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Autor: Niklas Hack

Walther Kaschlun

Walther Kaschlun

Walther Kaschlun

*1935
Ehrenvorsitzender des Nordrhein-Westfälischen Ruder-Verbandes

Ob als rudernder Schülermeister, als Vereins- und Verbandskapitän oder als treibende Kraft des “Wasserwanderweges Ruhr” – Walther Kaschlun hat die Riemen des hiesigen Rudersports nachhaltig bewegt, seit er sich 1951 der Riege des Essener Turn- und Fechtklubs anschloss.

Kurzbiografie

  • Geboren 1935 in Essen
  • Seit 1951 Mitglied der Ruderriege des ETuF e.V.
  • Versicherungskaufmann
  • 1970 – 1974 Regattaleiter der Hügelregatten auf dem Baldeneysee
  • Seit 1971 Inhaber der väterlichen Versicherungsagentur
  • 1975-1991 Vorsitzender des Nordrhein-Westfälischen Ruderverbandes e.V.
  • 1983-1992 Mitglied des Vorstandes der Sporthilfe Nordrhein-Westfalen
  • 1985-1993 Mitglied des Präsidiums des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen
  • 1988 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
  • 1992-1997 Stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Ruderverbandes e.V.
  • Seit 1993 Ehrenmitglied des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen
  • Ehrenvorsitzender des Nordrhein-Westfälischen Ruderverbandes sowie Ehrenmitglied der LSB NRW und des DRV
  • 2011 Verdienstorden des Landes NRW

Walther Kaschlun über …

  • … Kindheit und Schulzeit in Essen

    “Sie müssen bedenken, es war sechs Jahre nach dem Krieg.  Viele Sportstätten waren zerstört, und Sport war überhaupt nur sehr eingeschränkt möglich. Man konnte noch auf der Straße Völkerball oder auch Schlagball spielen. Das geht heute generell nicht mehr.

    Auch der Schulsport war eingeschränkt. Das Helmholtz-Gymnasium – im Kriege zerstört – musste in das Gebäude der benachbarten Maria-Waechtler-Schule ausweichen. Dadurch gab es für beide Schulen wöchentlich wechselweise vormittags/nachmittags Unterricht. Die Maria-Waechtler-Schule hatte nur eine kleine Turnhalle, so dass der Sportunterricht vor allem aus Geräteturnen bestand. Daran haben wir allerdings nicht viel Spaß gehabt. Ich konnte zwar am Reck den Aufschwung und die Fechterflanke, aber das war alles nicht so das Richtige für uns, um ein Sportgefühl zu entwickeln.

    Anders im Rudern! Durch unseren Sportlehrer wurden mein Zwillingsbruder Gunther und ich als Schüler des Helmholtz-Gymnasiums im Herbst 1951 für den Rudersport interessiert. Wir wurden in der Jugendabteilung der Ruderriege des ETUF betreut, denn am zerstörten Bootshaus unserer (heute noch bestehenden!) Schülerruderriege war damals noch kein Training möglich. Zunächst hat uns der angesehene Rudertrainer Gustav Gehrmann für eine Jugendmannschaft ausgesucht, und der Zweier-Olympiasieger Gerhard Gustmann wurde unser Trainer. Der ETUF war 1952 mit drei Jugendachtern auf Regatten vertreten. Auf der nationalen Jugendmeisterschaft (damals Bestenkämpfe genannt) belegten diese Mannschaften zwei 2. Plätze und gingen in einem Rennen sogar als Sieger hervor. “

  • … (Kraft-) Training in den 1950er-Jahren und Trennung von seinem Bruder

    “Wir trainierten in erster Linie im Boot auf dem Wasser,  soweit das Wetter es im Winter erlaubte. Daneben standen Lauf- und Krafttraining in der Halle auf dem Programm. Ich kann mich an einen Abend erinnern, dass wir im ETUF 30 bis 40 Athleten in der Sporthalle waren. Wir haben auf Anleitung des Trainers Liegestütze gemacht, bis wir nicht mehr konnten. Die Einzigen, die mehr als 100 Liegestütze erreicht haben, waren mein Zwillingsbruder und ich; alle anderen konnten schon vorher nicht mehr.  Wir haben uns im Winter zwar intensiv auf die nächste Regattasaison vorbereitet, aber ein gezieltes Training, wie es heute üblich ist, haben wir nicht gemacht.

    Ich habe eben von den Jahren 1952 und 1953 gesprochen. Mein Bruder und ich sind ab 1953 getrennte Wege gegangen. Das kam so: Wir waren beide Junioren. Unser Trainer suchte aber für einen Männer-Achter einen guten Steuerbord-Ruderer. Den fand er in  meinem Bruder.  Ich war Backbord-Ruderer und verblieb im Junior-Boot.
    Wir haben das gleich gemerkt; ohne meinen Bruder war unser Juniorachter längst nicht mehr so schnell. Mein Bruder hat dann mit seiner neuen Mannschaft im Anfangsjahr große Erfolge gehabt – er war in der Saison 1954 ungeschlagen.  1955 ist er in einem Vierer-Ohne gestartet. Meine Achter-Mannschaft startete inzwischen in der Männer-Klasse, und wir wurden 1955 auf dem Eichkranz Rennen, das sind heute die Deutschen U23-Meisterschaften, drittes Boot von allen deutschen Rudervereinen.“

  • … Reisen mit Riemen und bedeutende Regattabahnen

    „Es gibt in Nordrhein-Westfalen etliche bedeutende Regattaplätze, zum Beispiel hatten die Ruderregatten auf dem Baldeneysee in Essen immer eine herausragende, und meist auch internationale Bedeutung. Egal, ob es Jugendregatten sind oder welche für ausgewachsene Männer waren, hier trafen sich die Besten; ähnlich die Wettkämpfe auf der Wedau in Duisburg mit den Europameisterschaften 1957 und den Weltmeisterschaften 1983. 
    Auch Regatten im Süden, etwa in Frankfurt, Mannheim und die in Mainz hatten einen ausgezeichneten Ruf.

    1954 wurde unser ETUF-Vierer zu einer großen Regatta in Berlin eingeladen. Da mussten wir mit dem Flugzeug hin. Unser damaliger Trainer Gustmann wollte, dass wir mit unseren eigenen Riemen fahren. Die Riemen, das sind die Ruder. Aber wie konnten wir vier Riemen mit jeweils fast 4 Metern Länge im Flugzeug mitnehmen?
    Es kommt immer auf das Personal der jeweiligen Fluggesellschaft an. Die Amerikaner haben gesagt, man müsste das auseinander packen und so weiter, während die Air France auf dem Rückflug meinte: ‚Das machen wir schon.‘ Die haben das wunderbar hinbekommen.

    Aber Sie fragten nach bedeutenden Regatten.  Also Essen/Baldeneysee  und Duisburg/Wedau hatten internationales Niveau. Die Regattastrecke in Köln-Fühlingen gab es damals noch nicht. Es gab aber noch etliche allgemeine Regatten und solche für Jugendliche, z.B. in Gelsenkirchen und Dortmund, die beide auf den Hafenkanälen stattfanden, auch die Regatta in Bochum auf der gestauten Ruhr.
    Der Zuschauerschnitt ist auch wieder unterschiedlich je nach Regattaplätzen. Da kommt es darauf an, wo und was für Mannschaften starten.
    Zu den großen Regatten auf dem Baldeneysee beim ETUF oder auf der Wedau kamen leicht  bis zu 10.000 Zuschauer. Beide Regattastrecken wurden später ausgebaut, bekamen eine aufwändige Kennzeichnung der einzelnen Startbahen, Startanlagen, Zielturm, Plätze für die Boote und nicht zuletzt Tribünen für die Zuschauer.”

  • … seinen Rückzug aus dem aktiven Rudern und Einstieg in das Funktionärswesen

    „Als Ruderer war ich der Meinung, dass viele Funktionäre von den Athleten keine Ahnung hätten. Ich habe immer gesagt, es müsste jemand da sein, der selbst gerudert hat und der einen engeren Kontakt zu den Athleten hat. Nach meinem letzten erfolgreichen Vierer-Rennen 1960 auf der ‘Boosbahn’ in Amsterdam habe ich mit dem Rennrudern aufgehört, um mich auf meine berufliche Tätigkeit zu konzentrieren. Aber ich habe weiterhin gerudert: Meist bin ich morgens schon um sechs Uhr im Skiff über eine Stunde auf dem Baldeneysee gefahren.
    Auf der Mitgliederversammlung 1970 der Ruderriege des ETUF erfuhr ich, dass der Regattaleiter zurückgetreten war. So stand man resignierend ohne Regattaleiter da. Auf die Frage: ‚Wer macht das denn?‘ Gab es zunächst betretenes Schweigen. Dann stand Dr. Friedrich-Wilhelm Sidow auf und sagte: Wenn noch einer vom ETUF mitmacht, mach ich das“. Sidow war selbst Bronzemedaillengewinner im Doppelzweier, hatte vorher in Berlin gerudert und war erst seit ein paar Monaten im ETUF. Es war kein Ehrgeiz, sondern die Scham, dass kein anderer bereit war, die mich zum Mitmachen veranlasste. So wurde ich zusammen mit Friedrich-Wilhelm Sidow Regattaleiter.”

  • … internationale Wettkämpfe auf dem Baldeneysee

    „Auf dem Baldeneysee in Essen hatten wir ab 1974 ein Albano-System. Das ist eine durch kleine Bojen vom Start bis zum Ziel gut sichtbare Kennzeichnung jeder Bahn für die Boote. Dies war für eine internationale Regatta sehr wichtig, nachdem sich das System erstmals bei der Olympischen Regatta 1960 auf dem Albaner See bewährt hatte.

    Das Albano-System war neben anderen eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass auf dem Baldeneysee in Essen weiterhin viele große internationale Regatten ausgetragen werden konnten. So zum Beispiel am Ende der 70er-Jahre das Match des Seniors, ein Vorläufer der heutigen U23-Weltmeisterschaften. Damals gab es auch noch Internationale Deutsche Meisterschaften. Die wurden abwechselnd auf der Olympiastrecke München und in Duisburg auf der Wedau ausgetragen. Duisburg fiel dann wegen eines Ausbaus der Regattastrecke aus. So wurden die Internationalen Meisterschaften abwechselnd in München und in Essen ausgetragen, eben weil wir das Albano-System hatten.
    Zu den großen internationalen Regatten und Meisterschaften kamen neben Mannschaften aus Westeuropa und aus den damaligen sportlich sehr erfolgreichen sozialistischen Ländern auch Mannschaften aus Übersee zum Bespiel: Australien, USA, Kanada und Neuseeland. Wir hatten zeitweise mehr internationale Meldungen und internationale Verbände als die Weltmeisterschaften.

    Einmal kam die Tochter eines ETUF Mitglieds aus den USA zurück und erzählte ihrem Vater: „Ich habe in Amerika eine Übertragung der Essener Regatta gesehen!‘  So bedeutend waren die Regatten, die ab 1974 unter der Leitung meines Bruders stattfanden. Viele namhafte Repräsentanten kannten ihn als erfolgreichen internationalen Rennruderer. Der Baldeneysee und Nordrhein-Westfalen waren Treffpunkte der internationalen Ruderelite. Das lief allerdings nicht von allein; es musste sehr viel getan werden, um eine reibungslose Organisation sicherzustellen, Förderer und Zuschauer zu gewinnen, die Mannschaften nach Essen zu bekommen und um all das auch finanzieren zu können.
    Ich werde nicht vergessen ein Gespräch mit Wilfried Hofmann, dem Vorsitzenden des Rudersport-Verbandes der DDR auf der Regatta 1988. Wir saßen auf dem Balkon des Regattahauses und unterhielten uns über unsere Ruderverbände diesseits und jenseits der Grenze. Dann kam die Achtermannschaft der DDR aus der Bootshalle mit dem Boot auf den Schultern. Er zeigte auf das Boot: „Wir werden wahrscheinlich auf dieser Regatta den diesjährigen Olympiasieger sehen.“ Wie recht er hatte! Allerdings gewann das Rennen nicht der DDR-Achter, sondern der Deutschland-Achter, der dann auch auf der Olympischen Regatta 1988 in Seoul die Goldmedaille gewann.

Vorkriegsboote beim ETuF

Arbeit im Wassersport- und Umweltausschuss des LSB


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format:

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Christian Rudolph

Christian Rudolph

Christian Rudolph

*1965
Weltmeister und heutiger Bundestrainer im Dreibandbillard

Als erster Deutscher wurde Christian Rudolph Gesamtweltcupsieger und Einzelweltmeister im Dreibandbillard. In seiner Paradedisziplin erspielte er sich auch vier WM-Titel mit dem Team und machte damit Viersen – das „dreibändige Wimbledon“ – zu seinem sportlichen Wohnzimmer.

Kurzbiografie

  • Geboren 1965 in Köln
  • Studium der Anlagen- und Verfahrenstechnik an der Universität zu Köln
  • 1976-1986 Kölner Billard Club
  • 1986-1991 Düsseldorfer Billardfreunde 1954
  • 1991-2006 BF Horster-Eck Essen
  • 1993, 1994, 1997, 2002 Mannschaftsweltmeister 3-Band
  • 1996 Weltmeister UMB
  • 1997 Weltcup Gesamtsieger
  • 2010-2020 Bottroper Billard Akademie
  • Seit 2020 BC Weywiesen 24/09
  • Honorar-Trainer der Deutschen Billard Union

Christian Rudolph über …

  • … den Billardsalon seines Vaters am Kölner Friesenplatz

    „Als ich geboren wurde, da existierte der Billardsaal schon. Das Problem ist, dass die Billardhöhe es nicht gestatte, einen Fünfjährigen an den Tisch zu lassen, um da spielen zu können, der kommt da einfach nicht dran. Mittlerweile machen das ein paar Billardverrückte schon mal, dann stellen die einen Bierkasten oder irgendwas hin, damit die dann ein wenig an in die Tischhöhe kommen.
    Ich weiß noch, wie es aussah. Wir hatten zwei große Räume, einen Raum, der war der öffentlich, da standen sieben Billardtische, alles Karambolage, also keine Löcher in dem Tisch. Nein, mein Vater wollte das partout nicht haben, dieses Lochbillard. Und dann hatten wir einen Klubraum, wo drei große Turniertische standen. Und ich weiß noch, dass ich da mit der Straßenbahn gefahren bin. Es waren vier Kilometer, wir wohnten in Lindenthal, mit einem Mal umsteigen. Und ich weiß nicht, wann konnte ich das erste Mal spielen? Mit sieben, acht Jahren denke ich. Aber ich war auch schon vorher da, das auf jeden Fall. Ich fand es immer toll, wie die Kugeln sich so über den Tisch bewegten. Mein Vater war sehr eleganter Spieler, dem zuzugucken hat mich schon beeindruckt.
    Das Publikum, was bei uns im öffentlichen Bereich gespielt hat, war wirklich total gemischt. Das waren Studenten. Rufus Beck hat zum Beispiel bei meinen Vater Unterricht genommen, nachher dann auch bei mir. Das waren aber auch viele Immigranten, die dann auch bei uns gespielt haben. Also das ging so, wenn ein Tisch frei war, dann konnte man sagen: ‚Da würde ich gerne in Spielen.‘ Dann bekam man eine Kugel plus die Queues, die Billardstöcke. Die stehen dann an Ständern, da kann man sich einen raussuchen, der einem gefällt. Dann bekam man ein Stück Kreide. Und dann wurde das minutengenau abgerechnet. Also wenn man jetzt nur 50 Minuten spielen wollte, musste man nur 50 Minuten zahlen, wenn man drei Stunden gespielt hat, dann musste man drei Stunden zahlen.
    Die Tische wurden regelmäßig gereinigt. Das ist sehr, sehr wichtig. Um möglichst die Reibung zwischen Kugel und Banden und Tuch gering zu halten, wurden die auch abgesaugt. Die Tische sind auch geheizt, da ist eine fünf Zentimeter dicke Marmorplatte drunter. Die sind also sehr schwer. Die Tische wurden, um auch die Feuchtigkeit und damit den Staub, der sich auch an Tuch anhaftet, möglichst gering zu halten.
    Mein Vater ist das Jahrgang 1918 gewesen und ist leider viel zu früh verstorben. Also 1959 ist der Billardsaal eröffnet worden. Und 1986 wurde mein Vater dann schwer krank, hatte einen Gehirntumor, ist dann auch im September 1986 verstorben. Meine Schwester Sabine und ich, wir haben den dann noch weitergeführt, aber sie studierte Architektur und ich mit 21 fühlte mich da noch nicht zu fähig, den Billardsaal zu übernehmen. Und deswegen haben wir denn dann auch verpachtet. Den gab es dann noch sehr lange. Es war eine Zehn-Jahres-Pacht, den gab es dann also noch länger danach. Aber dann hatten wir nichts mehr damit zu tun. Der hat sich dann aber auch verändern, dann kam Lochbillard auch dazu.“

  • … die Wurzeln und Hintergründe des Karambolage

    „Ich bin natürlich geprägt durch meinen Vater und seine Erzählungen. Er kam ja aus Essen. Da gab es vor dem Zweiten Weltkrieg schon 600 Billardtische alleine in Essen. Was wirklich viel ist, die sind halt größtenteils zerbombt worden. So ist er groß geworden, und das war halt seine Liebe. Und das hatte auch so etwas Ästhetisches. Ich sage mal die Fachsprache im Billard ist das Französisch, Karambolage, französisches Billard, das hatte auch so etwas Feines. Die haben früher sogar noch mit Smoking-Jacken gespielt.
    Um die Jahrhundertwende also 1910/1920. Da gab es jede Menge Profis in Amerika, die vor Hunderten, wenn nicht gar vor Tausenden von Zuschauern gespielt haben. Und die konnten da gut von Leben, sind sogar teilweise reich geworden. Das ging dann wieder weg mit der Rezession. Aber so ist mein Vater geprägt worden. Und für mich war dann natürlich auch Karambolage eine Art Königsbillard, das, was ich machen wollte.
    Poolbillard kannte ich nur aus der Kneipe. Dann war es natürlich schlechtes Material und verraucht und so. Das war für mich nicht interessant. Nachher habe ich dann auch mit der Zeit Pool im Sportbetrieb kennengelernt. Ich hatte mal ein Lehrgang von dem damaligen Bundestrainer Rene Fingerhut, der war mehrfacher Weltmeister im Kunststoßen. Da muss man mit ganz viel Wirkung Positionen auf dem Tisch versuchen zu lösen. Dann schlägt die Kugel auf dem Tisch so einen Haken, schlägt Bögen und so weiter. Und da waren auch zwei Poolspieler dabei. Ein Trickstoß Europameister und noch ein guter Spieler. Und die haben mich dann noch mal mitgenommen zum Bundesliga-Poolspiel. Und da habe ich dann mal gesehen, was die auch beherrschen. Und wenn man das als Sport betreibt, dann ist das genauso wertvoll wie unser Karambolage.
    Ich hatte dann auch noch einmal glücklicherweise zur Eröffnung von drei Billardsälen im Raum Köln die Gelegenheit, eine Vorführung zu machen. Da war einer der besten Billardspieler der Welt Earl Strickland aus Amerika. Da habe ich eine Vorführung auf dem Dreibandtisch gemacht und er auf dem Pooltisch. Und da habe ich dann erst einmal gesehen, was er draufhat. Also das war schon beeindruckend. Jetzt hat das den gleichen Stellenwert wie Karambolage auch.“

  • … seinen Wechsel zu den BF-Horster-Eck Essen und Erfolge

    „Das Highlight war, als ich zu Horster-Eck in Essen gewechselt habe. Das war halt der Topverein zu der damaligen Zeit in der Bundesliga. Und die wollten mich haben. Da haben wir dann auch sehr viele Deutsche Meisterschaften und Pokalsiege mit geholt, mit dem Verein in Essen. Das war dann in der Mannschaft und im Einzel. Dann ging es relativ spät los. 1990 habe ich im Dreiband das erste Turnier auf nationaler Ebene geholt. Das war ein Einladungsturnier, aber da waren alle Spitzenspieler da. Auch Dieter Müller, der dürfte dem einen oder anderen noch bekannt sein. Er hatte früher langen Haare, war natürlich ein Weltklassespieler, auch damals bei den Profis.
    Deutscher Meister bin ich das erste Mal geworden 1994, da war ich 29, in Backnang bei Stuttgart.
    Ich bin schon 1993 Weltmeister geworden, da gab es eine Triathlon-Weltmeisterschaft. Ich habe Dreiband gespielt, die beiden anderen haben andere Disziplinen gespielt. Ich war halt in der Mannschaft sehr erfolgreich. In den 90er-Jahren bin ich insgesamt fünfmal Weltmeister geworden und 2002 dann noch einmal im Zweierteam-Dreiband auch noch mal.
    Also trainiert habe ich bei uns im Billardsaal. Wir hatten zu Hause keinen Billardtisch. Das haben auch nicht viele, weil so ein Billardtisch, der hat halt Außenmaße, die sind so 3,10 Meter x 1,70 Meter und dann muss man drumherum noch jeweils 1,50 Meter haben. Also man braucht 6,0 Meter x 4,50 Meter mindestens. Dann hätte der bei uns im Wohnzimmer gestanden und dann wäre nicht viel Platz für andere Sachen gewesen. Das wollte meine Mutter dann nicht. Aber ich habe bei meinem Vater im Klub im Billardsaal trainiert. Manchmal war ich trainingsfleißig, insgesamt galt ich jetzt nicht so als der Fleißigste. Ich hatte halt viel Talent. Das hat gereicht, um immer der Beste im Dreiband in meinem Alter zu sein. Ich hatte dann Phasen, wo ich richtig ehrgeizig war und wo ich dann halt auch viel gespielt habe. Aber dann waren auch wieder Phasen, wo ich eigentlich zu wenig gemacht habe. Leider habe ich nicht genug Ausgleichssport gemacht.“

  • … den Stellenwert von Mentalem Training im Billard

    „Dass ich mich mehr mit der mentalen Seite beschäftigt hatte, das kam dann Anfang 20, wo ich dann merkte, manchmal stehe ich mir selber im Weg. Beim Billard gab es früher kein Zeitlimit. Man konnte abstoßen, wann man wollte. Man konnte sich die Zeit nehmen, die man wollte, aber je mehr Zeit man hat, desto mehr negative Gedanken kommen auch auf, gerade wenn man unsicher ist. Das werde ich nie vergessen, dann hatte ich einen Mannschaftskollegen Uwe Matuschak, der hatte mir ein Buch empfohlen „Tennis und Psyche“. Da war ganz einfach dargelegt: Selbst-Eins, Selbst-Zwei – das eine ist das Bewusstsein, der Verstand und das andere ist das Bauchgefühl. Die müssen halt harmonieren, um Höchstleistungen zu bringen. Dann kommt man in einen, heute würde man sagen, Flow rein. Und da habe ich dann angefangen mit autogenem Training und Jacobsen-Muskelentspannung und so. Da habe ich mich halt mehr und mehr mit beschäftigt, auch andere Bücher gelesen. Das wurde dann ziemlich intensiv, wie ich mich mit der mentalen Seite beschäftigt habe, was mir sehr geholfen hat. Gerade autogenes Training konnte ich dann auch während der Partie anwenden. Dadurch habe ich viele Partien und Turniere gewonnen.“

  • … Viersen – das Wimbledon des Billard

    „Leider ist Karambol-Billard, Dreiband-Billard gerade in Deutschland nicht so populär. Viele kennen es gar nicht. In Belgien und Holland sieht das schon anders aus. Und dann ist es sehr schwer, um überhaupt Räumlichkeiten zu bekommen. Wie zum Beispiel in Köln, die kann man dann gar nicht bezahlen. Jetzt in anderen Städten, da ist das für die kleineren Städte schon interessanter. Dann ist das für die auch eine Werbung. Wir haben zum Beispiel in Bad Wildungen seit gefühlten zehn Jahren die Deutsche Meisterschaft. Da ist die Stadt dann halt auch interessiert. Da kommen dann ein paar Hundert Sportler hin. Aus sämtlichen Billardarten, Pool, Snooker, Karambol, Kegelbillard, kommen die Sportler dahin.
    Und so war es dann halt auch bei der Einzel-Weltmeisterschaft in Hattingen, die ich 1996 Gewinnen durfte. Da ist man an eine relativ kleine Stadt herangetreten, um da günstig die Räumlichkeiten zu kriegen oder vielleicht sogar umsonst, das weiß ich nicht. Aber das geht ja dann durch die Presse und auch international. Und dann kommt die Stadt Hattingen auch mehr ins Gespräch, als das normal der Fall ist. Deswegen sind halt oft kleinere Städte beliebt, bei Billard-Großereignissen wie zum Beispiel die Weltmeisterschaft in Viersen.
    Die ist jetzt seit 1990 immer dort gewesen, Mannschaftsweltmeisterschaft in Zweier-Teams. Und in der Billardwelt kennt jeder Viersen. Es ist richtig populär geworden. Das ist wie Wimbledon im Tennis, das ist Viersen bei uns. Viersen kennt hier jeder. Da will jeder spielen, da will jeder hin. Da ist jetzt auch nur Platz, vielleicht für 400 Leute. Aber an den Finaltagen ist es voll und eine super Atmosphäre. Da finden auch Konzerte statt, also eine super Akustik. Also Viersen kennt jeder. Das ist natürlich dann auch für die Stadt interessant.“

  • … die hohe Attraktivität des Karambol in Korea und Kolumbien

    „Es ist wirklich erstaunlich, wie unterschiedlich populär unser Karambolage oder Dreiband-Spiel in unterschiedlichen Ländern ist. Also in Deutschland leider nicht so, wie ich mir das wünsche. Aber wo es wirklich unglaublich ist, ist Korea. Gerade im letzten Jahr hat es da einen Hype bekommen, aber auch in Kolumbien. Ich war Ende der Neunziger das erste Mal in Kolumbien, da hat man mir gesagt, bei 40 Millionen Einwohnern gibt es 200.000 Karambolage-Billard-Tische, 200.000, das ist unvorstellbar. Und wir waren auch Stars. Wir haben ja auch Schaukämpfe gemacht und so weiter. Wir wurden ja echt behandelt wie Fußballstars oder so. Da war ein Sponsor von den Veranstaltungen, das war über mehrere Jahre eine Brauerei, eine der größten in Südamerika Costeña. Und da waren auf der Bierdose Billardspieler von uns abgebildeten, zum Beispiel der Däne Lionel. Das wäre hier unvorstellbar. Und ich war auch mal in einer Kleinstadt in Kolumbien, wo ich einen Schaukampf gemacht hatte, auf der Titelseite dann abgebildet, gibt es hier nicht. Außer in Viersen, da war ich auf einem kostenlosen Magazin, da war ich auch mal auf der Titelseite, weil ich da halt so viele Jahre gespielt hatte. Und in Korea, da war es noch extremer.
    Also in diesen Vergnügungsvierteln, da habe ich das Gefühl, in jedem dritten Haus ist ein Billardsaal. Da sieht man dann immer so Neonreklamen, da sind dann so bunte Ringe und Kreise. Und wenn man das sieht und da reingeht, dann findet man halt einen Billardsaal. Und nicht, dass man denkt, da sind viele Pool-Tische, das sind nur Karamboltische, alles Billardtische ohne Löcher. Einmal war ich in Korea, ist jetzt auch schon einige Jahre her, da war der beste Koreaner, der hat mich da so ein bisschen mitgenommen und in seinem Verein da waren 15 Billardtische, 14 Dreibandtische und ein Pooltisch. Alle Tische waren belegt, nur einen Tisch war frei, das war der Pooltisch. Es war eine komplett andere Welt. Da gibt es auch bestimmt 100.000 Billardtische in Korea. Da war ein Turnier, da hatten die zwei riesengroße Ü-Wagen, mit bestimmt 50 Leute vom Fernsehen. Mit acht Kameras haben die zwei Tische aufgenommen. Damals gab es zwei Fernsehsender, die rund um die Uhr Billard übertragen haben. Also ein sehr starkes Interesse, wirklich. Früher haben die Leute in Korea auch viel gespielt, aber nur so just for fun. Aber mittlerweile, weil halt auch damit Geld zu verdienen ist, ist das ein richtiger Sport geworden.“

Anfänge im Kölner Billard Club 1908

Eine ausgezeichnete Enttäuschung

‘Eins werden mit Tisch und Material’

Weltmeisterschaften in Hattingen und Viersen


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Elisabeth Brand

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Elisabeth Brand

Elisabeth Brand

*1935
Gründungsmitglied der Viermärker Waldlauf Gemeinschaft e. V. (Dortmund)

In ihren späten 30ern findet Elisabeth Brand zum Laufen. Im Jahr 1974 gründet sie gemeinsam mit anderen Sportbegeisterten die Viermärker Waldlauf Gemeinschaft. Als (Sport-)Funktionärin bekleidete sie eine Vielzahl an Ämtern.

Kurzbiografie

  • Geboren 1935 in Mont St. Aignan (Frankreich)
  • 1960-1962 Referendarausbildung Amts und Landgericht Dortmund
  • 1968-2000 Mitglied TSC Eintracht Dortmund
  • Seit 1976 Mitglied der Viermärker Waldlauf Gemeinschaft e. V. (VWG)
  • 1978-1990 Vorsitzende der VWG
  • Seit 2002 Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Triathlon Union
  • Seit 2009 Ehrenvorsitzende der Viermärker Waldlauf Gemeinschaft e. V.
  • Auswahl weitere Ämter: Frauenwartin u. (später) Stellvertretende Vorsitzende des Stadtsportbundes Dortmund e.V.; Stellvertretende Vorsitzende des Frauenbeirats im LSB NRW und Ausschussmitglied “Frauen des Deutschen Sportbundes”; Breitensportwartin der Deutschen Triathlon Union e. V.

Elisabeth Brand über …

  • … Kriegsjahre im Ruhrgebiet

    „Essen in den Kriegsjahren habe ich gute Erinnerungen aber auch schlechte Erinnerungen. Essen wurde relativ früh bombardiert. Wir krochen dann durch den Keller von einem Haus in das andere. Da war ein Durchbruch. Und meine jüngste Schwester, geboren 1941, die wurde im Wäschekorb dann durch diese Durchreiche gegeben. Und wir hatten immer ein kleines Köfferchen mit dem Nötigsten bei uns. Das mussten wir also mitnehmen. Und ja, wenn man rauskam aus dem Keller, sah es natürlich manchmal dann nicht mehr so gut aus. Meine Mutter mit uns vier Kindern ist dann sehr viel evakuiert worden. Dadurch ist auch der Schulbetrieb natürlich sehr wechselnd gewesen. Zum Teil hat meine Mutter uns Kinder dann ein bisschen unterrichtet. Wir sind dann in Säckingen gewesen. Wir sind in der Nähe vom Riesengebirge gewesen.
    Man konnte nicht sehr lange an einem Ort bleiben. Haben dann das Kriegsende in Sprockhövel bei Hattingen erlebt. Auf der Zeche Haase. Das fanden wir Kinder natürlich sehr spannend. Da haben wir dann in einem Bunker erlebt, wie die Amerikaner einrollten. Wir haben zum ersten Mal farbige Menschen gesehen und wurden dann auch von unserer Mutter gewarnt. Wir sollten ja nichts, was sie im Haus hinterlassen hatten, anrühren. Man wusste ja nicht, ob das irgendwie kontaminiert sei. Aber die Soldaten waren sehr freundlich und haben uns dann auch immer was zu stecken wollen. Aber das sollten wir ablehnen.“

  • … die Lauf- und Trimm-Dich-Bewegung

    „Ich glaube, es hat sich von unten her entwickelt. In der Dortmunder Presse ist natürlich immer mal wieder etwas darüber berichtet worden, weil wir auch einen sehr engagierten Journalisten hatten, der sich dafür interessierte und auch mitgelaufen ist. Von den anderen Städten, wie es sich da dann weiterentwickelt hat, weiß ich nicht. Aber in unseren Vororten hat sich dann innerhalb von zehn Jahren an vielen Stellen auch ein Lauftreff entwickelt. Und wir haben zusammen später gut kooperiert. Bei längeren Läufen ‚Rund um Dortmund‘ zum Beispiel.
    Die Trimm-Dich-Bewegung habe ich in Anfängen auch in der Schweiz kennengelernt. An den Parkplätzen der Autobahn waren öfter mal Trimm-dich-Geräte, und auch in den Erholungsorten in der Schweiz waren Trimm-dich-Geräte angebracht. Und da hatte mein Mann dann auch die Idee, in Dortmund solche Trimm-Dich-Stationen zusammen mit der Industrie und Handelskammer einrichten zu lassen. Das hat sehr lange gut funktioniert. Mittlerweile ist das Interesse daran leider gestorben.
    Förderer waren eigentlich keine da, außer der Industrie und Handelskammer. Die hatten junge Leute, die sich auch für Sport interessierten und die haben dann mitgeholfen, so etwas in die Wege zu bringen. Ich glaube, die ganzen Stationen, die dann aufgebaut worden, die kamen letztlich dann doch vom Deutschen Sportbund.“

  • … Entwicklungen im Frauensport

    “Ich habe ganz unten angefangen, im Stadtsportbund. Bin da Frauenbeauftragte gewesen, früher hieß es Frauenwartin. Aber das Wort wollte man dann auch nicht mehr haben. Also Frauenbeauftragte ist es jetzt. Und die haben mich dann irgendwann entsendet in den Landessportbund. Und da habe ich sehr gerne sechs Jahre mitgearbeitet, weil da wirklich sehr engagierte Frauen waren, die zusammen vieles in ihren Heimatstädten unternommen haben, um den Frauensport zu fördern. Und immer wieder Eingaben an das Präsidium gemacht haben.
    Man hat erst einmal versucht zu sehen, wie viele Frauen in welchem Verein überhaupt engagiert sind. Und wenn Mitgliederversammlung des Stadtsportbundes war, hat man dann versucht, den Vereinsvorsitzenden vielleicht anzusprechen, wenn man wusste, dass dort wenig Frauen repräsentiert waren.
    Es war dann nachher ein großer Bereich, dass die Frauen Angst hatten vor allen Dingen in den Umkleiden und Duschräumen. Wir haben dann diese Plakate entwickelt im Landessportbund, dass die Frauen geschützt werden sollen im sexuellen Bereich. Und ich glaube, das war eine sehr gute Kampagne. Die aber später dann insgesamt vom Präsidium übernommen wurde. Also, es ist nie gesagt worden: ‚Das haben die Frauen entwickelt von sich aus und haben gesehen, wo da die Schwierigkeiten sind.‘ Sondern es wurde sofort dann nach drei, vier Jahren auf die höhere Ebene gehoben und gesagt: ‚Also, das ist der Landessportbund, der das macht‘.“

  • … Dortmunder Städtepartnerschaften und Marathonläufe

    „Eine Dortmunder Städtepartnerschaft ist Leeds in England. Ich weiß nicht, ob ich das erzählen soll. Da war zum Schluss dann so eine Strecke, die bergauf ging. Und als ich das sah, habe ich wohl zu meiner Kollegin nebenan gesagt: ‚Scheiße!‘ Und sie sagt: ‚Also, das hast du noch nie gesagt! Das kann ich in Dortmund auch nicht erzählen, dass du so etwas gesagt hast!‘
    Aber es war eben aus dieser Anstrengung heraus. Als man diesen Berg dann noch einmal sah. Das war der Leeds-Marathon, da hatten wir sehr gute Freunde, eben über die Städte Partnerschaft. Wir waren alle privat untergebracht.
    Die Partnerstadt Buffalo war sehr interessant insofern, als wir auch bei Familien untergebracht waren und dann ohne einen Pass vorzuzeigen, bis zu den Niagarafällen über die Grenze laufen konnten. Das war damals auch ein großes Ereignis. Und ich meine, das wäre auch so Mitte der 70er-Jahre gewesen, allein ins Ausland zu dürfen. Der Flug kostete ja damals auch Geld, und das war also ein großes Erlebnis.
    In Xi’An war ein Halbmarathon auf der Stadtmauer und ist insofern interessant durch die Terrakottaarmee, die wir dann auch gesehen haben. Wir haben also ein sehr interessantes Programm drumherum gehabt. Viele, die mit mir dann auch zu Wettkämpfen gefahren sind, haben gesagt: ‚Elisabeth, du hast bestimmt wieder irgendetwas, eine Kirche oder Museum oder irgendetwas, was wir dann besuchen.‘ Das habe ich auch gemacht. In Stockholm waren wir zum Marathon. Da sind wir mit dem Zug hingefahren, haben sehr schön gewohnt, hatten dann Zweibettzimmer, bis auch wieder was ausgetauscht werden musste, weil die eine schnarchte und die andere das nicht hören konnte. Aber wir hatten da ein Erlebnis in der Schlosskapelle. Ich hatte da Karten für ein kleines Konzert besorgt, und da ist das Königspaar erschienen. Und da habe ich gesagt: ‚Das habe ich extra für euch alles so arrangiert.‘ Das war natürlich reiner Zufall.“

  • … die Vormachtstellung der Borussia in Dortmund

    „Dortmund als Sportstadt wird eigentlich immer genannt. Aber es wird dominiert vom BVB, es ist leider so. Auch jetzt durch das Fußballmuseum. Wo die Stadt ganz viel Geld dazuzahlen muss, was vorher auch sicherlich bekannt war, aber so ein bisschen unter der Decke gehalten wurde. Wir haben viele Vereine, auch kleinere Vereine in den Vororten, die gut arbeiten, und ein Verein wie TSC Eintracht mit über 5000 Mitgliedern gehört zu den ganz großen Vereinen. Die haben immer sehr viel Zulauf, haben auch jetzt angebaut, haben eine wunderbare neue Tartanbahn, soviel ich weiß und machen auch eine ganze Menge für Kinder. Auch im Bereich Hockey zum Beispiel. Das sind vielleicht Vereine, die weiter wachsen werden, die weiter ihre Bedeutung haben werden, aber auch die kleinen Vereine. Aber gegen den BVB kommt man eben nicht an, wenn man auch sieht, was da ausgegeben wird für Bekleidung bis hin zu Bettwäsche für Kinder, für Erwachsene mit BVB-Logo drauf. Und es kommt immer was Neues raus. Und es wird immer teurer. Und es wird immer noch einmal ein neues Shirt gekauft. Also, da wundere ich mich wirklich manchmal. Aber im Lauftreff ist noch nie jemand mit einem BVB-T-Shirt erschienen.“

Gründung der Viermärker Waldlauf Gemeinschaft

Marathon- und internationale Erfahrungen

Weg zur Deutschen Triathlon Union


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Lothar Sommer

Lothar Sommer

Lothar Sommer

*1933
Vorsitzender des Stadt Sportbundes Herne (SBB Herne)

Seine ersten berufliche Schritte ging Lothar Sommer als Lehrling im Bergbau. Er prägte ab 1960 die Sportentwicklung in Herne. Für seine Arbeit wurde er im Jahr 1991 mit dem Ehrentitel “Bürger des Ruhrgebiets” ausgezeichnet.

Kurzbiografie

  • Geboren 1933 in Herne
  • 1950-1955 Bergmanns- und Kaufmannslehrling
  • 1951-1985 Aktive Spielerzeit als Handballer im CVJM Herne; in dieser Zeit wurde Lothar Sommer mehrfacher deutscher Meister und Vizemeister bei den Eichenkreuz-Meisterschaften
  • 1960 erste Funktion beim SBB Herne (Fachschaftsleiter Handball)
  • 1964-1999 Herner Sportausschussmitglied als Bürgervertreter
  • 1967-1989 Kaufmännischer Angestellter in der Steinkohle-Bergbau-Verwaltung
  • 1974- 1996 1. Vorsitzender des SBB Herne
  • 1991 Auszeichnung Bürger des Ruhrgebiets
  • 1993-2005 Funktionen im Landessportbund NRW (LSB NRW)
  • Seit 1996 Ehrenvorsitzender des SBB Herne
  • Seit 2005 Ehrenmitglied des LSB NRW

Lothar Sommer über …

  • … Erinnerungen an die NS-Zeit

    „An die Zeit des Nationalsozialismus kann ich mich eigentlich sehr gut erinnern, weil mein Großvater und die beiden Brüder meines Vaters Nazis waren. Und zwar alte Kämpfer, das waren ja die, die vor `33 Mitglied der NSDAP geworden sind. Und ich kann mich ganz genau erinnern: Als meine Großmutter 1938 ihren Geburtstag feierte, dass die beiden Brüder meinen Vater in die Mangel nahmen, die Unterschrift zu geben für die Mitgliedschaft in der Partei – was er nicht gemacht hat. Er war zwar kein Widerstandskämpfer in dem Sinne, aber er war nie Mitglied der NSDAP, auch keiner anderen Partei, auch später nicht.
    Mein Vater war als Bergmann unabkömmlich. Die Bergleute sind ja fast in großen Scharen freigestellt worden für den Bergbau, weil man ja die Kohle brauchte.
    Meine Mutter war mit uns drei Kindern, ich habe noch einen jüngeren Bruder und eine jüngere Schwester, vom 27. Mai 1943 an in Pommern. Wir sind am 1. Oktober still und heimlich von dort weggegangen, wieder nach Hause.
    Ich war da in der Schule und wir hatten auch Lehrer aus Herne mit. Und da war auch einer, so ein verrückter Nazi, der mich unbedingt auf die Adolf-Hitler-Schule bringen wollte. Und aufgrund meiner ersten Ohroperation hatte ich natürlich schon eingeschränktes Hörvermögen. Da bin ich also mehr oder weniger durchgefallen, was im Nachhinein sicherlich gut war.“

  • … Vereinslandschaft in Herne nach dem Zweiten Weltkrieg

    „Ich bin dann `46 praktisch in den Sportbetrieb eingetreten und habe in der Schülermannschaft des SC Constantin gespielt bis 1947. Dann war ich ja 14, konnte also in der Schülermannschaft nicht mehr spielen. Dann kam ich in die Jugend. Und da war gerade da oben in unserer Bergbaugegend so viel Betrieb, da hatten wir Jüngeren überhaupt keine Chance, in eine der beiden Jugendmannschaften zu kommen. Dadurch ist das dann eingeschlafen. Und es kam anschließend dazu, dass in unserem Viertel ein Fußballverein gegründet wurde. Da habe ich dann ab `49 auch einige Jahre noch Fußball gespielt, erst in der Jugend bis `51, dann bei den Senioren, wo, ich sage das jetzt mal ein bisschen scherzhaft: Bei den Senioren wurde mir zu viel geschickert und gefeiert, ob gewonnen oder verloren, Bier gab’s immer. Und dann bin ich, weil ich in der Jugendarbeit des CVJM tätig war, dann zum Handball gekommen. So ab `50 bin ich praktisch zweigleisig gefahren.
    Zur Neugründung kam es, weil ein Überangebot an Spielern auch beim SC Constantin war. Und da wir in unmittelbarer Nähe wohnten, ist das dann auf der Straße in unserem Bereich beschlossen worden. Und da wurde dann `48 der Antrag zur Gründung eines neuen Vereins an den Westdeutschen Fußballverband gestellt. Früher war da ein Holländer so maßgeblich die treibende Kraft. Die haben als Ajax Herne gespielt, im Hinblick auf Amsterdam.“

  • … Jugendarbeit und Sport beim CVJM in Herne

    „Ich war ja in der evangelischen Jugendarbeit tätig, da eine Handballmannschaft bestand habe ich mich da auch engagiert und bin eigentlich dann auch bis 1985 dabeigeblieben.  1985 habe ich das letzte Mal gespielt, als über 50-Jähriger. Mit 39 habe ich noch in der Landesliga mitgespielt, aber das war immer nur aushilfsweise, wenn andere Leute fehlten.
    Als ich angefangen habe, war das Feldhandball damals. Ich war immer Deckungsspieler, ob Fußball oder Handball. Ich war immer entweder Mittelläufer oder wurde dann rechter Läufer. Ich bin ja Rechtshänder und ich hatte nicht so einen strammen Wurf, dass die mich im Sturm gebrauchen konnten.
    In der CVJM habe ich also in der Jugendarbeit noch etwas geleistet, indem ich eine Jungschargruppe hatte und später, als die Jungs älter wurden, eine Jungenschaft. Bis `56, habe ich das ausgeübt, neben meiner Lehre und neben meinem Beruf.
    Wir haben einmal in der Woche damals beim Feldhandball trainiert, später zweimal, als wir ein bisschen höher spielten. Und diese Jungschar war einmal in der Woche. Und die Jungenschaft auch einmal in der Woche. Dazu kam ja dann, weil ich mit relativ jungen Jahren Vorstandsmitglied für den Sport im CVJM wurde, die Vorstandssitzung alle vier Wochen. Der Aufwand war schon nicht so gering.
    Wir hatten ein Sportgelände am Stadtgarten bei uns. Da waren zwei Plätze, ein Fußballplatz und ein weiterer Platz, der im Volksmund Heepen Wiese genannt wurde, weil da früher die Ziegen darauf waren. Der hat auch eine 133-Meter Laufbahn. Und da spielten wir unter anderem auch Handball. Da waren aber auch unterklassige Fußballvereine tätig.
    In der Zeit war ich praktisch nicht nur Funktionär, sondern auch selbst Spieler. Ich habe manches Amt betrieben in unserer Stadt. Ich wurde als junger Mann gewählt, als Fachschaftsleiter-Handball im damaligen Zweckverband für Leibesübungen, heute Stadtsportbund. Ich habe dann auch erfolgreich viele Turniere durchgeführt. Wir führten eine Stadtmeisterschaft ein, und dadurch hatte ich sehr viel Kontakt mit der Politik. Weil wir natürlich auch die Wünsche hatten, zum Beispiel eine große Halle zu bekommen, in der wir Handball spielen konnten. Wir hatten bis 1971 keine Großspielhalle in Herne. Die ist erst 1971 gekommen und in Wanne-Eickel war das 1970.“

  • … die Geschichte der Jugendvergleichskämpfe im Ruhrgebiet

    „Kontakte zu Nachbarstädten hatten wir ja dadurch, dass wir 1963/64 einen Jugendvergleichskampf eingeführt haben, später dann die Ruhr-Olympiade. Und da waren daran beteiligt: Bochum, Herne, Wanne-Eickel, Gelsenkirchen und Dortmund. Und das erhöhte sich dann nachher mal auf acht. Und dann hat sich der Professor Gramke, der Direktor des KVR Kommunalverband Ruhrgebiet, dafür starkgemacht nach einem Gespräch, was wir rein zufällig bei unserem Oberbürgermeister Urbanski geführt haben, dass er das ganze Ruhrgebiet dazu haben möchte. Und da hat dann eine Neuregelung in den 90er-Jahren stattgefunden. Ich glaube 1994, sodass dann alle elf kreisfreien Städte des Ruhrgebiets und die vier Landkreise für einen Wettkampf zusammenkamen. Und das lief bis 2015 etwa. Da kam dann diese Neuregelung durch das Land und durch den KVR, wobei dieser Bereich der früheren Zusammenarbeit, nicht mehr so gegeben war wie vorher.
    Das war für uns als Herner muss ich sagen, eine sehr gute Sache. Wir haben da auch sofort mit gemacht. Und `64 war ja der erste Wettkampf in Bochum an einem Wochenende. Ich weiß nicht, mit wie vielen Sportarten, mit Siegerehrung in der großen Ruhrlandhalle. 2000 Jugendliche waren da, die Verwaltung der Städte, Oberbürgermeister und so weiter. Also das war schon eine gute Sache.
    Die Initiative war von dem Stadtsportbund Bochum, das war die Sportjugend Vorsitzende Frau Wittig – wir haben immer gesagt Mutter Wittig, weil es eine Kneipe in Bochum gibt, Mutter Wittig. Und Karl-Heinz Krause, der später auch mal Vizepräsident beim Landessportbund war und lange Jahre Präsident des Turnerbundes.
    Es war so, dass wir angefangen haben als fünf Städte-Wettkampf. Wir waren dann teilweise sechs, dann ging es runter, auch durch die Eingemeindung auf vier. Dann waren wir wieder mal acht. Als dann so einige Sportjugenden hier aus dem rheinischen Bereich dazu kamen und dann, wie gesagt, durch ein Gespräch `81 mit dem OB bei uns in Herne, Manfred Urbanski und dem Professor Gramke ist dann der Gedanke geboren worden, alle zusammenzufassen. Aber nachher war das so groß geworden, dass sich kein Ausrichter mehr fand. Wir haben die Ruhr-Olympiade mehrere Male ausgerichtet, unter anderem 1997 im Rahmen der 100 Jahre Stadt Herne. Und dann auch etliches im Gysenberg, mit einem Konzert zum Beispiel von DJ Bobo, der in der Eissporthalle war, mit über 3000 Besuchern.
    Heute möchte ich mal sagen, wird immer mit großen Zuschauerzahlen herumgeworfen. Ich selbst habe bis jetzt keine Veranstaltung besucht. Aber es ist ja ein gewaltiger finanzieller Kraftakt. Auch wir haben früher mit 250.000, der Hauptsponsor war der KVR, das Ganze bewilligt, mit über 25 Sportarten, zum großen Teil männlich und weiblich. Und heute sind es dafür zwei bis drei Millionen, die das Ganze kostet. Ich weiß nicht, ob der Effekt da so groß ist. Im vorigen Jahr war das ja in Bochum, und ich fand, was eigentlich erreicht werden sollte, ist nicht so rübergekommen.“

  • … die Sportstättenlandschaft in Herne

    „Die Sportplätze sind hier alles fast alles Tennenplätze gewesen, und die wurden dann so alle vier, fünf Jahre renoviert. Die Decken mussten also dann erneuert werden, sodass man dann auch vernünftig spielen konnte. In Herne hatten wir ja das Stadion von Westfalia Herne, das war eine vereinseigene Anlage. Mittlerweile gehört das Gelände der Stadt, und der Verein bekommt auch entsprechende Zuschüsse. Sodingen ist ein Notsportplatz gewesen für die Berglehrlinge in den 50er- und 60er-Jahren und ist dann aber ’52 umgebaut worden für den SV Sodingen. Und wenn man das heute mal sieht, dass da 25.000 und 30.000 Menschen gewesen sein sollen oder da waren, um das anders auszudrücken, dann ist das überhaupt nicht verständlich. Durch die Hallenknappheit ist natürlich auch von den Sportlern gewünscht worden, vernünftige neue Hallen zu bauen. Das Gleiche gilt für das Stadion in Wanne-Eickel, das ’55 die Handball-Weltmeisterschaft beherbergte. Es haben da zwei Spiele stattgefunden, unter anderem mit Jugoslawien. Es waren aber auch hier Pokalspiele Berlin gegen Westdeutschland zum Beispiel, an das ich mich erinnern kann. Der Platz wird heute noch vom DSC Wanne-Eickel für die Meisterschaftsspiele genutzt.“

  • … die Rolle von Städtepartnerschaften für Herne

    „1989 nach dem Mauerfall sind wir dann Anfang 1990 sofort nach Eisleben als neue Partnerstadt der Stadt Herne gefahren und haben dort eine Vereinbarung mit den Eislebener Sportkameraden getroffen. Die hatten ja das Prinzip, dass jeder Sportbund in den Städten eine hauptamtliche Kraft hatte. Die hatten wir noch nicht zu dem Zeitpunkt. Dadurch haben wir auch bis heute diese Verbindung, dass da gewisse Sportaustausche stattfinden. Das Gleiche gilt für Frankreich, Hénin-Beaumont, mittlerweile auch eine frühere Bergbaustadt wie Herne. Dort fanden auch jährliche Begegnungen statt. Wir sind unter anderem 1972, als dort mal einen Stadionneubau eingeweiht wurde, mit 200 Sportlern und einer großen städtischen Politikergruppe zu einem Austausch gewesen, und zwar über drei Tage insgesamt. Das war eine sehr gelungene Geschichte. Wir haben noch mit Wakefield, das ist die Partnerstadt von Herne und auch von Castrop-Rauxel, lange Jahre einen Jugendsport-Austausch gehabt, auch von Verwaltungsmitarbeiter. Aber das ist beides eingeschlafen.
    Der Kontakt zu Eisleben ist auf Dauer ausgerichtet, durch die Vorstände, Stadtsportbund, Sport und Bäderamt, dann die Sportverwaltung in Eisleben. Heute gehört ja alles so dem Bereich Mansfelder Land und natürlich auch die Organisation des Sportes. Ich selbst bin also bestimmt zehnmal da gewesen. Und wir haben auch davon partizipiert, dass die sehr gerne hier nach Herne gekommen sind, zu Veranstaltungen auch im Gysenberg beim Spielfest da waren. Und ganz gerne kamen, wenn die Cranger Kirmes war, weil wir dann mit denen über die Kirmes bummeln, das war schon immer eine schöne Sache. Vor allen Dingen, wenn die Jugendlichen oder Kinder dieses Gedränge in Crange sahen, hatte ich immer Sorgen, ob wir die alle wieder mal einfangen konnten. Aber da muss ich sagen: Da herrschte Zucht und Ordnung, die waren immer alle pünktlich da.“

Der Herner Sportausschuss in den 1960er- und 1970er-Jahren

Spiel und Sport im Revierpark Gysenberg

Folgen der kommunalen Gebietsreform 1976

Das Aktionsprogramm Breitensport 1977


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