das ist heute gang und gäbe. Das macht jeder so und ist auch nicht mehr teuer. Damals war das aber wahnsinnig teuer. Ich glaube, es hat 2 Millionen Euro oder so gekostet, allein dieses Endspiel zu machen. Wenn man das heute sieht, dann denkt man: Es sieht schon so ein bisschen suboptimal aus, sag ich mal. Aber damals ging es tatsächlich nicht besser – es ging weltweit auch nicht besser.
    Es ist nicht so, dass die Amis, weil sie viel mehr Geld haben, uns ein paar Schritte voraus waren. Im gleichen Jahr hat der Film Gladiator den Oscar für die besten Spezialeffekte gewonnen. Und wenn man sich das heute anguckt, wie künstlich diese Tiger da im Kolosseum in Rom sind, da denkt man auch: Okay, also viel schlechter waren wir auch nicht. Sagen wir mal so. Aber es war die Zeit, es war 2002.“

  • … Motivationsfilme für die Nationalmannschaft während der WM 2006

    „Jürgen Klinsmann hatte dann mal die Idee: Wenn ich schon einen Regisseur dahabe, dann kann er ja auch mal was machen. Er hat mich dann gebeten, aus Filmmaterial, aus der Sportschau und so mal eine Art Motivationsclip zu machen. Also die Tore des letzten Spiels, zum Beispiel vom Eröffnungsspiel gegen Costa Rica, und das dann mit einer coolen Musik zusammenzuschneiden. Und dann hat er das ziemlich direkt vorm Spiel, noch mal gezeigt, damit die Spieler einfach noch mal scharf auf Erfolg sind und sagen: ‚Geht doch! Ein tolles Tor. Jetzt will ich wieder Tore schießen.‘ Das habe ich mal gemacht. Und weil das nächste Spiel dann gewonnen wurde und der Fußballer ja an sich abergläubisch ist, musste ich das dann jedes Mal machen. Das heißt, bevor es in den Bus ins Stadion ging, bei der Schlussbesprechung habe ich dann ein Filmchen gezeigt. Und ja, das ist lange gut gegangen, bis zum Halbfinale.
    Ich habe die Filmchen tatsächlich irgendwo auf DVD. Ich muss dazu sagen, vor dem Halbfinale gegen Italien, da war der Videorekorder kaputt, der fiel aus. Deswegen konnte ich den zusammengeschnittenen Film nicht zeigen. Und das bedeutet wieder, dass ich schuld bin.“

Oberligakick in Erkenschwick

WM 1954 – Zwischen Fußball, Film und Ruhrgebiet

Spezialeffekte und technische Anforderungen

“Deutschland ein Sommermärchen”

Sönke Wortmann: Mea culpa


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format:

Weiterlesen

Tillmann, Ferdinand

DSCF1628
DSCF1629

Ferdinand Tillmann

*1932
Vorsitzender des Sportausschusses des Bundestages und langjähriger Präsident des Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes

Nach seinem Studium und der Übernahme des elterlichen Betriebes zog es Ferdinand Tillmann in die Politik. Für sechs Wahlperioden war der CDU-Mann Mitglied des Deutschen Bundestages und diente als Vorsitzender des Sportausschusses. In Winterberg setzte er sich aktiv für die Errichtung der Kunsteisbahn ein.

Kurzbiografie

  • Geboren 1932 in Sundern-Dornholthausen
  • 1952-1956 Studium zum Diplom-Kaufmann an der Universität Frankfurt am Main und Universität zu Köln
  • Ab 1956 Arbeit und später Übernahme des elterlichen Betriebes, der Tillmann Profil GmbH in Sundern
  • 1972-1994 Mitglied des Deutschen Bundestages
  • 1979 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
  • 1980-1994 Vorsitzender des Sportausschusses des Bundestages
  • 1984-2008 Vizepräsident des Deutschen Bob- und Schlittensportverbandes
  • 1994-2000 Vorsitzender des Kreissportbundes im Hochsauerlandkreis; Langjähriger Präsident des Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes

Ferdinand Tillmann über …

  • … Kindheitserinnerungen zum Fußball im Sauerland

    „Da ich meinen Lebensmittelpunkt ja wieder in meinen Geburtsort verlegt hatte, habe ich mich dann mehr für meinen Heimatverein interessiert und weniger für die Vereine in Arnsberg. Da war Arnsberg 09, da war der Turnverein in Arnsberg. Aber das war für mich nicht attraktiv, weil ich auch mittags nach der Schulzeit in den Bus zu steigen hatte, um nach Hause zu kommen, sodass es keine Gelegenheit gab, in Arnsberg Vereinssport zu betreiben.
    Mein Heimatverein war ein typischer Dorffußballverein. Ich habe da aber im Fußball nicht reüssiert. Es gab einen humorvollen Schulkameraden, der gemeint hätte: Ich hätte die besten Kerzen geschossen, im ganzen Verein. Also meine Leistungen dort waren nicht so gewaltig und ich musste froh sein, in der Reserve auflaufen zu dürfen.
    Die Spiele der ersten Mannschaft zu verfolgen, das war für uns wichtig. Auch, dass die erste Mannschaft in der ihr zustehenden Klasse war.
    Damals war, glaube ich, mehr Interesse der Einwohner am Sportverein vorhanden, als das heute der Fall ist. Es sei denn, es sind heute Spiele mit dem Nachbarverein. Da kommen von draußen viele Zuschauer mit, aber das hat sich nicht verschlechtert die Situation, was die Zuschauerzahlen angeht. Es war auch noch mehr bäuerliche Bevölkerung damals auf dem Land. Die hatten im Sommer anderes zu tun. Wenn das Wetter entsprechenden war, muss man auch sonntags aufs Feld oder musste Heu machen. Wenn das Gewitter drohte, dann geht man dann nicht erst mal zum Fußball und dann aufs Feld, sondern es war umgekehrt.“

  • … Bau und Finanzierung der Kunsteisbahn in Winterberg

    Dieser Zuschlag für Winterberg war ja nur ein erster Schritt auf dem Weg zu einer neuen Bahn. Die abenteuerliche Baugeschichte, die es dann später gegeben hat, da kann man auch Bücher darüber schreiben. Aber Winterberg hatte insofern auch keine unerheblichen Chancen, weil die erste Winterberger Bobbahn ja schon 1910 gebaut worden ist. Damals wurde aber noch 5er-Bob gefahren und Rodeln und Skeleton spielen überhaupt noch keine Rolle. Also gab es in Winterberg ein Gefühl dafür, dass man hier oben Wintersport und vor allen Dingen, diesen attraktiven Bobsport betreiben kann, weil man es auch bewiesen hatte. Diese Bahn ist, glaube ich, auch ziemlich viel in ehrenamtlicher Knochenarbeit gebaut wurden – aber sie hat funktioniert. Und deswegen konnte sich Winterberg, auch der zuständige Verein, den es dort auch heute noch gibt, auf diese Tradition berufen, bei den Argumenten im deutschen Verband. So kam es dann zu dem Verbandsbeschluss Winterberg.
    Und jetzt ging es ums Geld, und da mussten die Abgeordneten tätig werden. Und so bin ich eigentlich über die Politik, über die Abgeordnetentätigkeit zum Ehrenamt in diesem Bereich gekommen, weil man der Auffassung war, wer da Beziehungen hat, der sollte auch hier bei uns eine Rolle spielen, im Verein, und dem Verband.
    Die Landesregierung war zunächst sehr zurückhaltend, aber der zuständige Sportdezernent in der Landesregierung war ein gewisser Eulering. Mit dem haben wir uns dann mal in der westfälischen Vertretung in Bonn getroffen und haben auf ihn eingeredet und versucht ihm klarzumachen, dass das sein müsse. Und wir haben sehr lange diese Kontakte nach Düsseldorf hin gepflegt. Und eines Tages war er es so leid – darf ich mal so ausdrücken, er sagt: ‚Gut, wenn es nicht mehr als 10 Millionen DM kostet, dann bin ich damit einverstanden.‘
    Die Kostenverteilung war auch jeweils ein Drittel, ein Drittel, ein Drittel. Die Kommune ein Drittel, Land ein Drittel, Bund 10 Millionen. Dann hätte es nicht mehr als 30 Millionen DM kosten dürfen.  Wie es dann hinterher ausgegangen ist, das ist eine andere Frage. Aber damit war eine Zusage im Raum mit, der man etwas anfangen konnte. Und dann sind die Verhandlungen mit dem Bund auch relativ problemlos verlaufen.“

  • … Resonanz und Auswirkungen der Bobbahn in Winterberg

    „Die Sportstätte wurde wirklich angenommen, nicht nur von den Sportlern, die sind ja im Verhältnis zu den Kosten der Bahn relativ gering. Aber die Zuschauer, sie sind regelrecht hingeströmt zu den Veranstaltungen.
    Man hat ja auch Sponsoren gefunden, die sich die Fernsehwirksamkeit dieser Sportart auch zunutze gemacht haben. Nicht nur die Sponsoren sind gefunden worden, sondern auch die beteiligten Städte und die Gemeinden, die Kommunen. Denn die Fernsehminuten mit Winterberg im Hintergrund hätte man sich sicherlich nicht für das Geld kaufen können, was jetzt letztendlich für die Sportstätte auch geflossen ist. Sofern wird das heute auch noch in den zuständigen kommunalen Gremien diskutiert. Sie können sich vorstellen, dass, wenn die Zuschusskosten bei den Haushaltsplanungen zur Debatte stehen, dass es dann auch kritische Anmeldungen gibt. Aber insgesamt gesehen glaube ich, auch als ehemaliger Ehrenamtlicher, dass dieses Engagement sich gelohnt hat. Auch im Hinblick auf die Erfolge bei den Olympischen Spielen.
    Was man auch immer von den Spielen in Peking halten mag. Der Deutsche Bob- und Schlittensportverband, wie er seinerzeit hieß, samt seiner Athleten und Athletinnen hat sich wirklich gut geschlagen. Man könnte sagen, sie haben optimale Möglichkeiten des Trainings auf ihren Bahnen. Aber das allein reicht ja nicht. Das gehört wie der Sportler selbst dazu, mit seiner Hingabe, mit seinem Trainingsfleiß und mit seinem Bob und beim Rodeln und Skeleton auch noch mit seiner Gerätepflege, das wird ja auch nicht nur von Hilfswilligen gemacht, sondern da gehen die Sportler ja selbst zu Werke.“

  • … die Rolle von Sponsoring in Winterberg

    „Also ich glaube schon, dass das Unternehmen Veltins, der Vertrieb dort und die Geschäftsleitung genau gewusst hatten, dass es eine attraktive Investition ist in Winterberg. Aber darüber hinaus hatte ich damals ein sehr gutes Verhältnis zu Frau Veltins, die dann später leider sehr früh verstorben ist. Es mögen auch durchaus persönliche Dinge, und die freundschaftlichen Verhältnisse, die es untereinander gab, da eine Rolle gespielt haben. Wenn die Chemie nicht stimmt, dann kann das Geld auch nicht helfen.
    Das ist ja auch nicht der einzige Sponsor, der dort mit dem Boot ist. Aber Veltins hat sich in der Folge des Engagements in Winterberg, ja auch in anderen Sportarten im Wintersport stark engagiert.
    Warum auch nicht? Sie nehmen keinen Einfluss auf den Sport. Weder auf das Training oder die Behandlung der Athleten, noch auf die Ergebnisse. Und Bier – ja gut, der Alkohol und Sportwerbung ist immer ein Problem. Aber der echte Sauerländer ist ja der Auffassung, dass Bier überhaupt kein Alkohol ist.
    In der Anfangszeit war da schon eine Überzeugungsarbeit erforderlich. Nun ist aber jetzt eine Situation glaube ich, in der man nicht inflationär alle Bänke mit jedwedem Sponsor bestücken kann. Ich glaube, Sponsoren legen auch auf eine gewisse Exklusivität einen Wert. Ob da noch mehr herauszuholen ist, wird ein guter Vereinsvorsitzender immer wieder prüfen müssen. Aber so, wie das im Augenblick in Winterberg läuft, wo auch andere sich dann später ein Beispiel daran genommen haben. Auch andere Brauereien an anderen Sportstätten. Wenn ich die Skisprungschanzen sehe, wie die auch zugepflastert sind. Gut, der Sport braucht Geld, sonst kann er nicht betrieben werden.
    Die finanziellen Verhandlungen sind ausschließlich von den Eigentümern der Bahn geführt worden, nicht von Verbänden. Dass solche freundschaftlichen Verhältnisse dabei eine Rolle spielen könnten, das schließe ich gar nicht aus. Aber da wären wir, glaube ich als Verband auf einer falschen Ebene. Gut, beim Fußball und anderen Verbänden möge das anders funktionieren. Aber wir waren wirklich ein Verband, bei uns war kein Geld zu verdienen, im Ehrenamt sowieso nicht.“

  • … die Folgen der Wiedervereinigung für den Bobsport

    „Die Wiedervereinigung war für uns, wie niemand bestreiten würde, ein ungeheurer Glücksfall. Auch ein Tag, den man sicher nie vergessen wird.
    Für den Bob- und Rodelsport war es aber ein Problem. Wir bekamen sozusagen ein Danaergeschenk, was wir da gereicht bekamen. Jetzt hatte Deutschland vier Bahnen und jeder wollte natürlich seine Bahn noch behalten. Die Oberhofer wollten jetzt sogar eine komplette Bobbahn ausgebaut bekommen. Altenberg war ohnehin schon zweimal gebaut worden, wie man weiß und auch kürzlich im Fernsehen zu Gesicht bekommen hat.
    Das waren ernsthafte Fragen, die auch damals gestellt wurden: ‚Welche Bahn wollt ihr denn jetzt aufgeben?‘ Nehmen wir der DDR eine Bahn weg? Dann haben Sie wieder die Diskussion über die Ossi-Frage. Oder die Westler sollen die das? Wer den dann? Die Bayern oder Nordrhein-Westfalen?
    Ich habe mich dafür eingesetzt, bei allen Folgen, die das auch finanziell haben könnte, es bei dem zu lassen, was man hat. Und das hat sich nach meinem Dafürhalten auch bewährt. Siehe das Ergebnis der Olympischen Spiele.
    Derjenige, der das gefordert hätte, hätte ja dann mit Schusswesten nach Thüringen oder Sachsen oder Bayern fahren müssen. Man konnte ja nicht sagen: ‚Macht eine Bahn zu.‘ Man hätte dann ja konkret werden müssen.“

Willensbildung um den Bau der Bobbahn in Winterberg

Erhöhte Baukosten und Konstruktionsfehler

Beweggründe für ehrenamtliches Engagement im Bobsport

Exponat: Ehrengabe des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format:

Weiterlesen

Janßen, Heinz-Gerd

DSCF1605
DSCF1598

Heinz-Gerd Janßen

*1948
Langjähriger Amtsleiter des Duisburger Sportamtes

In den fast 50 Jahren, die Heinz-Gerd Janßen der Stadt Duisburg diente, fallen mit der Universiade 1989 und den World Games 2005 zwei hochkarätige Sportgroßveranstaltungen. Als Betriebsleiter war er federführend an der Gründung des Eigenbetriebes für Sport und Bäder DuisburgSport beteiligt.

Kurzbiografie

  • Geboren 1948 in Duisburg
  • 1965-1971 Ausbildung bei der Stadt Duisburg, dazwischen 18 Monate Wehrdienst
  • 1971-1973 Sachbearbeiter beim Werbeamt der Stadt Duisburg
  • 1973-1978 Sachbearbeiter beim Sportamt der Stadt Duisburg
  • 1978-1991 Stellvertretender Amtsleiter des Sportamtes der Stadt Duisburg
  • 1991-2007 Amtsleiter des Sportamtes der Stadt Duisburg  (Sport und Bäder)
  • 2001-2018 Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Sportämter
  • 2007-2010 Betriebsleiter DuisburgSport

Heinz-Gerd Janßen über …

  • … Ausbildungsjahre bei der Stadt Duisburg

    “Letztendlich muss ich sagen, ich hatte gar keine großartigen Vorstellungen, was ich werden sollte, ob einen kaufmännischen Beruf. Und letztendlich war dann ausschlaggebend, dass mein Patenonkel bei der Stadt Duisburg war. Und da wurde gesagt: ‚Bewerbe dich doch mal bei der Stadt. Mach das mal.‘ Und das hat dann auch funktioniert. Und deshalb bin ich dann bei der Stadt gelandet und habe da die Ausbildung gemacht. Das war wohl damals auch, weil fünf Klassenkameraden haben den gleichen Weg genommen. Das war ein attraktiver Ausbildungsgang dort zum gehobenen nichttechnischen Dienst. Wir waren in der mittleren Reife, wir mussten erst ein zweijähriges Praktikum machen, und danach schloss sich die dreijährige Inspektorenlaufbahn an. Heute ist das alles nicht mehr möglich. Heute muss man Abitur haben, Hochschulstudium, so kommt man in diese Laufbahn erst rein.
    Es gehörte ja zu der Ausbildung dazu, dass man im Rahmen der Ausbildung verschiedene Ämter aufsucht. Meistens waren das sechs Monate, blieb man bei einem Amt – beim Sozialamt, beim Versicherungsamt, beim Tiefbauamt, bei der Stadtkasse beim Ausländeramt, das waren so die Ämter. Und irgendwann bin ich dann bei meinem letzten Ausbildungsabschnitt beim Werbeamt gelandet. Das Werbeamt ist das, was heute ja die Marketingabteilungen der Städte sind. Damals fing man an, auch Städtetourismus etwas ernster zu nehmen. Und ich war mit einem Kollegen der Erste, der die Stadtinformationen in Duisburg mit aufgebaut hat und dort auch Mitarbeiter war. Das war, glaube ich, einer der wenigen Städte, die schon so eine Anlaufstätte hatten, wenn sie nicht gerade in eine Stadt fahren, wo Tourismus sowieso schon großgeschrieben worden ist. Aber da hatte Duisburg eine Stadtinformation installiert, gleich gegenüber dem Bahnhof. Und da haben wir versucht, Werbung für Duisburg zu machen, und da bin ich hängen geblieben. Und das hat mir unheimlich gut gefallen, weil das kein typischer Verwaltungsberuf war. Wir haben Veranstaltungen für die Stadt organisiert, wir haben Karneval organisiert, in der Stadtinformation gearbeitet. Das war ein wunderbarer Job.“

  • … die Wahrnehmung des informellen Sports ab den 1970er-Jahren

    „Der informelle Sport spielte eine untergeordnete Rolle, würde ich sagen. Es gab bei uns im Sportpark einen Platz, der hieß Sechs-Tore-Platz. Das war ein Fußballplatz mit sechs Toren. Der war für die sogenannten Feierabendsportler gedacht. Solche Anlagen gab es im gesamten Stadtgebiet. Die waren nicht in der Betreuung der Sport Amtes, sondern das Jugendamt hatte da meist die Finger drauf. Es gab aber sehr wenige solcher Anlagen. Der nicht organisierte Sport spielte meines Erachtens so in den 70er-Jahren noch keine große Rolle. Diese Rolle kam erst mit der Laufbewegungen auf die Städte zu, dass sich Menschen gesagt haben: ‚Wir wollen nicht mehr in Sportvereinen uns organisieren, wir joggen so.‘ Das haben die Vereine auch aufgegriffen und haben entsprechende Lauftreffs installiert. Da ist der Fokus von dieser Zeit ab auch schon mal gerichtet worden auf diejenigen, die nicht in Sportvereinen tätig waren. Aber uns hat das im Sportamt in der Zeit in den 70er-, 80er-Jahren gar nicht so tangiert.
    Natürlich haben wir eine Seglerszene in Duisburg gehabt. Gerade an der Sechs-Seen-Platte gab es eins, zwei, drei, vier Segelvereine. Und irgendwann mal kam die Surfwelle auf. Und da war auf einmal was auf der Sechs-Seen-Platte los. Da wollte dann jeder mit seinem Brett hin. Und da gab es Konflikte. Dann waren wir wieder gefordert, dort für Ordnung zu sorgen. Und was macht der Deutsche? Der macht ein kleines Gesetz. Auf der örtlichen Ebene war das eine Satzung: Die Benutzungsordnung für die Sechs-Seen-Platte. Wo dann geregelt wurde, wo man denn mit seinem Surfbrett rein und raus darf und sollte. Wie man sich gegenüber den Seglern verhalten sollte und welche Vorfahrtsregeln es gibt. Und wir haben dann auch eine kleine Gebühr noch erhoben, um das so ein klein wenig in den Griff zu bekommen. Denn die Segler haben die Welt dann nicht mehr so richtig verstanden. Die konnten nicht mehr so frei dort segeln, da bretterten die mit ihren Surfbrettern dazwischen. Und das war eine sehr spannende Zeit.“

  • … Anforderungen und Anpassungen durch kommunale Verschuldung

    „Man muss wissen, dass wir, ich glaube, das war so 1978 auf einmal eine Haushaltssperre bekommen haben. Duisburg war verschuldet. Der damalige Kämmerer hat über Nacht gesagt: ‚Es geht nicht mehr.‘ Ich habe gelesen, es war ein Defizit von 30 Millionen. Da lacht man heute darüber. Auf jeden Fall seit diesem Zeitpunkt an war Duisburg nicht mehr als reiche Stadt zu bezeichnen. Und seit – ich denke mal das war es schon Ende der 70er-Jahre haben wir nur mit Haushaltskonzepten gelebt. Es wurden immer wieder neue Sparpakete angepackt.
    Und da stellte sich heraus, dass die freiwilligen Bereiche immer zuerst angesprochen worden sind. Freiwilligen Bereiche, das war sofort der Sport, war sofort die Kultur. Wir mussten sparen und liefern. Bis ich auch erst einmal etwas später festgestellt habe, auch in anderen Bereichen, die ganz klassisch als gesetzliche Bereiche galten, nämlich der Sozialbereich. Da gab es auch weiß Gott sicherlich gute Maßnahmen, die finanziert werden mussten, aber unter der Freiwilligkeit hätten gesehen werden müssten. Und so zog sich das von Jahr zu Jahr hin. Wir hatten ja nebenbei auch die Bäder. Wir mussten Bäderkonzepte stricken. Wir hatten sehr, sehr viele Bäder. Und Sponsoren, das ist ein Wort, was eine Verwaltung nicht kennt. Das kennt der Sport. Aber wir haben keine Sponsoren gehabt. Wir haben Sponsoren gesucht, wenn wir Sportveranstaltungen durchgeführt haben. Und die Sportveranstaltungen, die in Duisburg damals stattfanden, es waren sehr, sehr viele. Da haben wir natürlich versucht, unsere Kontakte zu der Duisburger Industrie herzustellen. Immer an erster Stelle kann man sagen die König-Brauerei oder Thyssen. Das waren Unternehmen, die wir immer wieder angesprochen haben.“

  • … den Stellenwert der Duisburger Regattabahn

    „Gerade die Regattabahn hatte immer einen ganz besonderen Stellenwert. Schon solange ich denken kann, sind dort große Regatten durchgeführt worden, im Kanu und Rudersport. Damals hatte ich Verwandte in Duisburg-Wedau, wenn eine Regatta war, da gehörte das zum guten Ton, dorthin zu gehen. Das war was. Und dieses Pfund haben wir als Sportamt auch immer wieder herausgestellt. Dass das ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt und insbesondere des Sports in Duisburg ist. Und wir hatten auch die Verbände, den Ruderverband und Kanu-Verband an unserer Seite, die immer wieder gesagt haben: ‚Das ist eine der besten Bahnen, die wir auf der Welt kennen.‘ Sie ist nicht windanfällig, man kann dort sehr gut Wettkämpfe austragen. Die Nähe auch bei großen Veranstaltungen zu dem Sportpark mit seinen Unterkunftsmöglichkeiten. All das hat diese Regattabahn zu dem gemacht, was sie heute noch immer ist.
    Letztendlich stand die Politik sehr hinter dieser Regattabahn und so in der Art und Weise, sie zu bauen. Man muss dazu auch wissen, der Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes war auch politisch organisiert, hat dann natürlich auch – das war Peter Maaßen – seinen Einfluss ausgespielt. Aber die Stadt wusste, was sie an der Regattabahn hatte. Aber wir haben dann auch beim Ausbau der Regattabahn damals es war 1979 ein bisschen Federn gelassen. Man sieht das an den Gebäuden. Auch die Tribüne ist nicht gänzlich überdacht. Da hat der Kämmerer gesagt: ‚Geht nicht alles. Könnt ihr nicht auf die Dächer verzichten?‘ Ja, da haben wir dann nun auf die Dächer verzichtet. Mittlerweile hat man sich an dieses Bild gewöhnt. Manche sagen aber: ‚Da fehlt doch irgendetwas?‘ Das war ein Preis, den wir damals zahlen mussten. Wir hatten Gott sei Dank bei den nachfolgenden Regatten immer so tolles Wetter, dass es nicht so ganz stark aufgefallen ist, dass der Besucher dort nicht geschützt sitzen konnte.“

  • … Hürden und Chance Duisburgs als Teil des Ruhrgebiets

    „Duisburg liegt ja so ein klein wenig an der Rheinschiene. Ich weiß nicht, ob es sich immer noch Oberzentrum für den Niederrhein nannte. Aber für mich war die Ausrichtung zum Ruhrgebiet immer entscheidend. Ich habe mich als Ruhrgebietler gefühlt, und die Kontakte, die ich oder wir zum Regionalverband Ruhr hatten, waren immer exzellent. Wir hatten immer einen tollen Austausch mit den Kollegen, die dort auch für den Sport verantwortlich waren. Also wenn, dann war die Ausrichtung Richtung Ruhrgebiet für mich prägend und die möchte ich auch nicht missen. Es war dort immer eine gute Zusammenarbeit mit den Kollegen.
    Ich habe schon immer gesagt, was wir uns im Ruhrgebiet leisten. Diese einzelnen Gemeinden müssten doch viel enger zusammenarbeiten. Das fängt schon mit dem öffentlichen Personennahverkehr an. Was man da an Tarifstrukturen vorfindet, es ist unmöglich. In der Nachbarstadt in Mülheim haben die Schienen eine andere Spurbreite. Das finde ich sehr eigenartig. Und deshalb ist auch so ein Masterplan Sport unheimlich schwer umzusetzen. Und wenn man die Bemühungen des Ruhrgebietes sieht, Austragungsort der Olympischen Spiele zu werden, wie schwer das auch wieder ist, dort alle unter einen Hut zu bringen. Das verstehe ich manchmal nicht. Das ist so schade wie nur irgendetwas. Und die letzte Bewerbung, die ich ja mitgemacht habe, war ja für Olympia 2012. Wo es ja die diese unterschiedlichen Bereiche gab, die sich präsentieren mussten. Und ich war ja da mit der Rheinschiene mit dabei. Und dann ja, was daraus geworden ist: Die Olympischen Spiele sind nicht nach Deutschland gekommen, sondern nach London. Das ist schade, das tut manchmal richtig weh. Wo wir eine so tolle Infrastruktur haben mit kurzen Wegen. Wenn man sich da einiger wäre, dann wären wir unheimlich stark.“

  • … die Universiade 1989

    „Das war ganz kurios. Mein Chef kam irgendwann zu mir und sagte: ‚Hömma, das darfst du nicht weitersagen, das behältst du für dich! Da ist was im Raum, da kann ich nicht darüber sprechen – Universiade.‘
    Da hatte ich noch nie von gehört. Das hörte sich aber so nach Studenten und Universität an. Wenn man dann im Lexikon nachschlug, hat man das gefunden.
    Und dann ging das sehr schnell. Ich glaube, dieses Gespräch hatte er mit mir so im Januar/Februar geführt, danach ging das Schlag auf Schlag. Und da sind dann die entsprechenden Gespräche auch vom damaligen KVR Kommunalverband Ruhr, der sich dort sehr stark eingebracht hat, gemeinsam mit der Stadtspitze der Stadt Duisburg geführt worden. Die Stadt Duisburg hat dann sehr schnell Kontakt zur Landesregierung aufgenommen und natürlich auch zur Bundesregierung, zum Bundeskanzleramt. Von da an war auf einmal das Plazet da: ‚Ja, wir machen diese Geschichte.‘

    Sao Paulo hatte den Zuschlag bekommen, konnte die Wettkämpfe aber aus finanziellen Gründen nicht durchführen und wir sind dann eingesprungen. Wir in Duisburg haben natürlich gesagt: ‚Die ganze Universiade, die können wir nicht stemmen.‘ Es sind ja über 20 Sportdisziplinen dort vertreten. Und wir haben gesagt: ‚Ja, dann machen wir die Leichtathletik im Wedaustadion. Wir können Basketball in der Rhein-Ruhr-Halle machen. Wir können Fechten in der Eissporthalle machen und wir haben die Regattabahn, da kann gerudert und gepaddelt werden.‘
    Und so ist dann die Idee entstanden, eine sogenannte Rumpf-Universiade zu machen.

    Die Organisationszeit war eine wunderschöne Zeit. Sie brauchten nicht mehr viel diskutieren, es musste gehandelt werden. Wenn wir gesagt haben: ‚Die Straße ist schlimm, die muss neu gemacht werden.‘ Dann wurde die neu gemacht. Das Wedaustadion sah auch nicht gerade prickelnd aus. Es wurde innerhalb kürzester Zeit alles aufgebauscht und schön gemacht. Für Investitionen, die notwendig waren ging das ruckzuck. Es durfte auch keine Zeit verstreichen, denn die Spiele sollten im August stattfinden. Im März haben wir letztendlich mit der Organisation angefangen.
    Eine neue Kunststofflaufbahn ist auch noch eingesetzt worden. Die erste Bahn, die dort war, ist schon in die Jahre gekommen, die hatten wir 1973 gebaut.

    Also die Universiade war eine wunderschöne Zeit. Und es ist auch eine wunderschöne Veranstaltung geworden. Die war fantastisch.

    Die Universiade lebte ja von der Leichtathletik, das war für mich eine der schönsten Veranstaltungen – im Stadion. Es waren auch namhafte Sportler da, eine unheimliche Stimmung war das.
    Zusätzlich kommen noch die Dinge, die man außerhalb des Stadions geschaffen hat: Imbissstände, Kultur, Bühnen, da war eine lebendige Meile ringsum das Stadion. Unvergesslich.“

Die Verpachtung von Bezirkssportanlagen

Vom Sportamt zum Eigenbetrieb

Wandel der Bäderlandschaft

Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Sportämter


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format:

Weiterlesen

Schnorbus, Alois

DSCF1563
DSCF1573

Alois Schnorbus

*1952
Olympiateilnehmer im Viererbob und Vizepräsident des Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes e. V.

1980 pilotierte Alois Schnorbus erstmals ein nordrhein-westfälisches Viererbobteam zu den Olympischen Winterspielen. Nach seiner aktiven Karriere blieb der Winterberger dem Bob- und Schlittensport in diversen Vereins- und Verbandsämtern erhalten.

Kurzbiografie

  • Geboren 1952 in Winterberg
  • Seit 1971 Mitglied des Bob- und Schlittensportclubs (BSC) Sauerland Winterberg e. V.
  • 1975-2017 Tätigkeit als Diplom-Verwaltungswirt bei der Stadt Winterberg
  • 1977 und 1978 Junioren-Europameister im Vierer- sowie 1978 auch im Zweierbob
  • 1980 Teilnahme an den Olympischen Winterspielen in Lake Placid (USA) – mit den Anschiebern Lothar Pongratz, Jürgen Hofmann und Martin Meinberg
  • 1982 Bundesdeutscher Meister im Viererbob – mit den Anschiebern Lothar Pongratz, Uwe Eisenreich und Hans Metzler
  • 2001-2013 Erster Vorsitzender des BSC Winterberg
  • Seit 2001 Vizepräsident des Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes e. V.
  • 2002-2017 Projektleiter und Prokurist in der Erholungs- und Sportzentrum Winterberg GmbH
  • 2019 Sportplakette des Landes Nordrhein-Westfalen

Alois Schnorbus über …

  • … Kindheit und Sporterfahrungen in Winterberg

    Das Jahr 1952 war Gott sei Dank schon ein Nachkriegsjahr. Also ich habe diese ganze schreckliche Zeit vorher nicht miterleben müssen. Ich hatte eine wunderbar unbeschwerte Kindheit in diesem kleinen Winterberg, es ist ja nur eine Kleinstadt. Ich bin sehr früh in meiner Kindheit schon mit Wintersport in Berührung gekommen. Natürlich noch nicht mit Bob- und Schlittensport, sondern wir sind auf der Wiese hinterm Haus, nach der Schule, Ski gefahren und haben Skispringen gemacht. Wir haben uns unsere Naturschanzen gebaut. Wo wir dann erst drei, vier Meter, nachher fünf, sechs Meter und später auch mal zehn Meter weit gesprungen sind. Das war unsere Wintersportwelt in den ersten Jahren in meiner Kindheit und nachher dann auch natürlich ins große Skigebiet – was ja heute noch einen guten Namen hat. Damals gab es nur kleine Schlepplifte, wo man sich an einem Seil festhalten musste und dann den Hang hochgezogen wurde. Aber da waren die Abfahrten ein bisschen länger als hinter dem Haus auf der Wiese. Und so ist das dann gekommen, wenn man in Winterberg groß geworden ist, da hatten wir natürlich automatisch auch mit Winter und Wintersport zu tun. Und damals haben wir auch noch richtige Winter gehabt, mit viel Naturschnee. Es gab sicherlich auch mal Winter, wo es nicht so gut war.
    Aber wir sind schon jeden Nachmittag mit unserer Clique nach der Schule ins Skigebiet. Mein erstes besonderes Erlebnis war Skispringen auf der Jugendschanze. Das war immerhin Schanze, wo man bis zu 40 Meter weit springen konnte. Und da ist man dann erst mal so ein bisschen mit Bammel eine Station höher und dann noch mal eine Station höher, bis man dann oben vom Anlaufturm heruntergesprungen ist. Und auch das hat eigentlich auch ganz gut geklappt. Aber irgendwann habe ich dann den Dreh zum Skispringen nicht bekommen. Ich habe dann nachher im jugendlichen Alter den Bobsport entdeckt.
    Es gab ja in Winterberg, neben dem Skiclub, das ist der größte Sportverein im Stadtgebiet, auch den Bobclub schon viele Jahre. 1910 ist der schon gegründet worden, also es gab schon eine Bobsporttradition von 1910 bis in die 1970er-Jahre, allerdings auf einer Natureis-Bobbahn – mit diversen Schwierigkeiten. Weil das Mittelgebirge, wir liegen auf rund 800 Meter Höhe, halt nicht immer Minustemperaturen mit sich bringt. Und da ist es oft vorgekommen, dass die Bobbahn aufgebaut worden ist von freiwilligen Helfern. Am nächsten Tag sollte das Wettrennen stattfinden, und dann ging es aber nicht, weil über Nacht ein Wärmeeinbruch kam und dann kam Regen dazu und dann floss die Bahn, die man in mühevoller Kleinarbeit aufgebaut hatte, wieder den Berg runter ins Tal. Das war vor meiner Zeit, aber ich kann mich als Kind noch erinnern: 1965 hat unsere Schule einen Ausflug gemacht zur Bobbahn. Wir sind dann von der Schule zur Bobbahn marschiert, dort fanden die Deutschen Zweierbob-Meisterschaften statt. Es sind rund zweieinhalb Kilometer. Das waren also meine ersten Erlebnisse mit dem Bobsport, der natürlich noch sehr wild war zu der damaligen Zeit. Also keine Kunsteisbahn, sondern Natureisbahn, die natürlich nicht so gut ausgebaut war. Und wenn der Bob oben gestartet hat, dann hat man den weit unten schon gehört, so gescheppert hat das. In der ersten S-Kurve waren wir meistens gestanden, das war die längste Kurve damals auf der Natureisbahn. Und der kam dann angebraust, mit Wellen in der Kurvendurchfahrt und auch oft nicht ohne Stürze. Da gab es dann wieder eine halbe Stunde Unterbrechung. Also man kann das gar nicht vergleichen mit dem Bobsport heute, also den Bobsport auf den alten Natureisbahnen. Die gab es übrigens in allen Mittelgebirgen früher, also nicht nur in Winterberg im Sauerland. Die gab es im Harz in Hahnenklee, in Thüringen, im Schwarzwald, Triberg. Selbst im Taunus in Hessen. Überall gab es Natureisbobbahnen, die so um 1910/1920 entstanden sind.“

  • … Wintersporttouristik in Winterberg der 1960er-Jahre

    „Das war schon ganz interessant, an den Wochenenden, samstags und sonntags. Der Bahnhof war nicht so ganz weit weg von unserem Wohnhaus. Da kamen die Ski-Sonderzüge an. Jedes Wochenende und nicht nur einer oder zwei, manchmal drei oder vier. Die wurden dann teilweise in den Nachbarort gefahren, wurden dort abgestellt, weil der Winterberger Bahnhof gar nicht so viel Platz hatte, für diese langen Sonderzüge aus dem Ruhrgebiet, aus Münster, und wo die alle herkamen. Und es kamen auch jede Menge Sonderbusse. Ich habe zu der Zeit in der Altstadt gewohnt. Die Straßen waren rechts und links mit Bussen zugeparkt. Dort haben die ihre Skitouristen aus dem Ruhrgebiet abgeladen. Und da waren auch schon die ersten Skiverleihe, dann direkt um die Ecke. Dann haben die ihre Skier auf die Schultern gepackt und sind dann zu Fuß Richtung Skigebiet Herrloh gelaufen. Da hatte man ja noch nicht diese Skischuhe wie heute, mit denen man ja gar nicht laufen kann. Das war damals noch einfacher. Da kann ich mich noch sehr gut daran erinnern. Da war die Kleinstadt Winterberg voller Ski-Busse und am Bahnhof standen die Ski-Sonderzüge. Viele hatten natürlich noch kein Auto. Die mussten dann also mit Bussen ins Skigebiet gekarrt werden. Also Wintersport-Tourismus war schon eine große Hausnummer in den 1960er-Jahren in Winterberg.
    Die Einwohner von Winterberg haben das sehr positiv aufgenommen, denn das war ja Leben in so einer Kleinstadt, die dahin auch noch so ein bisschen bäuerlich strukturiert und geprägt war. Heute gibt es in der Kernstadt Winterberg keinen richtigen landwirtschaftlichen Betrieb als Vollerwerbslandwirt mehr, glaube ich. Das war schon auch für viele eine Erwerbsquelle, denn da entstanden ja eine Menge Arbeitsplätze durch diesen Skitourismus. Man war schon sehr stolz in Winterberg, dass man sozusagen für viele Ruhrgebietsgäste und aus dem Rheinland und aus dem Münsterland sozusagen der Anlaufpunkt war. Also kritische Stimmen sind mir da jetzt eigentlich gar nicht bekannt aus der Zeit. Das war schon positiv, was sich da an Skitourismus in Winterberg entwickelt hat.“

  • … erste Erfolge im Bob und die Entscheidung zum Bau einer Kunsteisbahn

    „Ich habe die Entstehung der Kunsteisbahn in Winterberg erlebt, als ich schon aktiver Bobsportler war. Ich bin seit der Saison 1971/72 Bobpilot gewesen, nicht in Winterberg, weil die Natureisbahn wurde nicht mehr aufgebaut. Wir mussten zum Bobfahren, zu Trainingszwecken oder auch zu kleineren Wettkämpfen, immer unsere Tour, die 700 Kilometer nach Berchtesgaden-Königssee, wo es seit 1969 die weltweit erste Kunsteisbahn gab, auf uns nehmen. Dort habe ich meine ersten Schritte erlernt. Das hat mir von Anfang an Spaß gemacht. Und das ging dann immer so ein bisschen weiter. Erst in der Hälfte der Bahn angefangen Bob zu fahren. Dann hat man gemerkt: Ach, das geht ja. Das funktioniert ja.
    Lenktechnisch war es ja schon eine Herausforderung. Es war völlig neu alles. Ich bin dann immer wieder ein bisschen höher marschiert, dann in die erste S-Kurve. Am Ende der ersten Woche, kann ich mich erinnern, sind wir auch schon ganz oben vom Bobstart gestartet – noch nicht mit vollem Elan angeschoben, aber immerhin. Das war die erste Woche seinerzeit – die mich natürlich angespornt hat. Das hat nach mehr geschrien. Und dann sind wir die ganzen Jahre nach Königssee gefahren, wenn wir Bobfahren wollten.
    Dann kann mich erinnern, 1977 im März war das, das war die erste Junioren-Europameisterschaft im Viererbob. Da war die neue Bahn in Winterberg noch nicht eröffnet, das war am Königssee. Das war unser erster großer Erfolg. Die haben wir gewonnen, mit unserer Mannschaft. Lothar Pongratz saß hinter mir auf der Zwei, Achim Röhl saß auf der Drei und Martin Meinberg auf der Vier. Das war damals die Mannschaft. Wobei die drei, die hinter mir saßen, auch nicht aus dem direkten Sauerland stammten. Aber da waren die Anschubzeiten auch schon sehr wichtig. Martin Meinberg kam von Schalke, von der Leichtathletikabteilung, der Lothar war Diskuswerfer beim TV Wattenscheid und Achim Röhl kam auch aus Gelsenkirchen. So, und dann waren 1978 noch einmal Junioren-Europameisterschaften, dann in Winterberg. Das war kurz nach Eröffnung der Bahn. Das war dann auch sehr erfolgreich für uns, sowohl im Zweier- als auch im Viererbob landeten wir einen Doppelsieg.
    Und während meiner aktiven Bobfahrerzeit, in den ersten Jahren, war innerhalb unseres Bobclubs, dem ich dann ja seit 1971 angehörte, die Diskussion: In Königssee ist jetzt die erste Kunsteisbahn eröffnet worden. Wenn wir auf Dauer Bestand haben wollen, hier im Sauerland, dann brauchen wir auch unbedingt eine Kunsteisbahn. Natureis hat man schon gemerkt, das hat auf Dauer keine Zukunft. Im Mittelgebirge, in knapp 800 Meter Höhe, ist halt nicht den ganzen Winter über Minustemperatur, denn nur dann kann man gut eine Natureisbobbahn betreiben. Es gibt auch nur noch eine weltweit, in St. Moritz in der Schweiz. Alle anderen Bahnen sind ja Kunsteisbahnen, also Kunsteis heißt: Die werden künstlich gekühlt. Ansonsten ist es eigentlich eine Betonrinne, in der Kühlrohre eingelassen sind. Und die Diskussionen zu dieser Kunsteisbahn in Winterberg, die haben sich über mehrere Jahre hingezogen. Da sind natürlich viele Leute eingebunden gewesen. Sowohl im Sport als auch in der Politik. Man wusste natürlich, eine Kunsteisbahn ist was Wunderbares. Aber so eine Kunsteisbahn kostet nicht nur viel Geld in der Investition, sondern kostet auch viel Geld in der Unterhaltung. Und das ist bis heute so geblieben.“

  • … die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1980 in Lake Placid

    „Ich glaube, für jeden, der zum ersten Mal bei Olympischen Spielen teilnehmen darf, ist natürlich schon allein die Teilnahme ein Riesenerlebnis. Wir hatten allerdings schon eine ganze Menge von Hürden zu überwinden, bevor wir uns dann qualifizieren konnten. Ich glaube schon, dass einige Bayern das eigentlich gar nicht wollten, sondern die wollten schon ganz gerne unter sich bleiben. Aber wir haben uns dann, noch nicht mal auf der Winterberger Bahn, sondern in Königssee bei der Deutschen Meisterschaft im Zweier-Bob für die Olympischen Spiele qualifiziert. Da haben wir hinter Stefan Gaisreiter den zweiten Platz belegt, vor Peter Hell, unserem großen Konkurrenten, dem Königsseer. Das war damals so, entweder Hell oder Schnorbus, Schnorbus oder Hell. Das war die spannende Frage. Natürlich hätten die Bayern ganz gerne gesehen, dass da ihre bayerische Mannschaft hinkommt. Aber wir haben uns dann in Königssee erst kurz vor Olympia durchsetzen können. Und das war, glaube ich, in der Nachbetrachtung her, das Manko. Wir konnten uns gar nicht mehr richtig vorbereiten. Wir konnten gar nicht mehr regenerieren. Wir mussten dann sofort den Schlitten einpacken, vorher noch umlackieren, den Schlitten fertigmachen für den Transport, und sind dann wirklich am Zahnfleisch nach Olympia gekommen. Dann kam in Lake Placid, wenn man dann ins olympische Dorf da einzieht, ja auch irgendwo gedanklich: Jetzt bist du bei Olympia. Also jetzt muss natürlich auch was gehen!

    Und dann war natürlich die Entscheidung, die halte ich im Nachhinein noch für falsch, unseren gewohnten Viererbob, den wir hatten, mit dem wir wirklich gut gewesen sind, mit dem wir wirklich konkurrenzfähig waren, zu Hause zu lassen. Die Bobverkleidung war entwickelt von Luigi Colani, dem bekannten Designer. Das hatte der wirklich gut gemacht. Und ich weiß, damals Stefan Gaisreiter, der auch so ein Bob-Tüftler war, der sagte: ‚Das ist die beste Verkleidung, die ich aerodynamisch je gesehen habe.‘ Dann haben die an der Verbandsspitze gemeint: ‚Der Schlitten ist zu instabil.‘ Lake Placid ist schon eine recht gefährliche Bahn gewesen und auch eine sehr ruppige Bahn. Man hat gemeint, der Schlitten hält die Trainings- und Wettkampffahrten nicht durch, irgendwann bricht die Verkleidung auseinander. Man hat mich dann dazu bewegt: ‚Nimm einen älteren Schlitten, einen alten Gaisreiter-Schlitten und fahr mit dem.‘ Ich habe mich dann leider überreden lassen. Ich hätte sagen müssen: ‚Nein, mache ich nicht. Ich fahre mit meinem gewohnten Schlitten rüber.‘ Und ich behaupte, die paar Trainingsfahrten, es waren ja nur sechs Trainingsfahrten und dann die vier Wettkampffahrten, mehr gibt es bei Olympia nicht, die hätte der Schlitten locker überlebt. Aber ich habe mich dann in Lake Placid noch umstellen müssen auf einen anderen Schlitten, den ich zuvor nie gefahren hatte. Der hat dann auch dem Reglement nicht entsprochen. Da mussten während der Olympiawoche die Anschiebbügel noch umgebaut werden. Es war alles nicht so, wie man es sich unter einer geordneten Olympiavorbereitung vorstellt. Ja, und dann kam die Bahn dazu. Die Bahn war schon sehr anspruchsvoll. Ich weiß, im Umkleideraum oben am Start, ich habe ja dann auch viele andere Bahnen kennengelernt. Es war nirgendwo so still wie in Lake Placid. Da hatten schon jeder Pilot und jedes Team einen Riesenrespekt vor dieser Bahn. Die war schnell und die hatte im unteren Bereich ganz kurze Kurvenabfolgen. Und wenn man da stürzt, das ist schon nicht so angenehm. Es gab übrigens nur einen Sturz, von einem schwedischen Schlitten, in der ganzen Woche. Aber es war schon eine Herausforderung.“

  • … seinen Übergang in das Funktionärswesen

    „Nach Beendigung meiner aktiven Bobfahrer-Laufbahn bin ich dann nahtlos ins Vereins- und ins Verbandsgeschäft gewechselt – bis heute natürlich ehrenamtlich. Der BSC Winterberg wird auch heute noch komplett ehrenamtlich geführt. Auch der Nordrhein-Westfälische Bob- und Schlittensportverband wird bis heute nahezu komplett ehrenamtlich geführt, wenn wir auch mittlerweile einen kleinen hauptamtlichen Apparat im NWBSV, also im Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverband, etabliert haben. In den ersten Jahren war ich Sportwart für den Bereich Bob, im BSC Winterberg und auch im Nordrhein-Westfälischen Verband und gleichzeitig auch Bahntrainer.
    Das heißt, ich bin also dann abends auch nach Feierabend, wir hatten in der Regel um 18 Uhr Stützpunkttraining, an der Bahn gestanden und habe dann unserem Nachwuchs versucht das Bobfahren beizubringen. Das ging über eine ganze Reihe von Jahren. Ich hatte die Erfahrung von, ich sage mal sicherlich nahezu um die 2000 Abfahrten, die ich in Winterberg gemacht habe. Und die Bahn verändert sich ja nicht. Also die verändert sich schon mal hin und wieder, wenn das Eisprofil schonmal so ein bisschen in der ein oder anderen Kurveneinfahrt oder -ausfahrt verändert ist. Auch das muss ein guter Pilot erkennen. Und das muss man dann auch versuchen, dem Nachwuchs beizubringen. Nach dem Motto: ‚Bitte schau dir vor der Trainingsabfahrt die Bahn genau an!‘ In der Regel macht man eine Bahnbegehung vor dem Training als Pilot, wenn man das ernst nimmt. Und schaut sich die Kurveneinfahrten und -ausfahrten an. Was hat sich vielleicht verändert zum letzten Training, um dann auch reagieren zu können, weil der Bob reagiert nämlich dann anders. Man muss schon auch lenktechnisch noch ein bisschen was tun während der Abfahrt. Das war so die ersten Jahre meine Aufgabe, die Bob-Abteilung zu führen, sowohl im BSC Winterberg als auch im NRW-Verband. Der Verband ist einer der kleinsten Verbände in Nordrhein-Westfalen, aber einer der erfolgreichsten. Wir haben ja auch nur eine Handvoll Vereine, der BSC Winterberg war oder ist immer noch der tragende Verein. Und dann haben wir noch drumherum zwei, drei Nachbarvereine, die damals auch Bobsport betrieben haben. Heute macht es eigentlich gar keiner mehr, außer der BSC Winterberg. Die anderen Vereine haben sich inzwischen auf Rennrodel oder auf Skeleton konzentriert, das ist nicht ganz so aufwendig. Das Sportgerät Bob ist ein sehr aufwendiges Gerät.“

  • … den Werdegang Winterbergs

    „Also die Entwicklung der Stadt Winterberg in Nordrhein-Westfalen, die ist schon aus meiner bescheidenen, lokalen Sicht, sehr beeindruckend. Winterberg ist der Wintersportort Nummer eins in Nordrhein-Westfalen. Nun kann man sagen: ‚Das ist nicht so eine ganz große Leistung, weil so ganz viele Wintersportorte gibt es nicht.‘ Aber das Sauerland ist dann schon ein bisschen größer als nur Winterberg. Aber Winterberg ist nun mal der zentrale Punkt, wenn man an Wintersport denkt. Der wird dort in einer Qualität angeboten, was wirklich seinesgleichen sucht. Also wenn mir einer vor 20 oder 15 Jahren gesagt hätte, wo es nur Schlepplifte gab oder Ankerlifte, dass wir mal irgendwann einen 8er-Sessellift da im Skigebiet stehen haben oder jede Menge Vierersessellifte. Es gibt dort so gut wie keinen Ankerlift mehr. Es sind alles moderne Sesselbahnen, die da mittlerweile entstanden sind. Also das ist wirklich höchste Qualität, was den Freizeitsport, den Skisport in Winterberg anbelangt, also das ist wirklich eine tolle Entwicklung. Und wir als Bob- und Schlittensport sind natürlich Teil dieses Gefüges. Die Bobbahn ist auch nicht weit weg vom Skigebiet, im Prinzip sofort der Nachbarberg. Der ist mittlerweile auch verbunden über eine Skibrücke über die Bundesstraße. Vom Skigebiet Herrloh und Bremberg kann man mit Skiern über die Brücke fahren und ist dann im Skigebiet Kappe, was damit verbunden ist mit dem Skigebiet Herrloh, also ein tolles Skikarussell ist da entstanden, hauptsächlich durch private Initiativen und Investitionen, natürlich flankierend unterstützt durch die Stadt. Also das ist wirklich sehr beeindruckend. Und wir als Bob- und Schlittensport sind ein Teil dieser Wintersportmetropole, wenn ich das mal so sagen darf. Manche sagen ja so ein bisschen amüsant, Winterberg sei das St. Moritz des Sauerlandes. Das ist natürlich nicht ganz ernst gemeint, aber des Sauerlandes ja auch nur. Aber so elitär sind wir natürlich nicht. Also bei uns kann jeder Normalverbraucher seinen Urlaub verbringen, auch mit kleinem Geldbeutel. Insofern ist die Entwicklung von Winterberg schon sehr beeindruckend, aber auch eine spannende und eine Herausforderung, auch für die Zukunft.“

Entstehung und Bedeutung der Kunsteisbahn in Winterberg

Wintertourismus in den 1960er-Jahren

Trainingsbedingungen als Amateur

Die Krux mit dem Opelbob

Exponat: Junioren-Europameister-Pokal


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format:

Weiterlesen