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Autor: Niklas Hack

Cornelia “Conny” Dietz

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Cornelia “Conny” Dietz

*1962
Paralympicssiegerin (Goalball), Welt- und Europameisterin (Tor- und Goalball)

Aufgewachsen im schwäbischen Leibertingen, entdeckte Cornelia Dietz ihre schwarz-gelbe Liebe zum Revier. Im Tor- und Goalball reüssierte die Herzensdortmunderin, die sechsmal an den Paralympics teilnahm, einmal Gold gewann und das deutsche Team 2008 als Fahnenträgerin in das Pekinger „Vogelnest“ führte.

Kurzbiografie

  • Geboren 1962 in Meßkirch, Kreis Sigmaringen (Baden-Württemberg)
  • 1977-1980 Ausbildung zur Bürokauffrau, Telefonistin, Steno-/Phonotypistin
  • 1980-2006 Behinderten-Sportverein Stuttgart
  • 1980-2018 Diverse Positionen bei der Deutschen (Bundes-)Post / Telekom AG
  • 1984-2008 Sechs Teilnahmen als Goalballerin an den Paralympics (mit Ausnahme der Spiele 2000)
  • 1985 und 2005 Europameistern im Goalball
  • 1989, 1991 und 1999 Europameisterin im Torball
  • 1996 Paralympicssiegerin im Goalball
  • 1999-2005 Leitung der Abteilung Tor-/Goalball im Deutschen Behindertensportverband
  • 2001 und 2004 Weltmeisterin im Torball
  • 2007 Weltmeisterin im Goalball
  • 2011-2016 ISC Viktoria Kirchderne
  • Seit 2017 BV Borussia Dortmund 1909 e. V.
  • Silbernes Lorbeerblatt

“Conny” Dietz über …

  • … Kindheit und Schulzeit

    „Ich bin natürlich als Kind mit Fußball aufgewachsen. Das war auch damals schon der wichtigste und bekannteste Sport, dann kamen Turnen und Leichtathletik im Schulsport.
    Ich habe dann immer in der Freizeit mit den Jungs aus dem Dorf Fußball gespielt, was halt so ging vom Sehen her. Und ja, ich wollte halt auch immer dazugehören und immer dabei sein.
    Und durch die Landwirtschaft hatten wir ja auch immer Feldarbeit zu bewältigen.
    Die hat unsere Mutter mit uns Kindern und mit dem Nachbarn, der schon etwas älter war, gemacht, denn unser Vater war ja arbeiten und so bin ich schon immer in Bewegung gewesen. Ich habe auch schon mal körperlich was gemacht und auch Sport getrieben. Das kam mir auch in der Entwicklung zugute, wenn ich heute so zurückblicke.

    Ich wurde ganz normal, heute würde man sagen „inklusiv“ beschult, allerdings ohne jegliche Hilfsmittel. Vor meiner Einstellung mussten meine Eltern mit mir zum Gesundheitsamt, um einen Test zu machen, ob ich überhaupt auf die Regelschule gehen kann, das weiß ich noch. Da war ein Lehrer, der malte was an die Tafel und ich habe das nachgemalt, was ich halt so vom Sehen her erkennen konnte. Malen und Zeichnen, das hat mir auch immer Spaß gemacht, deshalb fiel mir das jetzt nicht schwer, das nachzumalen. Und dann war das okay. Dann gab der das Okay.
    ‚Das Mädchen kann bei uns auf die Schule gehen.‘ Der damalige Rektor der Schule, der war natürlich auch ein Förderer. Der mochte mich auch als Kind und sagte halt: ‚Ja, das muss man doch unterstützen, du musst helfen.‘
    Aber so in der Schule, im Schulalltag war es oft auch so, dass die Lehrer manchmal, ich würde es heute so rückblickend sagen, auch mit der Situation überfordert waren.
    In der Praxis stellte sich das so dar: Die schrieben ja immer etwas an die Tafel und wir mussten das abschreiben. Also bin ich aufgestanden und von meinem Platz zur Tafel gelaufen, so 30 Zentimeter vor die Tafel, dann konnte ich das lesen, habe das dann gelesen, mir versucht zu merken und bin zurück zum Platz zum aufschreiben. Da habe ich natürlich oft die Hälfte vergessen. Das heißt, ich musste immer wieder dahin und meine Mitschüler waren natürlich genervt, weil ich denen im Weg stand. Und irgendwann hatte ich dann auch keine Lust mehr. Dann habe ich das auch einfach gar nicht mehr gemacht und bin einfach nur sitzen geblieben und habe es dann irgendwann aber halt abgeschrieben von den Mitschülern.“

  • … Anfänge im Behindertensport der 1970er-Jahre

    „Wir haben einmal in der Woche Training gehabt und das war’s dann. Also mehr habe ich dann zu dem Zeitpunkt auch nicht gemacht. Und durch die Internatsverköstigung, also früher als Kind, war ich immer sehr schlank gewesen, aber durch den Internatsaufenthalt und wenig Sport und immer nur sitzen habe ich natürlich auch ein paar Kilo zugenommen. Mit Joggen habe ich erst angefangen, da war ich schon 30 oder so.

    Ich habe meine erste Arbeitsstelle angetreten und habe da dann schon mal die Arbeitskollegen gefragt: ‚Wo kann man denn hier in Stuttgart Sport machen als sehbehinderter Mensch?‘ Und der eine Arbeitskollege, der kannte den Verein und hat dann den Vorsitzenden Wolfgang Rochhausen gefragt. Der war früher selber ein ganz aktiver Behindertensportler, der hatte eine Beinprothese und kam aus der ehemaligen DDR, er ist geflüchtet in den Westen und hat dort angefangen, Behindertensportnetzwerke aufzubauen. Er hat Kontakt aufgenommen zu Vereinen in Deutschland und in Europa. Die sind auch dann schon mal nach Dänemark zum Leichtathletik-Sportfest gefahren oder nach Italien. Und der Abteilungsleiter, der war auch blind, Edgar Knecht hieß der und den habe ich dann so kennengelernt und eben auch diese Gruppe.
    Dann war es so, dann habe ich halt trainiert und er sagte dann: ‚Wir haben auch Turniere!‘ Dann gab es immer Einladungen, da gab es immer Freundschaftsturniere. Wir haben ein Turnier im Jahr veranstaltet und haben Vereine eingeladen und die Vereine haben uns dann wieder eingeladen, auch europaweit. Italien, Frankreich, Schweiz, Österreich und Belgien, das waren so die Hauptreiseziele von uns und dann sind wir am Wochenende auch immer hingefahren. Freitag Anreise, Samstag Turnier und Sonntag Abreise. Das war auch immer eine schöne Zeit.“

  • … mediale Berichterstattung

    Die Berichterstattung der Medien war eher ganz minimal. Für die Weltspiele der Behinderten in New York, da gab es einmal so eine Sondersendung am Sonntagnachmittag im ZDF, die ging eine Stunde. Da war aber nicht der Sport im Vordergrund, sondern eher die Behinderung, die gesundheitlichen Einschränkungen.
    Da war so der Fokus: Das sind jetzt Menschen, die machen jetzt halt ein bisschen Sport und darüber wollen wir jetzt mal berichten. Und es ist doch toll, wie die das alles so machen.
    Und als ich in Peking meine letzten Paralympischen Spiele teilgenommen habe, da war die Medienberichterstattung von den ganzen Spielen bei 100 Stunden. Da wurde also auch schon einige Jahre zuvor der Sport in den Fokus gesetzt, also eben unter der Prämisse, dass es Sport von Menschen mit Behinderung ist, aber das ist auf höchstem Leistungsniveau. Es ist sowieso nicht vergleichbar mit dem Sport von nichtbehinderten Menschen, finde ich. Das muss man immer getrennt betrachten und auch differenziert betrachten. Aber das Medieninteresse allgemein, es hat die letzten Jahre schon sehr zugenommen. In den Jahren zwischen den Paralympischen Spielen, da ist noch ganz viel Luft nach oben. Also da kommt es darauf an, was für eine Sportart ist es, worüber berichtet werden soll? Also das gucken die Medien sich halt auch an: Was interessiert die Zuschauer? Da sind dann eher so die Individualsportarten wie Leichtathletik, Schwimmen, die stehen da eher im Fokus als der Mannschaftssport.“

  • … internationale Erfolge

    „Nach 1992 hatte ich tatsächlich auch mal eine kurze Pause eingelegt und bin dann 1993 wieder eingestiegen in die Nationalmannschaft. Da war eine Spielerin wieder zurück und dann kam noch eine zweite sehr starke Werferin dazu, dass wir eben 1994 bei den Weltmeisterschaften in Colorado schon mit einer leistungsstärkeren Mannschaft antreten konnten. Wir haben dann tatsächlich dort die Vizeweltmeisterschaft gewonnen. Das war für uns schon ein sehr großer Erfolg. Das hätte ich mir nicht so erträumen lassen. Umso größer war die Freude, weil auch die Qualifikation für Atlanta dann damit einherging. Und in Atlanta, da haben wir dann alle als Mannschaft noch mal einen Zacken oder einen Zahn zugelegt und noch mal eine Schippe drauf gelegt. Und das war auch für mich persönlich das Turnier meines Lebens. Da habe ich als Centerin gespielt, also die Mittelposition begleitet und da hatte ich mich einfach von Spiel zu Spiel immer mehr reingespielt. Ja, das war schon klasse.

    Also wenn man so die allgemeine Entwicklung betrachtet und den Stellenwert von Goalball innerhalb des Verbandes, dann war das so, dass wir vom Verband aus gesehen nicht so die Favoriten waren, weil wir halt entweder gut waren, oder es lief halt nicht so gut. Also wir waren nicht so beständig, nicht so stetig in der Entwicklung und dementsprechend hatten wir da eher so eine Außenseiterrolle. Das hat sich dann erst durch den Gewinn der Goldmedaille in Atlanta geändert. Da hat der Verband auch wahrgenommen: Die Goalballerinnen können ja auch was, die können auch Medaillen gewinnen. Und ja, das war dann schon gut gewesen. Mich hat das persönlich auch gefreut, dass auch seitens des Verbandes dann Anerkennung kam.

    Die öffentliche Meinung hat sich ähnlich entwickelt wie die mediale Berichterstattung. Also da wurde durch den Gewinn der Goldmedaille auch schon mal mehr berichtet. Dann gab es auch schon mal einen Artikel in der Zeitung oder man wurde mal eingeladen zu einer Sendung. Aber ansonsten, wenn dann die Spiele wieder vorbei waren, dann flacht das natürlich auch wieder ab, weil da waren halt dann Sportler. Ich sage mal: Als Mannschaftssportler kann man halt nur eine Medaille gewinnen. Aber wenn man dann Leichtathleten sieht, die gewinnen vielleicht zwei, drei Medaillen oder Judoka oder Schwimmer, weil die in verschiedenen Kategorien antreten können, da lag dann im Medieninteresse mehr der Fokus darauf.“

  • … ihre Verbindung zum BVB

    „Also in meiner ersten Zeit in Dortmund, da habe ich natürlich auch immer so ein bisschen den BVB verfolgt, ich hatte aber keine Dauerkarte zu dem Zeitpunkt, sondern bin halt dann ins Stadion gegangen, wenn das möglich war. Aber tatsächlich war das so, dass mein Sport für mich oberste Priorität hatte. Das hat sich dann erst später anders entwickelt, als ich dann aufgehört habe mit meiner internationalen Karriere, dann habe ich mich mehr dem Fußball gewidmet. Und tatsächlich hat die Goldmedaille mir zu einer Dauerkarte bei Borussia Dortmund verholfen. Das ist auch noch mal eine ganz eigene Geschichte. Nach dem Gewinn der Goldmedaille in Atlanta hatte eine Arbeitskollegin organisiert, dass ein örtlicher Radiosender zu mir nach Hause gekommen ist und ein Interview gemacht hat. Sie fragte: ‚Als Sportlerin hast du doch jetzt schon alles erreicht. Was wäre denn noch so dein Traum?‘ Und dann habe ich ganz schlagfertig gesagt: ‚Also ich sage mal so: Es ist einfacher, bei Olympia eine Goldmedaille zu gewinnen, als bei Borussia Dortmund eine Dauerkarte zu bekommen.‘ Und das hat der damalige Geschäftsführer Walter Maaß im Radio gehört. Und ja, es tat sich dann lange Zeit nichts. Ein Kollege bei der Telekom, der sprach mich dann nach drei, vier Wochen an und sagte, dass ich mal unbedingt in der Geschäftsstelle von Borussia Dortmund anrufen sollte, da würde was für mich hinterlegt sein, das waren dann tatsächlich die Dauerkarten.

    Was mich besonders gefreut hat, das muss ich wirklich sagen, ich komme aus Süddeutschland und habe jetzt nicht so diese Rivalität zwischen Dortmund und Schalke, aber ich fand das ganz toll, dass 1997 der BVB die Champions League gewonnen hat und Schalke 04 den Europapokal. Das fand ich toll, denn das war für mich einfach so eine Bestätigung für das Ruhrgebiet. Ich sage auch immer: Klar, man kann Rivale sein, man kann vielleicht mal ein bisschen frotzeln und sich ein bisschen necken. Aber ich finde, man muss respektvoll sein und keine Gewalt einsetzen. Ich lehne Gewalt auch ab, sondern man sollte einfach friedvoll sein. Und wir, wir machen das ja für Fußball, wir machen das ja für unsere Gesellschaft und für das Ruhrgebiet. Und es gibt keine andere Region in Deutschland, wo der Fußball so eine wichtige Rolle spielt als im Ruhrgebiet meiner Meinung nach.

    Als ich dann 1997 die Dauerkarte bekommen habe, habe ich mir natürlich auch gesagt, dann trete ich auch in den Verein ein, um einfach auch zu unterstützen. Und dann habe ich das ja immer so parallel verfolgt. Ich war ja noch voll in meinem Sportlerleben drin und habe dann aber nach und nach auch so die Fan- und Förderabteilung von Borussia Dortmund und die Menschen dort kennengelernt. Es gibt dort eine Arbeitsgruppe: Uns verbindet Borussia, wo es darum geht, ehrenamtliche, soziale, gesellschaftliche Themen zu bespielen. Also, dass man dann mal in eine Kinderklinik geht, mit den Kindern spielt oder was vorliest oder eben Erinnerungsarbeit betreibt. Stolpersteine putzen zur Erinnerung an die Holocaustopfer. Das fand ich ein gesellschaftlich sehr wichtiges Thema. Und das hat mich dann bewogen, da auch mehr Zeit zu verbringen und mich da mehr zu engagieren.“ 

Kindheit und Jugend

Weg zum Torballsport

‘Da ist es doch dreckig und staubig und schwarz!’

Abteilungsleiterin ‘Tor und Goalball’

Paralympische Fahnenträgerin in Peking


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format:

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Andreas Schäfer

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Andreas Schäfer

*1969
Vorstandsmitglied des Special Olympics NRW e. V.

Der ehemalige Amateur-Handballer Andreas Schäfer engagiert sich seit der Gründungsphase im Vorstand der Special Olympics NRW. Im Sommer 1990 zählte der Jurist zur Avantgarde der Essener Autokorsoneros, die im fußballweltmeisterlichen Triumph über die Rüttenscheider Straße zogen.

Kurzbiografie

  • Geboren 1969 in Essen
  • 1981-2011 Essener Sportgemeinschaft 99/06
  • Essener Handball Stadtmeister in der B- und A-Jugend
  • Studium der Rechtswissenschaften in Freiburg
  • Seit 2003 stellv. Vorsitzender (Präsident) der Special Olympics Nordrhein-Westfalen
  • Seit 2013 SuS Haarzopf 14 e. V.
  • Seit 2020 Jugendvorstand Handball SuS Haarzopf 1924 e. V.

Andreas Schäfer über …

  • … ehrenamtliche Arbeit im Sport

    „Meine Kinder haben angefangen Sport zu treiben und sind in den örtlichen Handballverein eingetreten. Und dann hat man irgendwann spitzbekommen, dass der gute Mann doch früher mal Handball gespielt hat. Und dann hat man mich vor vier Jahren gefragt, ob ich denn nicht eine Jugendmannschaft im Handball übernehmen könnte. Ich habe dann zugestimmt. Und dann, im nächsten Jahr kam schon eine andere Mannschaft dran. Und im Jahr darauf haben die mich dann gefragt, ob ich nicht auf Vorstandsebene im Jugendbereich des Vereins tätig werden könnte, um da die Jugendleitung zu übernehmen. Dem konnte ich mich nicht verwehren, auch wenn meine Frau da durchaus gefragt hat, ob da auch mal ein Ende wäre, was meine ehrenamtlichen Verpflichtungen angeht. Aber das macht einen enormen Spaß, tatsächlich dort tätig zu werden. Mittlerweile spielen alle meine drei Kinder dort Handball im Verein. Die jüngste Tochter in dem F-Jugendbereich, die älteste geht jetzt in die A-Jugend hoch, die ich dazu noch trainiere. Das ist so mein sportlicher Bereich, den ich da immer noch abdecke.
    Ansonsten ist das nicht auf höchstem Sportlevel gewesen. Das Höchste, was ich selber mal gespielt habe, war in der Landesliga. Die war damals im Handballbereich noch ein bisschen höher bewertet als heute. Da gibt es ja immer weniger Mannschaften, aber das war eine schöne, interessante Zeit. Und von daher will ich das alles nicht missen, was man da erlebt hat. Und jetzt kann man das den Vereinen zurückgeben.
    Das Ehrenamt ist sehr mühsam, auch Eltern zu gewinnen oder andere Mitstreiter zu gewinnen. Es ist wie in vielen gesellschaftlichen Bereichen. Es finden sich einige wenige, die müssen dann umso mehr erledigen. Aber ich versuche da immer in gewisser Weise einen guten Zuspruch für die zu finden, die vielleicht auch in Betracht kommen. Und das ist eine ganz schöne Sache. Im beruflichen Bereich bin ich vollkommen eingespannt. Es ist schon recht schwierig, das auch noch zu machen. Aber man findet immer für irgendwas Zeit, das ist mein Motto an der Stelle.“

  • … seinen Weg zu den Special Olympics Nordrhein-Westfalen

    „Am Ende des Tages kam ich eigentlich durch einen Zufall, beziehungsweise durch meinen Beruf zu den Special Olympics. Vorher bin ich schon sehr viel im Sportbereich unterwegs gewesen, jetzt weniger auf Vorstandsebene, auf Funktionärsebene oder ehrenamtlicher Ebene, sondern eben auch aktiv, beziehungsweise habe aktiv zugeschaut. Und im Jahr 2003 arbeitete ich in einer Anwaltskanzlei und einer meiner Kollegen wurde gebeten, als Notar eine Vereinssatzung zu erstellen oder an der Entwicklung einer Vereinssatzung mitzuwirken. Und das war die Vereinssatzung für Special Olympics Nordrhein-Westfalen. Er hat dann dort seine Arbeit erstellt. Er wurde dann von der Person, die sich damals um die Gründung von Special Olympics Nordrhein-Westfalen gekümmert hat, gefragt, ob er denn nicht Interesse hätte, ein Posten im Vorstand zu übernehmen. Der war damals Mitte bis Ende 50. Da hat er gesagt: ‚Ne, lass mal, dafür bin ich zu alt. Ich frag mal einen jüngeren Kollegen.‘ Und da wurde ich gefragt, ob ich Interesse hätte.
    Ich hatte mich gerade eines ehrenamtlichen Jobs im sozialen Bereich entledigt. Beziehungsweise ich wurde nicht mehr gebraucht. Es wurde dann eine andere Person in den Vorstand gewählt. Und dann habe ich mir das angehört, habe gedacht, das ist ein ganz neuer Blickwinkel. So etwas hat man so noch nicht gemacht. Das war jetzt eine andere Perspektive mit behinderten Menschen zusammenzuarbeiten, zu denen ich letztlich vorher keinen Kontakt hatte, weder zu körperlich Behinderten noch zu geistig behinderten Menschen, muss ich offen sagen. Und dann kam es zur Vereinsgründung und ich habe mich dann letztlich bereit erklärt, ein Vorstandsamt des stellvertretenden Vorsitzenden damals zu übernehmen. Auch ohne wirklich tatsächlich großartig viel zu wissen. Ich hatte aus einigen Gesprächen und aus den wenigen Veranstaltungen, die es damals gab, schon leichte Kenntnisse, was der Verein machte und was die Aufgaben waren. Wo es dann letztlich hinführen sollte, war auch in groben Zügen dargelegt. Aber so war das schon an der Stelle erst einmal komplettes Neuland, muss man ganz offen sagen.“

  • … die erste Satzung der Special Olympics Nordrhein-Westfalen

    „Die Eintragung ins Vereinsregister hat dann noch ein bisschen länger gedauert, bis Mitte Juni, weil die Satzung nämlich vom Vereinsregister moniert wurde, weil nicht geregelt war, wie man wieder als Vereinsmitglied austreten kann. Aber das war dann der Beginn an der Stelle. Und dann muss man jetzt auch mal offen sagen, es gibt sogenannte „General Rules“ von Special Olympics von den Ursprüngen, also SOI. Das ist ein so dickes Werk mit allen Regeln, wer, wie, wo und was auf Vorstandsebene, bis runter in den gesamten Sportbereich, zu laufen hat. Anerkennungswettbewerbe, Familienwettbewerbe, das ist alles bis ins kleinste Detail geregelt.
    Und es war eigentlich so gewünscht, dass auch diese Hierarchie so bleibt. Man wollte jetzt erst mal, so ist das kommuniziert worden, wenn jetzt hier in Deutschland gegründet wird auch in die Landesverbände hinein, dass der Deckel auf dem Topf in Deutschland beziehungsweise noch darüber liegen sollte. Und so war die erste Satzung auch tatsächlich gestaltet. Da war vorgesehen, dass Mitglieder von Special Olympics Nordrhein-Westfalen nur Menschen werden konnten, die Mitglieder bei Special Olympics Deutschland waren. Es gab auch die Werkstätten, es gab Schulen, die eben Mitglieder waren. Es gab Verbände wie die Lebenshilfe, die waren Mitglied oder sind Mitglied bei Special Olympics Deutschland und wir als Privatpersonen haben dann gesagt: ‚Ich möchte natürlich auch Mitglied im Verein werden, wo ich im Vorstand bin.‘ Also wurde ich Mitglied bei den Special Olympics Deutschland. Darüber wurde ich dann wiederum Mitglied bei den Special Olympics Nordrhein-Westfalen. So war die erste Satzung tatsächlich ausgestattet.
    Wir haben irgendwann die Satzung geändert und es gab dann in Frankfurt Jahre später eine Satzungskommission. Und da ging es dann um die Thematik, das tatsächlich komplett abzuändern. Und da habe ich nur gesagt, dass das System so ja überhaupt nicht in das deutsche Vereinswesen, in den deutschen Sport passen würde, wo tatsächlich jetzt das normale Mitglied das Stimmrecht auf der Mitgliederversammlung hat. Das Mitglied entscheidet am Ende des Tages und von dort unten wird nach oben aufgebaut und die einzelnen Gremien und Verbände weiter hoch, bis dann eben in den DOSB. Und dann haben wir tatsächlich die Satzung entsprechend komplett umgestellt und anders gestaltet. Inwieweit das abgestimmt war mit SOI entzieht sich meiner Kenntnisse, aber auf diese Ebene bin ich nicht aufgestiegen. Wir haben dann letztlich das System so aufgebaut, wie es für Deutschland auch nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch richtig ist.“

  • … die Intention der Special Olympics

    „Satzungsgemäß muss man ja einen Zweck nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch vorgeben. Im Grunde genommen war der Satzungszweck ja vor vorgegeben durch SOI aus Amerika. Beziehungsweise das ist ja auch die Intention des Ganzen, man will geistig behinderten Menschen die Möglichkeit geben, ganzjährig Sport zu betreiben, egal in welcher Altersgruppe, in Bewegung zu bleiben und in Kontakt zu bleiben. Das ist also letztlich die Förderung, die man hier erzielen wollte. Was man jetzt eben in jedem Verband hat, sei es beim Fußball, im Handball, dort jungen Menschen oder auch erwachsenen Menschen die Möglichkeit einzuräumen, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und an Sportveranstaltungen aktiv teilzunehmen. Diese Möglichkeit ist ja gerade geistig behinderten Menschen, insbesondere noch zu der Zeit nur in sehr geringem Maße ermöglicht worden. Da sind wir heute weitaus mehr vorangeschritten, aber es gibt heute immer noch schwierige Fälle.
    Aber wenn man damals wahrscheinlich eine Erhebung gemacht hätte, in wie vielen Vereinen körperlich behinderte Menschen mitspielen, hätte man wahrscheinlich nur wenige gefunden.
    Und wenn man dann berücksichtigt, in wie vielen Vereinen geistig behinderte Menschen mitgespielt haben, dann hätte man nach zehn Fingern aufgehört. Ich vermute es fast mal, ohne es tatsächlich zu wissen. Also zur damaligen Zeit war das in Nordrhein-Westfalen sehr reduziert. Ein Tennisverein in Neuss, der hatte sich das auf die Fahne geschrieben und das auch sehr propagiert. Der Basketball Verein aus Hagen, der hatte das auch entsprechend propagiert. Es gab in Paderborn einige Bewegungen, da gab es einen Verein. Natürlich gab es das auch in anderen Städten, an anderen Stellen, natürlich in den Werkstätten und bei der Lebenshilfe. Natürlich gab es da derartige Tätigkeiten. Tagtäglich arbeiten die mit den geistig behinderten Menschen zusammen. Aber diese organisierte Form des Sporttreibens, insbesondere das auf eine Verbandsebene zu heben, das gab es nicht und das war ja das Ziel dabei. Eigentlich haben wir einen Verband dazu. Damals gab es den Verband an der Stelle, einmal den DBS auf Bundesebene beziehungsweise den Behindertensportverband Nordrhein-Westfalen. Da wurde ja gar nicht differenziert an der Stelle, also zumindest im Vereins- und Verbandsnamen, zwischen körperlich oder geistig Behinderten. Die sahen sich also auch oder sehen sich auch als Vertreter dieser Personengruppe. Mein Erfahrungssatz ist aber damals gewesen, das tatsächlich der Großteil der Arbeit dort in die körperlich Behinderten gesteckt wurde. Klar, weil es dort sicherlich für Menschen mit einer körperlichen Behinderung in Anführungsstrichen einfacher ist, Sport zu treiben als für geistig Behinderte, je nach Behinderungsgrad und weil das eben auch sehr viel aufwendiger ist. Aber das waren die Ziele, die man sich da gesetzt hatte. Und was dort jetzt im Ursprung stattgefunden hat, in den ersten zwei Jahren, das war im Grunde genommen nicht viel anders als das, was vorher auf deutscher Ebene tatsächlich schon gemacht worden ist. Man hat auch die Strukturen erst einmal übernommen. Sonst hätten wir ja von null anfangen müssen. Aber man ist letztlich natürlich an die Werkstätten herangegangen und an die Schulen. Das sind die Örtlichkeiten, wo man Kontakte knüpft und über diese Örtlichkeit auch wiederum natürlich an die Eltern. Aber machen wir uns nichts vor, wir selber konnte ja keinen Sport anbieten. Beziehungsweise es gab wenige Sportkoordinatoren im Fußball, im Judo, im Basketball, im Tennis, also im Grunde genommen Trainer, die selber natürlich auch nur deshalb Sportkoordinatoren bei uns im Verband wurden, weil die dort selber in einer Einrichtung, in einem Sportverein tätig wurden und dort das Angebot für die geistig behinderten Sportler hatten und wir die letztlich noch weiter involvieren wollten. Aber das sind die Schritte gewesen. Und das ist wirklich also ein mühsamer Schritt gewesen, hier im Einzelnen dann tatsächlich Strukturen aufzubrechen. Denn natürlich haben die Werkstätten oder auch die Schulen gesagt: ‚Wofür brauchen wir euch denn tatsächlich als Verband? Wir haben doch einen Sportbetrieb für unsere Personen, die jetzt dort in der Einrichtung leben, die Werkstätten besuchen. Das ist doch da vorhanden? Warum brauche ich einen Verband an der Stelle?‘ Wenn wir das jetzt runterbrechen wollten, kann jede Sportvereinigung, jeder Fußballverein sagen: ‚Wofür brauche ich den Deutschen Fußball-Bund oder den Westdeutschen Fußballverband?‘ Die Frage stellt sich immer. Das ist natürlich dann auch mehr Arbeit gewesen, Überzeugungsarbeit, die heute immer noch besteht.“

  • … personelle Strukturen des Vorstandes der Special Olympics Deutschland

    „Bei SO Deutschland hat man die Strukturen komplett über die Jahre geändert, was die führenden Köpfe angeht. Man ist tatsächlich hingegangen und hat versucht, Menschen aus Politik und Wirtschaft zu finden, die über entsprechendes Know-how, die über entsprechende Kontakte verfügen und die auch Willens und in der Lage sind, die Interessen des Verbandes weiter nach vorne zu bringen. Ja, das fing an mit Gernot Mittler, der Minister in Rheinland-Pfalz war und das hat sich in der Struktur dann immer weiter fortgesetzt. Damals war SO Deutschland noch in Würzburg beheimatet und ist dann nachher nach Berlin gewechselt. Heutzutage ist oder war die Mehrheit in irgendeiner Weise Mitglied im Deutschen Bundestag. Dort hat man auch viel Struktur geschaffen, über alle Fraktionen hinweg auf politischen Ebenen und ist dort schon enorm gut aufgestellt, was das angeht und was Verbindungen zu Ministerien angeht. Und natürlich sind auf der Ebene die Kontakte zum DOSB vorangetrieben worden. Und das war dann am Ende des Tages das Zugpferd, damit es dann auf Landesebene weiter gegangen ist.“

Un’estate Esseniana – Erinnerungen an die Fußball WM 1990

Strukturelle Anfänge der Special Olympics NRW

Ausrichtung von ‘Landesspielen’ als vorrangiger Organisationszweck

Die Aufnahme der Special Olympics NRW in den LSB


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format:

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Max Deubel

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Max Deubel

*1935
Vierfacher Weltmeister und „Road Racing Legend” des Motorradweltverbandes

Mit seinem Beifahrer Emil Hörner wurde Max Deubel von 1961 bis 1964 jeweils Weltmeister im Motorrad-Gespannfahren. Auch beim berühmt-berüchtigten Straßenrennen auf der Isle of Man brauste das behelmte Erfolgs-Duo aus Oberberg dreimal zum Gewinn der Tourist Trophy.

Kurzbiografie

  • Geboren 1935 in Bieberstein (Wiehl)
  • Arbeit bei B.P.W. Wiehl
  • 1958 Bundesdeutscher Juniorenmeister im Motorrad-Gespannfahren
  • 1961-1964 Weltmeister im Motorrad-Gespannfahren
  • 1961-1965 Deutscher Meister
  • 1962 Eröffnung des Hotels Deubel
  • 1962 Silbernes Lorbeerblatt
  • 1965 Veröffentlichung des Buches „Sieg und Niederlage“
  • Ab 1968 ADAC Referent – U.a. Rennleiter auf dem Nürburgring
  • 1974 zu Ehren Deubels widmet die Isle of Man ihm eine Postkarte
  • 1985-2015 Motorrad Weltverband Fédération Internationale de Motocyclisme (FIM)
  • 2014 Aufnahme in die Liste der „Road Racing Legends“ durch die FIM

Max Deubel über …

  • … Sport in der Jugend und erste Rennerfahrung

    „Ich habe natürlich als Kind, wie alle Kinder Fußball gespielt. Fußball ist nun mal der Sport Nummer eins auf der ganzen Welt. An Motorsport oder an einen Motor kam man zu der Zeit gar nicht dran. Das entwickelte sich erst in späteren Jahren, als ich 17- oder 18 Jahre alt war. Da durfte man früher 100ccm Kleinkrafträder mitfahren. Damit war ich natürlich unterwegs, so lange wie der Vater es erlaubte und wie Benzin im Tank war. Das war eine verrückte Zeit.
    Aber dann kam die Idee, Rennen zu fahren. Die festigte sich eigentlich erst später durch einen Freund und Arbeitskollegen. Wir fuhren gemeinsam zu Rennen und auf einer Veranstaltung im Sauerland am Schottenring haben wir die Rennen beobachtet und sahen, dass da zwei Frauen mitfuhren. Wir haben dann gedacht: So schwer kann das nicht sein. Es hat toll ausgesehen. Es war mehr die Neugier auf die Sache, als wie es Drang war. Und dann haben wir uns etwas gemeinsam gekauft. Damals haben wir da 1200 Mark für bezahlen müssen. So etwas vergisst man nie. Und da haben wir auch unsere ersten Versuche mit gemacht.
    Es stellte sich aber schon ganz schnell raus, dass wir mit dem Motor, den wir gekauft hatten, gar nicht mehr Rennen fahren durften, weil der zu viele Kubik hatte. Und ab Mitte der 50er-Jahre gab es für Gespanne nur Rennen bis 500ccm. Vor dem Krieg waren Rennen mit Motorrädern bis 1200ccm zugelassen. Da fing das Problem an. Was danach kam, kostete immer mehr Geld. Je besser das Material war, desto tiefer mussten wir in die Tasche greifen.

    Bei meinen Eltern hatte ich sehr großes Glück, die hatten nichts dafür und nichts dagegen, dass ich zu Rennen rausgefahren bin. Das war früher genauso ein Risiko wie heute, vielleicht noch ein größeres, weil die Absicherung, die die Fahrer heute haben, da träumte man früher von. Es passierten schlimme Unfälle früher. Da ging man entspannter von zu Hause weg, als wenn die Eltern versucht hätten, einen davon abzuhalten. Beim ersten Rennen, was ich gefahren bin, da musste mein Vater noch unterschreiben. Das war früher so. Bis man 21 Jahre alt war, musste man sich noch von einem Elternteil die Genehmigung einholen.“

  • … die nötigen Eigenschaften und Mittel zum Sieg

    „Um ein guter Fahrer oder Weltmeister zu sein, brauchte man folgendes: Gutes Material, Können und Glück. Diese drei Dinge müssen zusammenkommen, sonst kann es nicht funktionieren.
    Man darf sich selbst nicht überschätzen. Man muss ja automatisch im Grenzbereich fahren, sonst kann man nicht gewinnen. Und wer sich viel Mühe gegeben hat, die Strecke kennenzulernen, der war ein bisschen im Vorteil. Da gab es auch Loser, die interessierte das weniger. Die waren Beiprogramm und hatten so was nicht im Kopf. Die dachten: Gewinnen kann ich eh nicht. Ob ich siebter oder elfter werde, das spielt keine Rolle. Die machten sich einfach nicht die Mühe. Wenn ich auf einer Rennstrecke beispielsweise eine Stelle hatte, wo ich mich nicht wohlgefühlt habe, bin ich anschließend zu Fuß hingegangen und habe mir das dann angesehen. Und irgendwo hat man im Kurvenradius dann etwas gefunden, wo man dann dachte: Das kann ich vielleicht so probieren, das geht vielleicht besser.“  

  • … Unfälle als Rennfahrer

    „Eine der schlechtesten Erfahrungen auf der Isle of Man war natürlich dieser Unfall, wo ich im Nachhinein sagen konnte: „Wir waren zu schnell für die Kurve. Ich habe mich versehen.“ Ich habe da von oben wohl eine Kurve gesehen und einen Dreckwall, über den man gucken konnte. Aber ich habe mich verschätzt.
    Das war eigentlich bei jedem Unfall sehr wichtig, dass ich wusste, warum ich runtergefallen bin. Mit dem Unfall hatte ich Gott sei Dank, wenig Pech. Ich hatte Fleischverletzungen und solche Sachen, aber ich war immer in der Lage, eine Woche später wieder zu fahren. Mein schnellster Unfall war auf der Avus 1965, wo ich fast mit Vollgas bei knapp 200 km/h abgestiegen bin. Und in Anführungszeichen „nur“ Fleischverletzungen hatte. Da hatte es vor uns einen schlimmeren Unfall gegeben. Deshalb bin ich in einer Wassergicht aufgefahren und habe dann den Vordermann berührt, wo ich nicht im Bilde war, dass der am bremsen war. Bremslicht gab es früher nicht. Das wäre Ballast gewesen. Aber vor uns war ein schlimmer Unfall, wo einer dann den Unterschenkel verloren hat und bei mir waren es nur Schürfwunden.
    Das hört sich jetzt verrückt an, aber ich habe von jedem Unfall eigentlich nur profitiert. Ich bin nachweislich nach jedem Unfall engagierter, aufmerksamer und besser gefahren als vorher. Danach war einfach mehr Spannung drinnen und man fuhr viel aufmerksamer.“

  • … sein Verhältnis zu BMW und seinem Monteur

    „Ich bin immer mein eigener Chef gewesen. Das heißt, das Material bis auf den Motor, mit dem ich gefahren bin, war mein Eigentum. Das heißt, ich bin ein werksbetreuter Fahrer gewesen. Zum ersten Grand Prix an der Isle of Man, wo ich Werksbetreuung bekam, musste ich vom Rheinland nach München fahren, den Monteur, die Ersatzteile plus Motor et cetera einladen, dann auf die Isle of Man. Und genauso musste ich den Monteur wieder nach Hause bringen – das war Werksbetreuung. Die gaben dem jungen Mann nicht mal ein Auto, um wieder ins Rheinland zu kommen.
    Aber danach ging es schon besser. Da gab es dann in der Zeit den 700er BMW. Das waren kleine Autos, es reichte aber. Es wurde dem Monteur dann zur Verfügung gestellt und er hatte so schon ziemlich freie Hand. Er hat uns viele Jahre gut betreut, er war mein Lieblingsbayer.“

  • … sein Buch „Sieg und Niederlage“

    „Jemand der ein Buch schreibt, der will es spannend machen, damit sich die Leser reinknien und nicht mehr aufhören zu lesen, bis sie fertig sind. Das sind die besten Bücher. Das Buch „Sieg und Niederlage“ wurde von einem Journalisten geschrieben. Dann haben wir es lesen lassen vom Vorsitzenden des MSC, von unserem Klub. Dann haben sie gesagt: ‚Nein, das ist sehr trocken, das mag keiner lesen.‘ Das war vom Journalismus her ganz toll. Da waren viele wissenswerte und interessante Sachen. Nur ist da keine Spannung drin.
    Dann haben sie wen anderes herbeigeholt, ich habe mich fast nicht darum gekümmert. Und dieser gute Mann, der hat keine zwei Tage mit mir gesprochen, wir haben uns unterhalten beim Spazierengehen. Und dann hat er ein Buch geschrieben. Das halbe Buch hatte er geschrieben, da hatte er noch kein Rennen gesehen. Aber er konnte sich in die Rennen vertiefen, so etwas konnte nicht mal ich. Das war natürlich für den absoluten Experten etwas überzogen. Aber für den Leser war das gut. Das Buch kann man heute noch mit viel Glück im Internet kaufen, aber nicht unter 100 Euro.“

  • … Trainingsgelegenheiten auf der Landstraße

    „Das Training war vielleicht für uns früher noch nicht so gravierend. Wenn wir etwas ausprobieren mussten, dann haben wir das auf der Landstraße gemacht. Den Verkehr wie heute, den gab es ja gar nicht. Ich bin so lange Zeit bei uns vor dem Haus auf der Landstraße rauf- und runter gefahren – bis mich eines Tages die Polizei bremste. Da sagten die: ‚So, jetzt ist aber gut. Da müssen wir aber mal ein Protokoll machen.‘ Das war schade, denn wenn man einen neuen Motor eingebaut hatte und nach England oder Spanien fuhr, dann wusste man nicht, ob der überhaupt einen Ton von sich gibt. So war das damals. BMW hat die Motoren nicht auf den Prüfstand gestellt, wenn sie die überholt haben. Die wurden fertiggemacht und alles war in Ordnung. Die wussten nicht, ob die laufen. Das kann man sich heute nicht vorstellen.
    Früher gab es ja keinen Verkehr. Wo heute 30 Autos kommen, da kam früher vielleicht eins, vielleicht. Da gibt eine schöne Geschichte: Ein Dorf weiter gab es einen Krankenwagenfahrer. Wenn da etwas los war in dieser Region, dann fuhr er in das nächste Krankenhaus um zu helfen. Und in diesem Krankenhaus fing ein neuer Arzt an. Das Krankenhaus war nicht weit von mir, vielleicht zwei Kilometer und da wohnte der. Er ist neu dahingezogen. Und eines Morgens, da hatte er diesen Krankenwagenfahrer angesprochen. Er hat gesagt: ‚Herr Sommer, da unten bei Ihnen, da ist mir etwas passiert, ich werde nicht schlau daraus. Da hörte ich etwas, dann sah ich etwas und dann war es weg. Fazit: Das waren wir mit der Rennmaschine.“

BMW Weltmeistermotorrad 1959

Training auf der Landstraße

Funktion des Beifahrers

Die Strecke der Isle of Man TT

Verewigung auf einer Briefmarke der Isle of Man 1974


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Hans-Peter Schmitz

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Hans-Peter Schmitz

*1940
Erster Integrationsbeauftragter des LSB-NRW

Ab den späten 1960er-Jahren bekleidete Schmitz diverse Ämter als Funktionär im nordrhein-westfälischen Sport. Früh kristallisierte sich für ihn ein besonderes Interesse rund um gesellschaftspolitische Fragen im Sport heraus.

Kurzbiografie

  • Geboren 1940 in Aachen
  • Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien Mathematik und Physik
  • 1979-2001 Vorstandsmitglied der Sportjugend Nordrhein-Westfalen
  • 1990-1999 Umweltbeauftragter der Sportjugend Nordrhein-Westfalen
  • 1985-1997 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Sport-, Jugend- und Gesellschaftspolitik in der Sportjugend Nordrhein-Westfalen
  • 1985-2011 Mitglied in diversen Ausschüssen des LSB-NRW
  • 1986-2015 Kreisvorsitzender Rhein-Lippe im Leichtathletik-Verband Nordrhein e. V. (LVN)
  • 2002- 2016 Mitglied in verschiedenen Ausschüssen des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverband e. V. (WFLV)
  • 1995 Sportplakette des Landes Nordrhein-Westfalen
  • 1997-2012 Integrationsbeauftragter des LSB-NRW
  • 2001-2008 Kooptiertes Mitglied der Sportjugend Nordrhein-Westfalen
  • 2005-2008 Präsidiumsmitglied des LSB-NRW
  • 2014 Ehrenmitgliedschaft des LSB-NRW
  • Seit 2017 Good-Governance-Beauftragter des LVN-Präsidiums

Hans-Peter Schmitz über …

  • … erste Hürden als Lehrer in Dinslaken

    „Als ich dann in Aachen am Ende meiner Referendarausbildung den Schrieb mit der Versetzung bekam – Mädchengymnasium des Kreises Dinslaken, den gab es damals noch, da habe ich erst mal meinen Kollegen, der Erdkunde hatte, gefragt: ‚Guck doch mal nach, wo ist das überhaupt?‘  Ich wusste also gar nicht, wo das war, muss ich gestehen. Ich war dann außerdem sehr sauer darüber. Wir konnten also vorher einen Fragebogen ausfüllen, wo wir gerne hinwollten und was wir gerne machen wollten. Und ich hatte also wegen meiner, Fächer ein Mädchengymnasium ausgeschlossen und kam nun zu einem Mädchengymnasium. Ich war also erst mal sehr, sehr sauer. Und dann habe ich versucht, mit diesem Mädchengymnasium Kontakt aufzunehmen, das ist mir in den Sommerferien nicht gelungen. Vor den Sommerferien haben wir die Versetzung gekriegt. Es ist irgendwie witzig und dann stellte sich nachher heraus, es gab ja damals diese Stallwache, die an zwei Tagen in der Woche sein musste. Und diese Stallwache machte ein Mitstudent, der also ein bisschen früher fertig geworden ist, in Wesel wohnte und an diesem Mädchengymnasium war. Der machte diese Stallwache. Er war aber nicht zu erreichen, weil der Hausmeister vergessen hatte, das Telefon umzustellen. Der Hausmeister war im Urlaub, alle Gespräche liefen beim Hausmeister auf, der nicht zu erreichen war. Und dann habe ich gedacht: Na ja, dann eben nicht. Ich habe dann erst ganz am Schluss der Sommerferien Kontakt mit der Schule aufgenommen. Die Schule bekam damals einen ziemlichen Schub von neuen Lehrkräften und von frisch gebackenen Assessoren, wie wir ja damals hießen. Wir hatten eine Direktorin, es war ja ein Mädchengymnasium, und die hat uns durch die Schule geführt. Ein Neubau muss man dazu sagen, noch nicht in allen Teilen fertig, aber ein tolles Gebäude. Und dann hat sie uns unten zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Dann haben wir da gesessen, und dann habe ich sie gefragt: ‚Wann kann ich mein erstes Versetzungsgesuch stellen?‘ Da ist sie beinahe vom Stuhl gefallen. Und da bin ich aber dort hängen geblieben. Ich habe dann meine erste Frau kennengelernt, eine Sportlehrerin, die leider auch früh gestorben ist. Und über diese Sportlehrerin bin ich dann zur Leichtathletik gekommen.“

  • … „das Politbüro“ der Sportjugend

    „1979 hörte Frau Maria Jeibmann in der Sportjugend auf. Die kam ja aus der Leichtathletik und ging rüber in das Präsidium des Landessportbundes. Und dann ist man auf mich zugekommen und hat gesagt: ‚Könntest du dir vorstellen, in die Sportjugend als Vertreter der Leichtathletik zu gehen?‘ Die großen Verbände versuchten ja in diesem Ausschuss jemanden zu platzieren, um auch einen gewissen Einfluss auszuüben. Frau Jeibmann sagte: ‚Also ein-, zweimal im Monat wirst du gefordert.‘ Und dann habe ich mit meiner Frau gesprochen. Sie hat gesagt: ‚Wenn es dir Spaß macht, dann mach es.‘ Sie war ja sportaffin. Und dann habe ich ‚Ja‘ gesagt und bin dann 1979 auf dem Jugendtag in Kevelaer in diesen Ausschuss gewählt worden. Am Vorabend ist Frau Jeibmann mit mir bei den Delegierten rumgereist, sowie das damals üblich war und hat mich vorgestellt. Sie hat gesagt: ‚Hier, er kommt aus der Leichtathletik und soll mein Nachfolger werden.‘ Ich bin dann mit einem relativ guten Ergebnis in diesen Ausschuss gewählt worden und bin da eben bis 2001 drinnen geblieben.

    Da ich ja nicht aus dem wirklichen Sport kam, hatte ich erst ein bisschen Schwierigkeiten in der Sportjugend. Damals hat mich Hermann Ridder, der dann später auch Vorsitzender der Sportjugend gewesen ist, inzwischen ist er verstorben, in die Arbeitsgemeinschaft Sport-, Jugend- und Gesellschaftspolitik geholt. Er hat gesagt: ‚Das ist jemand, der sieht nicht den Ball als Erstes, der denkt auch ein bisschen darüber hinaus.‘ Und als er dann Vorsitzender der Sportjugend wurde, habe ich die AG übernommen. Wir haben damals immer scherzhaft gesagt: ‚Das ist das Politbüro der Sportjugend.‘ Das heißt, bei uns sammelte sich alles an, was in die folgenden Worte reinpasse. Also Sportpolitik, Einflussversuche um Geld zu bekommen für die Jugend und so weiter. Dann Gesellschaftspolitik und Jugendpolitik. Wir waren ja ein anerkannter Jugendverband. Also bei uns landete einiges, zum Beispiel der Umgang mit Gewalt auf dem Sportplatz. Dann, als die Sache mit der Umwelt aufkam, dann eben auch politische Statements. Wir haben uns damals mit dem damaligen Vorsitzenden des Landessportbundes Weyer angelegt, weil wir nämlich die Sache mit dem Boykott von Moskau etwas anders sahen. Das fand der gar nicht gut. Und wir haben auch im Bereich der Friedensdemonstrationen mitgewirkt.
    Wir haben dann in diesem Bereich gearbeitet, und ich habe dann auch in diversen Ausschüssen des Landessportbundes die Sportjugend vertreten, also zum Beispiel im Umweltausschuss und im Ausschuss Verein. Immer, wenn etwas kam, was auf der politischen oder sportpolitischen Ebene lag, dann wurde ich geschickt.
    Wir waren in manchen Dingen kritisch dem Landessportbund gegenüber. Und haben auch manche Dinge gemacht und gesagt, die also nicht so in die Linie hineinpassten. Aber es hat nie große Auseinandersetzung gegeben. Man hat uns nie mit Ausschluss gedroht.“

  • … Umwelt als Thema der Sportjugend

    „Auslöser war das Aufkommen der Umweltbewegung. Weil dann der Zeitpunkt kam, dass darüber gestritten wurde: Wie weit kann man zum Beispiel im Wald laufen? Wie weit geht man da an die Natur ran? Zweiter Bereich war die Frage: Wie ist es beim Wassersport, wenn man eben auf Flüssen Wassersport betreibt und nicht auf einer Regattabahn? Und dann ging es also auch um Ressourcen, die man sonst hatte. Das waren also Auslöser, die dazu führten, dass der Landessportbund eben einen Umweltausschuss ins Leben rief und dann auch die Sportjugend einen Vertreter reinschickte, wie sie das in allen Ausschüssen tat. In allen Ausschüssen des Landessportbundes saß immer ein Vertreter der Sportjugend. Und im Umweltausschuss saß ich dann drin, und wir haben uns dann damit beschäftigt und haben Papiere herausgebracht. Wir haben dafür gesorgt, dass auf der einen Seite nach wie vor durch den Wald gelaufen werden konnte. Das sind ja in der Leichtathletik, Waldlauf und Crosslauf, das sind Sachen, die man in der Natur macht und auf der anderen Seite aber doch Rücksicht genommen wird auf die Natur.“

  • … Schul- und Städtepartnerschaften in Israel

    „Die schulische Partnerschaft mit Arad ist über die Städtepartnerschaft Dinslaken-Arad entstanden. Meine alte Schule hat da immer mitgemischt. Die hatte also eine Arbeitsgemeinschaft, die sich auch mit der israelischen Geschichte und so weiter beschäftigt hatte.Auch die Sportjugend hat sehr früh einen Austausch mit Israel angestoßen. Wenn ich das richtig erinnere durch Johannes Rau.
    Wie gesagt gab es sowohl den Austausch von Sportgruppen also auch auf Vereinsebene, und wir haben dann quasi auf der höheren Ebene die Vorbereitungen jeweils getroffen. Wir sind dann einmal im Jahr in Israel gewesen und haben mit unseren israelischen Partnern die nächsten Begegnungen abgesprochen. Ich weiß nicht, wie es heute ist, aber die sind ja immer vom Land Nordrhein-Westfalen gut gefördert worden.

    Wenn ich jetzt von mir ausgehe. Mir hat es für manche Dinge die Augen geöffnet. Also insbesondere der Israelaustausch. Wenn man mal da war und dann versteht man manche Reaktionen der Israelis besser. Wer mal auf den Golanhöhen war und dann runtergeschaut hat, der weiß, warum für die Israelis die Golanhöhen so wichtig sind. Und es gibt auch kritische Bemerkungen. Was uns nicht so gefallen hat, ist diese Siedlungsgeschichte. Ich bin also bei einem der Austausche in einer israelischen Familie gewesen. Die stammten aus Afrika und lebten in einer solchen Siedlung im Westjordanland. Und wir fuhren da durch, auf einmal machte der Fahrer das Handschuhfach auf und zog eine Pistole raus. Sodass die in der Zeit griffbereit war, wo wir auf dem palästinensischen Gebiet waren. Ich habe das nie so richtig für gut befunden, dass man also diese Zellen da drin hatte und finde das heute auch noch kritisch. Aber es ist meine persönliche Meinung. Ansonsten kann ich vieles verstehen, wie die Israelis reagieren in manchen Dingen.“

  • … die Genese des Themenfelds – Sport und Integration

    „Im Anfang war der Bereich der Zuwanderung und der Migration beim Landessportbund angesiedelt. Der Deutsche Sportbund, heute Deutscher Olympische Sportbund, hat 1981 ein Papier rausgegeben, an das sich auch der Landessportbund angehängt hat, mit gewissen Thesen zum Umgang mit Zuwanderern. Und daraus ist dann ein Projekt entstanden ‚Sport mit Aussiedlern‘. 1989 kam eine Vielzahl an Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion. Dann ist daraus geworden ‚Sport mit ausländischen Bürgerinnen und Bürgern‘. Und dann irgendwann ‚Sport mit Migranten und Migrantinnen‘. Ich habe das eben im Jahr 1997 offiziell übernommen. Ich bin also zuerst beim Landessportbund als Beauftragter gewesen und 1997 ist das Ganze dann offiziell an die Sportjugend gegangen. Und da habe ich dann diesen Bereich, weil es in diese AG Sportjugend und Gesellschaftspolitik hineinpasste, betreut. Und habe dann immer, wenn es um Fragen der Migration ging, im Landessportbund die Sache vertreten. Ich bin damals der erste ehrenamtliche Integrationsbeauftragter in der Bundesrepublik gewesen, nachher gab es noch ein paar. Aber ich war der Erste und hatte, eine gute Unterstützung durch hauptamtliche Kräfte. Wir waren also immer ein eingespieltes Team. Ich war das Aushängeschild, das auch auf die Veranstaltungen gehen musste. Aber im Hintergrund waren immer Leute, die mir zugearbeitet haben. Sonst wäre das auch gar nicht möglich gewesen.

    Ausgangspunkt ist dieses Papier des DSB 1981 gewesen, und in diesem Papier wurden zwei Dinge vertreten, nämlich einmal, dass eigenethnische Vereine nur eine Übergangslösung wären und dass die möglichst bald aufgelöst werden sollten. Und das Zweite war, dass die Zuwanderer assimiliert werden sollen. Also das waren die beiden Eckpunkte, die man also eine ganze Zeit vertreten hat. Wir haben da relativ früh schon gesagt: ‚Das funktioniert einfach nicht.‘ Und wir haben dann ja zusammen mit diversen anderen Gruppierungen aus Nordrhein-Westfalen ein Papier erarbeitet, das einen etwas anderen Ansatz hatte. Auch vor dem Hintergrund, dass das Ruhrgebiet sehr stark von Zuwanderern geprägt war.“

Integration und Sport


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