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Reinhard Rasch

*1949
Langjähriger Leiter des Sport- und Bäderamtes in Paderborn

Als Jugendlicher bestach Reinhard Rasch durch läuferische Qualitäten auf der Mittelstrecke. Auch im Berufsleben blieb er dem Sport erhalten: Der Diplom-Verwaltungswirt leitete für viele Jahre das Sport- und Bäderamt der Stadt Paderborn.

Kurzbiografie

  • Geboren 1949 in Gütersloh
  • 1968 Westfalen-Meister 3×1.000m mit dem Gütersloher TV
  • 1971 1. Platz Westfalenmeisterschaft 4x800m (Westfalenrekord)
  • 1973 Abschluss zum Diplom-Verwaltungswirt, Stadt Gütersloh
  • 1974 Staatlich geprüfter Sportlehrer für Leichtathletik, DSHS Köln
  • 1974 1. Platz 10km, 28.Int. Paderborner Osterlauf
  • 1974-2013 Angestellter der Stadt Paderborn, ab 1980 Leiter Sport- und Bäderamt
  • 1994-2021 Deutsche Gesellschaft für das Badewesen e. V.
  • 1996-2017 Geschäftsführer Förderverein Pro Leistungssport Paderborn e. V.

Reinhard Rasch über …

… Erinnerungen an die britische Besatzung und seine Kindheit in Gütersloh

„Ich bin am 11. Juli 1949 in Gütersloh geboren und habe also die Nachkriegszeit noch in guter Erinnerung. Ich habe mit meinen Eltern im alten Gütersloher Rathaus mitten in der Innenstadt gewohnt. Und kann mich noch daran erinnern, wie Pferdewagen mit dem Milchkanister dahinter durch die Stadt gefahren sind und Milch verkauft haben. Ich kann mich auch daran erinnern, als die englischen Besatzungskräfte ihre Übungen und Manöver innerhalb des Stadtgebietes abgehalten haben. Und bei uns vor dem Schlafzimmerfenster, ich habe es aufgemacht und auf einmal sehe ich da im Grunde genommen einen englischen Soldaten, dann hinter der Hecke liegen, im Anschlag.  Das sind also die Dinge, die irgendwann ich schätze mal um 1952/53, in der in der Zeit gelaufen sind. Ich war im Kindergarten fast genau vor der Haustür. 300 Meter von Zuhause weg und bin dann 1956 in die Grundschule gekommen, damals noch Volksschule. Und habe dort die ersten Kontakte zum Sport gefunden, wie das so üblich ist in dieser Zeit zum Turnen. Die Turnhalle war auch nur 500, 600 Meter von Zuhause weg. Es war eine typische alte Turnhalle, hieß auch Jahn-Turnhalle. War aber so groß wie eine ballspielgerechte Zweifachhalle. Mit altem – ich weiß nicht, ob es Holzleimbinder, dann zu dem Zeitpunkt schon gegeben hat? Aber das Interessante dabei: Es war komplett ein Sägemehlboden. Und nachdem ich also dann im Turnen das eine oder andere an Gaumeisterschaften auch mal mitgemacht habe hat es mir aber nachher keinen Spaß mehr gemacht. Das hat den Grund, durch den Wechsel zur Realschule hatte ich natürlich einen völlig anderen Freundeskreis bekommen, die dann auch der der Leichtathletik gefrönt haben. Und da war für mich die eigentlich die Entscheidung ich will nicht mehr Turnen, sondern ich möchte also lieber Leichtathletik betreiben und zwar das Laufen. Meine Eltern haben gesagt: ‚Du bist und bleibst jetzt im Turnverein, da bist du drin, da hat es dir immer gefallen!‘ Aber die eigenen Neigungen sollten Eltern auch berücksichtigen. Dass man also auch dann das macht, was Spaß macht. Ich durfte also nicht zur Leichtathletik. Ich durfte auch nicht zum Fußball und habe dann den Umweg gewählt über die Sportabzeichen-Abnahmen, die sicherlich etwas weiter außerhalb des Gütersloher Kernstadtbereiches waren. Aber ich dachte auch: Da kannst du doch mitlaufen und kannst dann also auch vielleicht das eine oder andere dann machen. Denn in der Zeit oder bis zu diesem Zeitpunkt habe ich also andere Kinder in der Innenstadt herausgefordert und gesagt: ‚Lass uns doch mal um unsere Martin-Luther-Kirche in der Innenstadt rumlaufen!‘ Und habe dann auch so Rundenläufe gemacht. Und dann auch so Ausscheidungsrennen. Klar, die Veranlagung war dann vorhanden und dadurch hat man natürlich auch diese Läufe gewonnen. War so ein bisschen auch Selbstzweck. Und das Gleiche ist dann auch in den Pausen in der Grundschule gelaufen. Mit dem mit dem ähnlichen sportlichen Erfolg, aber auch mit der Situation, dass ich mehr oder weniger verschwitzt dann im Klassenraum gesessen habe und Lehrer und Lehrerinnen einen natürlich entsprechend angeguckt haben.“

… den informellen Sport in Paderborn

„Ab Anfang der 70er-Jahre war natürlich die Trimm-Aktion in Deutschland, die der Deutsche Sportbund initiiert hatte, entsprechend bekannt. Und da war es natürlich die Zielsetzung, die Inhalte und die Möglichkeiten entsprechend dann auch noch nach außen zu tragen. Wir sind 1974 damit angefangen, dass wir uns beim Deutschen Leichtathletik-Verband haben eintragen lassen, als 66. oder 68. Lauftreff. Den wir dann entsprechend betreut haben mit der LG Paderborn. Es war damals ein großes Problem, dann Übungsleiter zu gewinnen und vor allen Dingen eine große Akzeptanz zu erreichen. Man ist es ja gewohnt, dass man läuft. Nicht draußen auf der Straße oder in Parks, sondern dass man auf der Rundbahn etwas macht. Aber damit kann ich keine Leute begeistern. Und wenn man dann also die Bevölkerungsentwicklung in Paderborn sieht. Das sind also 50 Prozent oder 50.000 Einwohner bis 2014 mehr geworden, seit der Neugliederung. Und das ist immer ein kontinuierlicher Prozess gewesen. Und dann hat man natürlich nicht die entsprechenden normierten Sportanlagen da, sondern muss ja sehen, wie man dann möglicherweise über informelle Sportangebote, hier dem noch nicht in dem Maße vorhandenen Sportbedürfnis der Bevölkerung auch nachgekommen ist. Aber es ist uns auch gelungen, und die Lauftreffs haben sich entsprechender Nachfrage erfreut. Ich habe selbst damals noch in Gütersloh gewohnt und bin mit meiner damaligen Freundin dann samstags dann immer noch von Gütersloh aus nach Paderborn zum Lauftreff gefahren und habe die Gruppen entsprechend dann auch betreut. Und das läuft nach wie vor. Ich kann jetzt nicht sagen, an wievielen Standorten in Paderborn. Das lief aber sehr gut. Und daraus hat sich dann vor allen Dingen auch mit Heinz Nixdorf zusammen, dann entwickelt, dass wir angefangen haben Laufpfade, die wir an den Paderborner Fischteichen fast im Innenstadtbereich haben, beleuchtet haben. Man hat uns für verrückt erklärt, aber uns kam es natürlich auch als Läufer und für die Trainingsgruppen entsprechend zugute, dass wir eine entsprechende Beleuchtungsanlage dann hatten.“

… Sponsoring und den Einfluss von Heinz Nixdorf

„Ende der 1970er-Jahre kam die Sache mit Sponsoring dann auf. Es war nicht einfach, Firmen zu begeistern, weil man dieses Feld von Sponsoring mit seinen Möglichkeiten in dem Maße noch gar nicht richtig überschaut hat. Welche Möglichkeiten bestehen? Heinz Nixdorf ist einer gewesen, der, weil er ja nun auch aus der Leichtathletik kommt, von vornherein gesagt hat: ‚Wir müssen hier was tun!‘ Er hat auch der Kommune entsprechend, dann auf die Füße getreten, also eben: ‚Ihr müsste also was machen!‘ Und er ist derjenige gewesen, der in Paderborn als Mentor viele Dinge dann initiiert hat mit dem Ahornsportpark, mit der der Förderung der Leichtathletik auch. Und da hat es natürlich dann, auch ein großes Problem gegeben. Ich war ja seinerzeit auch in dem Vorstand vom LC Paderborn. Die Schwierigkeit, dass immer dann von anderen Firmen da draufgeschaut worden ist: ‚Wir brauchen ja für euch nichts zu tun. Ihr habt ja Heinz Nixdorf.‘ Heinz Nixdorf hat nie großen Wert daraufgelegt, auf reines Sponsoring, wie wir das heute sehen, sondern das war schon mehr ein Mäzenatentum. Ich sage jetzt mal bewusst von einer privaten und persönlichen Verrücktheit geprägt. Aber ein Idealist und ein Förderer, wie er im Buche steht.
Wir haben natürlich dann in den Jahren mehr Möglichkeiten, dann auch gemacht. Ich kann mich an einer Sache erinnern, dass wir als Sportamt nicht gesponsert worden sind, aber unterstützt worden sind, indem wir also irgendwann schon Mitte der 90er-Jahre oder in den 92er, 93er-Jahren, eine Ausstattung von einer Firma mit Computern bekommen haben. Und da war die Zielsetzung nur: Mach ein Bild in der Tagespresse mit dem Dezernenten. Und unsere Kämmerei, der Kämmereileiter ging natürlich in die Luft: Wie etwas Derartiges den denn sein könnte, dass wir mit so etwas an die Presse gehen würden. Aber da haben wir im Grunde genommen keine Scheu gehabt. Und wir hatten Anfang der 90er-Jahre auch dann mit dem jetzigen Geschäftsführer des SC Paderborn, der bei uns jahrelang gearbeitet hat, ein Konzept entwickelt sportliche Großveranstaltungen als Teil kommunalen Marketings. Und wenn man also derartige Dinge dann nicht gemeinsam mit Sponsoren und Mitfanziers macht, da hat man natürlich schlechte Karten und kommt nicht rein. Und da ist uns natürlich wirklich das eine oder andere gelungen, mit Hallenhandball, oder Basketball, Supercup. Wir hatten etliche andere Länderspiele. Und das lässt sich über Finanzen der Stadt nicht alleine erreichen. Ein Problem ist natürlich auch, dass man dann innerhalb der Verwaltung natürlich dann entsprechende Neider hat die auf einen schauen: ‚Ihr steht ja schon wieder in der Zeitung.‘ Da steht man dann also mit Michael Stich und Jim Courier, den hatten wir zu einem Schaukampf, dann eingeladen, dann drin. Und dann wird man natürlich entsprechend komisch angeschaut. Aber das hat uns alles wie man so schön sagt, nicht gejuckt. Wir sind unseren Weg gegangen und haben letztendlich den Paderborner Sport auch gemeinsam mit vielen anderen Aktivitäten unterstütz.“

… die Bedeutung interkommunaler Zusammenarbeit der Sportämter in Ostwestfalen

„Wenn man relativ frisch nach Verwaltungsausbildung und nach einer sportfachlichen Ausbildung, dann in die Sportverwaltung kommt. Ist es natürlich ein Bereich, den, denen man nicht lernen, vorher nicht lernen kann. Sondern da kommt es natürlich darauf an, dass die Altvorderen einem entsprechende Tipps und Ratschläge geben, wie man Probleme dann auch angeht. Und mein Vorgänger Heinz Bergmann, der ist also bei einer Sportamtsleitertagung in Bielefeld gewesen, und ich bin dann danach nach Lüneburg und bei jeder Sportamtsleitertagung gewesen und habe dort auch festgestellt, dass man dann in diesem Kreis, der Altvorderen dann sehr positiv als junger Spund aufgenommen worden ist. Und was man dort also an Erfahrungspotenzial für seine eigenen Tätigkeiten mitnehmen kann, dass ist also enorm. Und das hat mich dann also auch dazu bewegt, dass dann die Fragestellung dann kam: Wie geht das denn aus? Wir müssen uns also auch entsprechend klein gegliederter darstellen. Sodass ich also auch dann, wenn auch nicht den Vorsitz, aber dann auch den stellvertretenden übernommen habe in der Arbeitsgruppe der ostwestfälischen Sportamtsleiter. Weil mir also auch vor allen Dingen klar war — Sportentwicklung kann alleine nicht eine lokale Seite sein. Die muss also zumindest auch eine gewisse regionale Seite haben, dass man sich darauf abstimmt, auf bestimmte Aktivitäten. Und natürlich auch entsprechend austauscht. Und dadurch haben wir uns also auch regelmäßig in Ostwestfalen mit den Kollegen und Kolleginnen dann auch ausgetauscht. Das war also auch gut bis hin zu der gesamten Entwicklung, die dann war, was die Förderung der interkommunalen Zusammenarbeit dann auch betrifft. Dass man also auch dann wirklich sportpolitisch für die Region etwas gemacht, da ging das um eine regionale Sportschule. Es ging dann um die Sport- und Gesundheitsregion Ostwestfalen. Bis Paderborn dann eben auch Standort einer regionalen Sportschule wurde. Jetzt mittlerweile mit Sportinternat. Das ist natürlich dann positiv für Paderborn gewesen, aber auch das lässt sich da nur entsprechend interkommunal dann Regeln. Das der eine vom anderen weiß, was los ist. Damit nicht alle nebeneinander her planen und damit auch entsprechende Geld verbrannt werden könnte.“

… Bäderentwicklung ab den 1990er-Jahren

„Mit den ersten Kontakten zum Verein Deutscher Bäderfachmänner, da war erst die Tendenz so Ende der 80er-Jahre: ‚Wir brauchen keine kleinen Bäder mehr.‘ Diese kleinen Schulbäder diese Kisten, die bringen uns überhaupt nichts. Wir müssen also große Bäder haben. Und da haben wir in Paderborn schon die Meinung vertreten, dass wir gerade angesichts der demografischen Veränderungen und des Freizeitverhaltens sehen müssen, dass wir klein gegliederte Bäderbereich haben müssen. Denn die damals entstandenen Freizeitbäder, die hatten im Grunde alle Möglichkeiten, nur nicht zum Schwimmen oder zum Schwimmen lernen. Und das haben wir dann auch entsprechend vertreten. Und dieses Schulschwimm-Hallenbad, das mit 16 2/3 mal acht Meter, das ist mittlerweile zum dritten Mal modernisiert worden. Das ist also irgendwann entstanden, am Ende der 60er-Jahre und erfüllt nach wie vor seinen entsprechenden Zweck. Was will ich mit einem 50 Meter Hallenbad, wo möglicherweise kein Hubboden mehr drin ist, wo es also im Grunde genommen einen festen 80, 90 Zentimeter Nichtschwimmerbereich gibt, der dann zum Schwimmen nicht geeignet ist, dann ist immer die Leine noch dazwischen. Also das sind die Dinge, die dann gewesen sind. Und dann kommt natürlich noch eins drauf, und das sind auch dann die die eigenen Erfahrungen dann auch. Die aber im Nachhinein bundesweit überall festzustellen sind. Wenn man dann angesichts von Bäderentwicklungsplanungen auch Sanierungskonzepte mit integrierter hat, dann hat man also festgestellt: ‚Nein, da haben wir kein Geld für. Das geht nicht! Das machen wir nicht.‘ Und so ist die Situation. Wir sehen es ja heutzutage noch an der Brücke in Lüdenscheid. Es ist also etliches nicht investiert worden für Sanierungsarbeiten. Man hat zwar entsprechende Wirtschaftspläne gehabt, wo auch Abschreibungen mitenthalten waren. Aber die Abschreibungen sind nie in den Bäderbetrieben geblieben, sondern die sind dann mehr oder weniger im Gesamthaushalt verfrühstückt worden, damit der Kämmerer ein entsprechend die Luft für andere Sachen dann hatte. Und ich kann mir in meiner Situation damals so ein bisschen komisch vor, wenn man das Ganze betriebswirtschaftlich dann eigentlich anpackt und betreiben will, dass man dann mehr oder weniger auf sich alleine gestellt ist. Und mir ist danach auch mal gesagt worden: ‚Naja, wir finanzieren das schon. Betriebswirtschaftliche Aspekte spielen nicht unbedingt die Rolle.‘“

Trainingsumfeld im Gütersloher Turnverein

Vom Osterlauf zur beruflichen Passion

Wandlungsprozesse in der Paderborner Bäderlandschaft

Bürgernah und Kellerbar

Leitmotiv der Paderborner Sportstättenentwicklung


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format: