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Autor: Niklas Hack

Artur Tabat – 02

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Artur Tabat

*1942
Langjähriger Organisator des Straßenradrennens „Rund um Köln”

Das kölsche „Orjenal” Artur Tabat organisierte von 1973 bis 2018 die Wettfahrt „Rund um Köln”. Unter seiner Leitung entwickelte sich das älteste bestehende Straßenradrennen der Republik wieder zu einem populären Tageswettbewerb für Breiten- und Spitzensportler.

Kurzbiografie

  • Geboren 1942 in Köln-Raderthal
  • 1966 Erstmals aktiv als Ordner bei „Rund um Köln”
  • 1972 wird Tabat zum Präsidenten des Vereins Cölner Straßenfahrer 1908 e.V. (VCS)
  • 1973-2018 Leitung „Rund um Köln”
  • 1977-2018 Leitung „Rund um die Eigelsteintorburg”
  • 1990 „Rund um Köln” wird wieder Profirennen

Artur Tabat über …

  • … seine Anfänge bei „Rund um Köln”

    „Das war ja ganz schlimm früher. Wir mussten ja das Genehmigungsverfahren über die Regierung machen. Es ging ja nicht über das Straßenverkehrsamt, sondern die Regierung. Und die Regierung hatte verboten, über die Militärringstraße zu fahren, mit dem Radrennen. Das hieß, wir mussten am Decksteiner Weiher, Gleueler Straße das Ziel machen, mit Stromaggregat und weiß ich was. Und die Jugendrennen, die haben wir dann durch den Grüngürtel fahren lassen, über die Schotterwege. Also das war haarsträubend damals! Und dann ’73, das war sechs Wochen vor dem Rennen, da lese ich im Stadt-Anzeiger: ‚Gerd Uhlenbruch wirft das Handtuch!‘ Er hat mit mir nicht gesprochen. Er sagte: ‚Ich mache nichts mehr!‘ Aber er hat dadurch, dass er immer so spät auch anfing, das Rennen total heruntergefahren. Das Rennen war fast tot, muss ich sagen.
    1972 glaube ich, da waren nur noch 20 A-Fahrer am Start und vielleicht 20 B-Fahrer, ein ganz kleines Fahrerfeld. Und da hat er natürlich die Lust verloren. Das kann ich verstehen. Aber dass der dann sechs Wochen vorher sagt: ‚Ich höre auf!‘ – und dann kamen natürlich alle an: ‚Du musst das machen und ach, du musst das machen!‘ Ich war ja gerade selbstständig, drei, vier Jahre. Ich denke – ach, ehe es kaputtgeht, komm, machst du es einmal, und da müssen wir suchen und gucken, wer es weitermacht. Ja, mit dem einen Mal, das war ein Erfolg!“

  • … „das linke Ding vom Thurau”

    „Also ich kann mich erinnern, Didi Thurau, der im Jahre 1974 gewann. Das war auch so ein Ding. Hermann Jungbluth hatte ‘73 gewonnen. Und während des Rennens war der Dietrich Thurau 50 Kilometer vor dem Ziel weggefahren, und der Hermann Jungbluth ist hinter ihm her und hat ihn eingeholt. Und dann war der Thurau platt. Dann hat der Thurau, zu dem Herrmann Jungbluth gesagt: ‚Nimm mich mit!‘ Und der Hermann Jungbluth hat den dann 20 Kilometer am Hinterrad gehabt. Und dann hat der Thurau wieder mitgeführt, haben sie zusammen. Und sie sind zusammen auf die Zielgerade gekommen. Verfahren haben sie sich noch. Sie hatten drei Minuten Vorsprung. Zum Glück haben sie es noch früh gemerkt und haben gedreht und dann spurtet der Thurau und gewinnt. Der Hermann Jungbluth war so verdattert. Er sagte: ‚Er hat mir versprochen, dass er Zweiter wird, darum habe ich ihn ja mitgenommen, sonst hätte ich den abgehangen.‘ Das war das linke Ding vom Thurau. Und das war damals ein Wertungsrennen vom Bund Deutscher Radfahrer. Und ich erinnere mich genau: Rudi Altig war Sportlicher Leiter der Nationalmannschaft. Und Rudi Altig hat dem Thurau damals nicht gratuliert. Ich stand daneben, ich habe das ja mitgekriegt. Der Altig hat ja mitbekommen, was passiert war. Das war schon hart. Der Jungbluth sagt: ‚Ich habe gar nicht mehr gespurtet, das war für mich sowas von unfair!‘ Aber wie gesagt, für mich persönlich, für das Rennen war natürlich besser, dass der Thurau gewonnen hat. Weil der Thurau wurde dann ja ein ganz Großer. Und der Hermann Jungbluth hat ja dann zwei Jahre später aufgehört und ist in den Beruf gegangen.“

  • … Jan Ullrich als potenziellen Sportlichen Leiter von „Rund um Köln“

    „Da wollte ich ihn zum Sportlichen Leiter machen. Und da hat die Presse mir so dazwischengehauen. Ist jemand von der Bild-Zeitung hingegangen und hat sämtliche Sponsoren angemacht. Und dann kriege ich von Skoda einen Anruf vom Chef: ‚Herr Tabat, wenn Sie den Ullrich, wenn der Sportlicher Leiter wird, dann steigen wir aus!‘
     Und das sind rund 100.000 Euro gewesen. Das kann ich nicht machen. Da habe ich dem Ullrich gesagt: ‚Wir können Rund um Köln nicht zusammen machen, tu absagen!‘ Das ist der Grund. Und da hat Ullrich abgesagt. Ich wollte das nicht machen. Es wäre besser gewesen, wenn er Sportlicher Leiter geworden wäre. Und so sagte er dann ab.“

Familie und Zugang zum Radsport

Organisationsübernahme von „Rund um Köln” 1973

Finanzierung von „Rund um Köln” in den 1970er- und 1980er-Jahren

Berichterstattung und Wiedereinführung als Profi-Rennen 1990

Thema Doping


Hier finden Sie das vollständige Interview im PDF-Format:

Zu den Zeitzeugen NRW

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Britta Siegers

Britta Siegers

Britta Siegers

*1966
Internationale Spitzenathletin im Para Schwimmen und Rollstuhltennis

Spitze – in vielerlei Hinsicht! Britta Siegers schwamm zu acht paralympischen Goldmedaillen und spielte sich später auch im Rollstuhltennis in die Weltklasse. 1992 erhielt die Patentanwältin und promovierte Chemikerin als erste Behindertensportlerin die Goldene Kamera.

Kurzbiografie

  • Geboren 1966 in Leverkusen
  • TSV Bayer 04 Leverkusen
  • RTHC Bayer Leverkusen
  • Studium Chemie und Promotion an der Universität zu Köln
  • 1984 Paralympics in New York – 2x Gold, 1x Silber (Schwimmen)
  • 1988 Paralympics in Seoul – 1x Gold, 2x Silber (Schwimmen)
  • 1992 Paralympics in Barcelona – 5x Gold, 2x Silber, 1x Bronze (Schwimmen)
  • 1992 Goldene Kamera
  • 1994 Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen
  • Studium Jura für Patentanwälte an der Fernuni Hagen
  • 2004 Paralympics Viertelfinalistin (Tennis)
  • 1993-2006 Vorsitzende der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG)
  • Seit 2012 Mitglied der Jury der Herbert Grünewald-Stiftung

Britta Siegers über …

  • … ihren Wechsel zum TSV Bayer 04 Leverkusen und erste Erfolge im Leistungssport

    Ich war als Kind erst in Kölner Vereinen aktiv und habe sogar an Wettkämpfen teilgenommen, nachdem ich im Alter von 3 Jahren Schwimmen gelernt hatte. Irgendwie fühlte ich mich dann als Jugendliche dort nicht mehr so zu Hause, und hatte sogar kurzzeitig aufgehört, an Wettkämpfen teilzunehmen. Dann begann aber die Suche nach einem anderen Verein und ich habe verschiedene Vereine ausprobiert. Bei einigen war ich allerdings völlig fehl am Platze. Aber das ist so ein bisschen wie der rote Faden, der sich durch mein Leben zieht, dass ich oft das Glück hatte, auf Leute zu treffen, die die entscheidenden Tipps geben. Und eben dieses Glück hatte ich bei einem Probetraining in Bensberg. Dort traf ich auf meinen späteren Mannschaftskollegen, der sofort erkannte, dass ich dort nicht richtig wäre und der mir anbot, mich mal zum damaligen TUS 04 Bayer Leverkusen mitzunehmen (heute TSV), Abholung inklusive (ich hatte da noch keinen Führerschein). Dort wurde ich eben wieder auf eine liebevolle Art an den Leistungssport herangeführt, so dass ich wieder Spaß daran hatte und mein Ehrgeiz war zudem geweckt worden.

    Mein erster Start für meinen neuen Verein war bei den Landesmeisterschaften. Und dann war es so der Tag der Tage, bei dem alles RICHTIG läuft. Ich hatte einen männlichen Konkurrenten genau mit derselben Behinderung, der als unschlagbar galt; der erfolgreicher Paralympics-Schwimmer Wolfgang Goris. Er hatte einen der schwärzesten Tage und ich hatte den hellsten, denn ich habe ihn -als damals Jugendliche- zweimal geschlagen. Meine Vereinskameraden waren sich sicher, dass da schon mehr drin ist. Sie eröffneten mir die Möglichkeit, neben dem Schwimmtraining in der Behindertensportabteilung auch in der Schwimmmannschaft mitzutrainieren, was damals ein echtes Novum war. Und da hatte ich wieder das, was mir so viel bedeutete, ich war in einer Schwimmmannschaft mit Gleichaltrigen. Klar musste ich mich wahnsinnig anstrengen, um da mitzukommen. Meine Mannschaftskameraden hatten ja „zwei Motörchen“ mehr, ich musste das irgendwie ausgleichen.‘
    Ich bin mir sicher, dass mir genaue dieses Training in einer Nichtbehinderten-Wettkampfmannschaft den Biss gegeben hat für die Wettkämpfe nachher und, dass dies mein Schlüssel zum Erfolg war. Zunächst war ich erst in der zweiten Mannschaft und dann wurde ich in die erste Wettkampfmannschaft aufgenommen. Ich bin sogar Nichtbehindertenwettkämpfe mitgeschwommen und auch bei Mannschaftsmeisterschaften war ich Teil des Team. Das hat mir so viel bedeutet. Ich bin immer bis zum Umfallen geschwommen, damit bloß der Trainer nicht sagte, dass ich nicht mehr schnell genug war. Also in dieser Mannschaft zu sein, war für mich alles. Mit diesem Training unter diesen idealen Bedingungen wurden meine Zeiten besser und besser und ich habe mich dann für meine ersten Paralympics qualifizieren können. Mein Schlüssel zum Erfolg war, dass ich wirklich die Möglichkeiten hatte, wie Top-Schwimmer mindestens einmal täglich zu trainieren.

  • … Teamwork – der Schlüssel zur Vereinbarkeit von Studium und Leistungssport

    „Studium und Leistungssport waren vereinbar, aber es forderte mir schon viel ab. Und für mich galt immer das Motto: ‚Das Studium darf nicht unter dem Sport leiden.‘“

    Um dies möglich zu machen und um Erfolg haben zu können, bedarf es eines starken Umfeldes aus Familie und Freunden, die großes Verständnis dafür aufbringen und wo man Unterstützung findet. Weil der Tag ist so durchgetaktet ist, da bleibt nicht viel Raum für andere Aktivitäten. Da haben die Eltern mich super unterstützt..
    Ich konnte mich voll konzentrieren auf mein Studium und auf meinen Sport. Und viele Dinge wurden mir abgenommen. Ganz ehrlich, sportliche Erfolge erzielt man nicht alleine, sondern nur aus einem Team heraus; einem Team aus Freunden, Familie, Trainer und Verein . Auf ein solches Team konnte ich zurückgreifen und meine Trainer, insbesondere meinen Toptrainer Rudi Böhm, der mich exakt auf den sportlichen Höhepunkt hintrainiert hat. Aber auch das ganze Umfeld muss stimmen, dass man mental die Stärke hat, um im Wettkampf auch die Top-Leistung abzurufen. Ich hatte das Glück, eben auf so ein tolles Team bauen zu können, dass ich im Verein dieses tolle Umfeld gefunden habe, dass ich Top- Trainer hatte, die alles aus mir rausgeholt haben.”

  • … Unterstützung durch die Sporthilfe

    “Die Sporthilfe selber, das ist heute deutlich anders, hat zu meiner aktiven Zeit mehr oder weniger Aufwandsentschädigungen für die Top- Athleten der Paralympics bezahlt. Ich habe immer gesagt, das war das Spritgeld, um zum Training hin- und herzufahren. Ich hatte über den Verein und später meinen damaligen Arbeitgeber die Bayer AG optimale Möglichkeiten während meines Chemiestudieums und konnte vor den Paralympics 2004 mit unbezahltem Urlaub diese Zeit für mehr Turniere nutzen.“

    Von der Sporthilfe alleine konnte man nicht leben. Heute ist das besser, da es eben auch Möglichkeiten gibt, wie Team Olympia, um beispielsweise Beruf mit dem Sport leichter miteinander zu vereinbaren, z.B. durch Reduzierung der Arbeitszeit und Kompensation des Verdienstausfalls. Das ist schon sehr wichtig, dass man auch da genügend Zeit für den Sport und die auch notwendigen Regenerationszeiten.”

  • … ihren Weltrekord 1992 in Barcelona

    Barcelona war sicher mein absolutes sportliches Highlight. Ich hatte mich gut extrem vorbereitet. Es war für mich klar, dass 1992 mein sportlicher Höhepunkt werden sollte, bei dem ich das Maximale aus mir herausholen wollte. Es galt, wenn nicht jetzt, dann nicht mehr, da klar war, dass ich danach mein Studium beenden und in den Beruf einsteigen würde. Und da war auch klar, dass mit dem Beruf diese Trainingsmöglichkeiten in dieser Intensität, wie ich sie vor Barcelona hatte, mit bis zu 30 Stunden die Woche, so nicht mehr abbildbar wären. Also, wenn ich noch eine Chance hatte, Bestzeiten zu schwimmen, dann in 1992. Und es hat geklappt: Die 400 Meter waren ja mein erstes Rennen bei den Paralympics 1992 und am Tag vorher war die Eröffnungsfeier, die einen emotional noch auf ein höheres Niveau katapultiert hat. Die Eröffnungsfeier mit 65 000 Zuschauern , der Einzug ins Paralympische Dorf waren sehr motivierend und haben mir den letzten Schub gegeben. Und dann war dieses 400 Meter-Rennen, was in vollem Stadium von zwei Königinnen betrachtet wurde, -der spanischen und der schwedischen Königin, denn ich hatte auch eine spanische Mitkonkurrentin im Feld. Es war eine irre Stimmung, man wurde getragen von dem Applaus der Zuschauer. Ich hatte ja im Vorlauf fast schon meinen Weltrekord verloren an die Australierin Priya Cooper, die aus dem Nichts aufgetaucht war und sich in super Form präsentierte. Ihr Rennen im Vorlauf konnte ich im Last Call Room verfolgen, bevor ich an der Reihe war. Ich pokerte, schwamm den Vorlauf taktisch und bin als Zweitschnellste ins Finale eingezogen. Das Rennen war so irre spannend. Ich kann mich heute noch an jede Sekunde des Rennens erinnern. Mir war nach dem Start das Wasser in ein Brillenglas gelaufen und ich konnte genau auf die Seite, die wichtig war, an den entscheidenden Bahnen nicht gucken. Ich spürte aber, dass die Australierin zunächst vorne war und zwar bei den ersten 150 Metern und dann wurde es ganz eng. Wir haben uns extrem gepuscht und waren superschnell unterwegs, bei der 200 m Wende war ich auf Rang 1 und unter dem 200 Meter Weltrekord und das als Durchgangszeit für die 400. Es war eine unglaubliche Stimmung, es war irre laut. Wir wurden frenetisch angefeuert, da die Zuschauer darüber informiert wurden, dass wir auf Weltrekordkurs waren. Priya und mich trennten am Ende 54 Hundertstel und ich hatte in mit neuer Weltrekordzeit gewonnen. Es wurde bei der Siegerehrung zum ersten Mal, die Nationalhymne gespielt anstelle der olympischen Hymne. Mein Konterfei erschien gepickelt auf der großen Anzeigentafel neben meinem Namen. Was für ein toller Moment.”

  • … den Einstieg in das Rollstuhltennis

    “Ich habe auch einige ehrenamtliche Aufgaben übernommen, so z.B. bis 2006 in der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG), die weit mehr bietet als als die Kontaktpflege der Olympioniken oder die Fair-Play Initiative. Wir haben versucht, über Projekte Geld zu generieren, mit denen wir Behindertensportler/Innen aus der Region unterstützen konnten. Wir waren beispielsweise als DOG-Team beim Köln-Marathon dabei mit dem Handbike, mit Inlinern oder als Läufer. Wir hatten einen Sponsor, der für die Finisher Geld für Projekte bereit gestellt hat und wir haben mit dem Geld am Olympiastützpunkt die Laufbahnförderung für Menschen mit Behinderungen finanziell unterstützt. Wir hatten zudem einmal im Jahr einen Olympiaball im Bayer-Casino, wo auch der Überschuss aus dem Ball dafür genutzt wurde, Talente auszuzeichnen, wo es Förderpreise gab und wo wir versucht haben, mit dem Geld noch weitere Projekte zu unterstützen.

    Ich bin zudem in der Jury der Herbert Grünewald Stiftung , wo wir auch einmal im Jahr für besondere Projekte Geld bereitstellen für Projekte, die die Menschen mit Behinderungen betreffen und die die Inklusion fördern.  

    2012 war ich Patin des Kölner Innovationspreis Behindertensport, ein Preis den Personen oder Vereine bekommen, die Projekte durchgeführt haben, um Köln, die „Stadt mit Hetz“, noch behindertenfreundlicher zu machen.”

  • … Auswirkungen der UN-Behindertenrechtskonvention

    „Es sollten sich damit vieles für Menschen mit Behinderungen verbessern und eine Gleichstellung erreicht werden. Eigentlich gut gedacht, es hat aber an vielen Stellen auch zu einer gewissen Überforderung geführt. Es ist nicht immer alles eins zu eins umsetzbar, das weiß auch jeder. Der Start war oft sehr hubbelig und ist nicht immer in die richtige Richtung gelaufen, weil eben viele auch überfordert waren, weil es plötzlich so aufoktroyiert wurde. Es war sicher sehr gut gemeint, die Umsetzung war aber schwierig und sie ist nach wie vor holprig. Es gibt auch Bereiche, wo das nicht einfach implementiert werden kann, wie beispielsweise generell in den Schulen. Dann kann man jetzt nicht einfach sagen: ‚Das muss man von heute auf morgen lernen.‘ So etwas muss wachsen. Da gibt es sicher noch viel zu tun. Die Idee ist sicher gut, man muss das aber auch differenziert betrachten. Es wird nicht in allen Bereichen gut umsetzbar sein. Man sollte dann vielleicht gewisse Schwerpunkte schaffen und es nicht generell „ausrollen“. Und bei scheinbar schwierigeren Bereichen nimmt man sich Zeit, um mal wirklich zu gucken, wie der beste Weg aussieht. Es gibt noch viel zu tun. Vor allem brauchen wir ein besseres Verständnis.  Das wird nicht schnell gehen. Das ist ein Langzeitplan, den wir haben. Und jeder Schritt, der eine gewisse Verbesserungen bietet, ist der Richtige. Aber wir dürfen da jetzt nicht hektisch herumtrommeln, wir brauchen hierfür einen langen Atem.”

Zugang zum Sport

Akzeptanz durch Mitschüler und Traningspartner

Paralympische Erfahrungen

Exponat: Goldene Kamera


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format:

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Ulrich “Ulli” Potofski

Ulrich “Ulli” Potofski

Ulrich “Ulli” Potofski

*1952
Sportreporter und -moderator (u. a. WDR-Hörfunk und RTL-plus)

Der gebürtige Schalker Ulli Potofski begann seine Karriere bei Radio Luxemburg. Als WDR-Rundfunkreporter berichtete er von den Spielen der Fußball-Bundesliga, bevor er als Sportchef des jungen Privatsenders RTL-plus den Wandel der Sportberichterstattung vorantrieb.

Kurzbiografie

  • Geboren 1952 in Gelsenkirchen-Schalke
  • 1970 Beginn der journalistischen Laufbahn als Moderator bei Radio Luxemburg
  • 1979-1984 Sportreporter des WDR-Hörfunks (unter Abteilungsleiter Kurt Brumme)
  • 1984-1992 RTL-plus-Sportchef
  • 1989 Bambi-Preisträger (Gewinner der Leserwahl zum beliebtesten Fernsehmoderator)
  • 1992-1995 Kommentator und Moderator (im Auftrag) des Pay-TV-Senders Permiere
  • 1993-2006 RTL-Chefkommentator
  • Seit 2006 Kommentator bei Premiere/Sky Deutschland

“Ulli” Potofski über …

  • … das Vereinsleben in den 1950er-Jahren

    „Es gab die Wahl damals zwischen mehreren Schalker Vereinen, das war – ich glaube Schalke 96 gab es noch, Teutonia Schalke, Schalke 04 natürlich und Eintracht Schalke. Aber ich ging zur Johannes Schule und direkt neben der Johannes Schule war das Gesellschaftshaus Eintracht. So hieß das und da gab es eine Tischtennisplatte. Da gab es so einen geheimnisvollen Keller, da gab es eine Kegelbahn, da konnte man kickern, und das fand ich, als ich acht oder neun Jahre alt war, faszinierend. Und da war der Entschluss schnell da – du gehst zu diesem Verein, weil da kannst du die ganzen anderen Dinge genauso mitnutzen. Also ein bisschen Tischtennis spielen, Kickern, Kegeln und so weiter. Und was das Tolle war: Manchmal wurde man damals zum Kegel aufstellen verpflichtet. Da gab es, glaube ich, zwei Mark dafür. Wenn man dann den ganzen Abend die Kegel noch per Hand aufgestellt hat. Es war unglaublich viel Geld für uns zwei DM. Und das war auch ein Grund, die Eintracht zu favorisieren.“

  • … Zeiten, in denen Fußballer noch „malochten“ und Bier tranken

    „Aber ich wollte noch erzählen, dass aus der `58 Meistermannschaft Ille Karnhof, auch für heutige Verhältnisse, das klingt wie ein Märchen, der hat auch noch ganz normal gearbeitet als Bergarbeiter. Ich weiß, dass der erzählt hat, dass er 500 Mark gekriegt hat von Schalke 04 als sogenannter Lizenzspieler. Und der war Kollege von meinem Vater. Und der kam ab und an zu uns nach Hause. Also ein Spieler aus der Oberliga-Mannschaft und der hat dann aber auch mit meinem Vater drei, vier Schnäpse getrunken und drei, vier Flaschen Bier. Das war ganz normal. Aber das war der Unterschied zu heute, dass Schalke wirklich diese tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes familiäre Verbindung noch erzeugt hat. Und ganz klar, dass man da natürlich von infiziert wird und dass man dann ja vom Herzen und von der Seele her Schalker ist. Und das bin ich natürlich geblieben. Aber ich möchte betonen überhaupt kein Fanatiker. Und heute ist es so, dass mich die Spieler eigentlich kaum noch interessieren, sondern mich interessieren eigentlich mehr die Menschen, die dort hingehen. Und die hätten es eigentlich mal verdient, dass Schalke mal wieder Deutscher Meister wird.“

  • … die Probearbeiten bei Radio Luxemburg unter Frank Elstner

    „Und das war so ein Tag, da war ich 18 oder 19, den ich natürlich nie vergessen werde. Ich bin also dann nach Luxemburg gefahren, und es gab die Villa Louvigny. Das war das damalige Sendezentrum, ein legendäres Funkhaus. Belgier, Franzosen, Engländer, Deutsche, alle arbeiteten da unter einem Dach und die machten alle für ihre Nation ein eigenes Programm. Und es gab Stars wie Camillo Felgen zum Beispiel, Frank Elstner natürlich. Jochen Pützenbacher, Helga Guttion das waren alles Radiostars in der damaligen Zeit. Gibt es auch heutzutage in dieser Form nur noch höchst selten, dass Leute vom Radio echte Stars werden. Aber Radio Luxemburg hatte damals 10 Millionen Hörer pro Stunde auch eine Zahl, die nie wieder erreicht werden wird. Und Frank sagte, als ich dann da ankam: ‚So junger Mann, jetzt wollen wir mal gucken, ob Sie Radio können.‘ Und er setzte mich auf die andere Seite der Glasscheibe. Damals war das noch mit Technikern. Und Frank sagte: ‘Stellen Sie sich vor, Sie sind der Moderator, unsere Sendung “Autofahrer Unterwegs“ alle Leute in den Autos hören RTL. Es gibt einen Stau zwischen Köln und Dortmund und alle hören Radio Luxemburg. Unterhalten sie diese Leute fünf Minuten. Ab gleich – aber ich sage Ihnen schon mal vorher Sie dürfen nichts über sich selber erzählen. Bitte jetzt fünf Minuten.‘“

Kurt Brummes Reaktion auf Potofskis Wechsel zum  Privatfernsehen 1984

Erinnerungen an den 11. September 2001


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format:

Zu den Zeitzeugen NRW

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Rainer Maedge

Rainer Maedge

Rainer Maedge

*1944
Präsident des KEC Die Haie e.V. (KEC)

Als Kind spielte Rainer Maedge Eishockey auf dem Aachner Weiher. Heute ist er der Präsident des KEC. Maedge war federführend in der Gründung des Eishockeyverbandes NRW e.V. (EHV NRW) als ersten reinen Eishockey-Fachverband im Jahr 2015 involviert.

Kurzbiografie

  • Geboren 1944 in Leipzig
  • 1965 Eintritt in die SPD
  • 1975-1987 Mitglied des Landtages in NRW
  • 1983 Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland
  • Seit 1987 Mitglied des KEC
  • Seit 1996 Präsident des KEC
  • 1999-2004 Präsident des Stadtsportbundes Köln
  • 2018-2020 Präsident Eishockeyverband NRW e.V.
  • 2020 Goldenen Ehrennadel des LSB NRW

Rainer Maedge über …

  • … die Rolle des Ehrenamtes

    „Ich weiß es noch genau, weil wir damals in Köln-Braunsfeld wohnten, habe ich bei der TTG Vogelsang angefangen, Tischtennis zu spielen. Das war eine schöne Zeit, man hatte dort auch Klassenkameraden. Insofern ist bis heute die Verbindung zum Sport geblieben. Was mich damals schon beeindruckte, ohne es in dieser Schärfe zu erkennen, war das Drumherum. Also, wie viele Leute zur Verfügung stehen mussten. Die machten das vielfach ehrenamtlich und die machen es bis heute noch ehrenamtlich. Und da habe ich mir damals schon überlegt – jetzt nicht vom ersten Tag an, aber das ist dann mit der Zeit so gewachsen, warum machen die das eigentlich? Und eine endgültige Antwort gibt es wohl nicht. Ob es die sozialen Kontakte sind, ob man sich dem Sport verbunden fühlt, ob man Kinder fördern will, was auch immer der Grund sein mag. Und ich habe mir gedacht: Wenn du mal älter wirst und nicht mehr so oft Sport machen kannst wie jetzt, dann gibst du das zurück.

    Und wirst, wenn es so gewollt ist, Sportfunktionär und da machst du das Gleiche, was die gemacht haben. Ich hatte da wirklich keine Vorstellungen davon und hatte es nie bedacht, da einmal eine herausragende Position zu betreiben. Ich habe einfach nur diesen Ansatz verfolgt, ein Stück wiedergeben zu wollen, was man da selber mitbekommen hat. Und ich glaube, das war keine falsche Entscheidung.“

  • … den FC Landtag

    „Ich bin drei Wahlperioden hier im in meinem Wahlkreis in Köln-Mülheim direkt gewählt worden. Die erste Wahlperiode war von 1975 bis 1980. Ich dachte, da könnte man ja so was machen – Fußball. […] Beim Bundestag gab es eine Mannschaft und da gab es ja Querverbindungen. ‚Ach, du spielst da?‘ Warum macht ihr denn so was nicht?‘ ‚Da könnte man mal gegeneinander spielen.‘ Da habe ich aber festgestellt, dass in der ersten Wahlperiode von 1975 bis 1980 viele ältere Abgeordnete waren. Wir kriegten dann drei, vier Leute zusammen, die Interesse hatten. Das haben wir auch probiert. Das war ein Freund, er ist leider viel zu früh verstorben, der Uwe Herder aus Wuppertal und ein Kollege aus der CDU. Wir zu dritt haben dann versucht, da was zu machen. Wir haben aber festgestellt: Es hat keinen Sinn.
    1980 änderte sich das schlagartig. Da waren die Älteren fast alle weg. Das kann ich locker sagen. Nicht in dem Sinne, dass sie dann nicht mehr gelebt haben, sondern die haben aufgehört. Jedenfalls kamen neue Leute, und da haben wir es wieder probiert. Und dann ist es tatsächlich gelungen, ohne dass wir da einen Verein daraus gemacht haben, ein erstes Spiel zu organisieren gegen die Professoren der Uni in Bochum. Das weiß ich noch. Die Studierenden kamen dann mit Transparenten ‚Düsseldorfer Sparschweine‘ gegen, ich weiß nicht, die Professoren kriegten da auch einen mit. Ich weiß nicht, wie das Spiel ausgegangen ist. Entweder haben wir knapp gewonnen oder knapp verloren, ist auch völlig egal. Und da hat es eigentlich gezeigt, dass es geht. Und dann haben wir gesagt: ‚Dann könnten wir ja einen Verein gründen.‘

    Und dann waren auf einmal auch Abgeordnete dabei, die sagten: ‚Ja, ich kann zwar nicht selber spielen, aber mit meinem Beitrag könnt ihr rechnen.‘ Und dann haben wir den Uwe Herder zum Vorsitzenden gemacht. Der hatte ja nicht so viel zu tun. […]
    Wir haben überall gespielt. Wir haben in Frankfurt im Waldstadion gespielt, mit großer Anzeigetafel, als Vorspiel eines Bundesligaspiels. Wir haben sogar hier im Knast in Köln-Ossendorf gespielt. Da gibt es auch ein Foto davon, also quer durch. Und das ist bis heute so geblieben. Die Namen haben sich geändert, es hat dann ein CDU-Kollege aus dem Hochsauerland für viele Jahre das Präsidentenamt innegehabt. Er hat das auch gut gemacht, und er hat den Laden zusammengehalten. Die Mannschaft existiert heute noch.“

  • … die Sportlandschaft in Köln der 1950er- und 1960er-Jahre

    „Und hier in Köln war es selbstverständlich, da fuhr man mit dem Fahrrad zum FC. Da zahlte man als aktiver Vereinssportler zehn Pfennig. Es war so eine schwarze Karte, die wurde dann abgerissen, da kann ich mich sehr gut dran erinnern. Und dann stand man im alten Stadion. Die waren ja zum Teil noch mit Gras bewachsen, diese Stehplatzränge. Ich habe die alle noch gesehen. Ich hätte niemals gedacht, dass ich dann mal zu Hans Schäfer und auch Jupp Röhrig mal so einen Kontakt haben werden. Röhrig wurde dann später mein Angestellter, das hätte ich nie gedacht.
    Man hat dann als Zuschauer voller Bewunderung geguckt, was die da unten machten. Man muss fairerweise sagen, so voll, wie heute die Stadien sind, waren die damals nicht. Karl-Heinz Thielen, der war dann auch mal in dem Unternehmen, indem ich tätig war. Er hat mal richtig gesagt: In dieser Zeit, in den 50er-Jahren und vielleicht auch noch in den 60er-Jahren, da hat es noch nicht diesen Zuschauerboom gegeben. Den hat es erst später gegeben.

    Aber vom FC kann ich mich noch gut an einen Großteil der Mannschaftsaufstellung erinnern. Stollenwerk, Schnellinger, Ewert im Tor und so weiter. Dann gab es noch Mühlenbrock und Wilden. Wilden war damals noch ganz jung. Vorne der Sturm, da war der Christian Müller. Jupp Röhrig und Heinz Schäfer, da hat man noch mit Fünferkette gespielt, man hatte damals noch diese WM-Aufstellung.
    Ich kann mich auch noch an das erste Training mit Tschik Čajkovski erinnern. Als er in Köln Trainer wurde, bin ich extra zum Geißbockheim gefahren, um das zu sehen, es war damals ein Ereignis. Das habe ich auch immer in den Zeitungen verfolgt. Spitzensport war für mich schon was. Aber wie gesagt, in Junkersdorf gerade im Bereich des Müngersdorfer Stadions, da spielten auch kleinere Vereine eine Rolle und mich interessierte das einfach.
    Ich kann mich auch daran erinnern, dass ich in die alte Radrennbahn gefahren bin, um Radrennen zu sehen. Ich weiß heute noch, da war diese Piste, die dann mal später überbaut worden ist, als das zentrale Stadion umgebaut worden ist. Dann haben der FC und Victoria da gespielt.
    Als da Radrennen gefahren wurden, kann mich noch an die roten und grünen Lampen erinnern, ich wusste zwar nicht welche Bedeutung die hatten, aber das war egal, man war dabei. Und Rot-Weiß, da habe ich natürlich davor gestanden. Da habe ich mir gesagt: Da wirst du niemals rein können. Das sind die Reichen, das ist nicht deine Wellenlänge, damit wirst du niemals was zu tun haben. So war das damals, man nahm das Geschehen war und der Sport gehörte immer dazu. […]

    Die alte Kölner Sporthalle, die habe ich in vielfältiger Hinsicht in Erinnerung. Zum Beispiel durch die Sechstagerennen, die wir ja alle hier hochgehalten haben. Aber man muss auch fairerweise sagen, dass in den letzten Jahren der Zuschauerandrang etwas zurückging. Ich war immer im Innenbereich, da konnte man auch sitzen. Und ein alter Freund von mir, der Franz Wendland, der war Hallenchef, er hatte das von dem Hans Grün, glaube ich, übernommen. Das war schon irgendwie spannend, auch mal mit den Fahrern selber und mit den Verantwortlichen zu reden. Mich hat es da gehalten bis zum Schluss. Und als die Halle abgerissen wurde, habe ich von einem Schlosser zwei Veranstalter-Plätze rausschneiden lassen und die bei mir zu Hause im Keller an der Wand festgemacht. Da steht noch Veranstalter drauf. Der Franz Wendland, der hat mir gesagt: ‚Wenn du was haben willst, dann hol es dir. Du musst es nur auf eigene Kosten machen und es selber rausholen.‘ Dann habe ich einen Schlosser beauftragt, der hat diese beiden Sitze dann für mich demontiert, es war ja alles festverschweißt.
    Insofern hat mich das natürlich auch beeindruckt.“

  • … Anekdoten zu Jean Löring und der Fortuna

    Jean Löring war der Patron der Südstadt. Und er legte immer Wert darauf, dass man zu den Spielen kommt, die waren meistens sonntags. Da rief also seine Sekretärin an: ‚Der erwartet Sie, können Sie nicht kommen?‘ Und na ja, manchmal passte das und manchmal nicht. Aber meistens passt es doch. Und dann hat er immer großen Wert darauf gelegt, dass man vom Bacchus aus bis zum Südstadion zusammen ging.
    Der Löring kannte ja die meisten, und wenn dann einer kam und nach etwas Geld fragte, dann drückte der Löring dem einen Zwanziger in die Hand. Aber es kam auch mal vor, dann sagte der: Ich han kein Geld, können Sie dem nicht einen Zwanziger geben?‘ Und dann machte man das, so war der. Die Südstadt, die war für ihn etwas ganz Besonderes.
    In der Zeit, als es mit ihm wirtschaftlich bergab ging und es gesundheitlich schwierig wurde, dann tat mir manches so weh.
    Als man die Treppe hochging ins Bacchus, da hingen so Schinken, sage ich jetzt mal, das waren so Bilder und Ölgemälde mit goldenem Rahmen. Da war am Ende nur noch die Kordel da, wo die mal dranhingen. Den Rest hat das Finanzamt gepfändet.
    Und dann hatte er noch einen Artikel aus dem Express, wo das beschrieben war, den hatte er sich an die Wand getackert. Der hatte auch einen Billardtisch im Raum, der war dann auch weg. Der hatte eigentlich auch einen großen Besprechungstisch mit schönen Stühlen, das war dann auch alles weg. Am Ende saß er nur noch da, an einem normalen Schreibtisch mit normalen Stühlen. Das hat mir so weh getan, ich konnte es fast nicht mehr sehen.

    Aber wir hatten auch ein sachliches Problem miteinander, er wollte mit der Fortuna den FC überflügeln. Ich habe ihm immer gesagt: ‚Lass es, das schaffst du nie.‘ Andere haben ihm das auch gesagt. Das führte auch zu komischen Situationen. […]

    Dann wollte er die Fortuna neu positionieren. Und dann hatte ich mit verschiedenen Sportinstituten gesprochen, die solche Untersuchungen machten.
    Die Studierenden der Universität hatten damals eine stärkere Neigung zur Fortuna als zum FC. Und so war meine Idee, aus der Fortuna so etwas zu machen wie Sankt Pauli – nicht mit dem Kiez, sondern eben mit der Uni. Das kann man ja auch so entwickeln. Dann habe ich ihm das alles vorgetragen und die Unterlagen und wie das alles so geht. Jedenfalls sagte er: ‚Lass das doch alles hier.‘
    Und dann hörte ich nix. Dann habe ich nachgefragt: ‚Wie geht das denn? Ich höre nichts mehr.‘ Dann hat er gesagt: ‚Mir gefällt das so noch nicht. Ich mache da noch etwas.‘
    Und dann hat er selber eine Untersuchung in Auftrag gegeben, wo dann am Ende rauskommt, dass er der Größte ist. Gut, das habe ich dann hingenommen. Was soll ich denn sonst machen? Ich habe die Zusammenarbeit damit beendet. Das war auf der Mitgliederversammlung – eine der wenigen, die bei der Fortuna überhaupt stattgefunden hat, wo er nicht mehr wieder kandidiert hat. Und ich bin dann auch in der gleichen Versammlung ausgeschieden. Das war nicht so schön in dieser Zeit. Aber das hindert mich auch jetzt nicht daran, jährlich einmal zu seinem Grab auf dem Südfriedhof zu gehen. Er ist schon eine Marke gewesen.“

  • … die Gründung der Deutsche Eishockey Liga

    „Ich kam damals in den Verwaltungsrat. Es war dann 1987, und da über die Wirtschaftlichkeit zu achten, das war nicht so einfach. Die Vorstände wechselten und dieses System war dann irgendwann einfach zu Ende. Das funktionierte nicht mehr. Und Gott sei Dank, im letzten Moment hat dann Heinz Hermann Göttsch sich bereit erklärt, die Lizenz zu beantragen. Er musste aber dann auch gewisse Leistungen erbringen. Und das war eigentlich die Geburtsstunde der Deutschen Eishockey Liga. Also nicht nur, dass das in Köln jetzt auf einmal anders gehen sollte. Der hat gesagt: ‚Ich mache das aber nur als GmbH!‘ Wenn ich hier Millionen investiere, dann kann ich nicht von einer Mitgliederversammlung abhängig sein, sondern brauche kurze Wege und dann entscheiden. Da gab es in den Statuten noch keine GmbH. Es waren alles eingetragene Vereine. Und da schlug die große Stunde von Bernd Schäfer III, der es dann übernommen hatte. Da habe ich mit Schäfer häufig nachts in seinem Büro gesessen und wir haben überlegt: Wir müssen einen Schnitt machen, was die Verbindlichkeiten angeht. Sonst geht das nicht.
    Irgendwo stößt man dann auch bei einem Investor auf Grenzen. Das bedeutet dann, dass die Gläubiger auf die Hälfte ihrer Forderungen verzichten mussten und die andere Hälfte in drei Jahresraten bezahlt wird. Letztendlich haben das eigentlich alle mitgemacht. Die Gänge zu den Gläubigern waren nicht leicht. Ich vergesse das eine oder andere auch nicht mehr. Aber es ist dann doch so gekommen. Und leider war es eben dann so, dass jemand reklamiert hatte. Das ging dann auch durch die Zeitung. Im Stehplatzbereich wurden zu viele Karten gedruckt. Und dann kam das Finanzamt und sagte: ‚Das ist aber interessant!‘
    Dass da zu viele Karten gedruckt wurde, das interessiert uns gar nicht, sondern uns interessiert, was denn mit den Erlösen ist. Dann hat das Finanzamt noch gesagt: ‚Da sind aber keine Steuern darauf entrichtet worden und keine Sozialabgaben.‘
    Ja, und das kam dann auch noch dazu. Also das war kein guter Start.

    Aber die große Leistung von Bernd Schäfer war nicht nur den GmbH-Vertrag auszuarbeiten, sondern vor allen Dingen auch mit den anderen Vereinen, es waren ja noch alles Vereine, die dann noch in der obersten deutschen Eishockey Liga spielten, mit denen die Vereinbarungen zu erzielen, dass die sich dann auch in Kapitalgesellschaften umwandeln. Ich glaube, einer der letzten Vereine war dann die Düsseldorfer Eislauf-Gemeinschaft. Mit den anderen hatte der das hinbekommen, dass es irgendwie geht und dass man eine Übergangslösung fand.

    Er war ja dann auch der erste Geschäftsführer der Deutschen Eishockey Liga.

    Bernd Schäfer, wenn man mit ihm am Tisch saß und mit ihm in Ruhe reden konnte, war er ein super Mensch. Aber als Anwalt war er nicht ganz zu Unrecht gefürchtet. Er kannte jeden Trick. Das war dann schwierig, mit ihm Vereinbarungen zu erzielen. Das war dann zwar immer korrekt, aber die Formulierungen, das war schon ein Werk für sich. Das konnte man dann so oder so interpretieren. Und er wusste genau, wie das zu interpretieren war. Also die haben dann auch dieses DEL-Statut hinbekommen. Und nach und nach ist das dann entstanden. Jetzt war die Frage: Was ist denn mit den Vereinen, die dann noch übriggeblieben sind? Das war der ganze Nachwuchsbereich, denn ausgegliedert wurde nur das reine Profiteam, sonst nichts. Es mussten ja auch Lösungen gefunden werden. Und dann haben wir auch Kooperationsverträge entwickelt.“

     

Johannes Rau und seine Beziehung zum Sport



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Zu den Zeitzeugen NRW

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